Kartäuserhof 24, Köln,
Hypnotherapie bei Nikotinabusus
„Die Theorie bestimmt,
was wir beobachten können."
Albert Einstein
Kapitel 1
Einleitung und Zusammenfassung
„Dass sie dennoch und immer noch an Dämonen glauben - sozusagen an andere, tiefer hinter den Dingen zurück
gezogene Dämonen - ist mir auch klar. Selbst Herr Shi-shmi glaubt an sie. Er bringt ständig kleine
Brandopfer dar. Die Brandopfer bestehen aus kleinen weißen Röllchen, die er in den Mund steckt und - erschrick
nicht - anzündet ... wie ein Feuerschlucker. Aber die Röllchen brennen nicht, sie glimmen nur, rauchen
und stinken ziemlich. Trotz scharfer Beobachtung konnte ich keinen Sinn in diesen verglimmenden Röllchen
erkennen. (...) Es muß also eine kultische Handlung sein. Herr Shi-shmi beweist übrigens eine halsbrecherische
und schon geradezu asketische Fertigkeit im Darbringen dieser Brandopfer. Bis das Röllchen nahe an seinen
Mund herangekommen ist, behält er es im Mund, erst wenn es so klein ist, wie mein kleinstes Fingerglied,
hört er damit auf. Dann scheint auch der Zauber (eine Bann-Beschwörung?), an die er ziemlich fest glaubt,
verflogen zu sein, denn den Rest des Röllchens wirft er achtlos weg. Etwa alle halbe Stunde - habe ich beobachtet
- bringt Herr Shi-shmi so ein Rauchopfer dar. Nie vergißt er es. Er führt stets ein Päckchen mit solchen
Röllchen mit sich, und in der Wohnung bewahrt er einen größeren Vorrat auf."
(Herbert Rosendorfer, Briefe in die chinesische Vergangenheit)
Während der Reisende aus der Vergangenheit das Rauchen als einen rituellen und sehr kultivierten
Akt beschreibt, sieht die Realität der Nikotinsucht manchmal wesentlich unkultivierter aus:
Eine Notiz im Schwäbischen Tagblatt vom Juni 2002 berichtet: „Seine Gier nach Zigaretten hat
ein Betrunkener (...) auf ungewöhnliche Weise zu stillen versucht. Mit einem gemieteten Radlader
mit Schaufel hat der 36-Jährige einen Zigarettenautomaten samt Betonfundament ausgegraben
und abtransportiert."
11 KAPITEL 1 EINLEITUNG UND ZUSAMMENFASSUNG
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Gewiß gehen die wenigsten Raucher derart rabiat vor, um ihre Sucht zu befriedigen; die allermeisten
jedoch sind sich der Tatsache bewußt, vom Nikotin abhängig zu sein. Sie nehmen daher
häufig Unannehmlichkeiten in Kauf, um Zigaretten zu beschaffen und um rauchen zu können:
Flugreisen, Kino- und Theaterbesuche werden vermieden, die Freizeitgestaltung beinhaltet dafür
häufig nächtliche Fahrten zum Zigarettenautomaten oder der Tankstelle; längere Konferenzen
ohne Pausen werden für viele Raucher zur regelrechten Qual. Manche Raucher „müssen" abends
länger aufbleiben, um möglichst spät die letzte Zigarette zu rauchen und so die nächtliche rauchfreie
Zeit kurz zu halten - als Alternative bietet sich für stark abhängige Raucher nur das gelegentlich
ebenfalls praktizierte regelmäßige nächtliche Aufstehen an, um zu rauchen.
Beim Wunsch, das Rauchen zu beenden, steht deshalb oft weniger der gesundheitliche Aspekt im
Vordergrund, sondern primär der Wunsch, endlich wieder die Form von Freiheit zu genießen,
die „Marlboro-Country" - trotz anderslautender Suggestionen der Zigarettenwerbung - sicherlich
niemals bietet. In Zeiten der wirtschaftlichen Rezession und damit einhergehender Reform
des Gesundheitswesens rückt das Rauchen aufgrund seiner enormen Folgekosten für das Gesundheitssystem
zudem ins gesellschaftspolitische Blickfeld: Besonders die - trotz mancher Präventionsansätze
- hohe Anzahl rauchender Jugendlicher in der BRD stimmt bedenklich. Allerdings
handelt es sich beim Nikotinkonsum trotz der gegenwärtigen gesellschaftlichen Brisanz um
ein altes Phänomen: Kapitel zwei der vorliegenden Arbeit beschäftigt sich mit seiner bis ins 15.
Jahrhundert zurückgehenden historischen Entwicklung, anschließend werden aktuelle Aspekte
und die gesundheitlichen Auswirkungen des Rauchens diskutiert und schließlich unterschiedliche
Erklärungsmodelle für den Nikotinabusus vorgestellt.
Das dritte Kapitel beleuchtet zunächst die allgemeinen psychotherapeutischen Wirkfaktoren und
stellt anschließend Theorien, Prämissen und empirische Belege zur Hypnotherapie vor. Im vierten
Kapitel werden Erfolgsvariablen der Raucherentwöhnung erörtert und eine Übersicht über
deren derzeitigen Stand (speziell in der BRD) gegeben. Anschließend werden Studien zum Einsatz
der Hypnotherapie in der Raucherentwöhnung vorgestellt und diskutiert. Das fünfte und
letzte Kapitel des Theorieteils beschreibt die Entwicklung des hier evaluierten Programms. Basierend
auf der mit meiner Kollegin Angelika Schlarb erstellten Diplomarbeit aus dem Jahr 1999, in
deren Rahmen eine hypnotherapeutische Raucherentwöhnung in Gruppen mit gutem Erfolg
angeboten worden war, wurde das Untersuchungsdesign der vorliegenen Studie für den Vergleich
des hypnotherapeutischen Vorgehens in der Gruppe mit dem im Einzelsetting konzipiert. Eine
Kontrollgruppe mit denselben verhaltenstherapeutischen Komponenten, die zusätzlich auch in
den Hypnosegruppen angeboten wurden, erlaubte außerdem den Vergleich mit einem nichthypnotherapeutischen
Vorgehen. Die Klienten aller Gruppen erhielten zudem Nikotinpflaster.
KAPITEL 1 EINLEITUNG UND ZUSAMMENFASSUNG 12
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Der zweite, empirische Teil dieser Arbeit beschreibt Durchführung und Ergebnisse der Raucherentwöhnungstudie
anhand einer Stichprobe von 149 Klienten. Im sechsten Kapitel werden
Erfolgsparameter und Hypothesen vorgestellt, Kapitel sieben erörtert das Untersuchungsdesign,
die Rekrutierung der Stichprobe und deren Zusammensetzung, den Behandlungsablauf und die
verwendeten Meßinstrumente.
Das achte Kapitel stellt die Ergebnisse der Studie vor. Wesentlich sind in diesem Zusammenhang
folgende Punkte:
Die Untersuchungsbedingung, in der die Raucher hypnotherapeutisch behandelt wurden, hatte
eine signifikant höhere Erfolgsrate als die Kontrollgruppe: 66,3 Prozent der Klienten der Experimentalbedingung
waren bei der Katamnese nach drei Monaten abstinent, aber nur 27,3 Prozent
der Kontrollgruppe. Zum Zeitpunkt der Zwölf-Monatskatamnese waren 48,1 Prozent der Probanden
der Experminentalgruppe und 22,6 Prozent der Kontrollgruppe abstinent. Dieses Ergebnis
belegt eine signifikante Überlegenheit der hypnotherapeutischen Vorgehensweise gegenüber
der Kontrollgruppenbehandlung.
Keine signifikanten Unterschiede hingegen zeigten sich beim Vergleich der Behandlung in der
Gruppe mit der im Einzelsetting: Die Erfolgsraten lagen jeweils ähnlich hoch. Dieser Befund ist
insofern erfreulich, als durch die abnehmende gesellschaftliche Akzeptanz des Rauchens, zunehmende
Rauchverbote und den vermehrt in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückten Nichtraucherschutz
effiziente und zugleich ökonomische Entwöhnungsmöglichkeiten vermehrt gefragt
sind - beispielsweise, wenn es darum geht, Programme für ganze Firmen anzubieten.
Wie bei einer hypnotherapeutischen Vorgehensweise zu erwarten, zeigte sich, dass Personen mit
ausgeprägterer Suggestibilität vermehrt vom vorliegenden Programm profitierten. Besonders gute
Erfolgsaussichten hatten außerdem diejenigen Raucher, die vor dem Beginn der eigentlichen Behandlung
über einen zuvor vereinbarten Zeitraum von zwei Tagen ohne fremde Hilfe nicht geraucht
hatten, ebenso Personen, die eigene Rituale entwickelt hatten, um sich vom Rauchen abzuhalten.
Überraschend waren die Befunde zur Nikotinpflasterverwendung: Die zusätzliche Verwendung
von Nikotinpflastern scheint hier nicht die positiven Effekte auf die langfristige Abstinenz
gehabt zu haben, die vorhergesagt worden waren; ebenso wenig ließ sich ein höheres Profitieren
der körperlich abhängigen Raucher (im Gegensatz zu den nur psychisch Abhängigen) vom
Nikotinpflaster nachweisen.
Weiter zeigte sich, dass die Klienten Rückfallsituationen in der Regel nicht korrekt vorhersagten,
und dass diejenigen, die bereits Aufhörversuche hinter sich hatten, erfolgreicher waren als Probanden,
bei denen es sich um den ersten Versuch handelte. Weitere Variablen zum Rauchverhal13
KAPITEL 1 EINLEITUNG UND ZUSAMMENFASSUNG
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ten (wie Konsumhöhe oder die Dauer der als Raucher verbrachten Jahre) blieben ebenso wie
demographische Variablen ohne erkennbaren Einfluß auf den Behandlungserfolg: Das Programm
scheint demnach für unterschiedlichste Personen mit unterschiedlichem Rauchverhalten
gleichermaßen erfolgversprechend zu sein.
Bezüglich der psychischen Symptombelastung der Probanden wurde belegt, dass bei der Katamnese
abstinente Personen bei Behandlungsbeginn geringere Werte in den Skalen Depression,
Ängstlichkeit, phobischer Angst und globaler psychischer Belastung (erhoben mit der SCL-90-R)
sowie geringere Ärger-Dispositions-Werte (Erhebungsinstrument: STAXI) zeigten als nicht Abstinente.
Für die Skalen des STAXI - eines Instruments zur Erfassung des Ärgerausdrucks -
wurden außerdem teilweise deutliche Unterschiede zwischen den hier Behandelten und der Eichstichprobe
festgestellt: Dies betraf insbesonders das Ausmaß des nach innen gerichteten Ärgers
bei Frauen; letztere hatten, jedoch nur bei der Katamnesemesung, extrem hohe Werte, was auf
ein hohes Maß an unterdrücktem, physisch oder verbal nicht geäußertem Ärger schließen läßt.
Im neunten und letzten Kapitel werden die Ergebnisse zusammengefaßt, kritisch diskutiert und
ein Ausblick für mögliche weitere Forschungsarbeiten im Bereich der hypnotherapeutischen
Raucherentwöhnung gegeben.
Anmerkung zur formalen Gestaltung:
In dieser Arbeit soll mit dem Begriff „Trance" der Zustand beschrieben werden, der durch eine
hypnotherapeutische Behandlung hervorgerufen wird; „Hypnose" bezeichnet die dabei eingesetzte
Technik.
Da ich weder die weibliche noch die männliche Form ausschließlich verwenden möchte, aber die
Lesefreude auch nicht durch Wortgebilde wie „Experminentalgruppenteilnehmer/innen", welche
auf eine gleichberechtigte Nutzung der beiden Formen abzielen, trüben will, habe ich mich für
das kapitelweise Abwechseln zwischen männlichem und weiblichem Genus entschieden.
KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 14
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Kapitel 2
Tabakkonsum und Nikotinabhängigkeit
2. 1 Historische Entwicklung des Tabakkonsums
Im folgenden Abschnitt soll die Entwicklung des Tabakkonsums von den Anfängen bis heute
betrachtet werden (Hamann, 1999).
2. 1. 1 Kolumbus und die „brennenden Rollen" der Indianer
Als Kolumbus im Oktober 1492 im Glauben, Indien entdeckt zu haben, auf Kuba landete, traf er
auf dieser noch heute für ihren hervorragenden Tabak berühmten Insel der Überlieferung zufolge
bereits die ersten rauchenden Einheimischen. Sein Kundschafter Torres berichtete dazu:
„Unterwegs begegneten wir vielen Männern und Frauen, die ein kleines Feuerchen mit sich
führten, das in den Blättern eines Krautes glühte, dessen Rauch sie mit Entzücken und Wonne
einatmen. Dieses Kraut wickeln sie in ein trockenes Blatt und bilden eine Rolle. Die zünden sie
an dem einen Ende an und schlürfen und saugen am anderen, um den Rauch mit ihrem Atem
einzusaugen." (zitiert bei Barthel, 1988, S. 592).
Über die Herkunft des Wortes „Tabak" gibt es unterschiedliche Versionen: Während einerseits
behauptet wird, bereits die Indianer hätten die „brennenden Rollen" als „Tobacco" bezeichnet
(Irving, 1984), wird bei Barthel (1988) andererseits beschrieben, die Bezeichnung käme von den
kleinen Musketen, den „Tobago", welche spanische Kinder zu Pfingsten abfeuerten, und deren
Form den indianischen „Zigaretten" entsprach.
2. 1. 2 Die Verbreitung des Tabaks in Europa: Mode und Medizin
Wie auch immer - die Eroberer fanden an dem neuen Genußmittel schnell Gefallen und bald
wurden die ersten Tabakblätter nach Portugal, Spanien und Italien, wenig später auch nach
Frankreich und England und schließlich auch nach Deutschland exportiert. Der Rat der Stadt
Köln war es dann auch, welcher bereits im Jahr 1583 die erste Tabaksteuer erhob, die jedoch -
damals wie heute - die Verbreitung des Tabakkonsums nicht verhinderte.
15 KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT
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Obgleich Portugal und Spanien die ersten Länder waren, die das indianische Kraut im großen Stil
einführten, beginnt die Geschichte der Rauchkultur in England: Ein Engländer, Ralph Lane,
brachte aus Virginia die erste Pfeife, die bei den Indianern als heiliges Gerät galt, mit nach Europa.
Rasch wurde das Pfeiferauchen bei Hof Mode, und bereits ab 1620 wurden jährlich 100.000
Pfund Tabak aus Virginia nach England verschifft; der Export wuchs so schnell, dass Tabak in
Virginia teilweise als Zahlungsmittel diente. Unter Mary Stuarts Sohn, König Jakob I., wurde die
Einfuhr des „bösen Krauts" jedoch mit hohen Zöllen belegt. Wer auf der Straße rauchte, wurde
per königlichem Erlaß verprügelt, und schließlich wurde der Tabakanbau verboten. Dieses Verbot
blieb in England bis 1910 in Kraft.
Ganz anders gestaltete sich die Geschichte des Tabakkonsums in Frankreich: Hier war Tabak
zunächst weniger Mode als vielmehr Medizin. Der französische Botschafter Jean Nicot - nach
welchem später das Nikotin benannt wurde - stellte fest, dass sich durch das Auflegen von Tabakblättern
Hautkrankheiten heilen ließen. In der Zeit der Revolution war Rauchen und „Bürger
sein" in Frankreich ein und dasselbe: Es gab Cafés mit der Aufschrift an der Tür: „Ici on
s´honore du titre citoyen et on fume." (Hier ist man stolz, Bürger zu sein, und hier raucht man).
Schließlich avancierte Tabak zunächst in Frankreich, später in ganz Europa, zum Allheilmittel:
Das Rauchen wurde als Mittel gegen Lungenentzündung, Koliken, Gicht, Potenzstörungen und
Kopfschmerzen verordnet. Ein Erfurter Arzt schrieb 1644: „Tabak getrunken ist gut for die
Würmer, Tabak getrunken ist gut for den Stein, Tabak getrunken ist gut for das Zipperlein." Zudem
sei Tabak gut für Menschen, „so den Kopf viel gebrauchen müssen." (zitiert bei Hamann,
1999, S. 69).
Als 1640 in London die Pest ausbrach, mußten die in Eton studierenden jungen Männer als Vorbeugemaßnahme
rauchen, und bis in Mitte des 18. Jahrhunderts hinein hielt sich unter Medizinern
die Überzeugung, das sicherste Mittel zur Behebung von Unfruchtbarkeit bei Frauen sei es,
sie rauchen zu lassen.
Allerdings war der Tabak auch eine Medizin, die sehr gern eingenommen wurde, und so gab es
zeitweilig in Frankreich und Bayern Tabak nur in der Apotheke und auf Rezept, während in der
Schweiz der Konsum generell verboten, bei schweren Erkrankungen jedoch mit ärztlichem Rezept
erlaubt war, was merkwürdige und unerklärliche Epidemien zur Folge gehabt haben soll.
KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 16
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2. 1. 3 Die Tabakgegner
Es gab aber auch Tabakgegner; so schrieb zum Beispiel Goethe: „Das Rauchen macht dumm; es
macht unfähig zum Denken und Dichten. Es ist auch nur für Müßiggänger, für Menschen, die
Langeweile haben, die ein Drittel des Lebens verschlafen." (J. W. v. Gothe an K. L. v. Knebel,
zitiert bei Haustein, 2001). Tabak zählte außerdem zu den sogenannten „Lüsternheitswaren", und
Liselotte von der Pfalz führte sogar die männliche Homosexualität indirekt aufs Rauchen zurück,
wenn sie schreibt: „Mich wundert nicht mehr, wenn die Mannsleute die Weiber verachten und
sich untereinander lieben; die Weiber sind gar zu verachtliche Kreaturen itzunder mit ihrer
Tracht, ihrem Saufen und mit ihrem Tabak, der sie gräßlich stinken macht." (zitiert bei Barthel,
1988, S. 601).
Die Hauptgegner des Tabakkonsums fanden sich jedoch auf Seiten der Kirche: Der Mund galt als
Ein- und Ausgang der Seele und sollte nicht verunreinigt werden. Schon 1589 bestimmte daher
ein Gebot, dass vor Besuch der heiligen Messe das Konsumieren von Tabak nicht gestattet sei
und 1642 verbot Papst Urban VIII. unter Androhung der Exkommunikation, in Kirchen zu rauchen
oder zu schnupfen. 1724 wurde das Verbot jedoch von Benedikt XIII., einem starken Raucher,
wieder aufgehoben. Rigoros ging auch der russische Zar Michael gegen das Rauchen vor:
Wer rauchend angetroffen wurde, erhielt Prügel und noch etwas härter griff der Schah Abbas der
Große von Persien durch, unter dem Rauchern Nasen und Lippen abgeschnitten wurden. Noch
schlechter erging es ihnen in der Türkei: Dort wurden sie direkt am Tatort geköpft.
In Deutschland war man weniger rigoros, aber auch hier erließ ein Berliner Polizeipräsident 1810
ein Verbot des Rauchens auf den Straßen, „weil es ebenso unanständig als gefährlich und dem
Charakter gebildeter, ordnungsvoller Städte entgegen ist" (zitiert bei Barthel, 1988, S. 608). Einen
wirklich fanatischen Gegner des Rauchens gibt es jedoch auch in der deutschen Geschichte:
Adolf Hitler. Dieser verkündetet im März 1942, Deutschland könne nur von einem Nichtraucher
befreit werden und entfesselte die weltweit größte Nicht-Raucher-Kampagne, berichtet eine im
British Medical Journal veröffentlichte Studie (Spiegel, 7/1997).
Die Verteufelung des Tabakkonsums („Die deutsche Frau raucht nicht") schien jedoch eher zu
einer Protesthaltung zu führen; der Tabakkonsum in Deutschland stieg. „Da sich die Tabakkonzerne
außerdem als systemtreue Anhänger der Nazi- Bewegung zu erkennen gaben, konnten die
Anti-Tabak-Aktivisten letztlich wenig ausrichten. Selbst ihr Hinweis darauf, dass die drei Erzfeinde
des Reiches - Churchill, Roosevelt und Stalin - leidenschaftliche Raucher waren, während
die drei Faschistenführer Hitler, Franco und Mussolini sich als stramme, asketische Nichtraucher
für ihr Volk aufopferten, verpuffte ohne den gewünschten Propagandaeffekt." (Spiegel, 7/1997,
S. 188).
17 KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT
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2. 1. 4 Die europäische Politik und der Tabak
Wie auch schon in der französischen Revolution gewann das Rauchen während des Dritten Reiches
also eine politische Bedeutung. In seiner Kulturgeschichte des Rauchens weist Barthel auf
einen weiteren politischen Aspekt des Rauchens hin: „Dass Rauchen zum einen eine Rolle spielte,
wenn es politisch gärte, darauf deutet eine Herleitung des Wortes Fidibus. Ein Fidibus soll ein
geheimer Zettel gewesen sein, auf dem die unruhigen Studenten der Metternichzeit jeweils zu
ihren Tabakkollegien einluden und der jedesmal mit den Worten „Fidelibus fratibus" (den treuen
Brüdern) begann. Auf diesen Treffen wurden nach dem Hambacher Fest von 1832 politische
Pläne demokratischer und nationaler Couleur geschmiedet. Damit den Behörden der Reaktion
diese Einladungszettel nicht als Indizien dienen konnten, verbrannte man sie, indem man damit
die Pfeifen anzündete." (Barthel, 1988, S. 607).
Aber nicht nur im Untergrund erfüllte das Rauchen oder Nichtrauchen politische Funktionen; es
eignete sich ebenso für den offenen politischen Widerstand: Als 1815 auf dem Wiener Kongreß
italienisches Gebiet Österreich zugesprochen wurde, reagierte Italien, dessen Tabak zum größten
Teil aus Österreich importiert wurde, mit einem „Tabakkrieg"; es hörte auf, den österreichischen
Tabak zu konsumieren.
Auf diplomatischer Ebene setzte Otto von Bisamarck das Rauchen ein. Über die Sitzungen einer
Kommission in Frankfurt um 1850 - auf der bislang nur der Vertreter Österreichs geraucht hatte
- berichtete er (zitiert nach Rost, 1968): „Als ich nun hin kam, gelüstete mich´s ebenfalls nach
einer Zigarre, und da ich nicht einsah, warum nicht, ließ ich mir von der Präsidialmacht Feuer
geben, was von ihr und den anderen Herren mit Erstaunen und Mißvergnügen bemerkt zu werden
schien. (...) Für diesmal rauchten nun bloß Österreich und Preußen. Aber die anderen Herren
hielten das augenscheinlich für so wichtig, dass sie darüber zu Hause berichteten. Die Sache erforderte
reifliche Überlegung, und es dauerte wohl ein halbes Jahr, dass nur die beiden Großmächte
rauchten. Darauf begann auch Schrenkh, der bayerische Gesandte, die Würde seiner
Stellung durch Rauchen zu bewahren. Der Sachse Nostitz hatte gewiß auch große Lust dazu, aber
wohl noch keine Erlaubnis von seinem Minister. Als er indes das nächste Mal sah, dass der Hannoveraner
Bothmer sich eine genehmigte, muß er sich mit Rechberg verständigt haben; denn er
zog jetzt ebenfalls vom Leder und dampfte. Nun waren nur noch der Württemberger und der
Darmstädter übrig, und die rauchten überhaupt nicht. Aber die Ehre und die Bedeutung ihrer
Staaten forderten es gebieterisch, und so langte richtig das folgende Mal der Württemberger eine
Zigarre heraus und rauchte sie als Brandopfer für das Vaterland wenigstens halb."
Bismarck selbst allerdings rauchte nicht nur, um die Gleichberechtigung Preußens gegenüber
Österreich zu behaupten; er war auch, was wir heute als Kettenraucher bezeichnen und schreibt
KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 18
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dazu in seinen Memoiren: „Ich habe auf den Reisen zwischen Frankfurt und Berlin (...) in einem
Jahre 2000 Meilen gemacht, damals stets die neue Zigarre an der vorhergehenden entzündend
(...)." 1898 starb Bismarck nach langem Leiden an den Folgen dieses exzessiven Tabakkonsums.
2. 1. 5 Veränderung der Tabakkonsumformen im geschichtlichen Verlauf
Im Verlauf der Geschichte des Tabaks änderte sich jedoch nicht nur dessen Bewertung und politische
Bedeutung, sondern auch die Art, ihn zu konsumieren: Während er zunächst in der Pfeife
geraucht, geschnupft und gekaut, sowie zu medizinischen Zwecken auf die Haut aufgetragen,
pulverisiert und inhaliert wurde, kam im 18. Jahrhundert der Gebrauch von Zigarren und Zigaretten
auf. Dabei setzte sich die Zigarre zunächst in Italien durch, wo 1779 ein deutscher Maler
vom Vatikan das Recht, „bastioni di tabaco" zu deutsch „Tabakstäbchen", herzustellen bekam.
Von der Zigarette dagegen, ursprünglich von den Indianern erfunden, wird behauptet, Casanova
habe in Europa als erster das Zigarettenrauchen entdeckt. Und tatsächlich wurden im Spanien
seiner Zeit bereits Zigaretten geraucht. Das Papier für diese selbstgedrehten Zigaretten wurde in
Form kleiner Bücher in Buchhandlungen vertrieben. Ab 1784 gab es auch die ersten industriell
gefertigten Zigaretten aus der königlichen Tabakfabrik in Sevilla. Durchsetzen konnte sich diese
neue Form des Tabakkonsums aber erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit der Entwicklung
besserer Zigarettenpapiere; bis dahin war stets das Papier schneller als der Tabak verbrannt.
Berühmte Zigarettenkonsumentinnen dieser Zeit waren Napoleon III. und die österreichische
Kaiserin Sissi, die - selbst Kettenraucherin - das Rauchen schließlich auch am Wiener Hof etablierte.
2. 1. 6 Die Zigarette im 20. Jahrhundert
Im 20. Jahrhundert wurde die Zigarette fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens: Sie
zeichnete sich durch ein hohes Maß an Alltagstauglichkeit aus, praktisch im Handling und der
Aufbewahrung, bald überall legal zu erwerben, sowie erschwinglich und die relativ kurze Dauer
einer „Zigarettenlänge" ließ eine Raucherpause in allen möglichen Lebenslagen zu.
Nach dem 2. Weltkrieg wurden in Deutschland die bis dahin überwiegend orientalischen Zigaretten
von den „Amis" abgelöst. Die neue amerikanische Zigarette avancierte nach Kriegsende
sogar für einige Zeit zum Zahlungsmittel und bestimmte den Wechselkurs: Bis zur Währungsreform
wurden für 20 Ami-Zigaretten bis zu 1000 Reichsmark bezahlt.
19 KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT
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Diese Verbindung zwischen Zigaretten und Amerika hat sich bis heute in der Werbung gehalten:
Man denke an den „Marlboro-Cowboy", „let´s go West" oder an den Markennamen „Astor";
Johann Jacob Astor war ein amerikanischer Millionär deutscher Abstammung. Auf die neuesten
aktuellen Entwicklungen bezüglich des Rauchens gegen Ende des 20. und zu Beginn des 21.
Jahrhunderts wird im nächsten Abschnitt ausführlich eingegangen
Zum Abschluß des historischen Überblicks noch eine Meldung des Schwäbischen Tagblatts vom
Mai 2001: „ Der prominente israelische Rabbiner Ovadia Yossef hat drakonische Strafen gegen
Raucher gefordert. Tabakkonsumenten sollten mit 40 Stockschlägen bestraft werden, forderte der
Vorsitzende der orthodoxen Shass- Partei. (...) Hersteller und Verkäufer von Tabakwaren würden
vom Himmel bestraft." Wer raucht, bekommt Schläge - dies scheint sich vom 17. bis ins 21.
Jahrhundert hinein nicht gänzlich verändert zu haben.
2. 2 Aktuelle Entwicklungen bezüglich des Rauchens
2. 2. 1 Konsumverhalten deutscher Raucherinnen
2. 2. 1. 1 Raucherinnen in der BRD: Demographische Unterschiede
Tabak wird heute zumeist geraucht, nur noch sehr selten gekaut oder geschnupft (Bundesministerium
f. Jugend, Familie und Gesundheit, 1983, S. 92). Geraucht wiederum werden in 97 Prozent
der Fälle Zigaretten; nur drei Prozent der Raucherinnen rauchen Pfeife, Zigarillos oder Zigarren.
Weltweit rauchen nach Angaben der WHO derzeit mehr als 1,1 Milliarden Menschen; etwa 18
Millionen davon sind Deutsche, davon gelten 4 Millionen als süchtig. In der BRD ist die Zahl der
Raucherinnen zwischen 1995 und 2000 trotz aller Kampagnen gleich geblieben: 35 Prozent der
Männer und 22 Prozent der Frauen1 - insgesamt 28 Prozent der deutschen Bevölkerung ab 15
Jahren - rauchen. Dabei nimmt in der Altersklasse der über 40-jährigen der Anteil der Raucherinnen
ab, nachdem die Quote bei den 35 bis 40-jährigen ihren Höchststand erreicht.
Zu diesem Ergebnis kam eine Umfrage des statistischen Bundesamtes (dpa, 28. 07. 2000). Weiter
ergab die repräsentative Erhebung, dass in den nördlichen Bundesländern (vor allem in Berlin,
Bremen und Hannover) mehr geraucht wird als im Süden: Die geringsten Raucherinnenanteile
haben Sachsen, Bayern und Baden-Württemberg.
1 Der Anteil der Raucherinnen nahm in der BRD während der letzten Jahre kontinuierlich zu, während der prozentuale
Anteil der männlichen Raucher sank.
KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 20
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Bezüglich der soziologische Verteilung des Tabakkonsums fällt folgendes auf: „In der Unterschicht
wird signifikant häufiger geraucht als in der Oberschicht (...). Dagegen finden sich in
Großstädten signifikant häufiger, in Gemeinden unter 5000 Einwohnern signifikant die wenigsten
aktuellen Raucher." (Bundesministerium f. Jugend, Familie und Gesundheit, 1983).
Auch zwischen verschiedenen Berufsgruppen gibt es, wie die nachfolgende Graphik veranschaulicht,
deutliche Unterschiede im Rauchverhalten:
Graphik 1: Rauchverhalten einer Auswahl verschiedener Berufsgruppen
Allerdings scheint nicht nur die Angehörigkeit zu bestimmten Berufsgruppen mit hohem Zigarettenkonsum
einher zu gehen, sondern auch das Fehlen einer Erwerbstätigkeit: 47 Prozent der
Erwerbslosen rauchen, aber nur 36 Prozent der Erwerbstätigen. Auch Geschiedene rauchen mit
44 Prozent weitaus häufiger als Verheiratete (26 Prozent).
2. 2. 1. 2 Konsumhöhe
Von den regelmäßigen Raucherinnen geben sieben Prozent an, weniger als fünf Zigaretten am
Tag zu rauchen, 74 Prozent rauchen zwischen sechs und 20 Zigaretten täglich und 19 Prozent
konsumieren mehr als eine Schachtel pro Tag (dpa, 28. 07. 2000).
Der durchschnittliche Konsum einer Raucherin liegt damit bei etwa einer Schachtel pro Tag. Vor
circa 15 Jahren lag der tägliche Verbrauch noch bei ungefähr 15 Zigaretten. Umgerechnet auf
einen 16-Stunden-Tag bedeutet dies, dass alle 48 Minuten die nächste Zigarette konsumiert wird.
51,8% 51,6% 51,5% 51,2%
23,9% 22,5%
18,0% 17,6%
0%
20%
40%
60%
Berufskraftfahrer
Bauarbeiter
Bergleute
Maler u. Lackierer
Verwaltungskräfte
Naturwissenschaftler
Lehrer
Ärtzte u. Apotherker
Raucheranteil
21 KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT
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„Tatsächlich wird bei jeder Gelegenheit zur Zigarette gegriffen, und mit den vorgeschobenen
Gründen verdeckt man, dass bereits das Stadium der Sucht erreicht ist, in dem die Kontrolle über
Ja und Nein zur Zigarette beinahe verloren ist." (Deutsche Herzstiftung, o. J.).
2. 2. 2 Volkswirtschaftliche Entwicklungen
Nach Ende des zweiten Weltkriegs begannen sich die Konzerne Philip Morris (Marlboro, L&M,
Chesterfield), R. J. Reynols Tobacco (Camel, Overstolz, Reyno) und die British-American Tobacco
(Lucky Strike, HB) auf dem deutschen Markt anzusiedeln. Die Umsatzzahlen stiegen zunächst
beständig, stagnierten während der 80-er Jahre und steigerten sich nach dem Fall der Berliner
Mauer wieder: 82 Millionen Zigaretten pro Tag hatten die DDR-Bürger schon ohne Werbung -
die verboten war - und ohne Automaten geraucht; mit Werbemaßnahmen ließ der Umsatz sich
leicht noch steigern (Hamann, 1999).
Obwohl sich in den 90-er Jahren Tabakgegnerinnen vermehrt zu Wort meldeten, stieg der Umsatz
weiter; möglicherweise mitbedingt durch den Zuzug von Aussiedlern, die häufig rauchten.
Auch steigende Preise konnten kaum vom Rauchen abhalten. Nachdem die bundesdeutsche Tabaksteuer
2001 an den höheren EU-Standard angepaßt und in der Folge die Zigarettenpreise
erhöht worden waren, hatte dies keinen Rückgang der Verkaufszahlen zur Folge.
Dennoch scheinen sich die großen Konzerne - möglicherweise in der Erwartung, dass Aufklärung
und Nichtraucherkampagnen schließlich doch nicht ohne Resonanz bleiben werden - derzeit
umzuorientieren: RJR und Morris kauften sich erfolgreich in die Nahrungsmittelbranche ein,
Reemtsma legte sich Brauereien zu, und eine Tochterfirma der British American Tobacco kaufte
eine Duschkabinenfirma (Hamann, 1999). Sicherlich hängt dies auch mit der Entwicklung auf
dem amerikanischen Markt zusammmen:
Anders als in Deutschland ist in den USA ein deutlicher Trend weg vom Rauchen zu verzeichnen:
Dort sank die Raucherrate von 1965 bis 1993 von 42,4 auf 26,2 Prozent, was im wesentlichen
auf öffentliche Aufklärungskampagnen zurückzuführen ist (Tölle, 1997).
Derartige Aufklärungsaktionen gibt es in den letzten Jahren auch in Europa immer häufiger und
in immer größerem Umfang.
KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 22
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2. 2. 3 Initiativen gegen den Tabakkonsum
„Ja zum Sport heißt Nein zum Tabak": Unter diesem Motto stand der Welt-Nichtrauchertag am
31. 05. 2002, der mit der Fußball-Weltmeisterschaftseröffnung zusammenfiel. Im Rahmen der
Initiative der Deutschen Krebshilfe sollten insbesonders an sportlicher Fitness interessierte Raucherinnen
angesprochen werden, ihren Sportidolen nachzueifern und das Rauchen einzustellen
(Schwäbisches Tagblatt, 01. 06. 2002).
Zur bislang weltweit größten Nichtraucherkampagne der Weltgesundheitsorganisation riefen im
Mai 2002 die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und das Deutsche Krebsforschungszentrum
auf. Im Rahmen der Aktion „Rauchfrei 2002" wurde ein Preisgeld in Höhe von
insgesamt 10.000 Euro ausgesetzt: Wer vom 1. Mai an vier Wochen nicht rauchte (und davor
mindestens zwölf Monate regelmäßig geraucht hatte) konnte 2500 Euro gewinnen (dpa, 30. 04.
2002). 50.000 Menschen beteiligten sich in Deutschland an der Initiative, weltweit waren es nach
Schätzungen des Deutschen Krebsforschungszentrums eine Million. Damit verdoppelte sich die
Anzahl der Beteiligten im Vergleich zur letzten Kampagne im Jahr 2000 -
Stichprobenbefragungen zufolge blieben 30 Prozent der hier Beteiligten nach Ablauf der vier
Wochen weiter abstinent (Schwäbische Zeitung, 13. 02. 2002).
In Frankreich sorgte im Sommer 2002 eine Nichtraucherkampagne besonderer Art für Aufregung:
In einem 27-Sekunden-Spot wurde ein Mann gezeigt, der an Lungenkrebs leidet und nur
noch 39 Kilogramm wiegt. „Er hat noch fünf Tage zu leben", sagt der Sprecher über den Kranken,
der im Januar 1999 starb und dessen Agonie von seiner Frau gefilmt wurde (dpa, 24. 07.
2002). Die Franzosen reagierten schockiert: Derartige „Realo-Bilder" waren in Frankreich noch
nie gesendet worden, wohl aber bei den Briten, wo solche Schockbilder Studien zufolge Wirkung
gezeigt haben sollen.
Auch von Seiten der Bundesärztekammer gab es eine Initiative zum Thema Raucherentwöhnung.
Im Frühjahr 2001 stellte sie neue „Therapie-Empfehlungen zur Tabakabhängigkeit" vor, die
schädliche Folgen beleuchten und den praktizierenden Arzt mit Behandlungsmethoden vertraut
machen sollen. Zudem appellierte die Kammer an die Krankenkassen, die Kosten der Raucherberatung
in Zukunft zu erstatten (Schwäbische Zeitung, 11. 04. 2001), blieb damit jedoch bislang
erfolglos.
23 KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT
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2. 2. 4 Schmerzensgeld bei tabakbedingten Erkrankungen
2. 2. 4. 1 Schadenersatzforderungen in den USA
Zur Kasse gebeten werden jedoch zunehmend die Tabakkonzerne; die Geschichte der USamerikanischen
Rechtsprechung bei Schadensersatzklagen erkrankter Raucherinnen stellt sich als
eine Liste ständig steigender Dollarsummen dar:
Am 11. 08. 1996 verurteilte ein Geschworenengericht im amerikanischen Bundesstaat Florida den
Zigarettenkonzern Brown & Williamson Tobacco Co. dazu, einem langjährigen Raucher, der an
Krebs erkrankt war, 750.000 Dollar zu zahlen. Das Urteil wurde zwar später revidiert, stellt aber
dennoch einen Wendepunkt bezüglich der Behandlung von Entschädigungsklagen erkrankter
Raucherinnen dar. Im März 1997 wurde ein amerikanische Tabakkonzern der Ligett-Gruppe
dazu verpflichtet, den US-Staaten in den nächsten 25 Jahren jeweils 25 Prozent seiner Bruttogewinne
zu überlassen. Im Juni 1997 kam es zu einer Einigung zwischen den Tabakkonzernen und
den US-Staaten, im Rahmen derer die Konzerne die staatlich auferlegten Beschränkungen bezüglich
Plakatwerbung und Zigarettenautomaten akzeptierten. Außerdem mußten sich drei große
Konzerne verpflichten, in den nächsten 25 Jahren 368 Milliarden Dollar in einen Fond einzuzahlen,
aus dem unter anderem Antiraucherkampagnen und Entwöhnungskuren finanziert werden
sollten.
Im Juli 2000 verhängte ein Gericht in Miami eine Rekordstrafe in Höhe von 145 Milliarden Dollar
Schadensersatz (und damit zugleich die höchste je ausgesprochene Zivilstrafe) gegen fünf führende
Konzerne (Schwäbisches Tagblatt, 17. 07. 2000). Angestrengt hatten das Musterverfahren
drei krebskranke Ex-(?) Raucherinnen. Im Mai 2001 erklärten sich laut einer Notiz im Schwäbischen
Tagblatt vom 05. 05. 2001 drei weitere US-Tabakfirmen bereit, 700 Millionen Dollar an
kranke Raucherinnen beziehungsweise an Hinterbliebene verstorbener Raucherinnen zu zahlen.
Im August 2001 schließlich wurde der amerikanische Tabakkonzern Philip Morris dazu verurteilt,
einem an Lungenkrebs erkrankten Raucher 100 Millionen Dollar zu bezahlen, kam dabei jedoch
noch billig davon, da die vorherige richterliche Instanz - gegen die der Konzern in Revision gegangen
war - dem Geschädigten drei Milliarden Dollar als Strafzahlung und weitere 5,5 Millionen
als Entschädigung zugesprochen hatte (Schwäbisches Tagblatt, 11. 08. 2001).
2. 2. 4. 2 Auswirkungen auf Deutschland
Während einige Gegner des Nikotinkonsums und der Tabakindustrie die US-Urteile begrüßen,
gibt es auch kritische Stimmen, die befürchten, dass, sollte die Entwicklung in Europa ähnlich
verlaufen wie in den USA, auch hierzulande bald kein Kaffeebecher ohne die Aufschrift „Kaffee
kann sehr heiß sein und zu Verbrennungen führen" zu finden sein wird. Dies käme ihrer MeiKAPITEL
2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 24
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nung nach einer Bankrotterklärung an die Mündigkeit von Bürgerinnen und Bürgern gleich und
würde der Verantwortung jedes einzelnen, angemessen auf die eigene Gesundheit zu achten,
nicht gerecht. Bislang müssen gemäß der deutschen Rechtsprechung allerdings nur solche Schäden
ersetzt werden, „bei denen der konkrete Verursacher, die Schadenentstehung und die Höhe
des Schadens im Einzelfall nachgewiesen und beziffert werden könnten." (v. Hippel, 1998); da
dies im Falle der tabakbedingten Gesundheitsschäden kaum möglich sein dürfte, hat die deutsche
Tabakindustrie bislang wenig zu befürchten. Da im deutschen Sozialversicherungssystem die
Behandlungskosten vom Versicherer getragen werden, haben Geschädigte bei uns auch weniger
Anlaß, diese Art der Rechtsprechung in Frage zu stellen. Betrachtet man allerdings die entsprechenden
Statistiken, so zeigt sich deutlich, dass zumindest die Sozialversicherung Interesse an
einer anderen Regelung der Kostenverteilung haben müßte: Die Einnahmen durch die Tabaksteuer
betrugen im Jahr 2001 12,1 Milliarden Euro (dpa, 28. 09. 2002); die Folgen der Tabakschäden
jedoch belasteten das Gesundheitswesen mit mindestens 16 Milliarden Euro.
2. 2. 5 Rauchverbote und Nichtraucherinnenschutz
In Deutschland sind laut einer Umfrage im Auftrag der Nichtraucher-Initiative Deutschlands
rund vier Millionen Nichtraucherinnen an ihrem Arbeitsplatz häufig oder ständig dem blauen
Dunst der Kolleginnen ausgesetzt. Das bedeutet, dass jede fünfte nichtrauchende Erwerbstätige
durch das Passivrauchen gesundheitlich geschädigt wird. Einige Zahlen zum Thema Nichtraucherinnenschutz
verdeutlichen die kritische Einstellung, die mittlerweile in der BRD dem Rauchen
gegenüber eingenommen wird (Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung, 1. 10. 2000):
Meinungen zum Nichtraucherinnenschutz in der BRD:
Hause keinem Zigarettenrauch ausgesetzt werden sollten.
25 KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT
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Trotz dieses Einstellungswandels der Bevölkerung hat der gesetzliche Nichtraucherinnenschutz
in der BRD einen schweren Stand: 1998 scheiterte ein diesbezüglicher Vorstoß einiger Abgeordneter
im Bundestag (dpa, 02. 05. 2001). Anders sieht die Situation im privaten Raum, in Gaststätten
oder im Bereich der öffentlichen Verkehrsmittel aus: In fremden Wohnungen zu rauchen,
ist unüblich geworden, in jedem Restaurant gibt es große rauchfreie Zonen, und in einem Großteil
der öffentlichen Verkehrsmittel sowie auf allen Inlands- und vielen Transatlantikflügen der
Lufthansa ist das Rauchen grundsätzlich verboten. Auch die deutsche Bahn macht ab September
2002 diesbezüglich einen Vorstoß, der aber wohl weniger dem Nichtraucherinnenschutz als der
Kostenersparnis und Verbesserung des Images der deutschen Bahnhöfe dient: Nachdem der
Bonner Hauptbahnhof im Rahmen eines Pilotprojekts schon seit Juli 2001 Deutschlands erster
„Nichtraucherbahnhof" ist und die diesbezüglichen Erfahrungen positiv waren, soll das Rauchen
von September 2002 in den 63 publikumsstärksten deutschen Bahnhöfen verboten werden.
2. 3 Der Beginn der „Raucherkarriere": Rauchen im Kindes- und Jugendalter
2. 3. 1 Rauchende Kinder und Jugendliche in der BRD
Zum Rauchverhalten von Kindern und Jugendlichen in Deutschland zunächst einige Zahlen:
Art: Laut einer Meldung der AP vom 26. 06. 2002 liegt es für Nikotin derzeit bei 13,6 Jahren.
damit ist es in keinem anderen Land für Kinder derartig leicht, legal Zigaretten zu erwerben.
Die deutschen Jugendlichen liegen damit mit ihrem Nikotinkonsum international an der Spitze.
Gleichzeitig sterben jährlich mehr als 100.000 Menschen in der BRD an den Folgen des Tabakkonsums2,
und längst ist hinreichend bekannt, dass, je länger jemand raucht, es desto schwieriger
wird, das Rauchen zu beenden (Buchkremer & Batra, 1995). Ebenso erschwert ein jugendliches
Einstiegsalter von unter 15 Jahren das Aufhören im Vergleich zu Raucherinnen, die schon 25
Jahre oder älter waren, als sie begannen zu rauchen (Deutsche Krebshilfe, 1996). Wesentlich ist
2 Im Vergleich zu „nur" 50.000 Alkohol-Toten.
KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 26
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das Einstiegsalter zudem auch in Bezug auf das Risiko, an Krebs zu erkranken: Wird vor dem 15.
Lebensjahr mit dem Rauchen begonnen, so erhöht sich das Lungenkrebsrisiko im Vergleich zu
Raucherinnen, die erst nach dem 25. Lebensjahr regelmäßig zur Zigarette greifen, um das Fünffache.
Unter diesen Gesichtspunkten sind die oben genannten Zahlen um so alamierender; erste
Konsequenzen, unter anderem von Seiten der Bundesregierung, werden derzeit erwogen:
2. 3. 2 Gesetzesmaßnahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen
Mit dem „Aktionsplan Drogen und Sucht" will die Regierung im Frühjahr 2003 ihre Drogenpolitik
erweitern (Schwäbisches Tagblatt, 26. 06. 2002). Dabei soll insbesonders den legalen Suchtmitteln
der Kampf angesagt werden. Der Aktionsplan soll konkrete Ziele für die nächsten zehn
Jahre enthalten; zur Überprüfung der Umsetzung der Maßnahmen ist die Einrichtung eines „Nationalen
Drogen- und Suchtrats„ vorgesehen. Geplant ist außerdem eine Änderung des Jugendschutzgesetzes:
Wie beim Alkohol soll es ein Verkaufsverbot für Tabakwaren an Jugendliche
unter 16 Jahren und ein Automatenverbot geben.
Die Zigarettenindustrie wäre mit einem Automatenverbot sicherlich nicht einverstanden, scheint
jedoch die Bereitschaft signalisiert zu haben, Zigarettenautomaten mit einer vier Jahre dauernden
Übergangsfrist auf Chipkartenbetrieb umzurüsten: Damit würden die Automaten für Jugendliche
unter 16 Jahren mit Hilfe der Chipkarte gesperrt. Bedenken kommen allerdings von Seiten der
Datenschützer: Würden die Daten der Chipkarte im Automaten gespeichert - was technisch kein
Problem wäre - so ließen sich präzise Konsumprofile der Kunden erstellen. Als „vertretbar"
bewertet der Bundesbeauftragte für Datenschutz das Verfahren jedoch, wenn lediglich das Altersmerkmal
abgefragt und keine Daten gespeichert würden (dpa, 06. 02. 2002).
Sicher ist jedoch, dass die Umstellung auf die Chipkarte den Zugang zu Zigaretten für unter 16-
jährige lediglich erschwert, aber nicht unmöglich macht; jede Jugendliche könnte sich problemlos
die Karte älterer Bekannter leihen. Zahlreiche Suchtexpertinnen sind daher der Ansicht, dass ein
Verkaufsverbot an unter 16-jährige nur dann wirksam wäre, wenn es mit einem Automatenverbot
einher ginge und dass außerdem ein Werbeverbot für Tabakprodukte notwendig wäre (dpa, 26.
07. 2002).
27 KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT
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2. 3. 3 Initiativen und Präventionsprogramme
Ein anderes staatliches Präventionsprogramm ist der in 16 europäischen Ländern stattfindende
Wettbewerb „be smart - don´t start". Dabei sollen Schulklassen überzeugt werden, ein halbes
Jahr lang nicht zu rauchen; der Einstieg soll hinausgezögert und die Auseinandersetzung mit dem
Thema Rauchen gefördert werden. Im Schuljahr 2000/2001 beteiligten sich in Deutschland
100.000 Schülerinnnen aus 4500 Klassen an der Aktion; circa ein Drittel soll die sechs rauchfreien
Monate durchgehalten haben (Schwäbisches Tagblatt, 23. 07. 2002).
Eine weitere staatliche Maßnahme zur Prävention ist das „Gesundheitsförderungsprogramm
Klasse 2000". Ziel ist hier die Suchtprävention in den ersten Schuljahren durch frühzeitige Förderung
einer positiven Gesundheitseinstellung und Stärkung des Selbstwerts der Kinder. Die in
zahlreichen bayerischen Schulen erprobte Maßnahme erbrachte signifikante Erfolge im Vergleich
zwischen den Interventions- und Kontrollklassen (Dupree & Bölcskei, 1998).
Insgesamt sind die bisherigen staatlichen Versuche zur Primärprävention in Deutschland zu begrüßen,
scheinen jedoch noch nicht in ausreichendem Umfang wirksam geworden zu sein, während
in Großbritannien, Norwegen und Finnland die Zahl nicht rauchender Schüler steigt; Folge
einer restriktiven Politik mit Werbeverboten und umfassenden Präventionsmaßnahmen (Haustein,
2001).
Ein Antiraucherprogramm für Jugendliche bietet auch die Heidelberger Thoraxklinik an: Regelmäßig
werden dort Schulklassen eingeladen, um die Folgen des Rauchens - den meisten Jugendlichen
theoretisch bereits bekannt - real zu erleben. In der Klinik werden Patientinnen wegen
Lungenkrebs behandelt; 90 Prozent von ihnen hatten geraucht. Im Rahmen eines Vortrags sehen
die Jugendlichen Videos von Bronchoskopien, werden Zeuginnen der Bestätigung der Verdachtsdiagnose
und haben Gelegenheit, mit an Lungenkrebs erkrankten Patientinnen zu sprechen.
Die meisten Jugendlichen zeigen sich im Anschluß beeindruckt oder schockiert; viele nehmen
sich als Konsequenz vor, das Rauchen zu beenden (Schwäbisches Tagblatt, 26. 07. 2002).
Aber auch von Seiten der Tabakindustrie gab es Ankündigungen, für den Schutz von Kindern
und Jugendlichen vor den Gefahren des Nikotins tätig zu werden: Am 11. 10. 2000 berichtete das
Schwäbische Tagblatt über einen siebenstelligen Betrag, den die Zigarettenindustrie dem Gesundheitsminsterium
zur Unterstützung einer Kampagne gegen das Rauchen im Jugendalter zur
Verfügung stellen wollte. Allerdings bemängelte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung
noch ein Jahr später (Schwäbisches Tagblatt, 11. 11. 2001), dass „den Ankündigungen, Präventionsmaßnahmen
auch finanziell zu unterstützen, (...) bislang keine Taten gefolgt (sind)."
KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 28
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Interessant ist auch der folgende Vorstoß von Philipp Morris zum Thema Jugendschutz: Der
weltgrößte Zigarettenhersteller drehte einen „Kinowerbespot gegen das Rauchen im Jugendalter".
Darin wird ein 14-jähriger gezeigt, der sagt: „Ich rauche nicht". Kritische Stimmen schätzen
die Kampagne allerdings als „Werbung durch die Hintertür" ein, die einzig dazu diene, die Grenzen
zwischen Werbung für und gegen den Tabak zu verwischen und - im Widerspruch zur vorgeschobenen
Intention - gerade die jungen potentiellen Konsumenten ansprechen solle (Nichtraucherinitiative
Deutschland, 2001).
2. 3. 4 Ursachen und Entwicklung des Rauchens im Kindes- und Jugendalter
Im allgemeinen verläuft die Entwicklung der Nikotinabhängigkeit in fünf aufeinanderfolgenden
Phasen: „Probierrauchen, unregelmäßiges Rauchen, regelmäßiges geringes Rauchen, regelmäßiges
starkes Rauchen und Nikotinabhängigkeit." (Stumpfe, 1989). Dabei endet der erste Rauchversuch
zumeist mit starken aversiven Gefühlen. Später in der Adoleszenzphase findet oftmals ein zweiter
Rauchversuch, der dann „erfolgreich", das heißt mit dem zunächst unregelmäßigen Rauchen endet.
Normen und Werte im Freundeskreis spielen in diesem Zusammenhang eine wesentliche
Rolle (Schreiber, 1992) und zwar weniger bezüglich des Beginns des Rauchverhaltens, als vielmehr
in Bezug auf seine Stabilisierung (Kane, 1991). Broken-home-Situationen begünstigen eine
mögliche Suchtkarriere von Jugendlichen, „während geordnete Kindheitsverhältnisse sich suchtverhütend
auswirken" (Handwörterbuch der Psychiatrie, S. 589). Nicht zu vergessen ist auch die
Rolle der Medien, die sich für Heranwachsende einstellungsmodulierend auswirkt (Buchkremer &
Batra, 1995, S. 310).
Bezüglich der zwischen 1993 und 1997 um fast 80 Prozent gestiegenen Zahl der rauchenden
Mädchen (Schwäbisches Tagblatt, 11. 11. 2001) ist anzumerken, dass die Ursache hierfür in einer
falsch verstandenen Emanzipation liegen könnte; einer Art Gleichberechtigung, die sich darin
ausdrückt, dasselbe Maß an unvernünftigem Verhalten zu zeigen wie das männliche Geschlecht.
2. 4 Inhaltsstoffe der Zigarette: Nikotin & Co
Den meisten Raucherinnen vom Packungsaufdruck her bekannte Inhaltsstoffe der Zigarette sind
Teer (beziehungsweise der Kondensatgehaltgehalt), sowie das Nikotin. Dass aber über 5000
chemische Verbindungen im Tabakrauch nachgewiesen sind (Schuh, 1985, S. 7), von denen rund
400 gesundheitsschädlich sind - mindestens 50 davon wirken karzinogen - wissen die wenigsten.
Einige der Gifte selbst wiederum sind vom Namen her bekannt, zum Beispiel Arsen oder Formaldehyd.
Außerdem enthält Zigarettenrauch Parfümmischungen, radioaktive Substanzen, ver29
KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT
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schiedene organische Verbindungen, Lösungsmittel, Schwermetalle und gasförmige Stoffe, allen
voran das sauerstoffblockierende Kohlenmonoxid (Haustein, 2001). Neben Nikotin und Kohlenmonoxid
zählt Teer wohl zu den wichtigsten Inhaltsstoffen: Er besteht vor allem aus Kohlenwasserstoffen,
von denen viele als karzinogen bekannt sind (Buchkremer, 1991).
Von den Herstellern werden dem Tabak außerdem Substanzen zugesetzt. Einige der in der EU
verwendeten über 600 Zusatzstoffe sind Ammoniumchlorid, Süßstoff, Kakao, Pyridin, Glycyrrhizin
und Laevulinsäure. Diese Stoffe - welche teils allein, teils in Kombination mit anderen
enthaltenen Substanzen toxisch wirken - werden aus folgenden Gründen dem Tabak beigemischt:
Tabakzusatzstoffe und ihre Funktion:
Inhalieren.
und Erstnutzer angenehmer.
vorteilhafter - allerdings nicht weniger toxisch. (Haustein, 2001)
Der wichtigste und gleichzeitig gefährlichste Inhaltsstoff des Tabaks ist jedoch das Hauptalkaloid
der Tabakpflanze; das Nikotin. Allerdings liegt die Gefahr hier nicht, wie häufig angenommen, in
der karzinogenen Wirkung: Zentral ist das Nikotin vielmehr deshalb, weil es die Abhängigkeit
verursacht. Nikotin wirkt stark toxisch und hat eine Sucht erzeugende Wirkung, die mit der von
Kokain und Heroin zu vergleichen ist. Durch Nikotinzufuhr kommen äußerst schnell angenehme
psychotrope Effekte zustande.
Dabei ist die Wirkung des Nikotins biphasisch, das heißt, in Abhängigkeit von der Dosis gegensätzlich:
„Das Nikotin kann also auf zweierlei Weise wirken (...). Eine kleine Menge der Substanz
stimuliert, eine große dämpft. Raucher können im allgemeinen die regulierende Funktion des
Nikotins einsetzen, um den Grad ihrer Aufmerksamkeit auf ein Normalmaß einzupendeln. Sie
verwenden das Nikotin demnach nicht, um ihre Verfassung in die eine oder andere Richtung zu
KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 30
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übertreiben, sondern um sich zu normalisieren; um sich aus einem Zustand der Langeweile herauszuführen
oder sich bei einer Überstimulation zu beruhigen." (Krogh, 1993, S. 52 und 69).
Wichtig für die Qualität eines Stoffes als psychotrope Subtsanz ist jedoch nicht nur der Effekt
selbst, sondern auch die Geschwindigkeit, mit der dieser eintritt: Je schneller die Wirkung, desto
unmittelbarer erfolgt auch im Sinne einer Konditionierung die Verstärkung des Konsumverhaltens
und desto schneller und enger werden - in diesem Fall - das Rauchen und das angenehme
Gefühl im unmittelbaren Anschluß daran miteinander verknüpft (siehe dazu Kapitel 2. 7. 1. 2).
Nikotin wird aus den unterschiedlichen Formen der Tabakzubereitung unterschiedlich schnell
resorbiert. Während beim „Paffen" von Zigarren oder Pfeifen über die Schleimhäute die Resorption
eher langsam vonstatten geht, geschieht dies beim inhalierten Zigarettenrauch extrem
schnell. Das Nikotin wird dabei über das Epithel der Lungenalveolen aufgenommen und gelangt
unter Umgehung der Leber direkt ins Gehirn.
Über die Geschwindigkeit, mit der Nikotin in dieser Form aufgenommen wird, schreibt Benowitz:
„Wenn ein Mensch Zigarettenrauch einatmet, erreicht das darin enthaltene Nikotin das Gehirn
über die Blutbahn in etwa acht Sekunden; das ist schneller als bei einer intravenösen Injektion."
(Benowitz, 1986, S. 23). Dadurch ist die Zigarette ein ideales Vehikel für die Freisetzung des
Wirkstoffs Nikotin: Der Effekt ist innerhalb kürzester Zeit spürbar und die Raucherin kann zudem
mit ihren Zügen die Dosis selbst regulieren und damit Intoxikationszeichen (Tachykardie,
Schweißausbrüche, Durchfall etc.) vermeiden.
Nikotin in Zigarettenform ist also die optimale Droge: Schnelle Wirkung, gepaart mit dosisabhängig
gegensätzlichem Effekt bei erhaltener Reaktions- und Arbeitsfähigkeit. Dementsprechend
hoch ist das Suchtpotential des Stoffes: 32 Prozent der „Probierraucherinnen" werden süchtig -
im Gegensatz zu nur 23 Prozent beim Heroin. Trotz dieses schon hohen Suchtpotentials war es
in den 80-er Jahren oberstes Ziel der Tabakindustrie, eine erhöhte Nikotinfreisetzung und die
Effektivitätssteigerung der Nikotinwirkungen zu erzielen: Dabei wurde zum Beispiel der Zusatz
von Nikotin zum Tabak erwogen (Slawen, 1982) und mit gentechnischen Verfahren versucht,
den Nikotingehalt der Pflanzen bei unverändertem Teergehalt zu erhöhen (Haustein, 2001).
Wichtig sind in diesem Zusammenhang auch ph-Wert Manipulationen des Tabaks, die zur erhöhten
Freisetzung von Nikotin in Form der freien Base führen und so den „Kick" beim Rauchen
steigern.
Im folgenden Kasten werden die mit der Abhängigkeit in Zusammenhang stehenden physiologischen
Nikotinwirkungen kurz zusammengefaßt (Haustein, 20001).
31 KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT
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Nikotinwirkungen:
Transmitter wie Dopamin, Noradrenalin und Acetylcholin.
Körpergewichts.
und Entzugssymptomen.
Zur ausführlichen Beschreibung der physiologischen Mechanismen der Nikotinsucht siehe Kapitel
2. 7. 2.
Gleichzeitig ist Nikotin auch hochgiftig: Die farblose, ölige Substanz wird in der Landwirtschaft
als Insektenvernichtungsmittel eingesetzt, früher betäubte man damit Elefanten (Krogh, 1993).
Die Nikotintagesdosis einer durchschnittlichen Raucherin würde bei nichtrauchenden Personen
Vergiftungen hervorrufen; aber „Raucher sind weniger nicotinempfindlich als Nichtraucher; sie
genießen Nicotindosen, die bei Nichtrauchern Übelkeit und leichte Vergiftungserscheinungen
auslösen." (DHS, 1994, S. 24). Allerdings wäre dieselbe Dosis, auf einmal konsumiert, selbst bei
starken (und dementsprechend nikotingewöhnten Raucherinnen) tödlich.
Höhere Nikotindosen lösen Krämpfe aus, in toxischen Dosen eingenommen - bei nicht nikotingewöhnten
Personen circa 60 Milligramm - kommt es zur zentralnervösen Erregung, Atemlähmung
und Kreislaufkollaps. Der Abbau von Nikotin erfolgt sehr schnell (60 - 90 Minuten) in der
Leber; hierbei entsteht das als Marker genutzte Cotinin.
2. 5 Gesundheitliche Auswirkungen des Tabakkonsums
Das Rauchen ist an der Entstehung von etwa 300 Krankheiten beteiligt und wird damit Prognosen
zufolge in wenigen Jahren weltweit die häufigste Krankheits- und Todesursache sein
(dpa/AP, 09. 02. 2002).
KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 32
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2. 5. 1 Allgemeine gesundheitliche Beeinträchtigungen
Allgemein läßt die körperliche Leistungsfähigkeit schon bei geringem Zigarettenkonsum nach:
„Der Raucher bringt sich künstlich in eine Höhe zwischen 2000 und 3500 m (...). Seine körperliche
Leistungsfähigkeit - siehe die Olympiade in Mexico City - ist dementsprechend, insbesonders
bei Mittel- und Dauerleistungen, erheblich herabgesetzt (...). Tabakrauch bewirkt innerhalb
von einigen Sekunden einen zwei- bis dreifach erhöhten Atemwegswiderstand durch Engstellung
der Bronchiolen, der etwa 10 - 30 Minuten anhält." (Lübs, 1980).
Dennoch haben viele Raucherinnen subjektiv den Eindruck, mit der Zigarette ihre Leistungsfähigkeit
steigern zu können. Wenn überhaupt, so trifft dies allerdings nur unter bestimmten Umständen
bei Konzentrationsaufgaben auch zu, auf gar keinen Fall jedoch bei körperlichen Leistungen.
2. 5. 2 Durch das Rauchen bedingte Erkrankungen
2. 5. 2. 1 Chronische Bronchitis, koronare Herzerkrankungen und Durchblutungsstörungen
Zu den bekanntesten Erkrankungen infolge des Rauchens gehören chronisch obstruktive Bronchitiden,
Lungenemphysem, koronare Herzkrankheit und das sogenannte „Raucherbein", eine
Durchblutungsstörung der unteren Extremitäten. Herz-Kreislauf-Erkrankungen machen den
größten Teil der durch das Rauchen verursachten Gesundheitsschäden aus: In Deutschland ist
von jährlich 80.000 bis 90.000 Neuerkrankungen auszugehen. Chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen
stehen derzeit weltweit an sechster Stelle der Erkrankungsliste und werden bei weiter
zunehmender Anzahl von Tabakkonsumentinnen in 20 Jahren an dritte Stelle vorrücken (Haustein,
2001).
2. 5. 2. 2 Krebserkrankungen
Seit einigen Jahren sind Informationen über den ursächlichen Zusammenhang zwischen Krebs
und Rauchen jeder Zigarettenpackung und jedem Werbeplakat zu entnehmen3; bekannt ist dies
schon lange: „1937 wurde die Entstehung von Krebs durch Zigarettenrauchen tierexperimentell
nachgewiesen; 1938 wurde die kürzere Lebenserwartung von Raucherinnen gegenüber Nichtraucherinnen
erstmals statistisch belegt; Anfang der 50-er Jahre wurde der Nachweis erbracht, dass
Rauchen Lungenkrebs fördert" (Elbert, Rockstroh, 1990). Die häufigsten Krebsarten aufgrund
3 Lediglich amerikanische Raucherinnen mit enormen Schadensersatzansprüchen scheinen nach wie nichts davon
gehört zu haben.
33 KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT
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des Rauchens sind das Plattenepithel-Karzinom der Lunge sowie Karzinome des Kehlkopfes.
Dabei steigt das individuelle Krebsrisiko mit der Anzahl der täglich gerauchten Zigaretten und
der Dauer der „Raucherkarriere".
Konsumart und -höhe Anzahl Erhöhtes Krebsrisiko
Pfeifen- und Zigarrenrauchen - 3,7-fach
Bei 1 - 10 Stück täglich 4,6 - 11-fach
Bei 11 - 20 Stück täglich 18,6-fach
Bei 21 - 35 Stück täglich 31,6-fach
Zigarettenrauchen
Bei mehr als 35 Stück täglich 43,6-fach
Tabelle 1: Erhöhung des Krebsrisikos in Relation zur Konsumhöhe
Tabakkonsum spielt erwiesener Maßen eine ursächliche Rolle bei:
Die Kombination von Alkohol und Tabakrauch ist wahrscheinlich verantwortlich für:
(Deutsche Krebshilfe, 1996)
Von der Nachricht, dass mit durchschnittlich 35 filterfreien Zigaretten pro Tag ein 80-fach erhöhtes
Lungenkrebsrisikozu erwarten sei, zeigt sich manche Raucherin schockiert und wechselt
zu Zigaretten mit Filter. Die Schadstoffaufnahme verringert sich dabei jedoch allenfalls um 20
Prozent. Auch der Effekt sogenannter „Lightzigaretten" ist zweifelhaft; in der Regel wird hier
tiefer inhaliert, der „light-Effekt" also direkt ausgeglichen. (Deutsche Krebshilfe, 1996). In dieKAPITEL
2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 34
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sem Zusammenhang gilt als gesichert, dass durch die tiefe Inhalation eine Zunahme von Adenokarzinomen
der Lunge zu beobachten ist, die in jüngster Zeit vor allem bei Frauen - welche häufiger
Lightzigaretten konsumieren - diagnostiziert werden und eine besonders ungünstige Prognose
haben. Filterzigaretten oder Lightzigaretten vermindern das Krebsrisiko also nicht, sondern
verursachen im Gegenteil unter Umstäden sogar noch schwerwiegendere Erkrankungen
(Haustein, 2001).
Die irreführenden Bezeichnungen „mild" oder „light" sollen daher ab Anfang 2003 per EURichtlinie
verboten und gleichzeitig die Höchstwerte für Nikotin, Teer und Kohlenmonxid gesenkt
werden (dpa, 16. 05. 2001). Zum selben Zeitpunkt werden auch größere und inhaltlich
weitergehendere Warnhinweise auf den Packungen Pflicht: Gesundheitswarnungen sollen nicht,
wie bisher, lediglich vier Prozent, sondern mindestens 30 Prozent der Vorder- und 40 Prozent
der Rückseite der Schachtel bedecken.
2. 5. 2. 3 Potenzstörungen
Potenzstörungen gehören zu den weniger bekannten Nebenwirkungen des Rauchens: Vor allem
in Verbindung mit erhöhten Cholesterinwerten oder Diabetes löst Nikotin diese jedoch erwiesenermaßen
aus. In Norwegen wird aus diesem Grund auf Zigarettenpackungen vor Impotenz
gewarnt.
2. 5. 2. 4 Parodontose
Ebenfalls kaum bekannt sind die Wirkungen auf Zahnfleisch und Kiefer: Wer über einen längeren
Zeitraum hinweg täglich raucht, hat nach neuesten Forschungsergebnissen ein dreifach erhöhtes
Parodontose-Risiko; das Immunsystem der Mundhöhle wird geschädigt und der Kieferknochen
abgebaut. Frühwarnzeichen wie Zahnfleischbluten bleiben zudem, anders als bei Nichtraucherinnen,
bei Raucherinnen aus (dpa, 02. 03. 2002).
2. 5. 2. 5 Weitere rauchbedingte Erkrankungen
Häufige Raucherschäden treten auch an den Nieren auf, wobei insbesonders im Zusammenhang
mit einem Diabetes mellitus die Nierenfunktion zunehmend eingeschränkt wird. Erhöhte Risiken
wurden außerdem bei Fertilitätsstörungen, dem gehäuften Auftreten kindlicher Leukämien und
Hirntumoren, bei Osteoporose und Erkrankungen der Augen mit nachfolgender Erblindung
sowie der Ausbildung lymphatischer Leukämien nachgewiesen (Haustein, 2001).
35 KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT
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2. 5. 3 Spezifische Risiken für Frauen
2. 5. 3. 1 Zigarettenkonsum und orale Kontrazeption
Rauchende Frauen, die zudem Kontrazeptiva einnehmen und älter als 35 Jahre sind, haben ein
deutlich erhöhtes Schlaganfall-, Herzinfarkt- und Thromboserisiko (Berma & Gritz, 1991). In
Anbetracht dieser Tatsache verschreiben viele Frauenärztinnen unter diesen Bedingungen keine
oralen Kontrazeptiva mehr. Zudem setzt die Menopause bei Raucherinnnen früher ein (Heuer-
Jung, 1996).
2. 5. 3. 2 Rauchen während der Schwangerschaft
Raucht eine Schwangere, so hat dies für das Ungeborene gravierende Folgen. Risikostoffe sind
das inhalierte Kohlenmonoxid und das Plazentagift Cadmium, das ein erhöhtes Abortrisiko, vorzeitige
Plazentaablösung und Fehlbildungen im Lippen-Kiefer-Gaumen-Bereich bewirken kann
(Haustein, 2001). Aufgrund der verengten Blutgefäße der Plazenta erleidet das Kind eine Mangelversorgung
an Sauerstoff und Nährstoffen. Neugeborene von Raucherinnen sind deshalb
meist leichter und kleiner (Wenderlein, 1980) und haben einen geringeren Kopfumfang als Kinder
von Nichtraucherinnen (Behrens et al., 1987). Die verminderte Lungenfunktion der rauchenden
Mutter gilt als Ursache für die erhöhte perinatale Säuglingssterblichkeit und für die häufigeren
Totgeburten, Spontanaborte und Frühgeburten (Kubista, 1994).
Tabakkonsum während der Schwangerschaft und postpartal ist zudem ein wesentlicher Ursachenfaktor
für den plötzlichen Kindstod4 (dpa, 05. 07. 2002). Hier soll ein neu entwickelter
Schnelltest eine gewisse Abhilfe schaffen: Aufschluß über die Belastung der aktiv oder passiv
rauchenden Schwangeren und damit des Ungeborenen gibt ein Urintest in den ersten drei
Schwangerschaftsmonaten: Gemessen wird dabei die Höhe des Nikotinstoffwechselprodukts
Cotinin. Hohe Werte, so die erhoffte Wirkung, führen eher als Appelle dazu, dass die werdende
Mutter das Rauchen einstellt. Aber auch beim Neugeborenen kann der Test durchgeführt werden:
Bei einem hohen Wert kann der Säugling im ersten Lebensjahr vorsorglich mit einem Monitor
überwacht werden.
Gründe genug, das Rauchen während der Schwangerschaft einzustellen, gäbe es also und den
meisten Frauen ist dies auch bekannt. Forschungsergebnisse zeigen, dass 50 Prozent der rauchenden
Frauen während einer Schwangerschaft selbständig das Rauchen beenden (Windson &
Orleans, 1986; Cnattingius et al., 1992, Kunze et al., 1992). Diese Abstinenzrate ist im Verhältnis
zur allgemeinen Rate derer, die ohne fremde Hilfe von der Zigarette loskommen - nämlich drei
4 Am plötzlichen Kindstod (SIDS) stirbt in Deutschland eines von 1000 lebend geborenen Kindern.
KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 36
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bis elf Prozent - einerseits beachtlich, andererseits jedoch in Anbetracht all der Ungeborenen,
deren Mütter weiter rauchen, viel zu gering. Und leider wird nicht jede Schwangere, die um der
Gesundheit ihres Kindes willen aufhört zu rauchen, so hoch geehrt wie die Schauspielerin Veronica
Ferres, die - hochschwanger - zur „Exraucherin des Jahres 2001" ernannt wurde (Aktionskreis
Stuttgarter Nichtraucher, 2001).
2. 5. 4 Todesfälle als Folge des Tabakkonsums
Allein in Deutschland gab es im Jahr 2001 über 100.000 Todesfällen infolge des Zigarettenkonsums
(dpa, 26. 07. 2002); das bedeutet, täglich sterben hier etwa 300 Menschen an Erkrankungen,
die durch das Rauchen verursacht wurden. Neueste Untersuchungen (Schwäbische Zeitung, 30.
08. 2002) gehen von jährlich 143.000 Sterbefällen in Deutschland aufgrund des Rauchens aus:
Dies entspricht einem Drittel der Männer und einem Sechstel der Frauen zwischen 35 und 65
Jahren. In Europa starben Anfang der 90-er Jahre Schätzungen zufolge jährlich etwa 400.000
Menschen an den Folgeschäden des Rauchens (Batra, AKR 1991), weltweit sind es derzeit jährlich
circa zehn Millionen Menschen (Haustein, 2001). Damit ist „die Nikotinabhängigkeit (...)
weltweit der Feind Nummer Eins der Volksgesundheit." (Cahan in: Krogh, 1993, S. 9) und rangiert
diesbezüglich deutlich vor illegalen Drogen oder Alkohol.
2. 5. 5 Schädlichkeit des Passivrauchens
Deutschlands Raucherinnen exhalieren jährlich 7.500 Tonnen Kohlenwasserstoffe. Wer neben
einer Raucherin sitzt, atmet zwar nur ein Prozent der giftigen Stoffe ein, die eine Raucherin inhaliert.
Dafür liegt jedoch die Konzentration vieler Gifte jedoch im Rauch, der ohne Umweg direkt
in die Luft strömt, erheblich höher als im Rauch, den die Raucherin selbst inhaliert.
Bei Passivraucherinnen sind innerhalb der ersten beiden Stunden nach der Exposition bereits
erste Veränderungen an den Endothelzellen, Blutplättchen und Neutrophilen festellbar. Beim
chronischen Passivrauchen verdoppelt beziehungsweise verdreifacht sich das Risiko für die Ausbildung
einer koronaren Herzkrankheit, von arteriosklerotischen Veränderungen und Apoplexiehäufigkeit
(Haustein, 2001). Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts in Berlin sterben in
Deutschland jährlich 3000 bis 5000 Menschen an durch das Passivrauchen bedingten Erkrankungen
(dpa, 12. 10. 2000). Ein Großteil dieser Todesfälle geht auf Krebserkrankungen zurück: Untersuchungen
zufolge besteht für Passivraucherinnen ein um 40 Prozent erhöhtes Krebsrisiko -
Ehefrauen, deren Partner über eine Schachtel täglich konsumieren, sollen sogar ein dreifach gesteigertes
Lungenkrebsrisiko aufweisen (Deutsche Krebshilfe, 1996).
37 KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT
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Immer mehr deutsche Kinder leiden zudem unter Asthma bronchiale; seit 1995 wurde eine Zunahme
um 33 Prozent festgestellt. Zunehmender Verkehr oder Feuchtigkeitsschäden in Schlafräumen
werden als mögliche Auslöser diskutiert; als diesbezüglich größten Risikofaktor sehen
Mitarbeiterinnen eines Forschungsprojekts in Münster (dpa, 13. 06. 2001) jedoch das Rauchen.
Auch hier ist nicht nur das aktive Rauchen der Kinder selbst wesentlich, sondern vor allem der
passive Konsum infolge des elterlichen Rauchverhaltens.
2. 6 Nikotinabhängigkeit
2. 6. 1 Rauchen: Gewohnheit oder Sucht?
Noch 1957 bewertete das Experten-Komitee der WHO selbst starkes Rauchen als Gewohnheit
und nicht als Sucht. Die damals angeführten Argumente wie zum Beispiel fehlende Beweise für
eine nikotininduzierte körperliche Abhängigkeit im Tierversuch oder die Annahme, die beobachteten
Symptome nach Beendigung des Zigarettenkonsums seien keine Entzugssymptome,
gelten heute als überholt.
Von der Tabakindustrie wurde firmenintern die suchterzeugende Wirkung von Nikotin bereits
1968 erfaßt, jedoch der Öffentlichkeit gegenüber geleugnet (Haustein, 2001). Da Nikotin im Gegensatz
zu Alkohol und Heroin kaum psychotoxisch wirksam ist, zeigen auch stark abhängige
Raucherinnen - zumindest solange sie ausreichend mit Nikotin versorgt sind - nur geringe soziale
Auffälligkeiten. Dieser Umstand trug sicherlich dazu bei, dass die Nikotinabhängigkeit erst
seit 1978 von der WHO aufgeführt wird; 1980 nahm die American Psychiatric Association (APA)
sie im DSM-III auf.
Tatsächlich sind viele der im Zusammenhang mit dem Rauchen zu beobachtenden Phänomene
sehr viel einleuchtender auf der Basis eines Suchts- oder Abhängigkeitskonzepts zu verstehen als
durch eine lieb gewonnene Gewohnheit: Fragt man zum Beispiel eine Raucherin nach dem
Grund für ihr Tun, so wird die Antwort in den wenigsten Fällen lauten: „Ich rauche gern". In
Befragungen geben über 80 Prozent der Raucherinnen an, nicht gern zu rauchen, aber nicht aufhören
zu können. Die meisten Raucherinnen haben denn auch mehrere erfolglose Versuche,
abstinent zu werden, hinter sich; im Jahr 2000 haben Schätzungen zufolge fast acht Millionen
Raucherinnen versucht, das Rauchen zu beenden - die meisten davon erfolglos.
Oder man denke an eine Notiz im Schwäbischen Tagblatt vom 27. 06. 1999: „Angesichts immer
mehr Randalierern in Flugzeugen hat die Pilotenvereinigung Cockpit eine Lockerung des Rauchverbots
auf Langstreckenflügen gefordert. (...) 566 dieser Vorfälle mit sogenannten „unruly pasKAPITEL
2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 38
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sengers" seien auf das strikte Rauchverbot zurückzuführen." Bloßer Verzicht auf eine Gewohnheit
scheint ein solches Verhalten nur unzureichend zu erklären.
Gleichzeitig gibt es wissenschaftliche Argumente, die am Vorhandensein einer physischen Nikotinabhängigkeit
keinen Zweifel mehr lassen: Versuchspersonen drücken zum Beispiel einen Hebel
häufiger, wenn dadurch eine Nikotininfusion ausgelöst wurde, als eine Vergleichsgruppe, welcher
eine Salzlösung verabreicht wird (Henningfield, 1983) und in Rattenversuchen wurde nachgewiesen,
dass zumindest ein Teil der Tiere eine Abhängigkeit entwickelt, die durch die schnelle
Anflutung des Alkaloids im Gehirn erzeugt zu werden scheint (Haustein, 2001).
Um das Vorhandensein einer Nikotinabhängigkeit diagnostisch dingfest zu machen, wurden unterschiedliche
Kriterien entwickelt.
2. 6. 2 Kriterien der Nikotinabhängigkeit
2. 6. 2. 1 Kriterien der Nikotinabhängigkeit nach Stumpfe (1992):
Abhängigkeit.
Abhängigkeit.
gleich, ob er arbeitet oder sich ausruht.
Nikotin-Blutspiegel. Dazu benötigt er ungefähr 20 - 30 Zigaretten am Tag.
viele Betroffene weiter. Nur etwa die Hälfte aller Raucher kann bei einer lebensgefährlichen
Krankheit, die mit dem Rauchen zusammenhängt, aufhören.
wieder rückfällig."
39 KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT
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2. 6. 2. 2 Kriterien nach dem ICD 10
Tabakabhängigkeit ist in der ICD 10 unter Störungen durch psychotrope Substanzen (F 1) kodiert.
Dabei gelten die folgenden diagnostischen Leitlinien: Während des vorangegangen Jahres
müssen mindestens drei der folgenden Kriterien jeweils gleichzeitig vorhanden gewesen sein
(Dilling, 1993).
Kriterien nach dem ICD 10:
1. Ein starker Wunsch oder eine Art Zwang, die psychotrope Substanz zu konsumieren.
2. Verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns, der Beendigung und der Menge des
Konsums.
3. Ein körperliches Entzugssyndrom bei Beendigung oder Reduktion des Konsums.
4. Nachweis einer Toleranz.
5. Fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügen oder Interessen zugunsten des Substanzkonsums,
erhöhter Zeitaufwand, um die Substanz zu besorgen.
6. Anhaltender Substanzkonsum trotz Nachweises eindeutiger schädlicher Folgen.
2. 6. 2. 3 Kriterien nach dem DSM-IV
Im DSM-IV ist unter der Ziffer 292.0 (F17.3) der Nikotinentzug aufgeführt:
Kriterium A: Nach mindestens mehreren Wochen täglichen Nikotinkonsums
Kriterium B: entwickelt sich bei plötzlicher Beendigung oder Reduktion innerhalb von 24
Stunden ein charakteristisches Entzugssyndrom. Das Entzugssyndrom
schließt mindestens vier der folgenden Symptome ein:
1. Dysphorische oder depressive Stimmung
2. Schlaflosigkeit
3. Ablenkbarkeit, Enttäuschung oder Ärger
4. Angst
5. Konzentrationsschwierigkeiten
6. Unruhe
7. Verminderte Herzfrequenz
8. Gesteigerter Appetit oder Gewichtszunahme
Kriterium C: Die genannten Entzugssymptome verursachen den Betroffenen in klinisch
bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen
oder anderen wichtigen Funktionsbereichen.
KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 40
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Kriterium D: Zusätzlich gilt, dass die Symptome nicht auf einen medizinischen Krankheitsfaktor
zurückzuführen sind und nicht besser durch eine andere psychische
Störung erklärt werden können.
2. 6. 2. 4 Kriterien nach Fagerström (FTND)
Durch den Fagerström Test Nicotine Dependence (FTND) wird die Stärke der Tabakabhängigkeit
ermittelt. Der Fragebogen besteht aus folgenden sechs Items:
Items des FTND:
1. Wann nach dem Aufwachen rauchen Sie Ihre erste Zigarette?
2. Finden Sie es schwierig, an Orten, wo das Rauchen verboten ist, das Rauchen sein zu lassen?
3. Auf welche Zigarette würden Sie nicht verzichten wollen?
4. Wieviel Zigaretten rauchen Sie im allgemeinen pro Tag?
5. Rauchen Sie am Morgen im allgemeinen mehr als am Rest des Tages?
6. Kommt es vor, dass Sie rauchen, wenn Sie krank sind und tagsüber im Bett bleiben müssen?
Insgesamt ist eine Punktzahl von 0 bis 10 erzielbar, wobei
0 - 2 Punkte eine sehr geringe,
3 - 4 Punkte eine geringe,
5 Punkte eine mittlere,
6 - 7 Punkte eine starke und
8 - 10 Punkte eine sehr starke Abhängigkeit bedeuten (Heatherton et al., 1991).
Raucherinnen mit 0 - 2 Punkten werden als vorwiegend psychisch abhängig, solche mit Scores
von 5 - 10 als überwiegend physisch abhängig beurteilt und ein Punktwert von 3 - 4 gilt als nicht
zuordungsbar.
41 KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT
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2. 7 Erklärungsmodelle für das Rauchen
2. 7. 1 Psychologische Aspekte des Rauchens
2. 7. 1. 1 Systemische Aspekte
Bei einem systemischen Verständnis von Sucht (hier nicht nur aufs Rauchen, sondern auch auf
andere Süchte bezogen) wird davon ausgegangen, dass süchtige Menschen sich zunächst durch
ein hohes Maß an Pflichterfüllung auszeichnen. Häufig fällt es ihnen schwer, sich abzugrenzen
und auf Anfragen des Umfelds auch einmal mit „nein, ich will nicht" zu antworten. Diese mangelnde
Fähigkeit, zu den eigenen Bedürfnissen zu stehen, drückt sich aber nicht nur im Umgang
mit dem sozialen Umfeld aus, sondern auch darin, wie solche Menschen mit ihren eigenen inneren
schwachen, regressiven oder lustbetonten Anteilen umgehen: Diese Seiten werden abgespalten.
In der Folge kommt es zu einem Mangelerleben; die abgewehrte regressive Seite kommt - vielleicht
über Jahre - nicht zum Zuge, bis schließlich, häufig zufällig, eine der Lust, der Regression,
dem Spielerischen entgegenkommende Erfahrung im Zusammenhang mit dem Suchtstoff gemacht
wird. Damit tritt das lang ersehnte Erleben des Loslassen-könnens ein; aus der Sehnsucht
wird die Sucht.
Evident wird dieser Zusammenhang, wenn man zum Beispiel die Zigarettenwerbung betrachtet.
Diese geht deutlich auf die Sehnsucht des Zielpublikums ein: Menschen, die anscheinend keinerlei
Pflichten, dafür aber jede Menge Spaß, Lust und Freiheiten haben, tummeln sich im „Marlboro-
Country" oder auf der „Camel-Trophy". Mit der Realität einer Raucherin, die im fortgeschrittenen
Stadium der Abhängigkeit mit dem Zug an der Zigarette keinesfalls ins Marlboro-Land der
Freiheit versetzt wird, sondern allenfalls eine kurzfristige Befreiung von ihren Entzugssymptomen
erfährt, scheint dies zunächst wenig zu tun zu haben. Andererseits darf die Person sich im
weiteren Verlauf süchtig nennen; was tatsächlich bis dahin ungeahnte Freiheiten bergen kann:
Wo bisher nicht gewagt wurde zu sagen „ich will nicht" steht nun das „ich will ja gern, aber ich
kann leider nicht". In der Sucht wird die „Sehnsuchtsseite" also dominant, die „Pflichtseite" dagegen
dissoziiert; während ohne das Suchtmittel die Verhältnisse genau gegenteilig angeordnet
sind.
Da mittlerweile Süchte zunehmend als Krankheiten anerkannt werden, erfährt die Abhängige für
ihr wenig pflichtbewußtes Verhalten in diesem Fall auch keine Sanktionen durch die soziale Umwelt.
Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die abhängige Person sich und andere nicht im
Zweifel darüber läßt, dass sie nicht in der Lage ist, ihr Verhalten bezüglich des Suchtmittels zu
steuern. Offensichtlich wird dies beim Alkoholkranken, der seine Frau unter Alkoholeinfluß
KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 42
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schlagen kann, ohne zu befürchten, dass sie sich von ihm trennt (es war ja der Alkohol), aber
auch die Raucherin, die leider eine Zigarettenpause machen muß - die sie sich ohne Zigarette
nicht gönnen würde - handelt nach diesem Schema.
Diese Abgabe jeglicher Kontrolle hat jedoch einen Nachteil: Will die Person später den Substanzgebrauch
beenden, muß sie zunächst ihr inneres Konzept der fehlenden Kontrolle revidieren
und die Verantwortung für ihr Tun wieder selbst übernehmen. Führt dagegen weiter der
Suchtstoff die Regie, so hat die Person selbst keine Möglichkeit, regulierend einzugreifen
(Schmidt, 2000). Interessant ist in diesem Zusammenhang der Wunsch vieler Klientinnen, die mit
einer Suchtproblematik zur hypnotherapeutischen Behandlung kommen: Die Hypnose soll bei
ihnen bewirken, dass sie nicht mehr rauchen können. Möglicherweise sind solche Klientinnen, die
sich, wie oben erwähnt, meist durch ein hohes Maß an Pflichtbewußtsein und Loyalität auszeichnen,
selbst ihrem eigenen Suchtanteilen gegenüber zu treu, um das Rauchen nur einfach deshalb
zu beenden, weil sie es nicht mehr wollen, und sie benötigen auch hier die Legitimation, nicht
mehr zu können.
Auf die Implikationen dieses Modells für die Behandlung wird weiter unten eingegangen (vgl.
Kapitel 4. 4. 4. 5).
2. 7. 1. 2 Lernpsychologische Theorien
Lernpsychologisch betrachtet, entsteht das Rauchverhalten zunächst durch Lernen am Modell:
Das Kind oder die Jugendliche erlebt, wie Eltern oder Peers die Zigarette als Mittel zur Anregung,
Entspannung, Streßreduktion etc. einsetzen und ahmt dieses Verhalten nach. Später wird
das erlernte Verhalten durch unterschiedliche Faktoren aufrechterhalten.
Operante Verstärkung: Da die angenehme Wirkung einer Zigarette innerhalb von nur sieben Sekunden
eintritt, ist gemäß der Lerntheorie der Verstärkungseffekt hier besonders ausgeprägt.
Die langfristigen negativen Wirkungen zeigen sich oft erst Jahre später und haben damit kaum
Auswirkungen auf die aktuelle Verhaltenssteuerung (Buchkremer, 1991). Ein weiterer wichtiger
Punkt ist die Beendigung von Entzugserscheinungen durch das Rauchen ; das Rauchen erzeugt
also nicht nur angenehme Situationen, sondern wird mit zunehmender physischer Abhängigkeit
auch mehr und mehr zur einzigen Möglichkeit, die unangenehmen Entzugserscheinungen
zu vermeiden oder zu beenden.
Klassische Konditionierung: Das Rauchverhalten wird zudem im Laufe der Jahre durch die zeitliche
Koppelung eng mit zahlreichen Situationen und Reizen verknüpft; tatsächlich berichten viele
Raucherinnen auf die Frage, in welchen Situationen sie typischerweise zur Zigarette griffen,
dass es für sie kaum Situationen gäbe, die nicht mit dem Rauchen in Verbindung gebracht
43 KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT
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würden. Das mit der Nikotinaufnahme verbundene Handlungsritual bewirkt zudem durch
klassische Konditionierungsprozesse die gleichen psychotropen und vegetativen Wirkungen
wie das Nikotin selbst (Buchkremer, 1989).
Hinweisreize: Die Raucherin wird außerdem durch bestimmte Hinweisreize, zum Beispiel den Anblick
einer Zigarettenpackung, zum Rauchen veranlaßt (solche Hinweisreize fürs Rauchen sind
dank der Zigarettenwerbung in der Öffentlichkeit durch Werbeplakate, im privaten Raum
über das Fernsehen, meist reichlich vorhanden).
Organismusvariable: Zusätzlich wird die sogenannte Organismusvariable, in diesem Fall die physische
Nikotinabhängigkeit, wirksam (Buchkremer, 1991).
2. 7. 1. 3 Psychoanalytischer Aspekt
In der psychoanalytischen Tradition wird das Rauchen als orale Ersatzbefriedigung verstanden:
Die süchtige Raucherin regrediert in frühe Kindheitsstadien, um die damals nicht oder nicht ausreichend
erlebte orale Befriedigung nachzuholen (Buchkremer, 1991).
2. 7. 2 Physiologische Aspekte der Nikotinsucht und des Nikotinentzugs
Im folgenden Abschnitt sollen die physiologischen Aspekte im Zusammenhang mit Nikotinsucht
und -entzug kurz umrissen werden (Haustein, 2001).
2. 7. 2. 1 Pharmakologie des Nikotins
Über die physiologischen Mechanismen im Zusammenhang mit der Nikotinabhängigkeit ist bekannt,
dass Nikotin an den Acetylcholin-Rezeptoren andockt. Nikotin erregt dabei wie ACh Rezeptoren
des Parasympaticus, wobei zwischen nikotinergen und muskarinergen Rezeptoren (Nbeziehungsweise
M-Rezeptoren) und deren Wirkungen unterschieden wird. Das Nikotin ist jedoch
„wirksamer als das ACh, weil die Verbindung mit dem Rezeptor stärker ist und länger anhält."
(Ashton & Stepney, 1983).
Über die nikotinergen Rezeptoren führt Nikotin in geringen Dosen durch Stimulation sympathischer
Ganglien zur Steigerung der Herzfrequenz und leichter Blutdruckerhöhung, Emotionen
werden gedämpft und das Konzentrationsvermögen gesteigert. Umgekehrt kann Nikotin - höher
dosiert - durch eine Blockade der sympathischen Ganglien beziehungsweise durch Erregung der
parasympathischen Ganglien die Herzfrequenz verlangsamen.
Nikotinwirkungen sind mehrfach in Selbstmedikamentationsversuchen an Affen und Ratten untersucht
worden. Aus diesen Tierversuchen könnte abgeleitet werden, dass es die Gedächtnisleistung
fördert und aggressives Verhalten vermindert (Jaffe, 1985). Dabei zeigte sich außerdem,
KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 44
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dass geringe Dosen motorisch stimulierend wirken, so dass Nikotin als Psychostimulanz einzuordnen
ist. Diese lokomotorisch erregenden Effekte kommen über eine verstärkte Dopminfreisetzung
aus dem Nucleus accumbens im hinteren Teil des mesolimbischen Systems zustande.
Dieselben Reaktionen im Zusammenhang mit Dopamin sind bei der Gabe von Amphetamin und
Kokain zu beobachten; vermutlich ist der zugrundeliegende Mechanismus identisch. Zusätzlich
stimuliert Nikotin die Freisetzung von Noradrenalin aus Anteilen des ventralen Hippocampus.
In den zerebralen Strukturen von Raucherinnen findet sich eine höhere Dichte von Nikotinrezeptoren
als bei Nichtraucherinnen, wobei die zusätzlichen Rezeptoren vorwiegend im Hippocampus,
Gyrus rectus und im zerebellären Kortex gebildet werden. Besonders angereichert sind
diese Rezeptoren im - oben bereits im Zusammenhang mit den lokomotorischen Effekten erwähnten
- Nucleus accumbens; dort ist auch das vom Dopamin regulierte Belohnungssystem
lokalisiert.
Da im Tierversuch Dopamin durch Nikotingaben freigesetzt wird, kann angenommen werden,
dass dieser Kern für die Entwicklung der Abhängigkeit bedeutsam ist. Dieser bewirkt zunächst
das bekannte Glücks- und Entspannungsgefühl beim Genuß der Zigarette, wobei die Gefühlsqualität
vom anfänglichen „Lieben" der Zigarette schnell ins unbedingte Verlangen umschlägt.
Bei stark abhängigen Raucherinnen sind jedoch noch zahlreiche weitere Gehirnregionen (Hippocampus,
Neocortex, Gyrus rectus, Kleinhirnrinde, mittlere Raphne) involviert. „Chronische Nikotininfusionen
führen zur verstärkten Bildung von Nikotinrezeptoren, doch vermutlich auch zu
einer Abnahme der Gesamtzahl der Rezeptoren, die tatsächlich arbeiten." (Krogh, 1993, S. 101f);
die Rezeptoren werden also durch die lang anhaltende Nikotinwirkung desensibilisiert.
Die Stärke der Nikotinabhängigkeit steht unter Umständen im Zusammenhang mit den vermehrt
gebildeten Nikotinrezeptoren; wahrscheinlich wird das überschüssige Nikotin an desensibilisierte
oder inaktivierte Sensoren gebunden.
Als weitere Wirkung des Nikotins ist aus postmortalen Studien an menschlichen Gehirnen bekannt,
dass starkes Rauchen zu einer Abnahme der 5-HT-Konzentration im Hippocampus führt.
Da Angstreize beim Menschen zu einer vermehrten 5-HT-Freisetzung führen und Anxiolytika
diese unterdrücken, könnte dies die anxiolytische Wirkung von Nikotin erklären.
Auch die von Raucherinnen empfundene Streßreduktion durch das Rauchen sowie die Neuropathologie
der Depression scheint mit der 5-HT-Freisetzung in Zusammenhang zu stehen: Depressive
Patientinnen rauchen häufiger als Gesunde, was auf eine antidepressive Wirkung des
Rauchens schließen läßt, und umgekehrt scheinen einige Antidepressiva in der Raucherentwöhnung
zumindest prinzipiell brauchbar zu sein (siehe dazu auch Kapitel 4. 2. 6).
45 KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT
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Neuerdings werden auch genetische Aspekte im Zusammenhang mit der Nikotinsucht diskutiert:
In einer Studie an 2.680 Zwillingspaaren sowie 543 einzelnen Zwillingen wurden Persönlichkeitsfaktoren
und Rauchverhalten erhoben. Es zeigte sich, dass die Zusammenhänge bei monozygoten
Zwillingen stärker ausgeprägt waren als bei dizygoten Paaren (Heath et al, 1995). Allerdings
beziehen sich diese Ergebnisse nicht auf die Entwicklung des Rauchverhaltens, sondern vielmehr
auf starkes Rauchen und die Unfähigkeit, es zu beenden.
2. 7. 2. 2 Nikotinentzug
Das für die Raucherin wahrnehmbare Resultat der weiter oben beschriebenen Vorgänge ist die
Tatsache, dass sie sich beim Nikotinentzug - und dieser wird bei starken Raucherinnen spätestens
30 - 40 Minuten nach dem Konsum der letzten Zigarette spürbar - mißgelaunt, depressiv
und reizbar fühlt: Die Dopminausschüttung geht zurück, beziehungsweise das vom Körper produzierte
Dopamin wird nicht mehr zuverlässig erkannt. Beim Nikotinentzug sinkt jedoch nicht
nur die Stimmung; auch die Konzentrationsfähigkeit leidet: Am in England bereits seit 1984 fest
etablierten Nichtrauchertag (an dem auch starke Raucherinnen auf die Zigarette verzichten) passieren
der Statistik zufolge mehr Unfälle als an jedem anderen Tag im Jahr; an einigen nikotinfreien
Tagen lag die Unfallquote um 10 Prozent höher als sonst (Deutsches allgemeines Sonntagsblatt,
23. 06. 2000).
Einen Faktor, der beim Nikotinentzug meist ansteigt, gibt es jedoch: Das Körpergewicht. „Die
durchschnittliche Gewichtszunahme liegt in den ersten Monaten bei 2,5 Kilogramm, nach sechs
bis zwölf Monaten beträgt sie etwa vier Kilo." (Düsseldorfer Forschungsstelle für Nikotinabhängigkeit,
2000). Der Grund dafür liegt zum einen in der sinkenden und damit Energie sparenden
Pulsfrequenz nach dem Entzug: Die durchschnittliche Pulsfrequenz einer Raucherin liegt bei 84;
nach dem Aufhören sind es nur noch 72 Schläge in der Minute. Zum anderen senkt Nikotin die
Insulinausschüttung und erhöht damit den Blutzuckerspiegel; nach dem Entzug sinkt dieser ab.
Die Folge davon ist der bekannte Heißhunger auf Süßes, der viele ehemalige Raucherinnen in der
ersten Zeit ohne Zigarette immer wieder befällt. Verantwortlich für das geringere Gewicht von
Raucherinnen ist außerdem die erhöhte Sekretion von Katecholaminen aus dem Nebennierenmark
und von Steroidhormonen aus der Nebennierenrinde (Haustein, 2001).
Die wichtigsten Nikotinentzugserscheinungen werden im Kasten auf der folgenden Seite nochmals
zusammengefaßt:
KAPITEL 2 TABAKKONSUM UND NIKOTINABHÄNGIGKEIT 46
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Die Ausprägung der einzelnen Symptome kann individuell stark schwanken; die durchschnittliche
Dauer variiert von einigen Tagen oder Wochen bis hin zu Monaten.
Nikotinentzugserscheinungen:
47 KAPITEL 3 THERAPIE
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Kapitel 3
Therapie
3. 1 Allgemeine psychotherapeutische Wirkfaktoren
Im Rahmen dieser Arbeit werden immer wieder Unterschiede zwischen verschiedenen Behandlungsformen
aufgezeigt: Unterschiede in den Erfolgsquoten verschiedener Studien zur Raucherentwöhnung,
Unterschiede zwischen Hypnotherapie und anderen Therapieformen; Unterschiede
zwischen Kontroll- und Experimentalgruppe. Sicherlich ist es sinnvoll, solche Unterschiede
zu betrachten, um psychotherapeutische Verfahren im Sinne der Klienten optimieren zu
können.
Bei aller Unterschiedlichkeit gibt es jedoch auch viele wesentliche Faktoren, die allen psychotherapeutischen
Behandlungsformen gemeinsam sind. Die therapeutische Praxis wird dieser Tatsache
gerecht; die meisten Psychotherapeuten arbeiten eklektizistisch, wobei der heutige pragmatische
Eklektizismus davon ausgeht, dass bei jeder schulenspezifischen Intervention auch unspezifische
Faktoren wirksam werden (Frank & Frank, 1991).
Im Bereich der Forschung jedoch und im Wettstreit der Therapieschulen - der gerade in den
letzten Jahren aufgrund der zunehmenden Konkurrenz um die Anerkennung durch die Krankenkassen
angeheizt wurde - gerät diese wichtige Tatsache häufig aus dem Blickfeld. Letztere sieht
ihre Aufgabe vornehmlich in der Herausarbeitung der Unterschiedlichkeit und diese Arbeit stellt
diesbezüglich keine Ausnahme dar.
Dennoch befaßt sich der folgende kurze Abschnitt mit den gemeinsamen Faktoren aller Therapieschulen
(Hubble, Duncan & Miller, 1999). Wichtig erscheint dies vor allem, um der zu oft
vernachlässigten Tatsache gerecht zu werden, dass Therapie zum großen Teil nicht nur deshalb
wirkt, weil Psychotherapeuten sich intensiv und kompetent um Klienten bemühen, sondern dass,
unabhängig vom therapeutischen Handeln, ein Großteil der erfolgten Veränderung auf den Fähigkeiten
und Ressourcen der Klienten selbst beruht.
KAPITEL 3 THERAPIE 48
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Michael Lambert schlug auf der Basis umfassender Studien (Lambert, 1992) vier therapeutische
Faktoren als die wesentlichen Elemente vor, die zur Besserung auf Seiten der Klienten beitragen:
3. 1. 1 Gemeinsamer Faktor Klienten
Hierzu zählen Patientenmerkmale, also all das, was die Klienten zur Therapie mitbringen und was
ihr Leben außerhalb der Therapie beeinflußt. Dazu gehören interne und soziale Ressourcen der
Klienten ebenso wie Glaubenssätze und Überzeugungen und selbst zufällige Ereignisse in deren
Leben, welche den Therapieverlauf günstig beeinflussen. Dem Erkenntnisstand zufolge erklärt
dieser Faktor 40 Prozent der Veränderungsvarianz im Verlauf der therapeutischen Behandlung.
3. 1. 2 Die therapeutische Beziehung
Die Faktoren bezüglich der Therapiebeziehung werden auch als „allen Behandlungsformen gemeinsame
Faktoren" bezeichnet; sie stehen nach Lambert für 30 Prozent der Varianz. Es handelt
sich hier um eine ganze Bandbreite beziehungsbezogener Variablen wie Sorge, Empathie, Wärme,
Akzeptanz und Bestätigung, die insbesonders Carl Rogers bekannt gemacht hat, welche sich
aber in den meisten Therapieformen finden lassen.
3. 1. 3 Hoffnung als Grundlage des gemeinsamen Faktors Placebo und Erwartung
Allein die Perspektive auf Hilfe soll die Ursache für 15 Prozent der Wirkung einer Therapie sein.
Diese Klasse der therapeutischen Faktoren bezieht sich auf den Teil der Besserung, der sich aus
dem Wissen des Klienten, behandelt zu werden, ergibt. Nach Franks und Franks (1991) zeichnen
sich erfolgreiche Therapien dadurch aus, dass Klienten und Therapeuten an deren heilende Kraft
glauben; der Placeboeffekt - gemeinhin als Störvariable behandelt - wäre bei dieser Definition
also ein wichtiger positiver Faktor in Psychotherapien.
Therapeutische Faktoren:
49 KAPITEL 3 THERAPIE
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3. 1. 4 Psychotherapeutische Technik
Die jeweilige psychotherapeutische Technik mit ihren spezifischen Annahmen, Erklärungen, Lösungsstrategien
und Interventionen macht vermutlich ebenfalls 15 Prozent der Varianz aus. Abhängig
von der theoretischen Orientierung werden unterschiedliche Inhalte betont. Den meisten
Therapieschulen gemeinsam ist die Erwartung der Therapeuten, dass die Klienten etwas in ihrem
Leben verändern werden und die Idee, Klienten darauf vorzubereiten, etwas zu tun, um sich
selbst zu helfen. Die therapeutische Technik ist also keinesfalls bedeutunglsos; sie stellt einen -
jedoch nicht den einzigen - Faktor, der zum positiven Ergebnis der Behandlung beiträgt, dar.
Insgesamt gesehen, schließen sich gemeinsame Faktoren und spezifische Techniken als Determinanten
des Therapieerfolgs nicht aus. Im übrigen können therapeutische Techniken nur bis zu
einem gewissen Grad unabhängig von den gemeinsamen Faktoren betrachtet werden (Butler &
Strupp, 1986): Jede Technik wird im innerpersonellen Kontext angeboten und ist in Erwartungen
und Überzeugungen der Teilnehmenden eingebunden.
Bezüglich der Effektiviät von Hypnotherapie ist in diesem Zusammenhang anzumerken, dass es
zu den spezifischen Merkmalen der Hypnose gehört, in einem Maß mit dem unspezifischen
Faktor „Hoffnung" verknüpft zu sein, wie die Schulpsychologie es nicht vermag: Hypnose kann
als ein Ritual verstanden werden, das - wie sonst vielleicht nur der Glaube, „Berge versetzt" und
das damit ganz wesentlich zur Steigerung der Effektivität einer Behandlung beiträgt: Kirsch et al.
(Kirsch, 1996, zitiert nach Hubble, Duncan & Miller, 1999) konnten in Metaanalysen zum Beispiel
nachweisen, dass Hypnose die Effektstärke von kognitiver Verhaltenstherapie nahezu verdoppelt.
Ähnliches gilt für den unspezifischen Faktor „therapeutische Beziehung": Es gehört zu den
spezifischen Charakteristika der Hypnose, dass Klienten in der Therapie regredieren und den
Therapeuten in einer permisiven, wohlwollenden und fürsorglichen Elternrolle erleben; dies
wiederum ist die ideale Voraussetzung für eine fruchtbare Gestaltung der Therapiebeziehung -
wie unter 3. 1. 2 beschrieben.
Dennoch sollte Hypnose auf keinen Fall auf ihren Ritualcharakter oder die positive Gestaltung
der therapeutischen Beziehung beschränkt gesehen werden: Die spezifischen und wirkungsvollen
Mechanismen der Hypnotherapie werden im folgenden Abschnitt näher erläutert.
KAPITEL 3 THERAPIE 50
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3. 2 Theorien zur Hypnotherapie
In diesem Abschnitt werden die wichtigsten Theorien zur Hypnose kurz dargestellt (Kossak,
1993, Revenstorf & Peter, 2001).
3. 2. 1 Historische Wurzeln der Hypnotherapie
Die meisten heute gängigen Therapieverfahren sind in der Hypnose begründet oder stehen mit
dieser in Verbindung: Häufig werden in Psychotherapien mehr oder weniger direkt Dinge suggeriert
und tranceartige Zustände therapeutisch genutzt. Dieser enge Zusammenhang zwischen
Hypnose und vielen psychotherapeutischen Verfahren ist nicht verwunderlich, denn die Hypnose
stellt das erste und älteste Psychotherapieverfahren überhaupt dar (Revenstorf & Peter, 2001).
Historisch ist die Hypnose im weitesten Sinne in schamanischen Heilritualen begründet, innerhalb
derer transpersonale Kräfte angerufen wurden, um den Kranken zur Genesung zu verhelfen.
Ebenfalls vom Wirken himmlischer Mächte überzeugt war der im 18. Jahrhundert tätige Pfarrer
Johann Joseph Gaßner, der seine Erfolge bei Teufelsaustreibungen durch die göttliche Unterstützung
erklärte -und dem zugleich auffiel, dass mit den bösen Geistern gleichzeitig auch psychovegetative
Störungen verschwanden.
Später hielt Franz Anton Mesmer (1734 - 1815) Gaßlers Exorzismus seine aufgeklärtere, physikalische
Theorie des animalischen Magnetismus entgegen. Allerdings - und dies wurde Mesmer
von akademischen Experten deutlich zu verstehen gegeben - konnte die Existenz der Magnetkraft,
von der Mesmer annahm, dass sie aus dem Gleichgewicht geratene Energien harmonisiere,
nicht bewiesen werden. Ob Mesmers Theorie tatsächlich eine wissenschaftliche Grundlage hatte,
ist bis heute nicht abschließend geklärt; Mesmer wird heute jedoch als Begründer der modernen
Hypnose und damit der Psychotherapie betrachtet. Paradox ist, dass Mesmers Theorien von den
damaligen Experten mit einer aus heutiger Perspektive vollkommen psychologischen Erklärung
abgelehnt wurde: Alles beruhe auf Imagination und Imitation. Mesmers Studien bewirkten dennoch,
dass die Hypnose sich vom Magischen emanzipierte, und bis zur Erfindung anderer Möglichkeiten
zur Schmerzreduktion bei Operationen Mitte des 19. Jahrhunderts war Hypnose in
diesem Bereich eine verbreitete Methode.
In dieser Zeit prägte der schottische Arzt Braid (1795 - 1860) den Begriff „Hypnose" abgeleitet
vom griechischen Wort hypnos für Schlaf. Seine neurologische Theorie zur Erklärung hypnotischer
Phänomene besagte, durch die Konzentration auf einen Stimulus bei der Fixationsmethode
komme es zu einer Ermüdung des entsprechenden Nervs; die Folge sei ein partieller Schlaf. Auch
Liébeault (1823 - 1904) und Bernheim (1804 - 1919) in Nancy gingen lange Zeit davon aus, bei
51 KAPITEL 3 THERAPIE
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der hypnotischen Trance handele es sich um eine Art künstlichen Schlaf. Der Pariser Neurologe
Charcot (1825 - 1893) dagegen erklärte die hypnotische Trance als eine passagere Form der Hysterie
und legte damit den Grundstein für die Theorie seines Schülers Janet.5
3. 2. 2 Die Dissoziationstherorie - Pierre Janet (1925)
Wie bei seinem Vorgänger Charcot waren auch Janets Forschungsgebiete die Technik der Hypnose
und das Krankheitsbild der Hysterie. Janet war der Ansicht, Hypnose ermögliche, das Bewußtsein
in drei Bereiche aufzuteilen - genau wie bei der Hysterie käme eine solche Aufspaltung
durch Dissoziationsprozesse zustande. Janets medizinische Erklärung hierfür war die folgende:
Durch Hypnose kommt es zu einer Blockade der Reize an den Synapsen, dadurch sind die sensorischen
Zentren des Cortex von den motorischen abgekoppelt. Weiter ging er davon aus, dass
aufgrund dieses Abkopplungsprozesses Reize direkt ins motorische Zentrum gelangen könnten,
ohne zuvor bewußt wahrgenommen worden zu sein.
3. 2. 3 Die Neodissoziationstheorie - Ernest R. Hilgard (1974)
Hilgard erweiterte Janets Dissoziationstheorie: Sein Interesse galt insbesonders der Erforschung
hypnotischer Phänomene mit dem Ziel, das Verfahren zu standardisieren und die Effekte zu systematisieren.
Er postuliert eine übergeordnete Kontrollinstanz, welche die selektive Dominanz unterschiedlicher
Systeme regelt. Dabei geht er von unterschiedlichen miteinander interagierenden kognitiven
Verarbeitungssystemen aus, die jedoch auch isoliert voneinander - das heißt dissoziiert - tätig
sein können. Zudem kontrolliert eine übergeordnete Instanz die einzelnen Systeme in ihrer Interaktion.
Gemäß Hilgard können durch hypnotische Prozesse einzelne Systeme aktiviert und beeinflußt
werden, so dass die im Wachzustand üblichen Hierarchien der einzelnen Systeme sich im
Trancezustand zu verändern beginnen. Mit dieser Verschiebung von Hierarchien erklärt die
Neodissoziationstheorie Phänomene wie Amnesie, Ausführung posthypnotischer Aufträge und
Anästhesien.
Weiter nimmt Hilgard an, Suggestibilität sei ein stabiles Persönlichkeitsmerkmal; seine Forschungsarbeiten
belegen, dass die Suggestibilität seiner Probanden über einen Zeitraum von zehn
5 Für eine Vertiefung der Geschichte der Hypnotherapie sei auf die entsprechenden Standardwerke von Revenstorf
(1993), Revenstorf & Peter (2001) oder Bongartz & Bongartz (1998) verwiesen.
KAPITEL 3 THERAPIE 52
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Jahren stabil blieb (r = .60). Eine solch hohe Stabilität über die Zeit hinweg wird ansonsten nur in
Intelligenzmessungen erreicht.
Bezüglich der Definition der hypnotischen Trance vertritt Hilgard wie auch Erickson (Erickson
& Rossi, 1981) und Orne (1977) die Theorie des hypnotischen Sonderzustands: Trance wird als
ein spezieller Zustand bezeichnet, der mit Schlaf, Narkose, Koma oder anderen Bewußtseinszuständen
zu vergleichen ist.
3. 2. 4 Die Drei-Dimensionen-Theorie - Ronald E. Shor (1962)
Wesentliche Konstrukte in Shors Theorie sind:
Unter hypnotischer Rollenübernahme versteht Shor eine anfangs bewußt übernommene Rolle,
die später in ein unwillkürlich ausgeführtes Verhalten übergeht. Die Trance-Tiefe hängt gemäß
seiner Theorie primär davon ab, wie stark die Orientierung an der äußeren Realität abnimmt.
Shor bezieht sich in diesem Zusammenhang auf die psychoanalytische Übertragungsreaktion:
Aufgrund der Übertragung erhöht sich die Empfänglichkeit des Klienten für die therapeutische
Interventionen. Dies wirkt sich positiv auf die Trancetiefe aus; gleichzeitig wird der Therapeut
dadurch zur Projektionsfläche für unbewußte frühe Erfahrungen. Die dritte Dimension stellt die
Tiefe der archaischen Beteiligung dar.
3. 2. 5 Die psychoanalytische Interpretation - Merton Gill & Margaret Brenman (1961, 1967)
Gills und Brenmans Theorie basiert auf der Ich-Psychologie von Hartmann (1958): Ausgangsbasis
ihrer Überlegungen sind die beiden Grundvariablen Übertragung und Regression im Dienste des Ich.
Gemäß der psychoananlytischen Interpretation der hypnotischen Vorgänge wird der Klient im
Verlauf der Induktion veranlaßt, die autonomen Kontrollfunktionen des Ichs aufzugeben. Weil
durch diesen Vorgang dem Ich Energie abgezogen wird, kann es nur noch in beschränktem Umfang
andere Aktivitäten entfalten. Die nun im Vordergrund stehenden Ich-Teile bearbeiten in der
Trance wichtige Themen aus der Vergangenheit des Klienten. Die Regression in der Trance ist
jedoch nie vollständig, das Ich behält stets Kontrollfunktion, um die Person zu schützen.
53 KAPITEL 3 THERAPIE
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3. 2. 6 Der ökosystemische Ansatz - David P. Fourie (1991)
Der ökosystemische Ansatz Fouries basiert auf der Kommunikationstheorie von Watzlawick
(Watzlawick, Weakland & Fisch, 1974 zitiert nach Kossak); hier werden systemische Kommunikations-
und Veränderungsprozesse beschrieben. Hypnotisches Verhalten wird in seiner Theorie
im Kontext des sozialen Systems betrachtet; der hypnotische Zustand wird auf die spezifische
Kommunikationsstruktur zwischen Hypnotherapeut und Klient zurückgeführt.
3. 2. 7 Der kognitiv-sozialpsychologische Ansatz - Nicolas P. Spanos (1988)
Spanos erklärt hypnotische Phänomene sozialpsychologisch über Motivationsprozesse; seine
Hauptaussagen sind die folgenden:
Sind die entsprechenden sozialpsychologischen Faktoren gegeben, bedarf es seiner Meinung nach
keinerlei Tranceinduktion. Spanos geht also davon aus, dass der hypnotische Sonderzustand des
Bewusstseins nicht existiert und alle hypnotischen Phänomene durch sozialpsychologische Mechanismen
zu erklären sind.
3. 3 Begrifflichkeiten, Wirkungen und Ziele in der modernen Hypnotherapie
3. 3. 1 Hypnotherapie, Hypnose und Trance
Die moderne Hypnotherapie stellt ein therapeutisches Verfahren dar, bei dem der Klient mittels der
Hypnose in einen besonderen Bewußtseinszustand, die Trance, versetzt wird, in welchem es ihm
besser als im Alltagsbewusstsein gelingt, die eigenen Ressourcen zu nutzen.
Die Hypnose ist in diesem Verständnis die Rahmenbedingung, die es erleichtert, die physiologischen,
kognitiven und emotionalen Beschränkungen des Alltagskontexts zu verlassen und neue
Möglichkeiten der Problemlösung zu erwägen und zu erproben.
Der besondere Bewussteinszustand, in welchem sich die hypnotisierte Person befindet, wird als
Trance bezeichnet. Innerhalb dieses Zustands der veränderten Verarbeitung haben logische Kategorien
eine geringere Bedeutung, die äußere Realität verliert an Relevanz, während die Fähigkeit,
KAPITEL 3 THERAPIE 54
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innere Realitäten intensiv zu erleben und zu visualisieren, zu nimmt. Diese Tatsache kann therapeutisch
genutzt werden, um Ressourcen zu aktivieren, Umstrukturierungen vorzunehmen und
psychosomatische Reaktionen zu beeinflussen, und zwar in einer Weise und Intensität, die im
normalen Wachzustand nicht möglich wäre.
3. 3. 2 Trancephänomene
Subjektiv führt die Trance zu Prozessen, die sich deutlich vom Alltagsverhalten abheben. Dazu
gehören die folgenden, als Trancephänomene bezeichneten Veränderungen:
Ein weiteres Merkmal der Trance ist, dass sie (nach Orne, 1977; Shor, 1979; Fromm, 1984; Hilgard,
1986). wiederholt hergestellt werden kann.
Anhand folgender Verhaltensweisen und beobachtbarer physiologischer Veränderungen auf Seiten
des Klienten läßt sich für den Therapeuten ablesen, ob dieser sich in Trance befindet:
treten auf)
Trancephänomene:
55 KAPITEL 3 THERAPIE
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3. 3. 3 Kontextvariablen
Verschiedene Kontextvariablen erleichtern es dem Klienten, in Trance zu gehen (Revenstorf,
1994; Barber & De Moor, 1972). Dazu gehören:
3. 3. 4 Wirkungen und Ziele der Hypnotherapie
Aus den beschriebenen Trancephänomenen lassen sich die Ziele der Hypnotherapie ableiten
(Revenstorf & Peter, 2001):
1. Harmonisierung des inneren Milieus
Die sich in der Trance häufig spontan einstellenden physiologische Entspannungsreaktionen führen
zu einer Harmonisierung somatischer Prozesse. Hierdurch werden Streßreaktionen abgebaut,
somatische Heilungsprozesse gefördert und das Immunsystem gestärkt. Genutzt werden kann
dieser Effekt in der Behandlung von Krebs, Schlafstörungen und bei bestimmten viralen Infekten.
2. Erhöhung der Suggestibilität
Während der hypnotischen Trance ist die Neigung, Gesagtes als sinnvoll hinzunehmen, erhöht:
Die hypnotisierte Person ist suggestibler als im normalen Alltagsbewußtsein. Für den Therapeuten
ergibt sich hier die Möglichkeit, Dinge direkt zu suggerieren, von denen er annimmt, dass sie
hilfreich sein könnten und damit Verhaltens- oder Einstellungsänderungen zu erleichtern.
Kontextvariablen:
KAPITEL 3 THERAPIE 56
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3. Veränderung der Wahrnehmung
Durch die Fokussierung des Hypnotisanden auf sein momentanes Erleben steigt der emotionale
Gehalt der Tranceerlebnisse stark an. Ähnlich wie in der Gestalttherapie bewirkt diese emotionale
Involviertheit ein hohes Maß an Evidenzerleben für die in der Trance gefundenen Problemlösungen.
Dies wiederum macht die spätere Umsetzung für den Klienten leichter.
Die Hypnonalgesie - also die Veränderung der Wahrnehmung im Sinne einer Dissoziation von
Schmerzerleben - macht Operationen und zahnmedizinische Eingriffe ohne die Verwendung
von chemischen Analgetika möglich.
4. Aktivierung der Vorstellung
Das gesteigerte visuelle Vorstellungsvermögen während der Trance kann genutzt werden, um
somatische Heilungsprozesse beispielsweise bei Krebserkrankungen über die Visualisierung des
entsprechenden Organs und seiner Heilung zu fördern.
Die Umstellung auf einen bildhaften Verarbeitungsmodus bewirkt außerdem, dass die im Alltagsbewusstsein
aktiven logischen Verknüpfungen - die häufig zugleich Einschränkungen des
Denkens bewirken - aufgehoben werden: Damit ist der Weg frei für neue, kreative Lösungen.
5. Unwillkürlichkeit
Klienten, die zur Therapie kommen, haben meist ihren Fundus an rational begründeten Strategien
bereits erfolglos zur Problemlösung eingesetzt: Unwillkürliche Suchprozesse oder Körperreaktionen
wie die Handlevitation bieten hier die Möglichkeit, das erschöpfte bewusste Lösungspotential
durch unwillkürliche Prozesse zu ergänzen.
6. Nutzung „stillen Wissens"
Eng mit dem Aspekt der Unwillkürlichkeit verbunden ist die Idee vom „stillen Wissen" einer
Person: Unwillkürliche motorische Veränderungen - wie die Katalepsie - bekommen Signalfunktion,
um das verborgene Wissen über Zusammenhänge, mögliche Ursachen eines Problems
oder Lösungsmöglichkeiten zu aktivieren.
7. Regression
Wenn Klienten sich in einen Trancezustand begeben, delegieren sie einen Teil ihrer Außenkontrolle
an den Therapeuten: Es entsteht also eine asymmetrische Rollenverteilung, bei der der Therapeut
die Rolle des beschützenden Elternteils, der Klient dagegen eine kindlich-regressive Haltung
einnimmt. Dieser Umstand lässt sich therapeutisch nutzen: Zum einen erhöhen sich durch
die Regression Suggestibilität, Kreativität und Flexibilität des Klienten, zum anderen wird eine
57 KAPITEL 3 THERAPIE
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„Nachbeelterung" durch den Therapeuten möglich, was beispielsweise bei der Behandlung von
in der Kindheit missbrauchten Menschen indiziert sein kann.
3. 4 Prämissen der Hypnotherapie nach Erickson
„Mehrere hundert Mark ergaunerte eine Hypnotiseurin am vergangenen Donnerstag in einem
Laden in der Tübinger Ammergasse. Die (...) Frau betrat um die Mittagszeit den Laden (...). Dann
versetzte sie den Mann in Hypnose und ließ sich Geldscheine aushändigen. Als der Verkäufer
wieder zu klarem Verstand kam, war die Frau verschwunden." Was auch immer an diesem Donnerstag
geschehen sein mag, die Notiz im Schwäbischen Tagblatt vom 31. 07. 2001 entspricht der
in den Medien vertretenen Meinung zur Hypnose: Der Hypnotisand sei ohnmächtig dem Willen
des übermächtigen Hypnotiseurs ausgeliefert.
Diese Auffassung entspringt der traditionellen Form von Hypnose: Die Geschichte der Hypnotherapie
ist seit ihren Anfängen geprägt von der Vorstellung, ein Therapeut mit hoher Suggestivkraft
müsse ein durch die hypnotische Induktion empfänglich gemachtes Individuum durch
suggestives Einreden „umprogrammieren"... und wie der rege Zulauf bei Bühnenhypnoseshows
zeigt, scheint die Phantasie, willenlos - und damit ohne Verantwortung für das eigene Handeln
zu sein - eine hohe Attraktivität zu besitzen. Allerdings widerspricht die Vorstellung der Willenslosigkeit
moderneren psychotherapeutischen Zielen, nämlich den Klienten zu mehr Wahlfreiheit
bezüglich ihrer Lebensgestaltung zu verhelfen: Wer willenlos ist, kann nicht wählen.
Seit 1940 entwickelte der amerikanische Psychiater Milton H. Erickson (1901 - 1980) eine neue
Auffassung von Hypnotherapie, die den Fokus nicht mehr auf die Macht des Hypnotherapeuten,
seine Klienten effizient zu beeinflussen, sondern auf die Fähigkeiten und die Ressourcen des
Hypnosisanden legt.
Erickson „(...) machte die Auffassung populär, dass hypnotische Trance ein Zustand selbst bestimmter
Potenz des Individuums sei und einen Zugang zu eigenen Ressourcen darstelle. Die
therapeutische Kunst bestehe darin, dem Patienten diesen Zugang zu eröffnen und ihn dann
seine eigenen Lösungen finden zu lassen." (Revenstorf & Peter 2001, S. 6). Dieser ericksonsche
Therapieansatz hatte nicht nur ein neues Hypnotherapiekonzept zum Inhalt, sondern auch auf
andere Therapieschulen, insbesonders auf die Systemische Therapie, weitreichende Auswirkungen.
Im Folgenden sollen die wichtigsten Prinzipien des ericksonschen Ansatzes kurz skizziert werden
(Revenstorf & Peter, 2001).
KAPITEL 3 THERAPIE 58
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3. 4. 1 Ressourcenorientierung, Utilisation und Reframing
„Sobald Du Dir vertraust,
sobald weißt Du zu leben."
J.W. v. Goethe
Das Vertrauen, von dem Goethe hier spricht, ist Menschen, die zur psychotherapeutischen Behandlung
kommen, meist verloren gegangen. Ressourcenorientierung bedeutet, dass der behandelnde
Therapeut das grundlegende Vertrauen in die Fähigkeiten des Klienten, eine Lösung für seine
Probleme zu finden, hat und dies auch zu vermitteln weiß. Möglichkeiten hierfür bieten die Prinzipien
der Utilisation oder des Reframings.
Durch Utilisation umgeht Erickson das, was andere Therapieschulen als „Widerstand" bezeichnen:
Alle individuellen Merkmale des Klienten - einschließlich des „Widerstands" - werden für
eine Veränderung genutzt: Widerstand wird so zur Ressource.
Auch das Symptom selbst kann in diesem Sinne „reframed" also in einen neuen Rahmen oder
Kontext gestellt werden, der es als einen zwar mit Nachteilen behafteten, aber von der Grundintention
her sinnvollen Lösungsversuch kennzeichnet. Eine solche Sichtweise verhilft den Klienten
zu einem verbessertem Selbstwert; dadurch werden Selbstheilungskräfte frei, der beim traditionellen,
defizitorientierten Bild vom unfähigen Patienten, der den kompetenen Therapeuten um
Hilfe ersuchen muß, brach liegen bleiben.
3. 4. 2 Therapeutisches Tertium
Die Grundprämisse des ericksonschen Arbeitens, nämlich die Idee, dass jeder Klient alle nötigen
Ressourcen zur Bewältigung seines Problems schon in sich trägt, ist für Menschen, die zur Therapie
kommen, zunächst kaum nachvollziebar, da die Notwendigkeit, einen Psychologen aufzusuchen,
meist als Beweis der eigenen Unzulänglichkeit gewertet wird. Erickson führt deshalb das
Unbewusste als intrapersonale Hilfsgröße ein: Der Klient kann seine Selbstheilungskräfte in eine
wohlwollende und weise Instanz innerhalb seiner selbst - nämlich ins Unbewusste - projizieren
und so fällt es ihm leichter, an die eigene unbewußte Kompetenz zu glauben.
Zur Frage, ob es dieses, neben Klient und Therapeut dritte Medium in der Therapie, das ericksonsche
Unbewusste wirklich gebe, sei zunächst auf die Kriterien der Konstruktion von Wirklichkeit
verwiesen: Gemäß den Aussagen des radikalen Konstruktivismus (zum Beispiel Watzlawick,
59 KAPITEL 3 THERAPIE
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1978) ist unser kognitives System semantisch geschlossen. Das bedeutet, die wahrgenommene
Wirklichkeit wird als von außen kommend erlebt, dabei aber in ihrer Bedeutung intern konstruiert.
Als „wirklich" wahrgenommen - im Gegensatz zum „eingebildeten" - wird dabei, was folgende
Kriterien erfüllt:
sind untereinander stimmig.
sich aus sich selbst.
mit ihm in Interaktion zu treten und es wird als bedeutungsvoll bewertet.
All diese Kriterien erfüllt das in der Trance erlebte „Unbewußte" und wird deshalb als real existierend
erlebt. Insofern ist das Therapeutische Tertium zunächst ein Konstrukt, wird aber für die
Beteiligten mit zunehmender Nützlichkeit immer „wirklicher". Tatsächlich kann aber auch etwas
noch „Wirklicheres" gemeint sein, wenn vom Unbewussten die Rede ist, nämlich die als neuronale
Spuren niedergelegten Erinnerungen und Fähigkeiten eines Menschen, die zur aktuellen Lösungsfindung
genutzt werden können (Revenstorf, 1994a).
3. 4. 3 Konfusion
Menschen gehen dann zum Psychotherapeuten, wenn ihre gewohnten und bewährten Bewältigungsstrategien
an ihre Grenzen stoßen und damit dysfunktional werden. Trotz der dann offensichtlichen
Insuffizienz der bisherigen Verhaltensstrategie fällt es den meisten Klienten aber
schwer, die gewohnte Strategie abzulegen. Erickson geht davon aus, dass es seinen Patienten im
Zustand der Destabilisierung leichter fällt, neue Lösungsstrategien zu entwickeln und umzusetzen.
Gemäß der modernen systemischen Auffassung bedeutet therapeutische Veränderung das
Aufgeben einer Homöostase, was aber nur dann möglich wird, wenn das System einen „Attraktor"
verlassen kann, um einen neuen aufzusuchen. Der dazwischen liegende „energetische Hügel"
wird mit Hilfe der Destabilisierung leichter überwunden.
Erreicht wird dieser labile Zustand zum Beispiel durch eine komplizierte Tranceinduktion,
die durch so zahlreiche kognitiv kaum zu bewältigende, logisch nur schwer nachvollziehbare, unter Umständen
nicht verständliche komplizierte oder unvollständige verbale und grammatikalische Konstruktionen,
die tiefer zu erfassen, nur Sie, der Leser oder die Leserin (und vielleicht nicht einmal Sie) heute
oder morgen oder irgend eines Tages in der Lage sein werden oder jetzt schon sind, falls Sie es nicht
KAPITEL 3 THERAPIE 60
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im nächsten Moment sein werden oder bereits waren, während Ihr bewusstes Verständnis Ihnen sagt,
dass Sie schon verstanden haben, was es unbewusst zu verstehen gab, und Sie weiter darüber nachdenken,
ob Sie bezüglich dieser Passage schon jetzt oder erst zu einem späteren Zeitpunkt für sich zu
einem tieferen Verständnis kommen wollen...
Der Mechanismus dieser kognitiven Überlastung dürfte nun deutlich geworden sein. Er entspricht
in etwa dem Effekt, der sich bei der Lektüre entsprechender Fachliteratur oder beim Anhören
bestimmter Vorträge meist spontan innerhalb kurzer Zeit einstellt: Aufgrund einer kognitiven
Überlastung durch Verwirrung oder Langeweile zieht es der Leser oder Zuhörer vor, in
Trance zu gehen.
3. 4. 4 Minimale Veränderung mit Kaskadeneffekt
Die Nutzung des Kaskadeneffekts beruht auf dem Gedanken, dass schon eine winzige Variation
in einem eingefahrenen Muster weitgreifende Veränderungen nach sich ziehen kann. Diese erste
kleine Veränderung wiederum versucht Erickson seinen Klienten zu erleichtern, indem sie auf
einem „Nebenschauplatz", der mit dem Problem, wegen dem die Person zur Behandlung kam,
nichts zu tun zu haben scheint, erzielt wird. Hat die Neuorganisation des Verhaltens auf diese
Weise ihren Anfang genommen, kann sie in anderen Verhaltensbereichen fortgeführt werden.
3. 4. 5 Schutz des unbewussten Bearbeitungsprozesses
Die in der Trance gefundenen kreativen Problemlösungen sind häufig für das rationale Denken
des Klienten zunächst nicht akzeptabel: Daher ist es laut Erickson sinnvoll, die neue Lösung für
einige Zeit vor dem allzu kritischen bewussten Denken zu schützen. Dies geschieht, indem die
Tranceinhalte nicht direkt im Anschluß an die Rückführung besprochen werden und spontane
Amnesien bestehen gelassen oder gefördert werden.
Im Sinne der Selbstorganisation von Systemen wird der Veränderungsprozess also durch Destabilisierung
zunächst auf der unbewussten Ebene angeregt und durch den Kaskadeneffekt eine
weitreichendere Fluktuation ausgelöst. Der Schutz des unbewussten Bearbeitungsprozesses hält
das System dabei eine ausreichende Zeit so flexibel, dass die Neuorganisation ungestört von kritischen
rationalen Einwänden erfolgen und die Veränderung sich etablieren kann.
61 KAPITEL 3 THERAPIE
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3. 4. 6 Beiläufigkeit
Ein weiteres wichtiges therapeutisches Kommunikationsprinzip bei Erickson ist das der Beiläufigkeit:
Suggestionen werden indirekt gegeben und fordern dadurch nicht die Auseinandersetzung
mit dem rationalen kritischen Anteilen des Klienten und dessen Wertesystem heraus. Intern wird
die neue Information jedoch verarbeitet und kann damit schneller gewinnbringend genutzt werden,
als wenn sie zuerst alle kritischen inneren Instanzen des Klienten hätte passieren müssen.
Therapeutisch realisiert wird das Prinzip der Beiläufigkeit unter anderem über den Gebrauch von:
Im folgenden sollen diese Techniken kurz erläutert werden, wobei der Fokus sich primär auf die
Möglichkeiten richtet, von welchen in der weiter unten beschriebenen Arbeit überwiegend Gebrauch
gemacht wurde.
3. 4. 6. 1 Indirekte Suggestionen
Erickson entwickelte ein eigenes Sprachmodell, das dem Klienten durch die Verwendung von
indirekten Suggestionen erlaubt, eigene Inhalte einzufügen. Hierfür kann der Therapeut die folgenden
Hilfsmittel nutzen (Revenstorf & Peter, 2001):
Nominalisierungen: Ein unwiderlegbarer Sachverhalt wird zitiert: „Die Entspannung wahrzunehmen,
kann gut tun."
Vieldeutigkeiten: Wörter, die mehrere Bedeutungen haben, können so verwendet werden, dass ihr
vordergründiger Inhalt den Zugang zur zweiten, dahinter liegenden tieferen Bedeutung bahnt.
Ein Beispiel wäre „vernebeln" in Bezug aufs Rauchen; vordergründig wird hier vom Zigarettenrauch
gesprochen, dahinter steht jedoch eine Bedeutung im Sinne von „verschleiern, nicht
offen machen."
Eingebettete Fragen und Suggestionen: Eine Frage wird zwar gestellt, aber nicht an den Klienten, so
dass dieser sie auch nicht direkt zu beantworten braucht: „Ich frage mich, ob Sie heute schon
wissen, wie Sie dem Genuß in Ihrem Leben zukünftig Raum geben werden." Dieser Satz ist gleichzeitig
ein Beispiel für eine eingebettete Suggestion: „Dem Genuß künftig Raum geben."
Negative Suggestionen: Bei „widerständigen" Klienten werden Aufträge häufig besser in Form Ihrer
Negation erteilt: „Sie sollten sich nicht zu sehr auf meine Wort konzentrieren."
KAPITEL 3 THERAPIE 62
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Analoges Markieren: Indirekte Aufträge werden analog, das heißt zum Beispiel über Veränderung
der Stimmlage, der Lautstärke oder der Sprachmelodie hervorgehoben: „Es ist ganz gleichgültig,
wann Sie die Augen schließen oder ob die Lider die Augen schließen, während Sie sie schon geschlossen
haben."
Generalisierungen: „Jeder weiß, was dem eigenen Körper wirklich gut tut."
Verwendung von Verben, die Wahlfreiheit implizieren: „Sie können in Trance gehen, wenn Sie das jetzt
schon möchten."
Komparative: Die Verwendung von Steigerungsformen, bei denen der Vergleich fehlt: „Ihre Hand
wird leichter und leichter."
Pseudokonkretismus: Indem der Therapeut ganz konkret von Dingen spricht, erleichtert er dem
Klienten die Vorstellung. Dabei ist es gleichgültig, ob der Therapeut über das, von dem er
spricht, tatsächlich Bescheid weiß: „Und nur Sie kennen Ihre ganz spezielle Art, in Trance zu gehen."
Schein-Alternativen: Einige Veränderungsalternativen werden aufgezählt, dabei aber impliziert, andere
Möglichkeiten - zum Beispiel, dass nichts sich verändert - gäbe es nicht: „Ich weiß nicht,
ob Sie in Trance gehen, indem Sie die Kugel fixieren, oder indem Sie einfach die Augen schließen."
Pseudokausalität: Eine in jedem Fall wahre Tatsache - zum Beispiel über auftretende Körperphänomene
beim Klienten - wird kausal mit anderen Zusammenhängen verknüpft: „Weil Ihre Atmung
bereits so ruhig geworden ist, werden Sie bald die innere Gewissheit spüren..."
Einkreistechnik: Bei der Einkreistechnik wird ein bestimmtes Thema angesprochen, indem unterschiedliche
damit zusammenhängende Bilder und Szenen beschrieben werden. Beispielsweise
kann über die detaillierte Beschreibung von Szenen, die der Klient vermutlich in seiner Kindheit
erlebt hat (zum Beispiel die Einschulung, sich das Knie aufschlagen und getröstet werden,
etc.) in eine Altersregression geführt werden.
3. 4. 6. 2 Einstreuungen und Stellvertretertechnik
Einstreuungen und Stellvertretertechnik werden häufig miteinander kombiniert und sollen deshalb
zusammen beschrieben werden.
Einstreuungen sind ursprünglich direkte Suggestionen, die aber zum Beispiel durch eine sprachliche
Mehrdeutigkeit indirekt wirksam werden. Dabei kann die sprachliche Doppeldeutigkeit des Personalpronomens
„sie" als Plural beziehungsweise Anredeform genutzt werden. Ein Beispiel hier63
KAPITEL 3 THERAPIE
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für wäre die folgende Sequenz; die in Versalien gedruckten Wörter kennzeichnen die Einstreuungen
(Revenstorf & Peter, 2001, S. 186):
„Wer hat nicht schon Zugvögel beobachtet, die sich im kalten Spätherbst sammeln und dabei sehr
aufgeregt scheinen, was verständlich ist. SIE müssen sich entscheiden, ob SIE in der kalten, bedrohlichen
Umgebung bleiben wollen oder sich auf den Weg machen, der vielleicht länger ist, aber
SIE in die Wärme bringt, wo SIE frei und leicht leben können. (...) Aber auch, wenn SIE schwach
scheinen, haben SIE doch die Kraft dazu."
Gleichzeitig wird hier die Stellvertretertechnik verwendet: Die Zugvögel können zum Beispiel stellvertretend
für Klienten stehen, die vor der Entscheidung stehen, entweder in einer Lebenssituation
zu verweilen, die ihnen nicht gerecht wird oder aber sich einer neuen, unbekannten Situation
zu stellen. Therapeutisch indiziert ist in diesem Fall die Stellvertretertechnik dann, wenn der Klient
sich einer offenen Bearbeitung des Dilemmas nicht zugänglich zeigt, weil die damit verbundenen
Ängste zu übermächtig sind. Der indirekte Zugang bietet dann eine gute Möglichkeit, die
Ängste zu umgehen und das Thema therapeutisch zu bearbeiten.
3. 4. 6. 3 Metaphern
„Ob er heitere, traurige oder spannende Geschichten erzählte, seine Stimme verzauberte jeden. Sie brachte nicht
nur Trauer, Zorn und Freude hervor, es wurden sogar Wind, Sonne und Regen für uns spürbar. Wenn Salim
zu erzählen anfing, segelte er in seinen Geschichten wie eine Schwalbe. Er flog über Berge und Täler und
kannte alle Wege von unserer Gasse bis nach Peking und zurück. Wenn es ihm gefiel, landete er auf dem Berg
Ararat - und sonst nirgends - und rauchte seine Wasserpfeife."
(Rafik Schami, Erzähler der Nacht, S. 9)
Metaphern als indirekte Methoden in der Psychotherapie sollen an dieser Stelle etwas ausführlicher
behandelt werden, da sie im nachfolgend beschriebenen Programm häufig angewendet werden
(Kossak, 1993, Revenstorf, 1993).
Definition der Metapher
Meyers großes Taschenlexikon (1983) definiert die Metapher folgendermaßen: Metapher, (zu
griech. Metapherein „übertragen"), sprachliches Bild, dessen Bedeutungsübertragung auf Bedeutungsvergleich
beruht: das eigentlich gemeinte Wort wird durch ein anderes ersetzt, das eine
sachliche oder gedankliche Ähnlichkeit oder dieselbe Bildstruktur aufweist.
In der Literaturwissenschaft lassen sich die unterschiedlichen Positionen in zwei Richtungen einteilen;
die Substitutionstheorie und die Interaktionstheorie.
KAPITEL 3 THERAPIE 64
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1. Die Substitutiostheorie
In der auf Aristoteles zurückgehenden Substitutionstheorie wird der Metapher keine eigene Bedeutung
beigemessen, sie drückt als sprachliches Stilmittel lediglich eine Ähnlichkeit aus, die es
auch wirklich gibt. Ein Beispiel hierfür wäre der „Fuß des Berges"; die Übertragung kommt
durch die Ähnlichkeit mit den unteren Extremitäten zustande.
2. Die Interaktionstheorie
Das Metaphernverständnis der Interaktionstheorie dagegen wird der Tatsache gerecht, dass Metaphern
neben ihrer Anschaulichkeit auch inhaltlich eine eigene Aussage besitzen: Es findet eine
Interaktion zwischen zwei Komponenten statt, die ursprünglich voneinander getrennt waren.
Diese Verbindung zwischen den Konzepten muß vom Empfänger einer Metapher erkannt und
deren Modalität rekonstruiert werden.
Indem sie den Prozeß der gegenseitigen Beeinflussung und Anpassung zweier Konzepte betont,
entspricht die Metapherndefinition der Interaktionstheorie jenem Verständnis von Metaphern,
das ihrer Anwendung in der Psychotherapie zugrunde liegt.
Der Kern jeder Metapher ist die Nebeneinanderstellung einer „Topik" und eines „Vehikels", die
auf einem gemeinsamen „Grund" miteinander verbunden werden.
Die Topik ist das Subjekt der Metapher, das Vehikel benutzt der Sprecher, um die Topik zu erklären,
und auf dem gemeinsamen Grund wird die Verbindung der Attribute, die Topik und Vehikel
teilen, hergestellt. Ein Beispiel aus dem Hohelied Salomos wäre „... liebe Braut, du bist ein
verschlossener Garten ..." - es erfolgt eine Nebeneinanderstellung der Topik „Braut" und dem
Vehikel „verschlossener Garten". Der Grund ist gekennzeichnet durch die Eigenschaft „schön,
aber der Eintritt ist verboten".
Theorien zum Verständnis von Metaphern
1. Die 3-Stufen-Theorie
Nach Searle (1993) vollzieht sich das Verstehen eines metaphorischen Ausdrucks in drei Stufen:
Stufe I: Analyse des Satzes auf wörtliche Bedeutung.
Stufe II: Bewertung deren Wahrheitsgehalts unter Einbeziehung des Kontextes.
Stufe III: Wenn die wörtliche Interpretation innerhalb des bestehenden Kontextes keinen Sinn er
gibt, sucht der Hörer nach einer nicht-wörtlichen Bedeutung, die den Ausdruck mit dem
Kooperationsprinzip konsistent macht.
65 KAPITEL 3 THERAPIE
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Widerlegt wurde die 3-Stufen-Theorie jedoch von der empirischen Forschung; sie ergab, dass
eine wörtliche Analyse der metaphorischen nicht vorausgehen muß, sondern beide Prozesse parallel
ablaufen.
2. Metapher als eine der Sprache übergeordnete kognitive Instanz
Lakoff (1993) sieht die Bedeutung von Metaphern nicht als lediglich dem sprachlichen Bereich
zugeordnet; er betrachtet Metaphern als zentrale kognitive „Werkzeuge", die das Denken und
Sprechen über abstrakte Konzepte ermöglichen.
Laut Gibbs (1992) bestimmen Metaphern durch eine Vorstrukturierung metaphorischer Schemata
im Langzeitgedächtnis, wie Erfahrung kategorisiert und eine Sinnzuweisung vorgenommen
wird.
Für die Darstellung abstrakter Inhalte mit Hilfe von Metaphern gibt es zahlreiche Beispiele:
3. Die Klasseninduktionstheorie
Der bislang neueste theoretische Ansatz zum Verständnis von Metaphern stammt von Glucksberg
und Keysar (1990): Hier werden Metaphern als Klasseninduktionsaussagen betrachtet, bei
denen die Topik einer diagnostischen Kategorie zugewiesen wird, die keinen eigenen Namen
haben muß, sondern durch Eigenschaften des Vehikels bestimmt wird. Das Vehikel kann dabei
als „Prototyp" dienen und den Kategoriennamen vorgeben.
Gemäß der Klasseninduktionstheorie wäre der Filmtitel „Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluß"
also so zu verstehen, dass die Topik „das Leben" als Mitglied der Kategorie „Fluß" gekennzeichnet
wird, wobei das Vehikel „Fluß" gleichzeitig zum Prototyp und Namen der übergeordneten
Kategorie wird. Der Topik „Leben" werden nun Eigenschaften des Vehikels „Fluß" wie „in
ständiger Bewegung zu sein, etc.", zugeschrieben; Eigenschaften, die im gegebenen Kontext keinen
Sinn ergeben wie „naß, von Fischen bewohnt" werden ausgeblendet.
Kritik an der Klasseninduktionstheorie übt Lakoff (1993), der bemängelt, dass sie kaum zur Erklärung
poetischer oder konzeptueller Alltagsmetaphern tauglich sei.
KAPITEL 3 THERAPIE 66
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Empirische Belege zur Wirksamkeit von Metaphern
1. Metaphern in der Hypnotherapie
In einer Studie von Gambert-Varga, Schmid und Revenstorf (1991) wurden zwei indirekte Verfahren,
nämlich die Einstreutechnik und therapeutische Metaphern, miteinander verglichen. Als
Erfolgskriterium wurde das Ausmaß der Schmerzreduktion beim Eiswassertest (Cold Pressure
Test) gewählt.
Die Autoren fanden bei ihren Versuchspersonen eine größere Wirksamkeit der Metaphern, die
sich sowohl im längeren Ertragen des kalten Wassers als auch in signifikant geringeren situativen
Angstwerten und der effektiveren Vermittlung von Schmerzbewältigungsstrategien äußerte. Als
Grund dieses Vorteils der Metapherntechnik wird die möglicherweise effektivere Ressourcenaktivierung
vermutet; insgesamt ist die zu vermutende Nützlichkeit von Metaphern in der Hypnotherapie
jedoch eher wenig erforscht und belegt.
2. Metaphern im nicht-hypnotherapeutischen Kontext
Außerhalb des hypnotherapeutischen Kontextes beschäftigte sich Angus mit dem Gebrauch von
Metaphern in der Psychotherapie und kam zu folgenden Ergebnissen (Angus & Rennie, 1988):
Metaphern repräsentieren Aspekte des Selbstbildes und Rollenbeziehungsmuster, die der Klient
im Dialog einnimmt. Entscheidend für den Therapieerfolg scheint zu sein, ob zwischen Therapeut
und Klient Übereinstimmung in Verständnis und Gebrauch der Metapher herrscht; ist dies
der Fall, so empfindet der Klient die Deutungen des Therapeuten als hilfreich und aufklärend,
fehlt diese Übereinstimmung jedoch, so fühlt sich der Klient mißverstanden, während der Therapeut
den Klienten als widerständig einstuft.
Mc Mullen (1989) verglich drei erfolglose und drei erfolgreiche Therapiefälle miteinander: Die
erfolgreichen Fälle waren dadurch gekennzeichnet, dass Klient und Therapeut interaktiv eine
zentrale Metapher entwickelten und jeweils die Metaphern des anderen benutzten. Anders präsentierten
sich die nicht erfolgreichen Therapien; hier fanden Therapeut und Klient nicht zu einer
gemeinsamen Metapher, insgesamt wurde wenig bildliche Sprache verwendet.
Auch Martin, Cummings und Hallberg (1992) stellten fest, dass die Metaphern, die Klienten am
häufigsten erinnern, meist solche sind, die in Interaktion mit dem Therapeuten erarbeitet worden
waren. Die hier umrissenen Studien sind aufgrund der kleinen Anzahl der jeweils untersuchten
Therapeut-Klient-Diaden nur begrenzt aussagekräftig, können jedoch als Hinweis auf die zu
vermutende hohe therapeutische Wirksamkeit von Metaphern gedeutet werden (Schlarb &
Schweizer, 1999)
67 KAPITEL 3 THERAPIE
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3. 5 Empirische Belege für die Wirksamkeit von Hypnotherapie
Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass hypnotherapeutische Interventionen bei unterschiedlichen
somatischen, psychoneurotischen und psychosomatischen Störungen sowie Verhaltensproblemen
indiziert sind und Metaanalysen bestätigen deren Effektivität. An dieser Stelle kann auf
diese Ergebnisse nur stark verkürzt eingegangen werden (Revenstorf & Peter, 2001). Für eine
ausführliche Darstellung sei auf die entsprechenden Standardwerke von Kossak (1989), Revenstorf
(1993), Peter et al. (1991) oder Hammond (1990) verwiesen.
Neben zahlreichen Kasuistiken liegen auch kontrollierte Gruppenstudien vor: Grawe et al. (1994)
fanden bis 1983 19 kontrollierte Studien mit etwa 1000 Klienten. Bei 13 von 17 Prä-Post-
Vergleichen und sechs von neun Kontrollgruppen-Vergleichen ergaben sich signifikante Verbesserungen
und zwar insbesonders in den Bereichen Angst, Psychosomatik, Schlafstörungen und
Schmerz. Ebenfalls 1994 stellten Revenstorf & Prudlo in 77 Studien an insgesamt über 5800 Patienten
eine signifikante Wirksamkeit der Hypnotherapie bei der Behandlung von Warzen,
Schmerz, Migräne, Nebenwirkungen von Chemotherapie, Schlafstörungen, Rauchen und Angststörungen
sowie eine längere Überlebensdauer bei Mamma-Karzinomen fest. In einer neueren
Metaanalyse kamen Bongartz et al. (1999) in 112 Studien mit 5600 Klienten zu vergleichbaren
Ergebnissen.
3. 6 Hypnotisierbarkeit, Suggestibilität und Trancetiefe
Eine wichtige Forderung im Zusammenhang mit der Erforschung der Wirksamkeit von Hypnotherapie
ist die Erhebung der Suggestibilität der Probanden: Nur wenn fest steht, dass die
Teilnehmer einer Hypnotherapiestudie prinzipiell hypnotisierbar waren, kann der Studie grundsätzliche
Aussagekraft zugeschrieben werden.
Daher soll an dieser Stelle kurz auf die entsprechenden Begrifflichkeiten und den gegenwärtigen
Forschungsstand eingegangen werden (Krause in Revenstorf & Peter, 2001).
3. 6. 1 Klärung der Begrifflichkeiten
Hypnotisierbarkeit: Weitzenhoffer (1989) definiert Hypnotisierbarkeit als die Fähigkeit eines Individuums,
hypnotisiert zu werden beziehungsweise eine bestimmte Tiefe in der Hypnose zu erreichen.
Ihre Messung erfolgt häufig über die Beobachtung des Hypnotisanden.
KAPITEL 3 THERAPIE 68
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Trancetiefe: Sie bezeichnet eine Zustandsvariable und kann sich im Verlauf der Hypnosesitzung
verändern. Trancetiefewerte korrelieren oft hoch mit der Hypnotisierbarkeit (Tart, 1970). Die
Tiefe der Trance wird meist durch Selbstbeobachtung erhoben.
Suggestion: Suggestion leitet sich aus dem Lateinischen von „suggerere" ab, wörtlich übersetzt mit
„unterschieben". Um die Kriterien einer Suggestion zu erfüllen, muß die Reaktion unwillkürlich
erfolgen (Peter, 1993); sonst würde es sich um eine bloße Aufforderung handeln.
Suggestibilität: Von Gheorghiu (1996, S. 126) wird Suggestibilität definiert als „die Fähigkeit, auf
Suggestionen zu reagieren (...)".
3. 6. 2 Hypnoseskalen
Häufig wird an Studien zur Hypnotherapie zu Recht moniert, dass die Suggestibilität der Versuchspersonen
nicht erhoben wurde. Diesbezüglich ist jedoch anzumerken, dass in keiner anderen
Therapieform die Eignung des Klienten für das entsprechende Verfahren gemessen wird:
Hypnoseskalen sind somit einzigartig in der klinischen Praxis.
Meist wird die Hypnotisierbarkeit gemessen, indem die Reaktionen des Hypnotisanden auf bestimmte
Suggestionen - häufig solche, welche die Ausführung klassischer hypnotischer Phänomene
fordern - erhoben werden.
Häufig verwendete Trance- und Hypnotisierbarkeitsskalen sind:
Stanford Hypnotic Susceptibility Scale, Form C: SHSS: C (Weitzenhoffer & Hilgard, 1962): Der am häufigsten
verwendete experimentelle Test; in der Durchführung allerdings aufwendig.
Harvard Group Scale of Hypnotic Susceptibility: HGSHS (Shor & Orne, 1962): Ein Test, der sich besonders
für ein Sreening größerer Gruppen gut eignet.
Stanford Hypnotic Clinical Scale for Adults: SHCS: A (Hilgard & Hilgard, 1975): Testet vor allem klinisch
relevante Phänome.
Hypnotic Induction Profile: HIP (Spiegel & Spiegel, 1978): Der Test ist sehr schnell durchführbar; allerdings
ist die Validität dieses sogenannten „Augenrolltests" umstritten.
Creative Imagination Scale: CIS (Wilson & Barber, 1978): Verwendet viele Vorstellungsbilder und
misst unter Umständen eher die Imaginationsfähigkeit.
69 KAPITEL 3 THERAPIE
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Im Zusammenhang mit den in dieser Studie verwendeten indirekten Hypnosetechniken ist hier
noch anzumerken, dass es derzeit keine Skalen zur Messung der Reaktionen auf diese Art von
Suggestionen gibt; im Gegenteil sind die Skalen meist in einer sehr autoritären Sprache verfaßt,
die der Art des therapeutischen Rapports in der ericksonschen Hypnotherapie zuwider läuft.
3. 6. 3 Hypnotisierbarkeit und Therapieerfolg
Die Tatsache, dass Hypnotisierbarkeit bei bestimmten klinischen Störungsbildern wie Schmerz,
Warzen oder Allergien mit dem Therapieerfolg korrelieren, gilt inzwischen als gut belegt (Bowers,
1989, Evans, 1989, Van Dyck et al., 1991). Bei anderen Bereichen, beispielsweise in der Raucherentwöhnung,
sind die Befunde weniger konsistent.
Für die klinischen Bereiche, in denen der positive Zusammenhang zwischen der Höhe der Hypnotisierbarkeit
und dem Behandlungserfolg belegt ist, bedeutet dies, dass dem Kliniker über die
Messung der Hypnotisierbarkeit eine Möglichkeit zur Verfügung steht, um schon vor Beginn der
eigentlichen Behandlung abzuschätzen, ob Klienten von hypnotherapeutischen Interventionen
wahrscheinlich profitieren werden. Im Falle einer nur geringen Hypnotisierbarkeit kann entweder
eine alternative Behandlungsmethode erwogen oder aber mit dem Klienten „Hypnose geübt
werden"; durch geeignete Trainingsmaßnahmen scheint sich die Hypnotisierbarkeit deutlich steigern
zu lassen (Gorassini & Spanos, 1986).
3. 7 Einzel-und Gruppenpsychotherapie
3. 7. 1 Anfänge der Gruppentherapie
Die heilende Wirkung der Gruppe in der Psychotherapie wurde früh erkannt; schon Alfred Adler
führte Gruppentherapien im Kontext der Erziehungsberatung durch. Hierüber schrieb Rayner
1933: „Indvidualpsychologen finden, dass die öffentliche Beratung den Kindern und Eltern mehr
hilft als das private Gespräch, außerdem ist sie ein Mittel der Gruppenerziehung. Das Kind erkennt,
dass seine Schwierigkeit ein Gemeinschaftsproblem ist." (Rayner, 1933, zitiert nach Ansbacher
& Ansbacher, 1982).
Allerdings waren es zu Anfang häufig auch rein pragmatische Erwägungen, aus denen der Gedanke
der Gruppenbehandlung erwuchs: Dreikurs begann 1931, Gruppentherapien durchzuführen
und beschrieb seine ersten Erfahrungen wie folgt: „Unter dem Druck eines übervollen Terminkalenders
wurde drei Patienten mit gleichen Problemen eine gemeinsame Beratung angeboten.
Es war nur ein Gruppengespräch vorgesehen. Die Patienten erlebten jedoch das Gespräch
KAPITEL 3 THERAPIE 70
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als derart befriedigend, dass sie um eine Fortsetzung dieser Gruppengespräche baten." (Dreikurs,
1980, S. 143). Aufgrund dieser positiven Erfahrungen integrierte Dreikurs die Gruppentherapie
in seine Arbeit und formulierte die folgenden therapeutischen Faktoren zur Wirksamkeit der
Gruppentherapie:
seiner eigenen Probleme besser nachvollziehen.
werden, was diesen wiederum hilft, ihr Selbstkonzept sowie ihre sozialen Einstellungen
zu überprüfen.
Normen im sozialen Umgang.
Die therapeutische Gruppe stelle somit ein einzigartiges soziales Klima dar, das zu neuen sozialen
Erfahrungen führe. (Dreikurs, 1980, zitiert nach Lehmkuhl, 2002).
3. 7. 2 Effektivität von Gruppen- und Einzeltherapie
Seit diesen Anfängen der Gruppenpsychotherapie haben die meisten therapeutischen Richtungen
neben Konzepten für die Einzeltherapie auch Gruppenkonzepte entwickelt.
Das im Kapitel 3. 1 beschriebene Äquivalenzparadox in der Psychotherapieforschung (Lambert
& Bergin, 1994) bezieht sich allerdings auch auf den Wirkungsvergleich zwischen Einzel- und
Gruppentherapie: Beide Settings bringen ähnlich günstige Behandlungseffekte (Tschunke, 1999).
Dieser Befund schließt dennoch nicht aus, dass eventuell unterschiedliche Behandlungseffekte
existieren, die von der derzeitigen vergleichenden Psychotherapieforschung noch nicht erhoben
werden konnten (Tschunke et al., 1998).
3. 7. 3 Allgemeine Faktoren der Gruppentherapie nach Yalom
Der folgende Abschnitt befaßt sich mit den speziell durch die Gruppensituation zustande kommenden
allgemeinen, das heißt schulen- und interventionsunabhängigen Faktoren der Veränderung
beim Klienten (Yalom, 1970).
71 KAPITEL 3 THERAPIE
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1. Mitteilung von Information: Ein allgemeiner Veränderungsfaktor betrifft die Mitteilung von Information:
In der Informationsweitergabe an andere Gruppenmitglieder drückt sich zum einen
der Beziehungsaspekt der Informationsaustauschenden aus, zum anderen verändert der
Austausch über Ursprung und Ursachen einer Störung aber auch das Gefüge des Krankheitsbildes.
Für Raucherentwöhnungsgruppen bedeutet dies zum Beispiel, dass durch die Tatsache,
sich mit den anderen Gruppenmitgliedern über seine Rauchgewohnheiten auszutauschen,
die Motivation aufzuhören, der Umgang mit Versuchungssituationen oder sonstige mit
dem Rauchen in Verbindung stehende Verhaltensweisen bereits einer Veränderung unterworfen
sind.
2. Einflößen von Hoffnung: In einer Gruppe stehen die Teilnehmer in wechselseitigem Kontakt.
Hierdurch können Veränderungsimpulse aufgenommen und ausgesendet werden; „erfolgreichere"
Klienten dienen den anderen als Modell, wobei das Modell seinerseits von dieser Rolle
profitiert.
3. Universalität des Leidens: Die Erkenntnis des einzelnen, dass die anderen Mitglieder der Gruppe
ebenfalls Schwierigkeiten haben oder Defizite aufweisen, hat einen günstigen Einfluß auf das
Selbstwertgefühl. Yalom nennt diesen Faktor die „Universalität des Leidens".
4. Altruismus: Die Gruppenmitglieder unterstützen sich meist gegenseitig. In diesem altruistischen
Handeln erfährt sich das Individuum als stark und kompetent, woraus ein gesteigertes
Selbstbewusstsein resultieren kann.
Faktoren der Gruppentherapie nach Yalom:
1. Mitteilung von Information
2. Einflößen von Hoffnung
3. Universalität des Leidens
4. Altruismus
5. Korrigierende Rekapitulation der primären Familiengruppe
6. Interpersonelles Lernen
7. Die Entwicklung von Techniken des mitmenschlichen Umgangs
8. Nachahmendes Verhalten
9. Gruppenkohäsion
10. Kartharsis
KAPITEL 3 THERAPIE 72
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5. Korrigierende Rekapitulation der primären Familiengruppe: Als weiteren Faktor beschreibt Yalom die
„korrigierende Rekapitulation" der primären Familiengruppe: Unbearbeitet gebliebene Emotionen
und Handlungsweisen aus der Herkunftsfamilie können in der Gruppentherapiekonstellation
durchgearbeitet werden. Dabei erleben die Klienten meist den Therapeuten in der
Rolle des Vaters oder der Mutter, während die Gruppenmitglieder als Geschwister empfunden
werden.
6. Interpersonelles Lernen: Werden in der Gruppentherapie negative Reaktionen ausgedrückt, die
durch unreflektierte alte Familienerfahrungen und internalisierte Normen bedingt sind, machen
Rückmeldungen der Gruppenmitglieder dies transparent und somit einer Veränderung
zugänglich.
7. Die Entwicklung von Techniken des mitmenschlichen Umgangs: Schließlich werden in der Gruppenkonstellation
neue Verhaltensweisen entwickelt und erprobt. Die Rückmeldung durch die
Gruppe kann also hilfreich sein, um neue Techniken des mitmenschlichen Umgangs zu erlernen.
8. Nachahmendes Verhalten: Gleichzeitig können auch Verhaltensweisen im Sinne von Banduras
Modellernen von anderen Gruppenmitgliedern durch Nachahmung übernommen werden.
9. Gruppenkohäsion: Ein weiterer Einflußfaktor, der bei einer Gruppentherapie eine Rolle spielt,
ist die Gruppenkohäsion, das heißt das Bestreben der Mitglieder, eigenen Einsatz zu erbringen,
um in der Gruppe bleiben zu können. Um die Akzeptanz der anderen Gruppenmitglieder
zu bekommen, muß das Individuum eine Anpassungsleistung in Bezug auf die Gruppennorm
vollbringen. In der Raucherentwöhnung wäre eine solche Gruppennorm, abstinent zu sein
und zu bleiben.
10. Kartharsis: Als letzter Faktor ist die Katharsis anzuführen, also emotionalen Entladungen, welche
durch das An- und Aussprechen von Affekten herbeigeführt werden.
Einige der genannten Faktoren werden auch in der Einzeltherapie wirksam, jedoch beziehen sich
die oben aufgeführten Punkte im wesentlichen auf gruppenspezifische Phänomene.
73 KAPITEL 3 THERAPIE
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3. 7. 4 Gruppenhypnose
3. 7. 4. 1 Anwendungsgebiete
Braun (1979) beschreibt die Anwendungsgebiete der Gruppenhypnose für vier Bereiche.
Anwendung von Gruppenhypnose:
1. Gruppen mit dem Ziel der Heilung oder Linderung physischer Krankheiten und Symptome:
Patienten-Trainingsgruppen und symptomorientierte Gruppen (Fettsucht, multiple Sklerose,
Arthritis und Krebs) oder Gruppen, die Familien und Personal in der Gesundheitspflege unterstützen
(Zahnärzte und Geburtshelfer bei der Schmerzkontrolle).
2. Gruppen zur Steigerung der Produktivität: Im universitären Bereich können zum Beispiel Studiengewohnheiten,
das Verhalten bei Prüfungen und Motivationsprobleme angegangen werden
(Krippner, 1977).
3. Gruppen mit dem Fokus auf persönlichen Wachstumsmöglichkeiten.
4. Psychotherapiegruppen, innerhalb derer jeweils Patienten mit gleicher Diagnose eine Gruppe
bilden (zum Beispiel bei Alkoholismus, Drogensucht, Phobien und Psychosen).
3. 7 .4. 2 Indikationen und Kontraindikationen
Nach Braun (1979) kann Gruppenhypnose grundsätzlich in jeder Phase der Gruppenentwicklung
eingesetzt werden, sofern keine Kontraindikationen ersichtlich sind. Beispiele für Möglichkeiten
zum Einsatz von Gruppenhypnose sind: Ruhe und Offenheit in der Informationssammlungsphase
können durch den Einsatz von Hypnose erhöht werden. Hypnose kann außerdem für die Abklärung
von Prioritäten hilfreich sein; dabei können intrapsychische Aspekte interpersonal ausgedrückt
werden, gruppenbezogener Widerstand kann erkannt und aufgelöst werden. In der eigentlichen
therapeutischen Arbeit erhöht Hypnose die Fähigkeit zur Differenzierung und die Risikobereitschaft
der Klienten. Während der Endphase der Therapie können Themen wie Abschied
und Loslassen hypnotherapeutisch bearbeitet werden.
Die Kontraindikationen der Gruppenhypnose entsprechen prinzipiell denen im Einzelsetting,
sind genau wie die der Einzelhypnotherapie relativ und hängen zum großen Teil von der Erfahrung
und individuellen Einschätzung des Therapeuten ab. Zu den Kontraindikationen der Hypnotherapie
siehe zum Beispiel Peter in Revenstorf & Peter (2001).
KAPITEL 3 THERAPIE 74
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Schwieriger kann es im Gruppensetting allerdings sein, die ideomotorischen Tranceanzeichen zu
beobachten, besonders, wenn die Teilnehmerzahl groß ist. Zudem ist es unter Umständen
schwieriger, eine detaillierte Rückmeldung der einzelnen Teilnehmer zu erhalten, da diese einander
in ihrer Meinungsbildung gegenseitig beeinflussen. Andererseits kann die Gruppe sehr hilfreich
sein, um den Glauben an die Wirksamkeit der Hypnose bei zweifelnden Teilnehmern aufzubauen
und verstärken, indem die positiveren Erfahrungen einzelner Teilnehmer für die Skeptischeren
einen Anreiz darstellen. Möglicherweise besteht im Gruppensetting zudem ein höherer
Grad an Aufmerksamkeit und Bereitschaft zur Veränderung als in der individueller Hypnose, da
der Gruppendruck zusätzlich motiviert.
Der Prozeß der Hypnose selbst ist in der individuellen und der Gruppenhypnose derselbe
(Klippstein, 1998). Allerdings beschleunigt Hypnose nach Kirsch, Montgomery & Sapirstein
(1995) den therapeutischen Prozeß; dies gilt sowohl für das individuelle als auch für das Gruppensetting.
75 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG
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Kapitel 4
Raucherentwöhnung
4. 1 Erfolgsvariablen, Ebenen, Phasen in der Raucherentwöhnung
4. 1. 1 Phasen der Raucherentwöhnung
Maßnahmen zur Raucherentwöhnung können sich auf unterschiedliche Phasen des Entwöhnungsprozesses
konzentrieren. Dabei lassen sich folgende Stadien unterscheiden (BZgA, 2000):
1. Diagnose:
Sie beinhaltet die Identifizierung des Raucherinnentyps, die Feststellung der Schwere der Nikotinabhängigkeit
(zum Beispiel durch die Verwendung des FTND) und die Analyse des Rauchverhaltens.
2. Motivierung:
In der zweiten Phase wird die Bereitschaft zum Beenden des Rauchens analysiert, eventuell verbessert
oder erst geschaffen. Stellt sich hier heraus, dass keine hinreichende Motivation erreicht
werden kann, ist es unter Umständen notwendig, die Klientin mit der Vorgabe noch einmal nach
Hause zu schicken, ihre Motivation zu überdenken. Weiter wird diese Phase genutzt, um das
Vertrauen in die eigene Fähigkeit zur Abstinenz zu stärken.
3. Beendigung:
Wenn die Raucherin sich entschieden hat, mit dem Rauchen aufzuhören, beginnt die Phase der
Beendigung, in die der Rauchstop fällt.
4. Aufrechterhaltung:
An die Beendigungsphase schließt sich eine Stabilisierungsphase an, in der die Abstinenz gefestigt
werden soll.
Bei der Beschreibung von Raucherentwöhnungsprogrammen ist eine eindeutige Abgrenzung der
Phasen nicht möglich: Die einzelnen Stadien gehen ineinander über, und die meisten Entwöhnungsmethoden
sind für mehrere oder alle Phasen relevant.
KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 76
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4. 1. 2 Ebenen der Raucherentwöhnung
Klar unterscheiden läßt sich dagegen, an welchen Ebene des Rauchverhaltens eine bestimmte
Methode ansetzt: Hierbei lassen sich unterscheiden:
Teilweise konzentrieren sich Therapieansätze lediglich auf eine einzelne Ebene (beispielsweise die
physiologische im Fall der Nikotinsubstitution), während multimodale Programme sich dadurch
auszeichnen, dass sie eine Berücksichtigung aller drei Ebenen anstreben.
4. 1. 3 Erfolgsvariablen in der Raucherentwöhnung
Eine Befragung von 12.000 Ex-Raucherinnen für das „Gesundheitsmagazin Praxis" ergab fünf
Variablen, die von den ehemaligen Raucherinnen als entscheidend für ein erfolgreiches Abstinentwerden
eingeschätzt wurden:
1. Sofort-Stop: Von einem Tag auf den anderen aufzuhören ist erfolgversprechender als die sogenannte
„Reduktionsmethode". Für die Richtigkeit dieser Einschätzung spricht auch folgendes
Ergebnis einer Befragung von 265 Personen durch die BZgA: 80 Prozent der langfristig erfolgreichen
Ex-Raucherinnen beendeten mit der Sofort-Stop-Methode das Rauchen.
2. Soziale Unterstützung: Es ist hilfreich, den Entschluß, das Rauchen zu beenden, öffentlich zu
machen; Familienangehörige und Freunde sollten über das Abstinenzvorhaben informiert
werden. Auch die soziale Unterstützung bei Gruppenbehandlungen ist in diesem Zusammenhang
zu sehen: Besonders hilfreich werden regelmäßige Gruppentreffen (71 Prozent) und der
Austausch mit anderen (67 Prozent) erlebt (Huber, o. J., zitiert nach Dauenhauer, 1996).
3. Rückweg verbauen durch Vertragsmanagement: Vereinbarungen, Wetten und Verträge mit Bekannten
und Familienangehörigen stellen Belohnungen bei erfolgreicher Abstinenz - beziehungsweise
„Bußgelder", wenn geraucht wurde, in Aussicht
4. Selbstverstärkung: Sich für den Erfolg selbst zu belohnen, stellt eine weitere wichtige Variable
dar (Mohl, 1980). Dies kann zum Beispiel durch Belohnungen für eine bestimmte Anzahl
rauchfreier Tage, durch das tägliche Sich-bewußt-machen, was bereits erreicht wurde oder eine
Sparbüchse, in die für jede nicht gerauchte Schachtel der entsprechende Betrag geworfen wird,
geschehen.
77 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG
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5. Schließlich wurden noch die Punkte, für Ablenkung zu sorgen und viel Flüssigkeit zu sich zu
nehmen, als entscheidend für den Erfolg bewertet.
Darüber hinaus sind die folgenden Variablen wichtig (BZgA, 2000):
Motivierung: Zur Motivierung werden häufig kognitive Therapietechniken angewendet, die auf der
Theorie der kognitiven Dissonanz, Attributionstheorien und Reaktanztheorien oder der Rational
Emotiven Therapie nach Ellis (1997) basieren. Die Motivierung beinhaltet die Auflistung
oder Imagination der Vor- und Nachteile des Rauchens beziehungsweise Nichtrauchens,
Informationsgabe zu tabakassoziierten Gesundheitsschäden sowie zu den gesundheitlichen
Vorteilen des Nichtrauchens, Besprechung der Motive für das Entwöhnungsvorhaben,
Diskussion möglicher Schwierigkeiten in der Realisation und Vorstellungsübungen zum Leben
als Nichtraucherin.
Entgegen der naheliegenden Vermutung, bereits eingetretene körperliche Schädigungen durch
das Rauchen würden die Aufhörmotivation erhöhen, scheint dies nicht der Fall zu sein: Nur
40 - 50 Prozent der bereits ernsthaft erkrankten Raucherinnen beenden ihren Konsum
(Stumpfe et al., 1991b) und häufig berichten Patientinnen sogar, die Belastung durch eine Erkrankung
führe zu einem erhöhten Zigarettenkonsum.
Selbstbeobachtung: Schon im Vorfeld der Beendigung des Rauchens können Selbstbeobachtungen
eingesetzt werden: Die „Noch-Raucherin" reflektiert und protokolliert gegebenenfalls, in welchen
Situationen sie besonders viel oder besonders wenig raucht.
Nikotinsubstitution: Die Nikotinsubstitution als Behandlungsmethode wird weiter unten näher erläutert.
Zumindest bei stark abhängigen Raucherinnen bildet sie häufig einen wesentlichen
Behandlungsbaustein zusätzlich zu gleichzeitig erfolgenden anderen Therapiemaßnahmen.
Entspannungstraining: Ein leicht zu erlernendes Entspannungsverfahren wie zum Beispiel die Progressive
Muskelentspannung nach Jacobson hilft der Ex-Raucherin zum einen, mit akuten
Entzugssymptomen wie Unruhe und Nervosität umzugehen und erlaubt zudem langfristig,
Streßbewältigung anders als durch Rauchen zu praktizieren.
Stimuluskontrolle: Dazu gehört, in der ersten Zeit nach dem Aufhören alles zu vermeiden, was als
mit dem Rauchen gekopppelt erlebt wird (zum Beispiel Kaffee zu trinken oder den Abend in
der Kneipe zu verbringen). Aschenbecher und andere an das Rauchen erinnernde Gegenstände
müssen entsorgt werden, ebenso selbstverständlich die Zigaretten selbst. Außerdem sollte
generell eine Neustrukturierung des Tagesablaufs angestrebt werden, um auch hier Hinweisreize
aufs Rauchen zu vermeiden.
KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 78
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Alternativverhalten, Problemlösung und soziale Fertigkeiten: Durch Einübung neuer Verhaltensweisen
sollen Versuchungssituationen bewältigt werden. Dies kann eine einfache Maßnahme wie Ablenkung
beim aufkommenden Rauchwunsch sein, aber auch komplexe soziale- und Problemlösefertigkeiten
beinhalten, wenn es etwa darum geht, Konfliktsituationen konstruktiv anzugehen,
statt zur Zigarette zu greifen.
Essverhalten und Gewichtskontrolle: Exzessives Essen soll häufig Entzugserscheinungen mindern,
zudem kommt es infolge der Stoffwechselumstellung nach dem Aufhören ohnehin zu einer
Gewichtszunahme. Das Resultat ist eine oft hohe Gewichtszunahme, die vor allem Frauen
gelegentlich dazu bewegt, wieder mit dem Rauchen zu beginnen, um ab- oder nicht weiter zuzunehmen.
Aus diesem Grund sollte das Essverhalten nach dem Rauchstop in der Raucherentwöhnung
stets thematisiert werden.
Bewegung und Sport: Der Aufbau einer sportlichen Betätigung erfüllt mehrere Funktionen: Zum
einen beugt Bewegung der Gewichtszunahme vor, zum anderen kann sie als Alternativverhalten
in Versuchungssituationen, zur Streßreduktion und zur Kompensation des Verstärkerverlusts
nach Beendigung des Rauchens eingesetzt werden.
Identitätsbildung: Nachdem die Raucherin sich oft über Jahrzehnte als solche definierte und das
Rauchen meist in der Pubertät als der identitätsbildenden Phase begonnen wurde, ist das
Rauchverhalten eng mit dem eigenen Selbstbild verknüpft. Darauf, dass es in diesem Kontext
eine unbefriedigende Lösung sein muß, nach dem Aufhören lediglich etwas nicht zu sein -
nämlich Nichtraucherin, wurde in der Literatur verschiedendlich hingewiesen (zum Beispiel
Gerl, 2002). Notwendig ist in diesem Zusammenhang also der Aufbau einer neuen, befriedigenden
und positiv formulierten Identität.
Rückfallprophylaxe: Eine wirksame Rückfallprophylaxe sollte die häufigsten Situationen, die das
Scheitern von Entwöhnungsversuchen bedingen, thematisieren, antizipieren und mögliche
Bewältigungsstrategien erarbeiten.
Dazu gehören nach Stumpfe et al. (1992) die folgendenPunkte:
79 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG
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4. 2 Nicht hypnotherapeutische Methoden der Raucherentwöhnung
4. 2. 1 Selbsthilfe durch die Raucherin
„Das Rauchen aufzuhören, ist ganz einfach.
Ich habe schon hundertmal damit aufgehört."
Mark Twain
Das ideale Verfahren zur Raucherentwöhnung wäre sicherlich das selbstständige Aufhören - sei
es als „Neujahrsvorsatz", bedingt durch eine Erkrankung oder spontan ohne äußeren Anlaß. Allerdings
ist bekannt, dass nicht nur bei Mark Twain die ohne äußere Hilfe erreichte Abstinenz
von lediglich kurzer Dauer war; nur 15 Prozent derer, die allein aufhören zu rauchen, bleiben
langfristig abstinent (Baer, Foreyt & Wrigth, 1977). Wesentlich bei der „Selbstbewältigung" ist die
sportliche Betätigung der ehemaligen Raucherin (Haustein, 2001): Sie wirkt sich günstig aus auf
crawing-Effekte, Verstimmungen, Schlafstörungen, Spannungszustände, Gewichtszunahme sowie
den Umgang mit Streß und scheint die Anzahl der Rückfälle zu reduzieren.
4. 2. 2 Ärztlicher Rat und Mitwirkung von Pflegekräften
Haustein (2001) berichtet, dass sich eine individuelle ärztliche Beratung in verschiedenen Studien
als hilfreich erwies, wobei der Umfang der Beratung nicht ausschlaggebend zu sein scheint, da
auch Kurz- oder Gruppenberatungen nützlich waren. Zusätzliche telefonische Kontakte erwiesen
sich als sinnvoll. Während die Wirksamkeit des ärztlichen Rats laut Haustein als gesichert betrachtet
werden kann, wird die Effektiviät der Beratung durch Pflegekräfte als geringer eingeschätzt,
allerdings wurden auch hier statistisch signifikante, wenn auch nur mittelgradige Effekte
erreicht, so dass auch diese Form der Beratung als nützlich eingestuft werden kann.
4. 2. 3 Verhaltenstherapie
Die grundlegende Annahme der Verhaltenstherapie, das Rauchen sei ein durch Konditionierungsprozesse
erlerntes Verhalten, führt zu einer therapeutischen Vorgehensweise, in deren Mittelpunkt
das „Verlernen" des so erworbenen Verhaltens steht.
KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 80
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Methoden der verhaltenstherapeutischen Raucherentwöhnung:
Selbstmanagement und Aufbau alternativer Verhaltensweisen: Situationen, in denen bisher geraucht wurde,
werden aktiv umgestaltetet.
Selbstinstruktion; zum Beispiel durch bestimmte innere Sätze („Nichtrauchen ist besser").
Selbstkontrolle und Selbstbeobachtung durch das Protokollieren der gerauchten Zigaretten.
Kognitive Umstrukturierung und Motivationsförderung; Abstinenz wird als attraktives Ziel
herausgearbeitet.
Informationsvermittlung über die Folgen des Rauchens und die Vorteile des Nichtrauchens.
Verhaltensbeobachtung, um aufkommenden craving-Effekten frühzeitig entgegensteuern zu können.
Verstärkung: Die ehemalige Raucherin wird angehalten, sich für ihre Abstinenzerfolge selbst zu
belohnen.
Gewichtskontrolle: Die Klientinnen werden auf die häufige Gewichtszunahme nach dem Aufhören
hingewiesen und angeleitet, geeignete Strategien zur Gewichtskontrolle zu erarbeiten.
Zwei gut evaluierte verhaltentherapeutischen Programme im deutschsprachigen Raum sind die 5-
Tage-Therapie von J. Mc Farland und E. Folkenberg und das Freiburger Entwöhnungsprogramm.
Diese sollen exemplarisch etwas ausführlicher beschrieben werden, um einen Eindruck
von der verhaltenstherapeutischen Arbeitsweise zu vermitteln. Einige weitere, weniger bekannte
verhaltenstherapeutische Programme im deutschen Sprachraum werden im Kapitel 4. 3 kurz vorgestellt.
4. 2. 3. 1 5-Tage-Therapie von J. Mc Farland und E. Folkenberg
Die 5-Tage-Therapie wurde in den 60-er Jahren entwickelt und wird zu den Sofort-Stop-
Methoden gerechnet. Sie stammt aus den USA; der erste in Deutschland durchgeführte Kurs
fand 1969 in Hamburg statt. Anfangs in Großgruppen, später in Gruppen mit zehn bis zwanzig
Personen wurde die Behandlung zunehmend auch in der BRD angeboten. Seit Anfang der 80-er
Jahre wurde die 5-Tage-Therapie wissenschaftlich erforscht (Stumpfe, 1988a).
Die Kurse finden an fünf aufeinanderfolgenden Tagen statt; jeder Kursabend dauert zwischen 90
und 120 Minuten. Dabei werden im Gruppengespräch psychologisch-medizinische Informationen
zum Thema Rauchen gegeben und die persönliche Motivation, nicht zu rauchen, bearbeitet,
die Teilnehmerinnen berichten außerdem über aufgetretene Probleme und besprechen im Sinne
einer Rückfallprophylaxe Situationen, in denen sie in Zukunft gefährdet sein könnten, wieder mit
dem Rauchen anzufangen.
81 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG
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Beim 5-Tageprogramm werden als „erfolgreich behandelt" nur Klientinnen eingestuft, die vollständig
abstinent sind. Dieses Erfolgsmaß wird teilweise auch durch eine CO-Messung objektiviert.
Die Erfolgsquote beträgt zwischen 90 und 95 Prozent. Die meisten Rückfälle ereignen sich
im ersten Vierteljahr nach Kursende, nach einem Jahr sind laut Stumpfe (1990) noch rund 30
Prozent der Teilnehmerinnen abstinent.
Später wurde der 5-Tage-Plan in ein 15-Tage-Therapieprogramm - das Bad Nauheimer Programm
- integriert (Bauermann, 1989). Heute wird ein Nachfolgeprogramm der 5-Tage-Therapie
vom Deutschen Verein für Gesundheitspflege unter dem Titel „Endlich frei!" angeboten (vgl. Kapitel
4. 3).
4. 2. 3. 2 Das Freiburger Entwöhnungsprogramm
Dieses Entwöhnungsprogramm berücksichtigt zusätzlich die Motivationsphase, in der sich die
abstinenzwillige Person befindet (Zimmer et al., 1993). Bestandteile des Programms sind das Absetzen
der Zigaretten an einem vereinbarten „Tag X", mit vorausgehender therapeutische Vorbereitung,
die Individualisierung der Behandlung durch Erarbeitung der für die einzelne Teilnehmerin
günstigsten Bewältigungsstrategien und eine Nachbetreuung unmittelbar nach dem Aufhören
zur Rückfallprophylaxe.
Um die regelmäßige Teilnahme bis zum Katamnesetermin sicher zu stellen, wird vereinbart, dass
ein Geldbetrag erst bei der Katamnese an die Klientinnen ausbezahlt wird. Die Erfolgsquote diese
Programms beträgt 50 Prozent nach 12 Monaten und 42 Prozent nach 4,5 Jahren.
4. 2. 3. 3 Reduziertes Rauchen
Zu den verhaltenstherapeutischen Methoden gehört auch der Versuch, durch abgestufte Reduktion
des Konsums schließlich ganz abstinent zu werden. Dies geschieht meistens durch Selbstkontroll-
und Beobachtungsverfahren, indem zuerst die leichter entbehrlichen, später auch die
„wichtigen" Zigaretten weggelassen werden und über diese hierarchiche Reduktion beziehungsweise
die noch gerauchten Zigaretten ein Protokoll geführt wird. Weitere Möglichkeiten sind die
Verwendung unterschiedlicher Filterstärken zur Minderung der aufgenommenen Nikotinmenge
oder Zigaretten mit reduziertem Nikotingehalt. Gemeinsam ist all diesen Reduktionsverfahren
die geringe Wirksamkeit: Nur fünf Prozent der Raucherinnen schaffen es, auf diese Weise abstinent
zu werden (Haustein, 2001); als Intervention zur Schadensbegrenzung bei therapieresistenten
Raucherinnen wird das Verfahren jedoch teilweise dennoch diskutiert (Schoberberger &
Kunze, 1999).
KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 82
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4. 2. 3. 4 Multikomponenten-Programme
An der Universität Tübingen wurde 1991 unter der Leitung Dr. Batras und Prof. Dr. Buchkremers
von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Arbeitskreis Raucherentwöhnung
(AKR) gegründet. Seither wurden in diesem Rahmen verschiedene, meist auf verhaltenstherapeutischen
Konzepten in Kombination mit anderen Komponenten beruhende Programme zur
Raucherentwöhnung entwickelt, durchgeführt und evaluiert.
Ein wesentlicher Teil dieser Arbeiten bezieht sich auf die Entwöhnungsbehandlung in Arztpraxen
und auf Selbsthilfemanuale. Um deren Wirksamkeit zu überprüfen, wurde in einer Vier-
Phasen-Studie die Effizienz einer verhaltenstherapeutischen Raucherentwöhnung in der Gruppe
mit denen eines verhaltenstherapeutisch strukturierten Selbsthilfemanuals verglichen (Batra et al.,
1994). Insgesamt nahmen an dieser Studie 232 Raucherinnen teil. Es wurden neun 90-minütige
Sitzungen mit je 6 - 12 Probandinnen in wöchentlichem Abstand durchgeführt. Zusätzlich benutzten
alle Klientinnen Nikotinpflaster (Mann, 1996). Diese begleitende Nikotinpflasterbehandlung
galt auch für die Selbsthilfegruppe. Die Versuchspersonen dieser Bedingung erhielten
in wöchentlichen Abständen jeweils eines von insgesamt sechs Kapiteln eines Selbsthilfemanuals.
Die Abstinenzraten lagen bei der Einjahreskatamnese für die verhaltenstherapeutische Gruppentherapie
bei 22 Prozent, für die Selbsthilfemanualbedingung bei 19 Prozent.
4. 2. 4 Suggestive Therapien, Akupunktur und Homöopathie
Die meisten Entwöhnungstherapien enthalten auch suggestive Elemente, indem zum Beispiel
bestimmte Sätze wiederholt werden („Ich rauche nicht."). Zumindest kurzfristig sind Behandlungen,
die sich allein auf den Effekt von Suggestionen stützen, durchaus wirksam (Dobler-Mikola et
al., 1981, zitiert nach Tölle, 1989). So zum Beispiel die Entwöhnungstherapie des Handauflegers
Hermano: Direkt nach der Therapie waren 40 Prozent der Behandelten abstinent, nach fünf Jahren
noch 20 Prozent und nach 12 Jahren 15 Prozent.
Akupunktur wird in China seit circa 5000 Jahren zur Therapie verschiedener Erkrankungen eingesetzt.
Auch in Deutschland findet sie mehr und mehr Anklang, insbesonders auch bei der hiesigen
Schulmedizin. Zur Frage nach der Wirksamkeit dieser Behandlung gibt es unterschiedliche
Aussagen: Während eine Studie (He et al., 1997, zitiert nach Schoberberger & Kunze, 1999) signifikante
Unterschiede in der durchnittlichen Zigarettenkonsumreduktion zwischen einer Akupunkturgruppe
und den Versuchspersonen, die lediglich eine Placeboakupunktur erhalten hatten,
ergab, konnte eine groß angelegte Untersuchung an 996 entwöhnungswilligen Raucherinnen keine
Unterschiede zwischen Akupunktur- und Placebogruppe belegen (Clavel & Paolette, 1990).
83 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG
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Zur Wirksamkeit der Akupunktur siehe auch die Studie von Mac Hovec und Man (1978), bei der
Gruppenhypnose mit Akupunktur verglichen wurde (Kapitel 4. 4. 2).
Auch homöopathische Medikamente werden zur Raucherentwöhnung eingesetzt; über eine mögliche
Effektivität dieses Verfahrens gibt es derzeit jedoch keine verläßlichen Aussagen (Schoberberger
& Kunze, 1999).
4. 2. 5 Computergestützte Verfahren und Raucherentwöhnung via Internet
Eine relativ neue Entwicklung stellt die Raucherentwöhnung mittels Computer und Internet dar:
Ein computergestütztes Verfahren wurde auf der Basis des transtheoretischen Modells (Prochaska
& DiClemente, 1992) entwickelt.
Die Raucherinnen werden anhand der von ihnen in periodischen Abständen zu beantwortenden
Fragebogen einer der fünf Stufen der Veränderung (kein Problembewußtsein, Bewußtsein, Vorbereitung,
Handlung, Aufrechterhaltung) zugeordnet und erhalten aus Textbausteinen zusammengesetzte
briefliche Rückmeldungen, die der Phase, in der sie sich jeweils befinden, Rechnung
tragen. Diese Briefe enthalten Informationen und Tipps für das weitere Vorgehen, zusätzlich
werden Broschüren versandt (Martin-Diener et al., 1997, zitiert nach Schoberberger & Kunze,
1999).
Eine andere Variante stellt die Entwöhnung über das Medium Internet dar: Hier wird das Raucherentwöhnungsprogramm
IQFL (Internet Quit for Life Programme) angeboten. Es handelt
sich dabei um ein kognitives Gruppentherapieprogramm nach D. F. Marks, (1990; zitiert nach
Schoberberger & Kunze, 1999) wobei die Gruppenteilnehmerinnen aus einem intenationalen
Kreis von Personen bestehen, die ebenfalls mit IQFL abstinent werden wollen. Die Gruppenmitglieder
bereiten sich dabei gemeinsam auf den „D-Day", an dem das Rauchen beendet werden
soll, vor und ergreifen in einer zweiten Stufe Maßnahmen, die eine dauerhafte Abstinenz sichern
sollen.
Über die Effizienz dieser Verfahren kann bislang noch keine eindeutige Aussage gemacht werden,
unabhängig davon ist das Angebot solcher niederschwelliger Maßnahmen, mit denen eine
große Anzahl Entwöhnungswilliger erreicht werden kann, sicherlich zu begrüßen.
KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 84
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4. 2. 6 Medikamentöse Behandlungsmethoden
Die medikamentöse Therapie der Raucherentwöhnung wurde in den vergangenen Jahrzehnten
mit unterschiedlichen Präparaten untersucht. Am häufigsten eingesetzt und von der WHO empfohlen
werden derzeit Nikotinersatzpräparate. Über das in Deutschland seit dem Jahr 2000 für
die Raucherentwöhnung zugelassene Antidepressivum Bupropion liegen bislang nur wenige Studien
vor; alle anderen Arzeimittel haben sich nicht bewährt oder sind ebenfalls noch nicht ausreichend
untersucht (Haustein, 2001).
4. 2. 6. 1 Nikotinsubstitution
Die Substitution von Nikotin ist zur Milderung der Entzugserscheinungen vor allem für stark
physisch abhängige Personen sinnvoll und wurde in den vergangenen zehn Jahren an fast 30 Millionen
Raucherinnen angewandt, sowie an 34.800 Raucherinnen in etwa 180 Studien erprobt
(zum Beispiel Batra, Schupp & Buchkremer, 1998). Das Verfahren kann also bedenkenlos durchgeführt
werden, die langfristigen Abstinenzquoten bei einer alleinigen Nikotinsubstitutionsbehandlung
liegen allerdings lediglich bei 15 Prozent (Mann, 1996). In Kombination mit einer anderen
Behandlungsform steigert die Nikotinersatzbehandlung deren Effektiviät jedoch um das zwei
bis dreifache und ist damit als ein geeignetes Instrument der Raucherentwöhnung einzustufen
(Haustein, 2001).
Nikotinkaugummi:
Im Vergleich mit einem Placebo-Nikotinkaugummi reduziert der Nikotinkaugummi die Rückfallquote
signifikant (Puska et al., 1979; Schneider et al., 1977, 1983, 1984; Jarvis et al., 1982, zitiert
nach Tölle, 1989). Sein Einsatz kann aber auch unerwünschte Wirkungen haben: Die Mundschleimhaut
wird gereizt, er ist kontraindiziert bei Magengeschwüren und anderen dyspeptischen
Syndromen, auch Zahnprothesenträgerinnen können den Kaugummi nicht benutzen, allerdings
steht für den letztgenannten Personenkreis in Zukunft die Nikotinsublingualtablette zur Verfügung.
Schwerwiegende Nebenwirkungen (Myokardinfarkte, Vorhofflimmern, Migräne, Hysterektomie
etc.) wurden in den 90-er Jahren bei etwa 25 Millionen Behandlungen nur in 11 Fällen
gemeldet; der kausale Zusammenhang zur Nikotinkaugummieinnahme ist hier jedoch nicht gesichert
(Haustein, 2001).
Ein wesentlicher Nachteil des Nikotinkaugummis ist, dass der Suchtkreislauf (Entzugserscheinung
tritt auf - Nikotin wird oral aufgenommen - Entzugserscheinung verschwindet) nicht unterbrochen
wird. So erklärt sich die Tatsache, dass in seltenen Fällen ehemalige Raucherinnen
eine „Nikotinkaugummisucht" entwickeln und den Kaugummi über lange Zeiträume und in großen
Mengen konsumieren.
85 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG
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Nasalspray:
Häufiger ist eine Suchtverlagerung auf das Nikotinersatzpräparat beim Nasalspray zu beobachten;
allerdings behebt dieses durch die schnellere Anflutung crawing-Effekte auch besonders gut.
Viele Raucherinnen empfinden die Anwendung dennoch als subjektiv äußerst unangenehm, da
der plötzliche Nikotinschub starkes Brennen in der Nase, ein dröhnendes Gefühl im Kopf, Nasenbluten
und Niesattacken bewirken kann (Tölle, 1989).
Transdermale Nikotinzufuhr:
Beim Nikotinpflaster wird mithilfe eines transdermalen Liberationssystems (TTS) eine bis zu 24
Stunden konstante Wirkstoffabgabe erzielt. Im Gegensatz zu anderen Formen der Nikotinsubstitution
gewährleistet das Nikotinpflaster damit die kontinuierliche Zufuhr von Nikotin, bei welcher
der Kreislauf der oralen Nikotinaufnahme unterbrochen wird. Positiv ist außerdem die
Möglichkeit der genauen Dosierung durch drei unterschiedliche Pflasterstärken und die leichte
Handhabung zu bewerten.
Das Pflaster wird in der Regel morgens aufgeklebt und bleibt 24 Stunden am Körper. Wird das
Pflaster jedoch nur 16 Stunden täglich getragen - da manche Patientinnen bei ununterbrochener
Nikotinzufuhr nachts nicht schlafen können - beinträchtigt dies die Wirkung nicht (Tonnesen et
al., 1988; Daughton et al., 1991, 1999, zitiert nach Haustein, 2001). Die Verträglichkeit der Pflaster
ist abgesehen von leichtem Brennen auf der Haut im allgemeinen sehr gut; lediglich, wenn
zusätzlich geraucht wird, können Nikotinvergiftungserscheinungen auftreten, die für Gesunde
jedoch ungefährlich und eventuell sogar im Sinne einer Aversionstherapie wirksam sind.
Unerwünschte Nebenwirkungen bei der Nikotinpflasterbehandlung traten in Studien bei 20 Teilnehmerinnen
der Verumgruppe und 13 Personen der Placebogruppe auf; die Symptome wie
Kopfschmerz, allgemeines Unwohlsein, Schwindel und Erbrechen scheinen also möglicherweise
eher dem Nikotinentzug als der Pflasterbehandlung zuzuordnen zu sein (Palmer et al., 1992; Fiore
et al., 1994, zitiert nach Haustein, 2001).
4. 2. 6. 2 Bupropion
Eine noch recht neue Entwicklung stellt die Behandlung der Nikotinabhängigkeit mit einem seit
Juli 2000 in Deutschland zugelassenen verschreibungspflichtigem Medikament dar. Bei dem in
der BRD unter dem Markennamen „Zyban" bekannten Präparat der Pharmafirma Glaxo
Wellcome mit dem Wirkstoff Bupropion handelt es sich um ein Antidepressivum, das in den
USA bereits seit 1997 zugelassen ist.
KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 86
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Die Vermutung, dass es sich hier um einen dem Suchtdruck entgegensteuernden Wirkstoff handeln
könnte, kam aus der Beobachtung einer „Nebenwirkung", die bei der Behandlung depressiver
Patientinnen auftrat: Ein Teil der Behandelten hörte unter Einnahme des Medikaments
spontan auf zu rauchen. In einer Studie wurden daraufhin 893 Raucherinnen systematisch untersucht:
Diese wurden einer Placebo-, einer Nikotinpflaster-, einer Bupropion- und einer Kombinationsbedingung
(Bupropion und Nikotinpflaster) zugeteilt. Nach einem Jahr waren 15,6 Prozent
der Placebo- und 16,4 Prozent der Pflastergruppe nikotinfrei. Die Bupropion-Gruppe kam
auf 30,3 Prozent und die Kombinationsgruppe sogar auf 35,5 Prozent Abstinente (dpa,
29.06.2000). Der Wirkmechanismus von Buprobion beruht vermutlich auf einer Erhöhung des
Dopaminspiegels. Subjektiv erleben Raucherinnen, dass Zigaretten unter der Einnahme des Präparats
unangenehm zu schmecken beginnen.
Die Reaktionen auf die „Pille gegen das Rauchen" waren verständlicherweise zunächst euphorisch:
Der Wunsch der meisten Raucherinnen, ohne unangenehme Entzugserscheinungen und
ohne eigene Willensanstrengung abstinent zu werden, schien in Erfüllung gegangen zu sein: Innerhalb
des ersten Jahres nach der Zulassung für den deutschen Markt nahmen 310.000 Menschen
in Deutschland das Medikament ein. Bereits 14 Monate nach der Einführung gab es jedoch
Meldungen über Todesfälle im zeitlichen Zusammenhang mit der „Zyban"-Einnnahme: Das
Berliner Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte und die Arzneimittelkommission
sprachen von fünf registrierten Todesfällen (dpa, 09.02.2002), betonten aber, dass ein ursächlicher
Zusammenhang nicht gesichert sei und warnte gleichzeitig vor schweren Nebenwirkungen
wie allergischen Reaktionen, Depressionen und Suizidalität, psychotischen Reaktionen,
Krampfanfällen und Schlaflosigkeit. Zusammenfassend läßt sich festhalten, dass in der Raucherentwöhnung
Bupropion zum gegenwärtigen Zeitpunkt therapeutische Alternativen mit besserem
Sicherheitsprofil und gesicherter Wirksamkeit entgegenzustehen scheinen; eine endgültige
Bewertung der Risiko-Nutzen-Relation durch die europäische Arzeimittelkommission steht aber
noch aus.
Unzweifelhaft ist jedoch, dass in der Raucherentwöhnung das psychotherapeutische Vorgehen -
eventuell kombiniert mit einer Nikotinsubstitution - bei erwiesener Maßen guten Erfolgsquoten
ein geringeres Nebenwirkungsrisiko als die medikamentöse Variante aufweist. Aus psychologischer
Sicht sollte die Behandlung mit Bupropion ebenso wie die im nächsten Abschnitt beschriebenen
weiteren medikamentösen Verfahren deshalb in jedem Fall Patientinnen vorbehalten bleiben,
bei denen nichtmedikamentöse Behandlungsmethoden (eventuell kombiniert mit einer Nikotinsubstitution)
bereits versucht wurden, aber erfolglos geblieben sind.
87 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG
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4. 2. 6. 3 Weitere medikamentöse Methoden
Die weiteren medikamentösen Behandlungsverfahren zur Raucherentwöhnung werden im Folgenden
nur kurz zusammenfassend behandelt; für eine ausführliche Darstellung siehe Haustein
(2001).
Antidepressiva: Außer Buprobion wurden auch Imipramin, Doxepin, Fluoxetin, Venlafaxin, Moclobemid
und Nortriptylin zur Raucherentwöhnung eingesetzt. Insgesamt können diese Stoffe
die Entwöhnung zwar unterstützen, ein eindeutiger Effekt konnte jedoch nur beim Wirkstoff
Nortriptylin nachgewiesen werden. Wegen seiner unerwünschten Nebenwirkungen ist das
Medikament dennoch nur als Mittel zweiter Wahl einzuordnen und in Deutschland nicht zur
Raucherentwöhnung zugelassen.
Clonidin: Der antihypersiv wirkende α-Antagonist Clonidin ist für seine die Opiatabhängigkeit
reduzierenden Eigenschaften bekannt und zeigte auch in der Raucherentwöhnung Effekte.
Allerdings überwiegen auch hier die unerwünschten Nebenwirkungen (Sedierung, Mundtrokkenheit).
Das Medikament ist in Deutschland ebenfalls zur Raucherentwöhng nicht zugelassen.
Mecamylamin: Hier handelt es sich um einen Nikotinantagonisten; die Nikotinwirkung und damit
das Belohungssystem wird durch Hemmung der nikotininduzierten Dopaminfreisetzung blokkiert
- in der Folge geht der Rauchwunsch zurück. In einer Studie (Rose et al., 1994, zitiert
nach Haustein, 2001) erzielte die Kombination von Nikotin und Mecamylamin eine Abstinenzrate
von 40 Prozent im Vergleich zu nur Mecamylamin (20 Prozent) und nur Nikotinbehandlung
(15 Prozent). Die kombinierte Anwendung von Mecamylamin und Nikotin erwies
sich also als vorteilhaft, allerdings sollten vor der umfassenden klinischen Anwendung noch
größere Studien durchgeführt werden. In Deutschland ist Mecamylamin nicht zugelassen.
Tranquilizer, β-Rezeptorenblocker und Buspiron: Depressionen und Angst sind Symptome des Nikotinentzugs;
deshalb wurde der Effekt anxiolytisch wirkender Medikamente in der Raucherentwöhnung
untersucht. Die beiden Tranquilizer Meprobamat und Diazepam zeigten keine signifikanten
Wirkungen, während die β-Rezeptorenblocker Metoprolol und Oxprenolol schwache
Effekte hatten. Auch das atypisch wirkende Anxiolytikum Buspiron zeigte eine gewisse Wirkung,
allerdings stehen auch hier größere Studien noch aus.
Lobelin: Das in seiner Wirkung dem Nikotin ähnliche Alkaloid Lobelin wurde früher zur Raucherentwöhnung
eingesetzt; es existieren jedoch keine kontrollierten Studien, die eine Wirksamkeit
belegen könnten.
KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 88
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4. 2. 7 Aversionstherapie
Den verschiedenen Formen der Aversionsbehandlung ist gemeinsam, dass das für die Raucherin
angenehme Raucherlebnis mit einem unangenehmen Reiz gekoppelt und damit aversiv belegt
werden soll. Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten:
Elektroschocks: Bei dieser inzwischen nicht mehr genutzten Methode erhielt die Raucherin zeitgleich
mit dem Rauchen alle sechs Sekunden elektrische Impulse.
Rapid-Smoking: Hierbei wird durch schnelles Rauchen eine milde Nikotinüberdosierung mit unangenehmen
Symptomen wie Schwindel und Übelkeit erzeugt. Grundsätzlich sollte die Methode
nur bei medizinisch gesunden Personen angewandt werden, für Risikopatientinnen ist sie ungeeignet.
Zu dieser aversiven Entwöhnungsvariante siehe auch die Studie von Barkley, Hastings
und Jackson (1977) unter 4. 4. 2, bei der die Effekte des Rapid-Smoking mit denen der
Gruppenhypnose verglichen wurden.
Sättigungsrauchen: Das „maximale" oder „Sättigungsrauchen" funktioniert nach demselben Prinzip
wie das erwähnte Rapid-Smoking; die Überdosierung erfolgt hier jedoch durch den erhöhten
Zigarettenkonsum. Auch hier gelten medizinische Kontraindikationen für bereits erkrankte
Patientinnen.
Verdeckte Sensibilisierung: Diese Methode zählt ebenfalls zu den Aversionstherapien: Auslösende
Momente für das Rauchverlangen werden mit angstbesetzten Elementen wie „Krebs", „Raucherlunge"
oder „Beinamputation" über Konditionierungsprozesse in der Vorstellung der Klientin
verknüpft.
Weitere Methoden: Auch das verlängerte Halten des Rauchs im Mund (Kraft, 2000), verstärktes
Paffen oder die Provokation von Hustenreizen gehören zu den aversiven Verfahren, allerdings
haben sich diese als wenig wirksam herausgestellt.
Nach Haustein (2001) zeigte von allen aversiven Verfahren in Studien lediglich das übermäßige
Rauchen einen gewissen Effekt. Da die Methode der Nikotinüberdosierung jedoch für Risikopatientinnen
unter Umständen gefahrvoll sein kann, wird sie kaum mehr eingesetzt. Auch im hypnotherapeutischen
Setting wurden teilweise aversive Suggestionen verwendet; einige Studien dazu
werden unter 4. 4. 4. 3 näher beschrieben.
89 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG
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4. 3 Raucherentwöhnungsprogramme in Deutschland - ein Überblick
Wer sich mit Raucherentwöhnung beschäftigt, begegnet immer wieder Klientinnen, die entweder
bereits Aufhörversuche bei teils prominenten Raucherentwöhnern hinter sich haben, oder aber
wissen möchten, welche der auf dem Markt angebotenen Selbsthifeprogramme zusätzlich hilfreich
sein könnten. Deshalb soll im Folgenden ein kurzer, an eine Zusammenstellung der BZgA
(2000) angelehnter tabellarischer Überblick über Raucherentwöhnungsprogramme in Deutschland
gegeben werden. Die Angebote wurden unterteilt in Selbsthilfemaßnahmen (Tabelle 2) und
Behandlungsprogramme (Tabelle 3).
Da dies den Rahmen der vorliegenden Arbeit sprengen würde, werden die Maßnahmen nicht
detailliert beschrieben, sondern lediglich einige zusammenfassende Bemerkungen zum nachgewiesenen
Erfolg (sofern vorhanden) und zu ihrer Seriosität und Glaubwürdigkeit gemacht. Allerdings
muß hierzu vermerkt werden, dass das Programm des AK Raucherentwöhnung in Tübingen
die einzige hier beschriebene Selbsthilfemaßnahme darstellt, deren Wirksamkeit wissenschaftlich
belegt ist. Bei den Behandlungsprogrammen fand eine systematische Evaluierung in
immerhin sechs Fällen statt (Bölcskei, BZgA, Nachfolgeprogramm des 5-Tage-Plans, Kraft, Salmen/
Klein und Unland). Allerdings entspricht die Qualität dieser Studien nicht den internationalen
Standards, da keine Kontrollgruppendesigns zur Anwendung kamen.
Weil eine einheitliche Bewertung nach dem Kriterium der Effektiviät somit schwierig ist, gewinnen
andere Kriterien, wie Seriosität, Glaubwürdigkeit und Transparenz zusätzlich an Bedeutung.
Dies gilt insbesonders auch deshalb, weil unrealistische Versprechungen dem öffentlichem Ruf
der Programme zur Raucherentwöhnung schaden. In einer Zeit, in der die Etablierung von Raucherentwöhnungsverfahren
im Rahmen der Gesundheitsversorgung angestrebt wird, sollte dies
deshalb unbedingt vermieden werden.
Die beiden größten Gruppen der beschriebenen Programme bedienen sich entweder kognitivverhaltenstherapeutischer
Verfahren oder arbeiten „suggestiv" mit „Tiefenentspannung" beziehungsweise
bezeichnen sich als NLP-Programme. Obgleich hier ein Zusammenhang mit hypnotherapeutischen
Methoden gesehen werden kann, bezeichnet sich keines der Programme als
explizit hypnotherapeutisch. Hypnotherapeutische Ansätze werden daher im Kapitel 4. 4 näher
erläutert.
KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 90
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Autorinnen Titel Medium Bewertung
Arbeitskreis Raucherentwöhnung
in Tübingen
Nichtraucher in 6 Wochen: Ein
Selbsthilfeprogramm für alle,
die das Rauchen aufgeben
wollen.
Buch Das Selbsthilfeprogramm des AKR hat sich in verschiedenen Studien als effektiv
erwiesen. Es werden keine unrealistischen Versprechungen gemacht, der theoretische
Hintergrund sowie die praktische Vorgehensweise werden gut verständlich dargelegt.
Beier, W. (1992) Kein Verlangen mehr nach Zigaretten.
Ohne Rauchen das Leben meistern.
Tonkassette mit
Begleitheft
Die Wirkmechnismen werden nicht erläutert, allerdings wird darauf hingewiesen, dass
keine Garantien übernommen werden können.
Besser-Siegmund, C.
(1996)
Das Rauchen aufgeben.
NLP - Das Psycho-Power-
Programm.
Taschenbuch Dauer, Zeitaufwand und Wirkmechanismen werden erläutert und unrealistische Versprechungen
vermieden.
Bick, M. (1997) Nie wieder! Zwanzig Wege mit dem
Rauchen aufzuhören.
Taschenbuch Das Buch enthält Interviews zum Thema Rauchen und Nichtrauchen und kann
eventuell eine Entscheidungshilfe bieten. Hilfestellungen bei der Entwöhnung werden,
andes als vom Titel suggeriert, nicht gegeben.
BZgA (1999) Ja - ich werde rauchfrei Broschüre Aufmachung und Zielsetzung wirken seriös und glaubwürdig.
BZgA (1999) Rauchfrei für mein Baby 2 Broschüren Die Broschüren wurden im Rahmen eines wissenschaftlich evaluierten Projekts entwickelt
und auf ihre Akzeptanz hin untersucht.
Carr, A. (1997) Endlich Nichtraucher! Der einfachste
Weg, mit dem Rauchen
Schluss zu machen.
Buch Zu Beginn des Buches wird angekündigt, dass die Methode sofort und dauerhaft
wirkt und dass die Teilnehmerinnen an Gewicht nicht zunehmen werden. Diese Aussagen
erscheinen zweifelhaft. Das Buch kann die Motivation, aufzuhören, stärken;
Anleitungen zur Verhaltensmodifikation werden jedoch nicht gegeben.
Dahlke, R. (1989) Rauchen. Heilmeditationen mit
Musikuntermalung.
Tonkassette Es werden keine unrealistischen Erfolge versprochen, allerdings fehlen genaue Angaben
zu Zielgruppe, Zeitaufwand oder Zielen des Programms.
Drews, U. (1997) Das Rauchen aufgeben. Entwöhnung
mit Autohypnose als Weg
zum Erfolg.
Die ganzheitliche Methode.
Audio-CD mit
Begleitheft
Ungünstig auf die Glaubwürdigkeit wirkt sich aus, dass das CD-Booklet einen Hinweis
auf „NICOgreen-Tee" enthält, ohne dass klar wird, welcher Zusammenhang
zwischen diesem Tee und dem Aufhören besteht. Irreführend ist auch der Untertitel
„Die ganzheitliche Methode", da bei weitem nicht alle Ebenen der Raucherenwöhnung
thematisiert werden.
Enkelmann, N. B. (1997) Raucherentwöhnung.
Vom Raucher zum konsequenten
Nichtraucher.
Tonkassette mit
Begleittext
Es werden klare Angaben zum Gebrauch des Handbuchs gemacht und darauf verwiesen,
dass der wichtigste Schritt die eigenverantwortliche Umsetzung in der Praxis
sei. Nur auf der Rückseite des Deckblatts ist allerdings vermerkt, dass beide Kassettenseiten
identisch sind.
Freitag, E. F. (1995) Nichtraucher.
Gesünder und freier leben
ohne zu rauchen.
2 Tonkassetten
mit Begleittext
Dauer, Zeitaufwand, Handhabung und Wirkmechanismen bleiben unklar. Konkrete
Hilfestellungen werden nicht gegeben.
KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 91
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Grünn, H. (1990) Einfach zuhören - und Nichtraucher
werden.
2 Tonkassetten Das Programm wird als „außergewöhnlich" und als „der einzig dauerhaft Erfolg
versprechende Weg" beschrieben. Gleichzeitig wird für weitere Titel des Autors geworben,
die mit den gleichen Mitteln unterschiedliche Probleme lösen sollen.
Heese, C. (1998) Ab heute Nichtraucher!
Der beste Weg, Buch das Rauchen
aufzugeben.
Buch Es werden keine unrealistischen Erfolge versprochen; insgesamt wirkt das Programm
seriös und glaubhaft. Wirkmechanismen, Ziele und Zielgruppe werden erklärt und
dargelegt.
Herzog, D. (1997) Mentales Nichtrauchertraining Buch Hier werden unrealistische und unhaltbare Versprechungen gemacht („Mit dieser
Methode treten keine Entzugserscheinungen auf. Sie werden nicht rückfälllig.").
Herzog, D. (1997) Mentales Nichtrauchertraining 2 Audio-CDs
bzw. Tonkassetten
mit Begleittext
Es bleibt unklar, inwieweit das Hören der CD alleine wirksam sein soll, da in der
Broschüre ausdrücklich empfohlen wird, zusätzlich das Buch zu lesen.
Hinkelmann, K.G. (1998) Besser leben - endlich Nichtraucher.
Das Fünf-Schritte-Programm
für alle, die mit dem Rauchen
aufhören wollen.
Buch Das Buch wirkt seriös und glaubhaft; es wird nichts Unrealistisches versprochen. Das
Programm selbst wurde nicht evaluiert, aus der Literatur ist jedoch bekannt, dass
kognitiv-verhaltenstherapeutische Programme grundsätzlich effektiv sein können.
Jacobson, B. (1985) Ladykillers. Warum Rauchen
eine Frauen-Frage ist.
Buch Das Buch gibt wenig konkrete Tipps, sondern beschreibt eher verschiedene Möglichkeiten,
das Rauchen zu beenden.
Kraft, D. (1993) Audiotherapie 4. Nichtraucher
werden -leicht gemacht.
Tonkassette Im Großen und Ganzen werden keine unrealistischen Versprechungen gemacht, es
wird lediglich angekündigt, das Programm könne eine Hilfe und Erleichterung sein.
Krispien, E. (1997) Die sieben Stufen: Eine Einweihungsreise:
Raucher-Entwöhnungs-
Meditation. Meditation zur Überwindung
jeder Art von Sucht.
Tonkassette Unrealistische Erfolge werden versprochen, und es gibt wenig konkrete Information.
Das Programm ist stark esoterisch gefärbt.
Lermer, S. (1997) Nichtrauchen beginnt im Kopf. Taschenbuch Das Programm wirkt seriös und glaubhaft. Es werden keine unrealistischen Versprechungen
gemacht. Die Wirkungsweise wird klar erläutert.
Liebl, H. (1997) CD-ROM Fit 14. In 14 Tagen
zum Nichtraucher.
CD-Rom mit
Benutzerinfo
Teilweise werden falsche Erwartungen geweckt: „Aufhören ohne Entzugserscheinungen."
McFarland, J. W. &
Folkenberg, E. J. (1997)
Wie Sie in fünf Tagen das Rauchen
aufgeben.
Buch Das Programm ist sehr verbreitet und hat einen religiösen Hintergrund, allerdings
ohne dass mit dem Verkauf des Buches unmittelbare religiöse Interessen verbunden
zu sein scheinen. Insgesamt wirkt das Buch seriös.
Merkle, R. (1995) Nie mehr rauchen. Ein Schrittfür-
Schritt-Programm zur erfolgreichen
Raucherentwöhnung.
Buch Dauer und Zeitaufwand des Programms bleiben unklar; falsche Erwartungen werden
aber nicht geweckt.
KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 92
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Mohl, H. (1995) Rauchen? Der erfolgreiche Ausstieg.
Buch Vor allem wegen der umfangreichen Informationen und zahlreicher Auszüge aus
wissenschaftlichen Untersuchungen wirkt das Programm sehr seriös.
Pitschel-Walz, G. (1985) Ratgeber für Raucher, die sich entschlossen
haben, endgültig das Rauchen
aufzugeben.
Buch Das Heft informiert objektiv über verschiedene Methoden der Raucherentwöhnung,
ist jedoch veraltet, da die Nikotinsubstitution nicht erwähnt wird.
Rihs, M. & Lotti, H.
(1993)
Frei vom Rauchen. Gezielt aufhören
- und das Leben neu genießen.
Buch Das Buch wurde im Rahmen eines Forschungsprojekts erstellt. Zur Wirksamkeit der
verhaltentherapeutischen Elemente, mit denen gearbeitet wird, liegen klare Hinweise
vor.
Schneider, K., Dolke, G.
& Damme, U. (1995)
Von der Lust zu rauchen zur Lust
gesund zu werden.
NLP - Ein Weg zu mehr Gesundheit.
Tonkassette mit
Begleitheft
Es wird dargelegt, dass das Programm bei sehr starken Raucherinnen nur eingeschränkt
wirksam ist. Wirkmechanismen, Zielgruppen, Dauer und Handhabung werden
klar erläutert.
Stein, A. (1992) Raucherentwöhnung. Stereo- Tiefensuggestion.
Audio-CD mit
Begleitheft
Suchtraucherinnen wird empfohlen, neben der CD zusätzliche Hilfsmöglichkeiten zu
nutzen. Wirkung, Handhabung und Zielsetzung werden transparent gemacht.
Stein, A. (1994) Raucherentwöhnung. Tonkassette mit
Begleitheft
Noch deutlicher als im CD-Begleitheft wird darauf hingwiesen, dass die Methode vor
allem zur Unterstützung anderer Verfahren dienen soll. Aus dem Titel ist dies allerdings
nicht ersichtlich.
Trendelenburg, F. &
Kessler, B. (1988)
Schluss mit dem Rauchen! Buch Das Buch wurde im Rahmen eines wissenschaftlichen Projekts erstellt. Es basiert auf
verhaltenstherapeutischen Wirkfaktoren.
Ulene, A. & Sachs D. P.
(1993)
Die letzte Zigarette. Videokassette Das Programm wurde in Zusammenarbeit mit der American Medical Association
erstellt und wirkt sehr seriös und glaubhaft.
Walter, M. (1996) Nichtraucher in 30 Tagen. Das
mentale Erfolgssystem, um mit
dem Rauchen Schluss zu machen.
Auf einfache Art - Für
immer.
2 Tonkassetten
mit Buch
Das Programm besitzt eine hohe Transparenz; es wird klar dargelegt, was von den
Teilnehmrinnen erwartet wird. Allerdings werden auf dem Einband unrealistische
Versprechungen gemacht.
Wienand, H. (1994) Unsere alltäglichen Süchte. In 30
Tagen frei von Abhängigkeiten:
Essstörungen, Alkohol, Rauchen,
Medikamente.
Buch Es werden keine falschen Erwartungen geweckt; das genaue Vorgehen und die
Wirkmechansimen bleiben jedoch unklar.
Tabelle 2: Liste deutschsprachiger Selbsthilfeprogramme (BZgA, 2000)
KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 93
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Autorinnen Titel Angebot/Materialien Bewertung
Basler et al. (1993) Gut gelaunt aufhören.
Nichtrauchen leicht gemacht
Gruppenprogramm;
Kursleitermanual,
Teilnehmermaterialien
Zur Zeit wird das Programm nicht mehr angeboten. Es handelte sich um ein Gruppentraining,
das verhaltentherapeutische Ansätze und die Verwendung von Nikotinkaugummis
verband. Eine kleine Evaluationsstudie (n = 20) ergab 78 Prozent Abstinenz
bei Kursende.
Bölcskei et al. (1995) Raucherentwöhnung Gruppenprogramm;
unveröffentlichte
Aufzeichnungen
Das verhaltenstherapeutische Gruppenprogramm wird kontinuierliuch evaluiert: Bei
der 12-Monatskatamnese liegt die Abstinenzrate bei 30 - 44 Prozent.
BZgA/IFT Institut für
Therapieforschung
(1997)
Eine Chance für Raucher.
Rauchfrei in 10 Schritten
Kursangebot;
Kursleitermanual;
Kursleiterschulungen;
Teilnehmermaterialien
Das Vorgängerprogramm Nichtraucher in 10 Wochen war das erste verhaltentherapeutische
Gruppenprogramm zur Raucherentwöhnung in der BRD und sehr verbreitet.
Es handelt sich um ein kognitiv-verhaltenstherapeutisch multimodales und systematisch
evaluiertes Programm.
Carr, A. (1983/1993) Allen Carr's Easyway -
einfach Nichtraucher
Kursangebot;
Informationsbroschüre
Nach Berichten von Kursteilnehmerinnen erfolgt sechs Stunden lang eine Art Gehirnwäsche,
deren Inhalt etwa vergleichbar mit dem des Buchs von Allan Carr ist
(Endlich Nichtraucher, siehe Seite 83).
Deutscher Verein für
Gesundheitspflege (1995)
Endlich frei! Seminarangebot,
Kursleiterschulungen;
Kurs-leitermanual,
Teilnehmermaterialien
Es handelt sich hier um die Weiterentwicklung des bekannten und gut evaluierten 5-
Tage- Plans. Der Träger des Deutschen Vereins zur Gesundheitspflege ist die freikirchliche
Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten. Der starke religiöse Bezug
ist dem kognitiv-verhaltenstherapeutschen Programm auch deutlich anzumerken.
Hirzel, G. & Schippers,
R. (1985)
Mit leichten Schritten zur
letzten Zigarette
Kursangebot;
Teilnehmermaterialien
Das kognitiv-verhaltentherapeutische Kursprogramm setzt den Schwerpunkt auf
körperliche Bewegung und richtet sich auch an Raucherinnen, die ihren Konsum
zunächst nur reduzieren wollen. Das Programm wird im Rahmen eines Projekts der
AOK Mettmann und des Instituts für Therapieforschung wissenschaftlich begleitet.
Kraft, D. (1995) Endlich Nichtraucher!! Seminarangebot Die 2-stündigen Seminare des Hypnotherapeuten Dieter Kraft sind in Deutschland
sehr bekannt. Er bietet Tiefenentspannung mit verhaltetentherapeutischen Elementen
an. Eine Diplomarbeit zur Wirksamkeitsüberprüfung ergab Abstinenzraten von
circa 30 Prozent nach sieben Monaten.
Salmen, S. & Klein, K.
(1995)
Raucherentwöhnung im
Betrieb
Kursangebot;
Kursleitermanual,
Teilnehmermaterialien
Es handelt sich um ein evaluiertes verhaltenstherapeutisches Gruppenprogramm mit
Nikotinsubstitution. Als zusätzliche Unterstützung werden Entspannungsverfahren
eingesetzt. Das Programm ist für die betriebliche Gesundheitsversorgung konzipiert.
Unland, H. (1995) Wir gewöhnen uns das Rauchen
ab - wieder frei und
selbstbestimmt leben
Kursangebot;
Kursleitermanual,
Teilnehmermaterialien
Das Programm verbindet kognitiv-verhaltenstherapeutische Gruppentherapie mit
transdermaler Nikotinsubstitution und wurde auf seine Wirksamkeit überprüft.
Tabelle 3: Liste deutschsprachiger Behandlungsmaßnahmen (BZgA, 2000)
KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 94
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
4. 4 Hypnose in der Raucherentwöhnung
Der erste Bericht zur Verwendung von Hypnose in der Raucherentwöhnung wurde 1847 von
Morley veröffentlicht. Er beschreibt in einem Artikel zum „Animalischen Magnetismus", wie der
in Massachusetts ansässige Arzt Robbins posthypnotische und aversive Suggestionen zur Raucherentwöhnung
bei zwei Klienten erfolgreich eingesetzt habe (Gravitz, 1991).
4. 4. 1 Meta-Analysen zur Effektivität hypnotherapeutischer Raucherentwöhnung
Leider wird außerhalb der hypnotherapeutischen Literatur Hypnose als Verfahren zur Raucherentwöhnung
meist lediglich mit dem Hinweis, es lägen keine hinreichend evaluierten Studien
vor, kurz erwähnt (BZgA, 2000; Haustein, 2001; Fiore et al, 1996). Tatsächlich aber wurde der
Einsatz von Hypnotherapie bei der Raucherentwöhnung bereits relativ häufig erforscht und zahlreiche
Studien belegen die Effektivität der hypnotherapeutischen Behandlung in diesem Anwendungsfeld
(vgl. dazu 4. 4. 2).
Der Vorwurf, die Studien hielten strengen wissenschaftlichen Kriterien nicht stand, muß freilich
teilweise als berechtigt angesehen werden; allerdings gibt es auch sehr methodenkritische Arbeiten
zur hypnotherapeutischen Raucherentwöhnung wie das Review von Green und Lynn (2000).
Da die Kritik am methodischen Vorgehen aber häufig auch für Arbeiten außerhalb des hypnotherapeutischen
Settings zutrifft, soll diese 4. 5. 2 eingehender erläutert werden.
Auffällig sind die starken Unterschiede bezüglich der Einschätzung der Effektivität; so berichten
Revenstorf & Prudlo (1994) in ihrem Artikel über die wissenschaftlichen Grundlagen der klinischen
Hypnose über im Schnitt 34 Prozent Abstinenz bei 21 zugrunde liegenden Studien, während
eine Übersicht von Zeig (Revenstorf, 1993) von einem durchschnittlichen Erfolg von 64
Prozent ausgeht. Agee (1983) beschreibt in ihrer Metaanalyse 16 amerikanische Studien zur Behandlung
von Raucherinnen und berechnet eine Abstinenzrate zwischen 4 - 88 Prozent.
Holroyd (1980) vergleicht in einem Übersichtsartikel 17 Studien zur hypnotherapeutischen Raucherentwöhnung
- das Ergebnis ist eine durchschnittlichen Erfolgsquote von 48 Prozent.
Schulte und Hueber (2000) stellen in einer Literaturübersicht 26 Studien zur hypnotherapeutischen
Raucherentwöhnung vor, die seit 1983 veröffentlicht wurden. Hier ergab sich bei einem
mittleren follow-up-Zeitraum von 9,5 Monaten eine Variation der Abstinenzraten zwischen null
und 86,5 Prozent. Im Durchschnitt wurde eine Erfolgsquote von 28,7 Prozent (n-gewichtet) erreicht.
95 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Eine neuere Übersicht von Gerl & Freund (2001) geht von einer Abstinenzrate von circa 25 Prozent
aus, was etwa dem Mittelwert aller professioneller Entwöhnungshilfen entspräche. Hierbei
sollte aber auch berücksichtigt werden, dass es sich beim Rauchen nicht um ein bloßes Verhaltens-,
sondern um ein Suchtproblem handelt (Peele, 1985; Koop, 1988; Wise, 1988; Russell, 1990,
zitiert nach Gerl & Freund, 2001): Für eine Suchttherapie aber sind diese 25 Prozent ein beachtlicher
Erfolg.
Die insgesamt sehr unterschiedlichen Erfolgsangaben im Bereich der hypnotherapeutischen Raucherentwöhnung
sind auf folgende Faktoren zurückzuführen:
zählen auch Klientinnen, die ihren Konsum nur reduziert haben, zu den erfolgreich Behandelten,
oder aber es wird bereits das zeitweilige Beenden, anstelle des langfristigen Freibleibens
vom Rauchen als Erfolgskriterium angesetzt.
alle Teilnehmerinnen, die sich zum Katamnesetermin nicht mehr melden, als Nichtabstinente
in die Berechnungen ein, in anderen Studien zählen diese Personen als Drop-outs oder werden
gar nicht mehr erwähnt.
großen Spanne zwischen den einzelnen Effizienzeinschätzungen bei.
oder über die sogenannten „Abstinenztage"; ein Zeitraum von einigen Tagen vor
Behandlungsbeginn, während derer nicht geraucht werden darf. Wenn Klientinnen, die sich an
diese Vorgabe nicht gehalten haben, nicht weiter behandelt werden und auch nicht als Dropouts
oder Nichtabstinente in die Studie eingehen, hat dies eine deutlich höhere Abstinenzrate
zur Folge.
4. 4. 2 Studien zur hypnotherapeutische Raucherentwöhnung
Die im Folgenden aufgeführten Studien sollen einen Überblick über den Forschungsstand zum
Thema hypnotherapeutische Raucherentwöhnung geben.
Nuland & Field (1970) entwickelten eine neue Behandlungsmethode für klinische Patienten im
Einzelsetting und verglichen diese mit ihrer eigenen älteren Methode, bei der die Therapeutinnen
eine eher kontrollierende und belehrende Funktion ausgeübt hatten. Beim nun angewandten Verfahren
wurden die Klientinnen in der Anwendung von Selbsthypnose und EntspannungsverfahKAPITEL
4 RAUCHERENTWÖHNUNG 96
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
ren geschult, in der Trance wurden unbewußte Motive für das Rauchen exploriert und Imaginationen
für den „Kampf gegen das Gift" entwickelt. Nach sechs Monaten hatten 60 Prozent der
Patientinnen bei dem neuen Verfahren das Rauchen aufgegeben, während nach der alten Methode
nur 25 Prozent der Patientinnen erfolgreich waren (Nuland & Field, 1970).
Spiegel führte 1970 eine Gruppenbehandlung mit Hypnose an insgesamt 615 Klientinnen durch,
die alle bereits mehrere erfolglose Abstinenzversuche hinter sich hatten. Die Behandlung bestand
aus nur einer Sitzung, die folgende Elemente enthielt:
1. Testung der Klientinnen mit dem hypnotischen Induktionsprofil (HIP). Diese Standardmethode
wurde von Spiegel & Spiegel entwickelt und beginnt mit dem Augenrolltest: Die Patientinnen
werden gebeten, langsam die Augäpfel bei geöffneten Lidern nach oben zu rollen. Ist
dabei fast nur noch das Weiße des Augapfels zu sehen, deutet dies auf eine hohe Hypnotisierbarkeit
hin. Anschließend wurde eine Handlevitation induziert. Diese Standardinduktion
diente einerseits zur Erfassung der Suggestibilität, andererseits zum Erlernen von Selbsthypnose.
2. Nachdem sich die Patientin in Trance befand, wurde sie gebeten, sich auf drei Basissätze zu
konzentrieren: „1. For your body smoking is a poison. 2. You cannot live without your body. 3. You
are in truth your body's keeper." (vgl. auch 4. 4. 4. 3).
3. Die drei standardisierten Punkte wurden ständig - auch in der Selbsthypnose - wiederholt.
Diese sollte von den Klientinnen als Hausaufgabe bis zu zehnmal am Tag durchgeführt werden.
Nach sechs Monaten meldeten sich 44 Prozent zurück, von denen 44 Prozent abstinent waren.
1970 erschien auch eine bis heute nicht replizierte Studie von Kline. Er behandelte seine Klientinnen
zwölf Stunden ohne Unterbrechung in der Gruppe; die Teilnehmerinnen durften den
Raum nur verlassen, um zur Toilette zu gehen Außerdem durften sie 24 Stunden vorher nicht
rauchen. Das beachtliche Resultat dieser Behandlung: Von 60 Klientinnen, von denen jeweils
zehn zu einer Gruppe gehörten, waren nach einem Jahr noch 88 Prozent abstinent. Zudem zeigten
sich in den Phasen der hypnotischen Entspannung die für den Entzug typischen Unregelmäßigkeiten
des Ausatmungsmusters der Raucherinnen - gemessen durch einen Polygraphen -signifikant
verbessert.
Einen völlig anderen Schwerpunkt legten Pederson, Scrimgeour und Lefcoe (1975): Sie verglichen
„Hypnose" mit „Beratungsgespräch" jeweils im Gruppensetting, außerdem gab es eine unbehandelte
Kontrollgruppe. Die Klientinnen (n = 48) wurden per Zufall den einzelnen Gruppen
97 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
zugeordnet. Die Beratungsgespräche zum Thema Nichtrauchen fanden sechs Wochen lang wöchentlich
statt, in der Hypnosebedingung gab es dagegen nur eine einzige Sitzung.
Die Autoren berichteten folgende Ergebnisse: Nach drei Monaten waren 56 Prozent in der Hypnosegruppe
abstinent, während dies bei nur elf Prozent in der Beratungsgruppe der Fall war. In
der Wartelisten-Kontrollgruppe hörte niemand mit dem Rauchen auf. Die Katamnese nach 10
Monaten ergab, dass die Abstinenzrate in der Hypnosegruppe mit 50 Prozent etwa konstant
blieb, während sämtliche Probandinnen der beiden anderen Gruppen wieder rauchten.
Perry und Mullen (1975) behandelten 38 Klientinnen nach Spiegels Methode im Einzelsetting,
nach drei Monaten waren 13 Prozent abstinent.
Watkins (1976) beschrieb eine an Nuland und Field (1970) angelehnte individualisierte Behandlungsmethode
speziell für Collegestudentinnen. Sie vermied bewußt das Wort Hypnose, um Vorurteile
zu umgehen, verwendete jedoch hypnotherapeutische Verfahren wie Handlevitation, Augenfixation,
sowie individualisierte Suggestionen. Nach Beendigung der fünf Behandlungssitzungen
waren 58 Prozent der 48 Klientinnen abstinent. Beim follow-up nach sechs Monaten reduzierte
sich die Erfolgsquote auf 50 Prozent.
Einen Vergleich verschiedener Verfahren führten Barkley, Hastings und Jackson (1977) in einem
Gruppenprogramm durch: Sie untersuchten den Effekt des Schnellrauchens und die Technik der
Hypnose. In der Kontrollgruppenbedingung wurden „Anti-Raucher-Filme" vorgeführt und anschließend
diskutiert. Die Behandlung erstreckte sich über zwei Wochen, in denen sieben Sitzungen
abgehalten wurden. Dabei wurden jeweils die ersten und die letzten 15 Minuten der Sitzungen
in allen Untersuchungsbedingungen identisch gestaltet; lediglich die dazwischen liegenden 30
Minuten unterschieden sich. In der Bedingung „Schnellrauchen" hielten sich die Probandinnen in
einem kleinen Raum auf und bekamen alle zehn Sekunden den Befehl, an der Zigarette zu ziehen,
in der Hypnosegruppe erhielten sie eine Entspannungshypnose unter Einbeziehung von Körperempfinden
und einer Handlevitation (siehe auch Hall und Crasilneck, 1970). Die Ergebnisse
dieser Studie waren: Nach neun Monaten 25 Prozent Abstinenz in der Hypnosebedingung, 42
Prozent in der Rapid-Smoker-Bedingung und null Prozent in der Kontrollgruppenbedingung.
Sanders (1977) setzte in einer interessanten Studie die gegenseitige Hypnose in der Gruppe als
herausragendes Element in ihrer Behandlung von Raucherinnen ein; jede Teilnehmerin sollte
einer anderen Teilnehmerin eine Suggestion zum Thema Nichtrauchen vorgeben. In jeder Sitzung
wiederholten sich außerdem folgende Behandlungsschritte:
KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 98
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
1. Ein Brainstorming zum Thema „Nichtraucherin werden oder es schon sein".
2. Eine Zeitprogression und Imagination in die Zukunft.
3. Ein hypnotischer Traum mit folgendem Inhalt: Ein Weg teilt sich, und zwei Richtungen bieten
sich an: Ein Raucherweg und ein Nichtraucherweg. Dieser hypnotische Traum wird
gleichzeitig als Motivationsvariable benutzt.
4. Die Imagination, Nichtraucherin zu sein.
5. Ein Selbsthypnosetraining, um zu Hause üben zu können.
Die Gruppen mit jeweils vier Teilnehmerinnen hatten wöchentlich zwei Sitzungen über einen
Zeitraum von vier Wochen. Das Ergebnis: Nach 10 Monaten waren 68 Prozent der Behandelten
abstinent.
Shewchuk (1977) verglich die Wirksamkeit von Gruppentherapie, Individualtherapie mit Hypnose
und Individualtherapie ohne Hypnose. Er behandelte 44 Klientinnen nach der Methode von
Spiegel. Die Einjahres-Katamnese ergab eine Abstinenzrate von 17 Prozent.
Eine recht geringe Erfolgsquote ergab auch die Studie von Perry et al. (1979): Sie behandelten 26
Personen im Einzelsetting, von denen nach Ablauf von drei Monaten nur vier Prozent abstinent
waren.
Ein etwas erweitertes Angebot machten Berkowitz et al. (1979) ihren Klientinnen: Sie behandelten
40 Personen in Einzelsitzungen nach Spiegels Methode; wer Schwierigkeiten bei der Bewältigung
der Hausaufgaben hatte, konnte jedoch kostenlos weitere Behandlungen in Anspruch nehmen.
Bei dieser Studie ergab sich nach sechs Monaten eine Abstinenzrate von 20 Prozent.
Mac Hovec und Man (1978) verglichen Hypnotherapie mit Akupunktur. Dabei prüften die Autoren
neben der korrekten Akupunktur auch eine Placebo-Akupunktur und unterteilten die Hypnose-
Bedingung in Gruppen- und in Einzelhypnose. Die Kontrollgruppe stellte eine unbehandelte
Gruppe dar. Die Resultate nach sechs Monaten ergaben, dass die individuelle Hypnosebedingung
am erfolgreichsten war (Individual-Hypnose 83 Prozent, Gruppenhypnose 50 Prozent, Akupunktur
75 Prozent, Placebo-Akupunktur 25 Prozent und Kontrollgruppe 17 Prozent Abstinente).
Die Aussagekraft der Ergebnisse wird allerdings durch die Tatsache eingeschränkt, dass auch
Probandinnen, die ihren Konsum lediglich reduziert hatten, als Abstinente aufgeführt wurden.
Stanton (1978) entwickelte eine spezielle Behandlungsform der Raucherentwöhnung mit Hypnose,
die aus nur einer Sitzung besteht. Sie enthält folgende Elemente:
99 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
1. Aufbau eines guten Rapports und Schaffung einer günstigen „geistigen Lage" bei der Klientin.
3. Induktion der Hypnose.
4. Ich-Stärkung unter Berücksichtigung der individuellen Gründe, das Rauchen zu beenden.
5. Standardisierte Suggestionen bezüglich des Rauchens.
6. Red- Ballon- Technik. Diese Technik wurde von Walch (1976) beschrieben und war zunächst
dazu gedacht, Patientinnen von ihren Schuldgefühlen zu befreien (vgl. 4. 4. 4. 4).
7. Imagination des Erfolges: Die Klientin stellt sich eine in der Mittel geteilte Tafel vor. Auf der
linken Seite der Tafel notiert sie alle Gründe, die fiir das Rauchen sprechen und radiert sie anschließend
wieder aus. Auf der rechten Seite werden alle Gründe gegen das Rauchen notiert,
und bleiben dort stehen. Dieser Vorgang wird mehrfach wiederholt.
Von 75 Patienten, die mit dieser Methode behandelt worden waren, gaben 45 das Rauchen auf.
Sechs Monate nach der Behandlungssitzung waren 34 Patientinnen (45 Prozent) noch immer
Nichtraucherinnen.
In einer kontrollierten Studie (Javel, 1980) wurden 30 Raucherinnen entweder mit Hypnotherapie
oder Suggestionen ohne Hypnose behandelt, oder einer Warteliste-Kontrollgruppe zugeordnet.
Die beiden Behandlungsgruppen erhielten jeweils eine einstündige Sitzung und wurden im Anschluß
telefonisch über einen Zeitraum von drei Monaten befragt. 60 Prozent der mit Hypnose
behandelten sowie 40 Prozent der mit einfachen Suggestionen behandelten Probandinnen, aber
keine Teilnehmerinnen der Kontrollgruppe waren abstinent: Die beiden Experimentalgruppen
waren der Kontrollgruppe signifikant überlegen.
Eine aufwendige Studie mit 307 Klientinnen führten Barabasz, Baer, Sheehan und Barabasz
(1984) durch: Bei dieser Studie wurde die Methode der beschränkten Umweltstimulationstherapie
- „restricted environmental stimulation therapy" (REST) - eingesetzt. Die Hypnose fand für
einen Teil der Probandinnen in der Gruppe und für den anderen Teil als individuelle Behandlung
statt. Sie bestand aus zwei Maßnahmen: a) Eine Hypnosesitzung und b) eine Audiohypnosekassette,
die zu Hause gehört werden sollte. Die Ergebnisse nach 19 Monaten zeigten, dass die Bedingung
einer individuellen Hypnosesitzung in Kombination mit ein bis drei Sitzungen, während
derer die Klientin in einem Absorptionstank saß und über einen Kopfhörer hypnotische Suggestionen
zum Nichtrauchen (Spiegel & Spiegel, 1978) hörte, mit 47 Prozent Abstinenten die erfolgreichste
war.
Auch Rabkin (1984) führte eine Studie anhand einer größeren Stichprobe durch (n = 140). Die
Klientinnen wurden mit Hypnose, Psychoedukation oder einem Programm zur VerhaltensmodiKAPITEL
4 RAUCHERENTWÖHNUNG 100
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
fikation behandelt, beziehungsweise der Wartelisten-Kontrollgruppe randomisiert zugewiesen.
Nach sechs Monaten waren in den Behandlungsgruppen 24 bis 36 Prozent abstinent, während
die Teilnehmerinnnen der Kontrollgruppe ihr Rauchverhalten nicht änderten. Rabkins Untersuchung
stellt eine der wenigen Studien dar, in der die Aussagen der Versuchspersonen anhand
biochemischer Marker (Messungen der Thiocyanat-Werte in Haarproben) überprüft wurden.
In der Untersuchung von Williams & Hall (1988) wurden 60 Versuchspersonen randomisiert auf
drei Behandlungsgruppen verteilt. Die Experimentalgruppe erhielt eine Hypnosesitzung, die beiden
Kontrollgruppen wurden entweder mit einem Aufmerksamkeits-Placebo (Diskussion zum
Thema Rauchen) oder überhaupt nicht (Warteliste-Kontrollgruppe) behandelt. Nach 12 Monaten
waren 45 Prozent der Hypnosegruppe, aber niemand in den Kontrollgruppen abstinent.
Neufeld und Lynn (1988) erzielten in einer Studie mit Selbsthypnose und Audiokassetten 25 Prozent
Abstinenz nach drei Monaten, nach sechs Monaten waren es noch 18 Prozent.
In Deutschland gibt es nur wenige kontrollierte Studien zur Raucherentwöhnung mit Hypnose.
Eine davon ist die Diplomarbeit von Hueber (1997). Hier wurde die standardisierte Gruppenmethode
eines Laienhypnotiseurs angewandt. Die Erfolgsrate nach sieben Monaten betrug 28
Prozent.
Ein verhaltens- und hypnotherapeutisches Konzept mit umfangreicher psychoedukativer Einführung
und Ausnutzung der Gruppenkohäsion für stationär behandelte psychosomatische Patientinnen
boten Henning und Trabert (1999) an. Unter Nutzung der Gruppendynamik und der Kohäsion
der Gruppe sowie der im Vorfeld dokumentierten Motivation wurden zunächst im Sinne
einer kognitiv-behavioralen Stimuluskontrolle alle Raucher-Utensilien ritualisiert abgegeben. Es
folgte eine Latenzphase von zwei Tagen, um den Patientinnen Zeit zum Nachdenken und zu
ersten eigenen Erfahren mit der Entzugsymptomatik zu geben. Für den Cravingfall wurde therapeutische
Unterstützung nach 24 Stunden als Gruppennottermin angeboten. Nach 48 Stunden
traf sich die Gruppe regulär zu einer Diskussion über die Gefühle, das Craving und das gesundheitliche
Befinden. Weiter wurde ein angenehmer Ort mit Zeitprogression suggeriert (nach Revenstorf,
1990) und ein Ressourcenscreening mit einer Zeitorientierung von der Zukunft in die
Gegenwart mit Verankerung durch Wohlfühlen und tiefe Entspannung angeleitet. Hier kam als
Ergänzung die Gruppenmotivation durch den Erlebnisaustausch und die Förderung von individuellen,
positiven Bildern hinzu. Die Gruppensitzung endete mit dem Angebot zur weiteren therapeutischen
Unterstützung im Cravingfall nach 24, 48, und 96 Stunden. Wenn Patientinnen
solch einen Unterstützungstermin wahrnahmen, wurde individueller auf die Trance und Bildersuche
eingegangen. Durchschnittlich 1,5 Nottermine pro Person wurden wahrgenommen. Der Abschlusstermin
am siebten Tag nach Beginn mit der Abgabe eines Bewertungsbogens war wieder
101 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Pflichttermin für alle Teilnehmerinnen, es folgte eine allgemeine Diskussion mit Selbsteinschätzung
und einer abschließenden positiven, therapeutischen Bewertung.
Beim follow-up nach sechs Monaten ergab sich folgendes Bild: Der Rücklauf der versandten
Fragebogen betrug 100 Prozent. Sechs von zwölf Patientinnen waren abstinent, während die
sechs Rückfälligen bereits innerhalb der ersten sechs Wochen nach Kursende wieder zu rauchen
begannen. Interressant ist dieses Ergebnis, weil es zeigt, dass trotz der Komorbidiät der behandelten
Personen (Ess-Störungen, andere Süchte, Persönlichkeitsstörungen) auch bei einer Klinikpopulation
gute Erfolge erzielt werden können. Insbesonders die Gruppendynamik und das
Peergrouping wurden in dieser Studie von den Teilnehmenden sehr positiv empfunden.
Schulte und Hueber (2000) überprüften anhand einer Stichprobe von 135 freiwilligen Teilnehmerinnen
ein hypnotherapeutisches Gruppenprogramm, das aus nur einer Sitzung bestand. Diese
Sitzung umfaßte eine Motivationsphase, Techniken der Altersregression und Zeitprogression,
sowie direkte und indirekte Suggestionen mit positivem und aversivem Inhalt. Nach sieben Monaten
waren noch 36 Prozent der befragten Probandinnen abstinent.
Cardona und Martin (2000) führten eine Studie im Einzelsetting durch. Die 51 Patientinnen wurden
mit einem standardisierten Programm behandelt, das jedoch Individualisierungen der Suggestionen
zuließ. Die Behandlung bestand aus mindestens zwei Sitzungen, weitere Termine waren
möglich, sofern die Klientinnen dies wünschten - durchschnittlich wurden 2,4 Sitzungen benötigt.
Die Katamnese erfolgte telefonisch nach 12 - 72 Monaten. In Relation zu diesem im Vergleich
mit anderen Studien langem Zeitraum ist das Ergebnis beachtlich: 59,3 Prozent waren abstinent,
wobei Therapieabbrecherinnen mit berücksichtigt wurden.
Die Tabelle auf der folgenden Seite faßt die oben beschriebenen Studien zusammen.
KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 102
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Autorin Vpn
Katamn.
Zeit in
Monaten
Abstinenzrate Beschreibung & Anzahl
der Sitzungen
Nuland &
Field 1970
6 60 Prozent (neue Methode)
25 Prozent (alte Methode)
Mehrere Einzelsitzungen mit individualisierten
Suggestionen
Spiegel 1970 615 6 44 Prozent Eine Gruppensitzung
Kline 1970 60 12 88 Prozent 12 Stunden Gruppe non-stop
Pedersen,
Scrimgeour &
Lefcoe 1975
48 10 50 Prozent Hypnose
0 Prozent Beratung
0 Prozent Warteliste
Einmal 1 ½ Stunden Gruppenhypnose
6 Wochen Beratung (wöchentlich)
Perry & Mullen
1975
38 3 13 Prozent Eine Einzelsitzung
Watkins 1976 48 6 50 Prozent Fünf Einzelsitzungen mit individuellen
Suggestionen
Barkley,
Hastings &
Jackson 1977
29 9 25 Prozent Hypnose
42 Prozent Rapid Smoker
0 Prozent Warteliste
Sieben mal 1 Stunde in der Gruppe:
Hypnose
Rapid Smoking
Kontrolle: Anti-Raucher-Filme
Sanders 1977 19 10 68 Prozent Gruppensitzungen mit gegenseitiger Hypnose
Shewchuk
1977
44 12 17 Prozent Eine Einzelsitzung nach der Methode von
Spiegel (1970)
Perry et al.
1979
26 3 4 Prozent Eine Einzelsitzung
Berkowitz et
al. 1979
40 6 20 Prozent Eine Einzelsitzung; Klientinnen mit
Schwierigkeiten konnten weitere Sitzungen
bekommen
MacHovec &
Man 1978
58 6 40 Prozent Gruppenhypn.
50 Prozent Einzelhypnose
25 Prozent Akupunktur
0 Prozent Placebo-Akupun.
0 Prozent Kontrollgruppe
Vergleich unterschiedlicher
Verfahren in drei Sitzungen
Stanton 1978 75 6 45 Prozent Eine Einzelsitzung mit individualisierten
Suggestionen
Javel 1980 30 3 60 % Hypnose
40 % Suggestion ohne Hypn.
0 % Warteliste
Einmal 60 Minuten
Barabasz
et al. 1984
307 10 - 19 47 % REST + Einzelhypn.
36 % Gruppenhypn.
28 % Einzelhypn.
REST +/- 1 - 1½ Std.
Einzelhypnose
Gruppenhypnose
Rabkin 1984 140 6 29 bis 37 % Experimentalgruppe
0 Prozent Warteliste
Vergleich Hypnose, Psychoedukation, Verhaltensmodifikation,
Warteliste
Williams &
Hall 1988
60 12 45 Prozent Hypnosegruppe
0 Prozent Warteliste
0 Prozent Placebo
Eine Sitzung
Lynn 1988 27 6 18 Prozent Eine Gruppensitzung, dann Kassette täglich
Hueber 1997 7 28 Prozent Standardisierte Gruppenmethode eines
Laienhypnotiseurs
Henning 1999 12 6 50 Prozent Psychoedukation und Ausnutzung der
Gruppenkohäsion bei stationär behandelten
psychosomatischen Patientinnen, mehrere
Sitzungen
Schulte &
Hueber 2000
135 7 36 Prozent Gruppenprogramm mit einer Sitzung
Cardona &
Martin 2000
51 12 - 72 59 Prozent Mindestens zwei Einzelsitzungen mit halbstandardisierten
Suggestionen
Tabelle 4: Überblick über die hypnotherapeutische Raucherentwöhnung
103 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
4. 4. 3 Wirkvariablen der hypnotherapeutischen Raucherentwöhnung
Mehrere Autorinnen haben versucht, die einzelnen Wirkvariablen bei der Raucherentwöhnung
mit Hypnose herauszuarbeiten (Holroyd, 1980; Agee, 1983; Gerl, 1997; Freund & Gerl, 1999).
Demnach sollte ein erfolgreiches hypnotherapeutisches Raucherentwöhnungsprogramm möglichst
folgende Bedingungen erfüllen:
Wirkvariablen der hypnotherapeutischen Raucherentwöhnung:
Gruppen- versus Einzelhypnose
Bei den oben aufgeführten Studien ergibt sich für die Einzelypnose eine durchschnittliche Abstinenz
von 34,6 Prozent bei einer Spanne von 4 - 60 Prozent; für die Gruppenhypnose ein Wert
von 43,9 Prozent bei einer Spanne von 18 - 88 Prozent. Zwei Studien (beide mit Einzelsettings:
Perry & Mullen, 1975 und Perry et al., 1979) bleiben unter der Grenze von 15 Prozent Abstinenz,
die laut Baer et al. (1977) von Selbstaufhörern erreicht werden. Die höchste Abstinenzrate von 88
Prozent erreicht die 12-stündige Gruppensitzung von Kline (1970).
Die Erfolgsraten der Gruppenhypnose scheinen also etwas höher; allerdings ist wiederum anzumerken,
dass die Vergleichbarkeit der einzelnen Studien aufgrund der großen Heterogenität bezüglich
der Erfolgsmaße sehr begrenzt ist.
KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 104
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Individualisierte versus standardisierte Suggestionen
Auffällig ist, dass alle Studien, die die individuellen Wünsche und Motive der Klienten, das Raucher
aufzugeben, in ihre Suggestionen aufgenommen haben, hohe Erfolgsraten aufweisen:
Autorin Erfolgsrate
Kline (1970) 88 Prozent
Nuland & Field (1970) 60 Prozent
Watkins (1976) 50 Prozent
Sanders (1977) 68 Prozent
Stanton (1978) 45 Prozent
Henning (1999) 50 Prozent
Cardona & Martin (2000) 59 Prozent
Tabelle 5: Studien mit individualisierten Suggestionen
Zeig (1993) schreibt hierzu: „Es verwundert nicht, dass ein individualisierter therapeutischer Ansatz
effektiver ist als eine Routineprozedur, und wenn es eine Kunst ist, das Bedürfuis nach Zigaretten
einzuschränken, dann ist es auch eine Kunst, dieses Bemühen therapeutisch zu fördern.
Erickson war immer hartnäckig in der Betonung des individuellen Vorgehens, da ihm Kochbuchrezepte
nicht gefielen. (...) Das individualisierte Vorgehen funktioniert allein aus dem Grund besser,
dass der Persönlichkeit des Klienten so Rechnung getragen wird. Dies ist wichtig, weil sich
Symptome immer aus sehr persönlichen Gründen entwickeln." Auch in den Gruppenstudien von
Kline (1970) und Sanders (1978) wurden die vom Klienten selbst berichteten Wahrnehmungen
individualisiert und waren ein bedeutender Faktor in diesen Therapien. Die Abstinenzraten zwischen
Behandlungsformen mit individualisierten versus standardisierten Suggestionen liegen bei
16 miteinander verglichenen Studien bei M = 63 Prozent versus M = 3 Prozent (Agee, 1983).
Eine versus mehrere Sitzungen
Ein wichtiger Faktor scheint auch die Anzahl der Sitzungen zu sein: Die Abstinenzraten der von
Agee referierten Studien liegen zwischen 25 - 68 Prozent (M = 53 Prozent) bei mehr als einer
Sitzung, im Gegensatz zu Raten zwischen 4 - 88 Prozent (M = 32 Prozent) bei nur einer Sitzung
(Agee, 1983).
105 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG
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4. 4. 4 Hypnotherapeutische Behandlungsmethoden der Raucherentwöhnung
Die Prämissen einer modernen hypnotherapeutischen Vorgehensweise wurden bereits unter Kapitel
3. 4 ausführlich beschrieben. Speziell in der Raucherentwöhnung werden zusätzlich die folgenden
Strategien angewandt (Gerl & Freund, 2001):
Ein wesentlicher Stellenwert kommt der personalen Identität als höchster funktionaler Ebene des
Wandels zu. Das Rauchen wurde meist in der Pubertät begonnen, einer Phase also, in der die
eigene Identität noch wenig gefestigt ist. Häufig setzte dabei die Adoleszente das Rauchen ein,
um die eigene Persönlichkeit zu stärken, weil es die Zugehörigkeit zu einer attraktiven Gruppe
manifestierte. Insofern ist gerade bei Klientinnen, die sehr jung zu rauchen angefangen haben, die
personale Identität wesentlich über das Rauchen definiert.
Viele Raucherinnen geben zudem an, ein ausgesprochen positives Bild von sich als Raucherin zu
haben, das mit Begriffen wie „gesellig", „fröhlich", „witzig", „kommunikativ", etc. eng verknüpft
ist. Ein typischer Kommentar in diesem Zusammenhang ist die häufig zu hörende Bemerkung
von Klientinnen, dass es in der Raucherecke - zunächst in der Schule, später bei der Ausbildung
oder Arbeitsstelle - immer am interessantesten und schönsten gewesen sei, weil Raucher einfach
die netteren Menschen seien.
Wird das Rauchen nun eingestellt, so steht die ehemalige Raucherin vor der Aufgabe, ihr Selbstbild
neu zu definieren: Lediglich „Nichtraucherin" zu sein, bedeutet dann jedoch eine bedauernswerte
Reduzierung. Damit Klientinnen dauerhaft von der Sucht freikommen können, bedarf
es deshalb einer positiv formulierten, eigenständigen Selbstdefinition. Ziel einer Hypnosetherapie
muß in diesem Kontext also immer auch sein, dieses neue Selbstbild zu entwickeln. Dazu können
unterschiedliche Techniken und Strategien eingesetzt werden (Gerl, 2002).
Techniken und Strategien der hypnotherapeutischen Raucherentwöhnung:
KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 106
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Diese und einige weitere, mehr aversiv orientierte hypnotherapeutische Techniken in der Raucherentwöhnung
sollen im Folgenden am Beispiel einzelner Studien kurz skizziert werden.
4. 4. 4. 1 Stärkung des Willens und Selbstwerts
Die Vorgehensweise von Barber (Barber, 1969) ist an den Ressourcen der Klientinnen orientiert
und versucht mit einer selbstwert- und willensstärkenden Technik, die Klientin zum Nichtrauchen
zu bewegen „Und weil du entschieden hast, aufzuhören, kann dich niemand auf der Erde, nichts,
aber auch gar nichts davon abbringen. Nichts wird dich veranlassen, jemals wieder eine Zigarette zu
nehmen."
Hierzu setzt er auch die Methode der Zeitprogression ein „Und diese Worte können ein Wissen für
dich bedeuten, eine Dankbarkeit gegenüber deiner Stärke, weil du es geschafft hast, die Kraft hattest,
ganz aus Dir heraus das zu tun, was du beschlossen hattest zu tun."; integriert dabei auch den Gesundheitsgewinn
„ Vielleicht fühlst du Mitleid für sie. Aber du kannst auch ganz und gar die klare Luft
deiner Freiheit genießen und spüren." Die „Rauchervergangenheit" dagegen wird negativ besetzt „...
eines Gefängnisses. Ein Gefängnis, welches, und das weißt du, dich gehalten hat aus irgendeinem
Grunde, der vielleicht schon lange vergessen ist."
Der Klientin wird außerdem die Selbsthypnose nahegelegt „Jedesmal, wenn du dich besser fühlen
möchtest, ruhiger und entspannter, jedesmal, wenn du dich erholen möchtest von Streß oder einer Mißstimmung,
dann kannst du dich zurücklehnen - in einem Sessel oder einem Sofa oder einem Bett -
lehn dich einfach zurück und atme sehr tief, richtig tief und befreiend ein, halte diesen Atem an, nur für
einen Moment, und stoße ihn dann vollkommen wieder aus und mit ihm die unangenehmen Gefühle
und den Streß. Du wirst spüren, wie es dir besser geht, du dich wohl fühlst, und diese Gefühle werden
dich automatisch überströmen, ganz von allein.".
4. 4. 4. 2 STOP-Imagination
Gruenewald (in: Hammond, 1990) überprüft die Motivation der Klientin mit folgender Vorstellung:
„Stell dir eine Zigarette vor auf dem Tisch vor Dir. ... Sie rollt und rollt ... Dieser Gedanke wird
immer stärker in dir, dass nur du allein und nur, wenn du wirklich und vollkommen mit deinem ganzen
Wunsch, mit dem Rauchen aufzuhören, mit dir übereinstimmst, diese Zigarette nur durch deinen Gedanken
fallen lassen kannst. Du weißt, ganz ohne Überraschung, dass wenn sie einmal gefallen ist,
dies das Ende deines Rauchens ist." Zur Vertiefung wird die Klientin in einen „rauchfreien" Raum
geführt: „dieser Raum ist ein Raum, in dem Rauchen einfach nicht existiert. Dieser Gedanke gibt dir ein
großartiges Gefühl, ein Gefühl von Frieden und Gelassenheit und auch Klarheit. Du nimmst wahr, zuerst
nur schwach und dann klarer und klarer, dass du allein diesen Raum kreiert hast, diesen Raum, der
107 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
immer deiner sein wird ...". Mit Hilfe des STOP-Signals soll die Klientin in schwierigen Situationen
dem Rauchverlangen widerstehen „Wenn du dieses STOP-Zeichen beachtest, hast du einen Moment
Zeit, um darüber nachzudenken, ob du wirklich eine Zigarette möchtest ... und meistens wird die Antwort
„nein" sein ... und der Grund wird vergehen - bis zum nächsten Mal ... wenn du die STOP-Zeichen-
Prozedur wiederholst ..."
4. 4. 4. 3 Aversive Techniken
Eine Aversion dem Rauchen gegenüber wurde schon früh hervorzurufen versucht, indem man
einen „unangenehmen Geruch und Geschmack beim Rauchen, Kratzen und Brennen im Hals, Räuspern
und Übelkeit" oder die „Verachtung dieser Sucht" suggerierte (Hirschlaff, 1919; Heyer, 1927 in:
Leuner & Schroeter, 1997). Später (Bick, 1958) wurde empfohlen, durch die Suggestion, der Raucher
werde „sich bei jedem Zug verschlucken", über die Aversion hinaus einen „aktiven Block" zu
setzen. Barber (T. X.) arbeitet mit aversiven Hypnoseinhalten „Indem Sie rauchen, streben Sie auf
irgendeine Art und Weise einer langsamen, aber sicheren Selbsttötung entgegen. Dass Sie nicht wirklich
auf sich und auf Ihr Leben aufpassen und nicht darauf achten, vollständig lebendig zu sein und
wirklich zu leben. Und Sie wissen es nicht." Auch andere Noch-Raucherinnen werden als abschrekkendes
Beispiel mit einbezogen „Wenn du andere Menschen rauchen siehst, tun sie dir leid. Du bemitleidest
sie, weil sie einen frühen Tod oder eine Krankheit in Kauf nehmen für diese Gewohnheit. Du
fühlst dich nur traurig, wenn du diese Leute siehst." Auch hier wird die STOP-Technik verwendet:
„STOP, ich brauche das Rauchen nicht mehr. Ich bin nicht länger eine Puppe, ich brauche das Rauchen
nicht, wie ich es einmal gelernt habe. Ich habe das Rauchen vor Jahren gelernt, aber nun bin ich
herausgewachsen aus diesem Verhalten. Ich bin nicht länger ein Kind. Ich bin nicht länger eine Marionette.
Ich kontrolliere mein Leben jetzt selbst. Ich starte heute mit meinem Leben, mit meinem eigenen
Leben, vollständig, mit Freude, mit all meiner Kraft - wissend, dass ich jeden Tag mein Bestes geben
werde, das Leben so sinnvoll wie möglich für mich zu gestalten, für jeden, den ich liebe und für den
Sinn und die Kostbarkeit meines Lebens."
Spiegel (1970) setzt direkte aversive Suggestionen ein: „1. Für Ihren Körper ist Rauchen Gift. Rauchen
ist für Sie nicht so ein Gift, wie es eines für Ihren Körper ist. 2. Sie können nicht ohne Ihren Körper
leben. Ihr Körper ist eine wertvolle physische Anlage, durch die Sie das Leben erfahren. 3. In dem
Ausmaß, in dem Sie Ihr Leben leben wollen, schulden Sie Ihrem Körper Respekt und Schutz. Sie sind
der Wächter Ihres Körpers. Wenn Sie sich verpflichten, Ihren Körper zu respektieren, dann haben Sie
die Kraft und das Wissen, dass Sie die letzte Zigarette geraucht haben, in sich."
Wester hat eine auf sehr aversiven Elementen basierende Hypnoseinduktion ausgearbeitet, die
jedoch nach seinen Angaben nur dann angewandt werden soll, wenn die Klientin das Gefühl hat,
KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 108
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sie brauche eine solche Induktion „Wir wissen, dass du, wenn du ein normales Trinkglas, ein ganz
normales Trinkglas mit Teer und Nikotin von Zigaretten füllst und es trinken würdest, du innerhalb von
12 Minuten tot wärst. Du willst dich nicht umbringen - auch nicht langsam - und deshalb wirst du mit
dem Rauchen aufhören und ein Nicht-Raucher werden ... Zusätzlich dazu, dass du deinen Körper respektierst,
kannst du dich so stolz fühlen, dass du dich jetzt unter Kontrolle hast und nicht länger Objekt
dieser schlechten und verschmutzenden Gewohnheit bist. Überall wo du hingehst, werden die Menschen
begrüßen, dass du nicht rauchst - und nicht länger die Menschen durch deine Gewohnheit belästigst."
Gegen aversive Techniken wurde allerdings schon früh eingewandt, zu stark ekel- oder
angsterregende Vorstellungen könnten dazu führen, dass die Suggestion zurückgewiesen werde.
Ulett (1965, zitiert nach Leuner & Schroeter, 1997) empfahl deshalb, nur eine leicht aversive Vorstellung,
zum Beispiel die Zigarette schmecke „etwas bitter oder unangenehm" zu verwenden.
Insgesamt ist das Suggerieren aversiver Vorstellungen mittlerweile in den Hintergrund getreten;
allenfalls werden Mißempfindungen und Folgeschäden des Rauchens bei Patientinnen thematisiert,
deren Motivation, das Rauchen zu beenden, gering ausgeprägt zu sein scheint.
4. 4. 4. 4 Red-Balloon-Technique
Stanton (1978) benutzt die „Red-Balloon-Technique" von Walch (1976). Dabei wird suggeriert,
dass die Zigarettenschachtel in den Korb des Ballons gelegt wird und dass dieser Heißluftballon,
der die Abhängigkeit und den Wunsch zu rauchen symbolisiert, davonfliegt. Der Ballon nimmt
dabei den Rauchwunsch mit sich. Am Ende werden Copingstrategien imaginiert, um Situationen,
in denen üblicherweise geraucht wurde, in Zukunft ohne Zigarette zu bewältigen.
4. 4. 4. 5 Hypnosystemische Techniken
Schmidt (2000) praktiziert ein hypnosystemisches Vorgehen in der Suchtbehandlung, das er auch
auf die Raucherentwöhnung anwendet. Das diesem Ansatz zugrundeliegende theoretische Verständnis
von Sucht wurde bereits unter 2. 7. 1. 1 erläutert. Im Folgenden sollen die einzelnen
Phasen dieses Therapiemodells in ihrer praktischen Anwendung kurz vorgestellt werden:
1. Klärung von Überweisungskontext, autonomer Problemdefinition und Auftragserwartungen: Gerade in der
Dynamik von Suchtproblemen ist es wichtig, den individuellen Therapieauftrag der Klientinnen
- unabhängig von Erwartungen des sozialen Umfelds oder der behandelnden Hausärzte -
herauszuarbeiten.
2. Entwicklung detaillierter Zielvisionen: Zentral ist in diesem Zusammenhang, das Ziel postiv zu
formulieren, also nicht lediglich herauszuarbeiten, was nicht mehr getan werden soll, sondern
auch das, was statt dessen entwickelt werden kann.
109 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG
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3. Herausarbeitung der „Ausnahmen vom Problem": Personen, die zu einer Suchtbehandlung kommen,
weil sie es nicht allein geschafft haben, den Tabakkonsum zu beenden, erleben sich selbst häufig
als sehr inkompetent. Hier ist es notwendig, durch Herausarbeitung ihrer Fähigkeiten Autonomie
und Selbstachtung zu stärken.
4. Vergleiche von Problem- und Lösungsmustern: Aus dem Vergleich von Problem- und Lösungsmuster
ergeben sich hilfreiche Informationen zur Problementstehung und Möglichkeiten, die „Ausnahmen
vom Problem" zu vermehren.
5. Dissoziationsstrategien - das Suchtverhalten als Lösungsversuche der „süchtigen" Seite: Die Idee, lediglich
„eine Seite von sich" als abhängig zu erleben, und nicht mehr den ganzen Menschen, versetzt
viele Klientinnen in die Lage, die „Einladungen" dieser Seite wirksamer abzulehnen.
6. Genogrammarbeit: Ein versöhnlicher Umgang mit der Herkunftsfamilie ermöglicht der Klientin,
auch die Entwicklung der eigenen Suchtmuster mit mehr Empathie zu betrachten.
7. „Ambivalenz-Coaching": Der Auswirkungsvergleich von Problem- und Lösungsmuster stellt bei
Schmidts Vorgehen eine zentrale Interventionsphase dar. Häufig wird an dieser Stelle der verdeckte
positive Aspekt des Symptoms klar, und es wird der Klientin möglich, diese unbewußt
angestrebten Ziele auf gesündere Art zu berücksichtigen.
8. Kooperation mit dem Angehörigen-System: Das Einbeziehen der Familie bedeutet nicht, dass diese
therapiert werden soll - vielmehr dient sie als Bezugsfeld und gibt Hilfestellung, die neuen
Kompetenzen der Klientin stabil zu intergrieren.
9. Klientinnen als Autoriäten für die Zielgestaltung: Jeder Schritt der Zusammenarbeit wird direkt mit
der Klientin entwickelt: Die Zielvorstellungen der Klientin stellen die Leitlinien der gesamten
Behandlung dar. Konzeptionelle Prämisse dieser Vorgehensweise ist die Gleichwertigkeit von
Klientinnen und Therapeutinnen über den gesamten therapeutischen Prozess hinweg.
4. 4. 4. 6 Zukunftsprojektion und Swish-Muster
Die Zukunftsprojektion hat in der Raucherentwöhnung zunächst die Funktion, das Therapieziel
evident und anziehend zu machen, soll darüber hinaus der Klientin jedoch auch erlauben, in diesem
ressourcenhaften Zustand zu verweilen. Dazu imaginiert sich die Klientin als attraktive, nicht
rauchende Person an einem anziehenden Ort in der Zukunft. Gelingt es der Klientin nun, sich
ihre verbesserten und gesunden Lebensmöglichkeiten sinnlich zu vergegenwärtigen, so kann mit
dem sogenannten swish-Muster weitergearbeitet werden (Gerl, 2002): Dazu wird die Zukunftsprojektion
als eine Art „Standbild" festgehalten. Dieses Bild wird über das der typischen Rauchsituation
projiziert, so dass diese überdeckt wird. Dies geschieht mittels eines speziellen Timings,
KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 110
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
das den dabei erfolgenden Konditionierungsprozess optimieren hilft (Bandler & MacDonald,
1988 in Gerl & Freund, 2001). Dieser Prozess wird selbsthypnotisch weiter geübt und dabei
weitgehend automatisiert. Die swish-Technik ist wesentlicher Bestandteil des SMOKEX-
Ansatzes (zum Beispiel Gerl, 2002), der im deutschen Sprachraum von 60 Hypnotherapeuten
vertreten wird.
4. 4. 4. 7 Rückfallprävention
Wright arbeitet folgende Rückfallpräventionssuggestionen aus: „Ob du dieses Wohlgefühl stärker
und deutlicher in dein Bewußtsein und in dein Unbewußtes einbinden kannst ... um es zu einem Teil
von dir zu machen ... der zu dir gehört ... Wenn du spürst, dass sich Streß bildet ... Können Daumen
und Zeigefinger beginnen, den Ring zu drehen ... und du wirst in der Lage sein, dich selbst in Trance zu
versetzen, um dieses Wohlgefühl zu spüren, dieses vollkommen angenehme Gefühl, das in dir ist ...
Was auch immer dich gerade konfrontiert, du kannst es handhabbar machen ... auf eine veränderbare
Größe verkleinern ..."
4. 5 Kritische Betrachtung der erwähnten Studien
4. 5. 1 Grundsätzliche Überlegungen
Grundsätzlich können unterschiedliche Behandlungsverfahren nur dann bezüglich ihrer Effektiviät
wissenschaftlich bewertet und verglichen werden, wenn sie definierten Standards folgen.
Nach Haustein (2001) müßte ein solcher Standard für Raucherentwöhnungsverfahren mindestens
die folgenden Faktoren berücksichtigen:
Standards für Raucherentwöhnungsverfahren:
Exspirationsluft oder Messung des Cotinin-Spiegels im Plasma, Urin oder Speichel).
des Zigarettenkonsums auf weniger als zehn Zigaretten täglich wäre lediglich als Teilerfolg zu
bewerten.
von Millionen potentiell entwöhnungswilliger Raucherinnen auszugehen ist.
111 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG
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Weiter gibt es methodische Voraussetzungen, die ein Therapieverfahren generell erfüllen sollte,
um als nachweislich wirksam gelten zu können. Im Einklang mit der APA (American Psychological
Association) stellen Chambless und Hollon (1998) dazu folgende Kriterien auf:
Studien müssen als Kontrollgruppenstudie mit randomisierter Zuteilung, Zeitreihenanalyse oder
als Einzelfallstudie mit mindestens drei Probandinnen konzipiert sein. Um die notwendige statistische
Power zu sichern, schlagen die Autoren mindestens 25 Versuchspersonen pro Gruppe
vor. Weiter müssen Eingangskriterien und Meßinstrumente zur Erhebung des Erfolgs valide und
reliabel definiert und beschrieben werden. Notwendig ist außerdem ein genaues Therapiemanual,
um Art und Verlauf der Behandlung nachvollziebar zu machen.
Erfüllt eine einzelne Studie diese Bedingungen, so reicht dies allerdings nach Chambless und
Hollon (1998) noch nicht aus, um eine Behandlung als gesichert effektiv zu betrachten:
Effektivität therapeutischer Verfahren:
hat, dass die behandelte Gruppe besser ist als eine unbehandelte-, beziehungsweise alternativ
behandelte- oder Plazebogruppe, oder aber die Behandlung genauso effektiv ist, wie ein
bereits etabliertes Verfahren.
Erfolgskriterium belegen konnten.
Studien nachweisen, dass das Verfahren besser wirksam war als ein Plazebo oder eine bereits
anerkannte Behandlung.
Spezifisch für den Bereich hypnotherapeutischer Forschung fordern Lynn et al. (2000) außerdem:
genau beschrieben und spezifiziert werden.
zwischen den Gruppen, so sollten sie entweder parallelisiert werden oder aber die
Hypnotisierbarkeit muß als Covariante in die statistischen Analysen eingehen.
KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 112
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
diskutiert werden.
deren notwendige Mindestgröße unter Einbeziehung der gewünschten Effektstärke im voraus
ermittelt werden.
durchzuführen: Unter Umständen relativieren sich damit Effekte wieder (wie zum Beispiel in
der Raucherentwöhnung) oder aber sie treten erst mit zeitlicher Verzögerung ein.
zu überprüfen.
4. 5. 2 Bewertung der beschriebenen Studien
Im Review zur hypnotherapeutischen Raucherentwöhnung von Green und Lynn (2000) bleiben
von 59 recherchierten Studien drei, die den Kriterien von Chambless & Hollon (1998) standhalten.
Dazu gehören auch die oben beschriebenen Arbeiten von Schubert (1983) und Rabkin
(1984). Eine umfassende Bewertung der wissenschaftlichen Aussagekraft aller erwähnten Studien
würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Deshalb soll im Folgenden lediglich exemplarisch auf
einige Punkte eingegangen werden.
Kontrollgruppe:
Häufig wird die Wartelistenvariante als Kontrollgruppe eingesetzt und meist telefonisch befragt
(Pederson, Scrimgeour & Lefcoe, 1975). Eine solche Wartelistenkontrollgruppe ist in klinischen
Studien üblich; bei der Raucherentwöhnung ist diese Vorgehensweise jedoch methodisch nicht
sinnvoll. Grundvoraussetzung für die Beendigung des Rauchens ist der entsprechende Vorsatz,
und dieser fehlt bei den Kontrollgruppen, so dass Erfolgsraten von null Prozent hier nicht überraschend,
sondern fast vorauszusetzen sind.
Datenerhebung:
Häufig wird in den Untersuchungen nicht beschrieben, wie die Daten erhoben wurden. Meist
geschieht dies telefonisch (Pederson, Scrimgeour & Lefcoe, 1975), sonst in Form von Fragebogen
oder verbal im direkten Kontakt (Sanders 1977). Eine Überprüfung der Angaben anhand
113 KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
biologischer Marker erfolgt nur in wenigen Studien; bei der Übersicht von Schulte und Hueber
(2000) beispielsweise kamen biochemische Marker nur in zwei von 26 Studien zum Einsatz.
Raucherstatus und Eingangskriterien:
Teilweise werden in den beschriebenen Studien weitere relevante Umstände - zum Beispiel wie
stark die Entwöhnungswilligen zu Beginn der Behandlung rauchen oder ob sie schon viele Abstinenzversuche
hinter sich haben - nicht erwähnt.
Mac Hovec und Man (1978) haben zum Beispiel nur Raucherinnen in ihre Studie aufgenommen,
die noch keine Entwöhnungsbehandlung hinter sich hatten, nicht in psychotherapeutischer Behandlung
waren und zuvor keine Erfahrung mit Hypnose oder Akupunktur gemacht hatten. Barabasz,
Baer, Sheehan und Barabasz (1984) dagegen teilten die Raucherinnen gemäß verschiedener
Kriterien in „hard-core smoker" und normale Raucher ein.
Stichprobengröße und Anzahl der Teilnehmerinnen pro Bedingung:
Häufig sind die Stichproben insgesamt zu klein, um statistisch aussagekräftig zu sein. So haben 13
Studien im Review zur hypnotherapeutischen Raucherentwöhnung von Green und Lynn (2000)
eine zu geringe Stichprobengröße. Hierzu zählen auch die oben aufgeführten Arbeiten von Williams
& Hall (1988) und Pedersen at al. (1975).
Sind die Felder eines Versuchsdesigns zudem numerisch sehr unterschiedlich besetzt, kann dadurch
die Aussagekraft des Ergebnisses zusätzlich gemindert werden. So sind zum Beispiel die
Ergebnisse von Barkley, Hastings und Jackson (1977), die bei der Hypnosebedingung nur acht
Personen behandelten, kritisch zu sehen.
Erfolgsmaß, Vorselektion und Drop-out:
Wie schon erwähnt, wurde in den einzelnen Studien das Erfolgskriterium sehr unterschiedlich
festgelegt, was eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse, ebenso wie fehlende Angaben über Rekrutierung
und Vorselektion der Probandinnen, erschwert.
Teilweise bleibt das Erfolgskriterium auch völlig unklar, dies stellt einen krassen methodischen
Mangel dar. Wird bereits die Reduzierung des Rauchens als Erfolg bewertet, ergeben sich unter
Umständen gute Ergebnisse, die sich jedoch innerhalb kurzer Zeit relativieren dürften: Viele
Raucherinnen steigern ihren Konsum innerhalb weniger Monate wieder auf das alte Niveau.
Ob und in welchem Umfang es zu Drop-outs kam und in welcher Weise diese in die Berechnung
eingehen, findet ebenfalls häufig keine Erwähnung. In der Übersicht von Agee (1983) beispielsweise
vermindert sich die Erfolgsrate von 4 - 88 Prozent auf durchschnittlich 25 Prozent, wenn
KAPITEL 4 RAUCHERENTWÖHNUNG 114
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nicht die Zahl der sich zurückmeldenden, sondern die Gesamtzahl der teilnehmenden Personen
als Berechnungsbasis genommen wird (Gerl, 2001).
Bei der oft erwähnten Studie von Spiegel (1970) meldeten sich von 615 Teilnehmenden nur 44
Prozent zurück. Davon waren zwar beachtliche 44 Prozent abstinent; dies entspricht jedoch -
gemessen an der Gesamtteilnehmerschaft - nur etwa 20 Prozent. Auch in der Übersicht von
Schulte und Hueber (2000) wird von hohen Drop-out Raten (bis zu 48 Prozent) berichtet.
Therapeutische Strategie:
Häufig wird nicht ausreichend beschrieben, was als Hypnose zum Einsatz kam. Möglicherweise
wurden teilweise überholte inadäquate therapeutische Methoden verwendet (Green & Lynn,
2000).
115 KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Kapitel 5
Entwicklung des eigenen Programms
5. 1 Grundsätzliche Überlegungen
Die inhaltliche Gestaltung des verwendeten Nichtraucherprogramms wurde teilweise bereits im
Rahmen einer vorangegangenen Studie (Schlarb & Schweizer, 1999) entwickelt und auf deren
Wirksamkeit überprüft; in der vorliegenden Untersuchung jedoch um einige wesentliche Elemente
erweitert. Im Folgenden sollen die Überlegungen, auf denen das Programm basiert, kurz
dargestellt werden.
Insgesamt war die Gestaltung der therapeutischen Elemente an den Prämissen der hypnotherapeutischen
Raucherentwöhnung (vgl. Kapitel 4. 4. 4) orientiert. Die Entwicklung des Programms
wurde dabei im wesentlichen von drei Grundideen geleitet: Zum einen von der Tatsache, dass
Abhängigkeit als Resultat verschiedenster innerpsychischer, sozialer und physischer Prozesse zu
verstehen - und daher auch multimodal zu behandeln - sei und zum anderen von der Idee, den
Beginn des Nichtrauchens als ein bewußtes Abschiednehmen von der Zigarette zu gestalten. Wesentlich
erschien dabei, den Abschied zugleich als Neubeginn zu kennzeichnen und dessen positive
Seiten hervorzuheben, um im Sinne eines ressourcenorientierten Arbeitens auf die neue Genußfähigkeit,
den besseren Gesundheitszustand und die Freiheit, Projekte zu unternehmen, die
auszuführen bisher die Sucht im Wege stand (wie zum Beispiel lange Flugreisen oder sportliche
Aktivitäten) zu fokussieren. Ein drittes grundlegendes Element war der Gedanke, dass das therapeutische
Angebot den Klienten helfen sollte, eine neue personale Identität - ein neues Selbstbild,
bei dem das Rauchen keine Rolle mehr spielt - zu entwickeln.
Um die bei jedem Raucher vorhandene Ambivalenz bezüglich der Abstinenz therapeutisch zu
pacen, wurden hypnosystemische Techniken eingesetzt, die es dem Klienten durch die Arbeit mit
inneren Anteilen erlauben, sowohl mit den aufhörmotivierten als auch mit den diesbezüglich
skeptischen Persönlichkeitsanteilen in Kontakt zu kommen.
Um der erwähnten Komplexität gerecht zu werden, wurde nicht ausschließlich Hypnose verwendet,
sondern die Hypnosebehandlung im Sinne eines multimodalen Ansatzes in ein Programm
mit folgende Elementen eingebettet:
KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS 116
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
5. 2 Nichthypnotische Therapieelemente
5. 2. 1 Gruppen- versus Einzeltherapie
Für die eine Hälfte der Experimentalgruppe wurden die Hypnosesitzungen als Gruppenhypnose
konzipiert. Die zugrunde liegende Überlegung hierbei war, den Teilnehmenden die Möglichkeit
zu geben, durch Erfahrungsaustausch und Modellernen ihre Kompetenzen im Umgang mit Versuchungssituationen
zu erweitern und Unterstützung in der Gruppe zu erfahren. Siehe dazu auch
Kapitel 3. 7. 3; dort wurden die Wirkvariablen der Gruppentherapie bereits näher beschrieben.
Ein wichtiges Element in diesem Zusammenhang war die Bildung von Patenschaften: In Anlehnung
an die Konzeption der Anonymen Alkoholiker und der Erfolgsvariablen der hypnotherapeutischen
Raucherentwöhnung laut Gerl (1993) sollten die Klienten mindestens einen Telefonkontakt
pro Woche mit einer bestimmten Person aus der Gruppe initiieren (wer mit wem eine
Patenschaft einging, wurde während der Vorbesprechung geklärt; in der folgenden Sitzung erhielten
die Teilnehmer eine Telefonliste). Die Klienten wurden instruiert, die Patenschaft insbesonders
auch dann zu nutzen, wenn sie im Verlauf der Behandlung Krisen erlebten und spürten,
dass ihr Vorsatz, abstinent zu bleiben, zu wanken begann. Durch die feste Zuordnung bestimmter
Personen zueinander sollte gewährleistet werden, dass diese Form der Peergruppe auch tatsächlich
genutzt wurde; in der vorangegangen Studie waren diese Kontakte bei loser Zuordnung
kaum gepflegt worden.
Für die andere Hälfte der Experimentalgruppe wurde eine Einzelbehandlung konzipiert, die, abgesehen
von Gruppengesprächen und Patenschaften, dieselben Therapieelemente und Suggestionen
enthielt. Im Unterschied zur Gruppenbehandlung war hier jedoch in der therapeutischen
Arbeit ein individuelleres Eingehen auch auf solche Problematiken bei den Klienten vorgesehen,
die nur mittelbar mit dem Rauchen in Zusammenhang standen.
Interessant ist der Vergleich zwischen Gruppen- und Einzelbehandlung insofern, als die Gruppentherapie
ein - vermutlich unter anderem durch die gegenseitige soziale Unterstützung der
Klienten, deren Erfahrungsaustausch und Komponenten des Modellernens - erfolgreiches und
dabei gleichzeitig sehr ökonomisches Behandlungsverfahren darstellt6, andererseits aber nicht
geklärt ist, ob mittels einer entsprechenden Einzelbehandlung mit individualisierterem therapeutischem
Vorgehen unter Umständen eine noch höhere Abstinenzquote zu erzielen wäre.
6 Der letztere Aspekt ist insofern relevant, als mit der abnehmenden gesellschaftlichen Akzeptanz des Rauchens
ökonomische und speziell Gruppenentwöhnungsprogramme zunehmend benötigt werden, um beispielsweise ganzen
Firmen eine Behandlung zukommen lassen zu können.
117 KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS
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5. 2. 2 Abstinenztage
Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass Behandlungserfolge im allgemeinen dann von den Klienten
besser aufrechterhalten werden können, wenn die Veränderung intern atttribuiert wird
(Lambert & Bergin, 1994). Insbesonders gilt auch der Zusammenhang zwischen dem Aufhören
schon zwei Tage vor Therapiebeginn - im Folgenden als „Abstinenztage" bezeichnet - und einem
positiven Behandlungsverlauf als belegt (siehe Gerl & Freund, 1999, Schlarb & Schweizer,
1999). Alle Klienten wurden daher gebeten, zweieinhalb Tage vor der ersten Hypnosesitzung das
Rauchen einzustellen. Um schwierige Fälle nicht auszusortieren, war von vornherein vorgesehen,
auch Klienten, welche die Abstinenzzeit nicht durchhielten, in die Studie aufzunehmen.
5. 2. 3 Nikotinpflaster
Ebenfalls bei der Vorbesprechung erhielten alle Teilnehmenden Nikotinpflaster, um auf diese
Weise auch der physiologischen Suchtkomponente entgegenzuwirken. Für die Dauer der Pflasterbehandlung
wurde auf Grund der Erfahrungen aus der vorangegangenen Studie - bei der sich
keinerlei Unterschiede in den Abstinenzraten von Personen, die das Pflaster drei Wochen in Vergleich
zu denen, die es drei Monate verwendeten, ergeben hatte - ein Zeitraum von drei Wochen
als ausreichend betrachtet. Zur Nikotinsubstitution siehe auch Kapitel 4. 2. 6. 1.
5. 2. 4 Kohlenmonoxidmessung
Um die Kohlenmonoxidwerte der Raucher bestimmen zu können, wurden mittels eines einfachen
Atemtests die CO-Werte in der Ausatemluft ermittelt und mit dem CO-Meßgerät auf Prozentwerte
im Blut umgerechnet (Gerätebeschreibung im Anhang). Die Werte jeder einzelnen
Sitzung konnten also zum einen der Kontrolle des Zigarettenkonsums, zum anderen aber auch
als Instrument zur Motivationserhöhung dienen. Dieser Effekt sollte noch dadurch verstärkt
werden, dass die Teilnehmenden der Gruppenbedingung ihre Werte an einem Diagramm an der
Flipchart, für die gesamte Gruppe gut sichtbar, einzutragen hatten.
5. 2. 5 „Tipps und Tricks"
Ein auf verhaltenstherapeutischen Prinzipien beruhendes Blatt mit Ratschlägen zur Raucherentwöhnung
wurde erarbeitet, das die Klienten bei der Vorbesprechung erhielten. Diese Zusammenstellung
von praktischen Tipps sollte helfen, neue Nichtraucherverhaltensweisen zu entwikkeln
und vor allem auch das Durchhalten der oben erwähnten Abstinenztage erleichtern.
KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS 118
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1. Kleben Sie sich Sprüche an Stellen, an denen Sie sich jeden Tag aufhalten (Küche, Bad, Arbeitsplatz etc.) mit
Leitsätzen, die Ihnen helfen können, z. B. Du schaffst es!! Oder: Ich will aufhören, weil ...
2. Prägen Sie sich genauso wichtige Sätze ein, die Sie sich sagen können, wenn Sie in einer Versuchungssituation
sind, zum Beispiel „Denk an Deinen rasselnden Atem." etc.
3. Schließen Sie Wetten oder Verträge mit Freunden oder Kollegen ab - die Wetteinsätze sollten sich dabei in
realistischer Höhe bewegen. Fixieren Sie den Vertrag schriftlich, legen Sie die Bedingungen genau fest und
hängen Sie ihn an die Wand.
4. Belohnen Sie sich immer wieder mit einer Kleinigkeit fürs Nichtrauchen.
5. Führen Sie einen Nichtraucherkalender, in den Sie die wachsende Zahl der rauchfreien Tage eintragen, hängen
Sie ihn gut sichtbar auf und lassen Sie sich von Ihrer Familie oder Freunden für Ihr Durchhaltevermögen
loben.
6. Wenn Sie einer Versuchungssituation erfolgreich widerstanden haben, belohnen Sie sich. Sagen Sie sich, wie
stolz Sie auf sich sind.
7. Kleben Sie ein Nichtraucherschild auf eine Sparbüchse und werfen Sie jeden Tag das durchs Nichtrauchen
ersparte Geld hinein. Stellen Sie die Dose gut sichtbar auf und kaufen Sie sich etwas davon, was Sie sich
schon lange gewünscht haben. Oder eröffnen Sie ein Nichtraucher-Konto mit einem Dauerauftrag und überweisen
Sie Ihr durchs Nichtrauchen ersparte Geld (eine Schachtel pro Tag entspricht: 1800,- DM im Jahr!!!)
jeden Monat.
8. Sie haben nun viel mehr Zeit für Neues! Nutzen Sie Ihre neugewonnene Zeit, um persönliche Wünsche und
Hobbys zu realisieren.
9. Meiden Sie Orte und Situationen, die Sie mit dem Rauchen verbinden.
10.Räumen Sie Aschenbecher, Zigaretten, Feuerzeug und alles, was Sie sonst noch ans Rauchen erinnern
könnte, beiseite.
11. Gestalten Sie Ihre traditionellen „Rauchzeiten" um: Statt der Zigarette nach dem Essen machen Sie einen
Spaziergang, in der Badewanne lesen Sie, anstatt zu rauchen ...
12. Besuchen Sie solche Plätze, an denen viel geraucht wird, wie Kneipen oder Skatabende, einige Zeit nicht.
13. Vermeiden Sie Getränke, die Lust auf Zigaretten machen, wie Kaffee oder Alkohol.
14.Überbrücken Sie Ihren Rauchwunsch mit zuckerfreiem Kaugummi, Pfefferminz oder Lakritze.
15. Erklären Sie Ihren Bekannten und Kollegen, dass Sie nicht mehr rauchen und keine Zigaretten mehr angeboten
haben möchten. Bitten Sie um Verständnis dafür, dass zumindest die nächsten Wochen über in Ihrer
Nähe nicht geraucht werden soll. Erklären Sie Ihre Wohnung zur rauchfreien Zone.
16.Halten Sie sich möglichst wenig in geschlossenen Räumen auf: Bewegen Sie sich viel an der frischen Luft.
17. Sorgen Sie für ausreichend Schlaf und Entspannung; wenn Sie ein Entspannungsverfahren gelernt haben,
wenden Sie es an.
18. Fangen Sie etwas Neues an! Besuchen Sie einen Volkshochschulkurs, fangen Sie mit Joggen, Tennis,
Schwimmen an!! Sport ist nicht nur geeignet, eine Gewichtszunahme zu verhindern, sondern lindert auch die
Nervosität, die Sie anfangs vielleicht manchmal erleben. Stellen Sie sich ihren Körper vor, wie er in ein paar
Wochen sein wird!
19. Manche nehmen am Anfang 1 - 2 kg zu; wenn Sie einige Tipps beachten, können Sie dem jedoch entgegenwirken.
In der ersten Tagen sollten Sie immer eine kalorienarme Kleinigkeit zu essen, zum Beispiel etwas
Obst oder eine Karotte, bei sich haben. Trinken Sie vor jeder Mahlzeit viel Wasser oder ein anderes kalorienarmes
Getränk. Ernähren Sie sich ausgewogen und vollwertig, hungern Sie auf keinen Fall, sondern essen
Sie etwas, wenn Ihnen danach ist.
20. Wenn Sie das Gefühl haben, gestresst zu sein, atmen Sie einmal tief und ganz bewußt durch, lassen die den
Atem langsam aus dem Brustkorb entweichen.
21.Denken Sie sich eine Geste aus, die nur Sie allein kennen. Wenn Sie dann in eine schwierige Situation kommen,
wenden Sie Ihre individuelle Geste an, anstatt zu rauchen.
22. Beginnen Sie in „traditionellen" Rauchzeiten eine völlig andere Tätigkeit.
119 KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS
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5. 3 Gestaltung der hypnotherapeutischen Therapieelemente
Bezüglich der Behandlungsdauer war zunächst eine lange Version mit insgesamt sieben Sitzungen
über einen Zeitraum von neun Monaten vorgesehen; nur wenige Klienten machten jedoch von
der Möglichkeit des Besuchs der letzten zwei Sitzungen Gebrauch, als Resultat dieser Erfahrung
wurde die Behandlung in der Folge auf fünf Sitzungen reduziert.
5. 3. 1 Grundidee der hypnotherapeutischen Vorgehensweise
Dem hypnotherapeutischen Vorgehen lag die Idee zugrunde, das Abstinentwerden von der Zigarette
als einen Prozeß des Abschiednehmens zu begreifen und die Raucherphase als einen Lebensabschnitt
zu würdigen und abzuschließen. Dementsprechend sollten vor allem Suggestionen
verwendet werden, die Themen wie „Erinnerungen an die schönen Seiten des Rauchens aushalten
lernen", „loslassen können", „Freude über das bevorstehende rauchfreie Leben" und ähnliches
ansprachen.
Die Suggestionen sollten primär auf die Nutzung der natürlichen Ressourcen hinzielen; als weitere
Themen wurden die Fokussierung auf den besseren Gesundheitszustand, die größere Genußfähigkeit
als Nichtraucher, aber auch mögliche Symptomfunktionen oder Hindernisse, die dem
Nichtrauchen noch im Weg stehen könnten, vorgesehen.
Durch die Verwendung hypnosystemische Techniken, die es dem Klienten durch die Arbeit mit
inneren Anteilen erlauben, sowohl mit den aufhörmotivierten als auch mit den diesbezüglich
skeptischen Persönlichkeitsanteilen in Kontakt zu kommen, sollte außerdem die Ambivalenz
bezüglich des Nichtrauchens therapeutisch bearbeitet werden.
Von negativen Suggestionen, die Angst vor den Folgen des Rauchens oder unangenehme Empfindungen
beim Rauchen suggeriert hätten, sollte möglichst wenig Gebrauch gemacht werden, da
hiervon, wenn überhaupt, nur ein kurzfristiger Effekt erwartet wurde.
5. 3. 2 Formulierung der Suggestionen und Hypnosetechnik
Bei der Ausgestaltung der Trance wurde eine größtenteils nondirektive Vorgehensweise gewählt
und mit Hilfe folgender Techniken umgesetzt:
Indirekte Formulierungen: Durch die Nutzung von indirekten Formulierungen wird die subjektiv
erlebte Wahlfreiheit der Klienten erhöht, Widerstände minimiert und Suchprozesse ausgelöst.
KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS 120
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Beispiele für indirektes Formulieren sind:
oder in einigen Augenblicken schließen."
Zigarette erst recht genießen."
Atemzug tiefer in Trance."
kann sein, dass...".
Konfusion: Suggestionen, die Verwirrung erzeugen, sind geeignet, eingefahrene Denkmuster umzustrukturieren;
der rationale Verstand wird überlastet, und die nachfolgenden Suggestionen
werden ohne bewußte Hinterfragung aufgenommen (vgl. Revenstorf, 1990). Ein Beispiel für
die Verwendung der Konfusionsstrategie wäre: „... und es ist gleichgültig, ob die Lider die Augen
schließen oder ob die Augen die Lider schließen ... Augen schließen ..."
Dissoziation: Auch die Dissoziation ist eine Technik, die dazu dient, das gewohnte Denken in Frage
zu stellen. Beispiel hierfür wäre die Formulierung „... und Ihr bewußter Verstand hört dieser
Geschichte zu, während Ihr Unbewußtes auf seinen eigenen Wegen wandert ..."
Verstärkung subliminaler Bewegungen: Diese Technik kann dazu dienen, bestimmte Veränderungen,
beispielsweise eine Handlevitation oder den Lidschluß herbeizuführen, ohne dass es dazu einer
direkten Anweisung von Seiten des Therapeuten bedarf.
5. 3. 3 Inhaltliche Gestaltung
Das Vorgehen bei der Tranceinduktion wurde folgendermaßen geplant:
1. Sicherer Ort
Um den Teilnehmern einen ersten Zugang zur Trancearbeit zu ermöglichen, wird zunächst ein
„sicherer Ort" eingeführt. Zur Entspannungsankerung wird eine angenehme Situation oder Erinnerung
suggeriert; die Klienten werden aufgefordert, sich diese Situation in all ihren Sinnesmodalitäten
vorzustellen und sich der Vorstellung hinzugeben, von dem durch dieses Bild entstandenem
Wohlgefühl eingehüllt zu werden, wie von einer schützenden Hülle, deren wahrgenommene
121 KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS
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Intensität sich von Atemzug zu Atemzug steigere. Weiter wird Unwillkürlichkeit suggeriert, mit
der die positive und ressourcenreiche Erinnerung „immer wenn Sie es brauchen" auftauchen würde.
Den Klienten wird im Rahmen dieser „Wohlfühl- oder Entspannungstrance" außerdem suggeriert,
dass alle weiteren Suggestionen und Bilder Vorschläge und Möglichkeiten seien, die sie
neugierig ausprobieren könnten „...wie ein unbekanntes Gericht, dass aber niemand genötigt wird,
aufzuessen...".
2. Fraktionierung und Besprechung der Entspannungstrance
Im Anschluß an die Entspannungstrance werden die Klienten reorientiert und über ihre Tranceerfahrung
befragt. Im Rahmen dieser kurzen Besprechung wird außerdem nahegelegt, die in
der Trance als besonders hilfreich erlebten Bilder im Sinne einer Selbsthypnose außerhalb der
Behandlung für sich zu nutzen. Die Klienten werden zudem im Verlauf der ersten Sitzung gebeten,
eigene „Ruheort-Geschichten" zu Hause schriftlich festzuhalten, und wenn sie dies möchten,
zur zweiten Sitzung mitzubringen. In der dritten Sitzung werden zur Entspannungsankerung
dann weitgehend oder ausschließlich die eigenen Motive der Klienten verwendet.
Die Fraktionierung wird zum einen als trancevertiefendes Element eingesetzt, zum anderen dient
die Besprechung der Entspannungstrance der Rückmeldung an die Therapeutinnen: Der Bericht
der Klienten über diese Tranceerfahrung kann, wenn auch begrenzt, Aufschluß über Suggestibilität,
über Formulierungen oder Bilder, die für einzelne Teilnehmer aversiv belegt sind, oder über
Passagen, die besonders ansprechend wirken, geben.
3. Einleitung
Hier werden Vorschläge zum Einnehmen einer bequemen Haltung und der Lenkung der Aufmerksamkeit
nach innen gemacht. Als Ruhepunkt, der die Blickfixation erleichtert, wird eine
schimmernde Murmel angeboten.
4. Fokussierung der Aufmerksamkeit
Den Teilnehmenden werden Instruktionen zur Augenfixation gegeben, um die Ausblendung von
Außenreizen zu erreichen. Weiter wird auf die eigene Atmung und Körperwahrnehmung fokussiert.
5. Vertiefung
Durch das Zählen von eins bis zehn oder alternativ die Suggerierung einer Treppe oder Rutsche,
auf welcher der Hypnotisand sich tiefer nach unten bewegt, wird die Trance vertieft und bei den
Klienten die Überzeugung gefördert, sich qualitativ neue Erlebnisdimensionen zu erschließen.
KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS 122
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6. Nutzung der Trance
In Abhängigkeit vom Thema der einzelnen Sitzung werden hier die entsprechenden Suggestionen
und Metaphern verwendet (siehe unten).
7. Reorientierung
Durch Rückwärtszählen von zehn bis eins und die Suggestion, sich mit jeder Zahl frischer und
wacher zu fühlen, werden die Klienten zeitlich und räumlich reorientiert. Bei der Reorientierung
werden unterschiedliche Einstreuungen eingebracht, Beispiele hierfür sind: „10 ... und mit jeder
Zahl, die ich rückwärts zähle, werden Sie mehr zum Nichtraucher; 8 ... achtgeben auf sich, achtsam
sein; 6 ... und mit jeder Zahl genießen Sie das Gefühl, frei durchatmen zu können; 5 ... fünf Finger an
der Nichtraucherhand" (Schlarb & Schweizer, 1999).
5. 3. 4 Nutzung der Trance während der drei Hypnosesitzungen
Eine ausführliche Darstellung der Induktionen und Metaphern befindet sich im Anhang; an dieser
Stelle werden die Geschichten und Suggestionen lediglich zusammengefaßt wiedergegeben,
interpretiert und erläutert.
Im Folgenden werden die thematischen Schwerpunkte der Suggestionen jeder Sitzung beschrieben:
5. 3. 4. 1 Die erste Sitzung
Thematische Schwerpunkte der ersten Hypnosesitzung sind die Hinführung der Klienten zu ersten
Trancerfahrungen und das Gewinnen von Vertrauen in die Hypnosebehandlung sowie in die
eigenen Ressourcen.
Erste Tranceerfahrung und Ratifizierung: Pendelübung
Zunächst wird den Klienten erklärt, dass es sich bei der Pendelübung keinesfalls um ein „Auspendeln",
wie es aus dem esoterischen Bereich bekannt sei, handele, sondern um eine Demonstration
der Wirksamkeit unbewußter Kräfte, der jedoch eine natürliche Erklärung zugrunde liege.
Die Teilnehmer erhalten eine an einer Schnur befestigte Glaskugel, nehmen die Schnur an
ihrem äußersten Ende zwischen Daumen und Zeigefinger und lassen das Pendel mit locker aufgestütztem
Arm knapp über dem Boden baumeln.
Nun werden Suggestionen gegeben, die eine unwillkürliche Bewegung des Pendels, zuerst im
Kreis und anschließend hin und her, initiieren. Diese Bewegungen werden zur Ratifikation der
Trance genutzt, darüber hinaus wird den Klienten die Bewertung der Bewegung als ideomotori123
KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS
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sches Signal vorgeschlagen: Die Bewegung des Pendels wird dazu als Sinnbild der Nutzung bislang
unbekannter Ressourcen und der Tatsache, dass der eigene Wille oft unbewußt viel „bewegen"
könne, gedeutet. Gleichzeitig werden bei der „Pendeltrance" Einstreuungen eingebracht, die
Themen wie „Abschied und Neubeginn", „Ziele voller Freude und Energie umsetzen", „Entscheidungen
zum richtigen Zeitpunkt treffen" berühren.
Im Anschluß an die Trance wird den Klienten erklärt, wie die Pendelbewegung durch subliminale
Bewegungen zustande komme und dass dieses unbewußte Einsetzen der eigenen Energien die
Ressource sei, die durch das hypnotherapeutische Arbeiten erschlossen werden könne. Sinn dieser
Aufklärung ist, mögliche Assoziationen mit dem erwähnten Auspendeln zu vermeiden und
gleichzeitig das Vertrauen in die hypnotherapeutische Arbeitsweise zu fördern.
In diesem Zusammenhang wird auch darauf hingewiesen, dass das Wort „Suggestion" auf englisch
„Vorschlag" bedeute und dementsprechend auch alle in der Folge verwendeten Suggestionen
als Vorschläge zu verstehen seien, die jeder Teilnehmende annehmen, ausschlagen oder modifizieren
könne, ebenso wie es jederzeit möglich sei, die Trance selbst zu beenden. Auf die
Selbstkontrolle der Hypnotisanden wird insbesonders auch deshalb großer Wert gelegt, weil das
Ziel der Therapie unter anderem im Wiedererlangen von Kontrolle (über die Sucht) besteht.
Nutzung der Trance: Im Wald
Im Anschluß an die Nachbesprechung der ersten Tranceübung mit dem Pendel werden die Klienten
erneut gebeten, in Trance zu gehen. Nach der Etablierung des sicheren Orts, der Fraktionierung
und kurzen Besprechung wird die Trance vertieft und der Aufenthalt in einem Wald suggeriert,
dessen einer Teil krank, schwarz und neblig, aber auch angenehm schemenhaft und mit
weichen Konturen ausgestattet wirkt. Durch diese nicht durchweg negativ getönte Metapher für
die physiologischen und psychologischen Folgen des Rauchvorgangs soll dem Persönlichkeitsanteil
im Klienten, welcher den angenehm weichzeichnerischen, betäubenden Effekt des Rauchens
schätzt, Rechnung getragen werden, andererseits wird auch betont, dass es positiv sein
kann, wenn der Nebel sich lichtet und eine klarere Sicht der Dinge erlaubt. Die Analogie „Wald
= Lunge" wird dabei direkt vorgegeben.
Im weiteren Verlauf der Suggestionen werden die Klienten an die andere Seite des Waldes, welcher
sich in einem gänzlich anderem Zustand befindet, heran geführt: Hier sind die Konturen
klar und deutlich, die Luft frisch, die Bäume sind dabei, auszutreiben und die ersten kleinen grünen
Blätter werden bereits sichtbar. Eingestreut werden hier außerdem Passagen, in denen von
„frischer Luft", „freiem Atmen" und ähnlichem die Rede ist, gezielt erfolgen außerdem auch
Einstreuungen, die Assoziationen an einige in der Zigarettenreklame verwendete Schlagwörter
KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS 124
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hervorrufen, wie „Freiheit" und „Genuß". Die zugrundeliegende Intention dabei ist, den Klienten
zu vermitteln, dass genau die Wünsche, deren Erfüllung sie sich von der Zigarette erhofften,
oft erst ohne Zigarette erfüllt werden können. Weiter wird der Umstand beleuchtet, dass die Klienten
sich zu diesem frühen Zeitpunkt der Behandlung häufig noch in einer starken Ambivalenz
befinden: Im weiteren Verlauf der Suggestionen wird deshalb immer wieder betont, dass die Person
sich im Moment wahrscheinlich noch auf der „verrauchten" Seite befinde und dass es unterschiedliche
Arten und Wege gäbe, sich endgültig hinüber auf die frische Seite des Waldes zu bewegen,
wobei jedoch Hindernisse (ein verschlossenes Tor) zu bewältigen wären. Als Ressource
werden an dieser Stelle die Idee von einem körpereigenen Wissen, das schon dem Neugeborenen
ermögliche, die eigenen Bedürfnisse genau zu erspüren, sowie die Person des „inneren Heilers"
eingeführt.
Nutzung der Trance: Innerer Heiler
Der Hypnotisand trifft einen „inneren Heiler", der die Fragen des Klienten, beispielsweise nach
Möglichkeiten, auf die neue, frische Seite des Waldes zu gelangen - also endgültig Nichtraucher
zu werden - beantwortet. Diese Begegnung mit einer archetypischen Person endet im Idealfall
damit, dass der Klient den Schritt auf die „Nichtraucherseite" während der Trance vollzieht. Für
Personen, bei denen das zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich ist, wird suggeriert, dass der
„innere Heiler" zumindest die Antwort auf die Frage wisse, welche Hindernisse noch auszuräumen
wären, damit dieser Schritt vollzogen werden könne. In der an die Trance anschließenden
Besprechung läßt sich für die Therapeutinnen anhand des Verlaufs der Erlebnisse der Klienten
deutlich ablesen, in welcher Phase des Prozesses des Abstinenzwerdens sich der Klient derzeit
befindet und wie hoch die diesbezügliche Motivation einzuschätzen ist.
Schachtelgeschichte: Steinpalmenmetapher
Als Schachtelgeschichte, das heißt eingebaut in die Geschichte vom Wald und innerem Heiler
wird außerdem die Steinpalmenmetapher erzählt. Dabei wird erst nach Beendigung der eingeschobenen
Geschichte (B) die ursprüngliche Handlung (A) zu Ende geführt.
Die Verschachtelung läßt sich folgendermaßen darstellen:
A1 (B1) A2 (B2) A3
Nach Lankton und Lankton (1983) wirkt diese Vorgehensweise trance- und amnesieinduzierend.
Dieser Effekt wird durch die Überladung des rationalen Bewußtseins mit einer übergroßen Informationsfülle
erklärt; durch die Überlastung der Aufmerksamkeit kann die Information direkt
ins Unbewußte gelangen. Durch das Fehlen der bewußten Wahrnehmung kommt nach Grinder
und Bander (1988) auch der amnestische Effekt zustande.
125 KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS
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Metapher 1: „Die Steinpalme" (Partisch, 1986)
Ein Mann, der in einer verzweifelten Situation, kurz vor dem Verdursten in der Wüste, einen Stein
nach einer kleinen Palme geworfen hatte, kommt Jahre später an denselben Ort zurück und findet
dort eine versteinerte Palme vor, unter der sich allabendlich Menschen versammeln, um Geschichten
auszutauschen. Auf sein Nachfragen hin wird ihm berichtet, wie es durch den Steinwurf zur Versteinerung
der Palme kam; der Stein war im Palmenherzen stecken geblieben. Er möchte nun das
Geschehene wieder gutmachen und erhält von einem alten Mann den Ratschlag, die Palme um Verzeihung
zu bitten, was er im Folgenden tut. Daraufhin springt der Stein aus dem Palmenherzen, trifft
eine Wasserader, das Wasser tritt aus und das Land in der Umgebung der Palme wird grün und
fruchtbar.
Handlung der Geschichte Therapeutisch intendierte Analogien
Mann in der Wüste: Der aktive, nach Lösungsmöglichkeiten suchende
Anteil des Klienten, der zu einem früheren
Zeitpunkt des Lebens am Ende seiner
Ressourcen angelangt zu sein schien.
Verzweifelte Situation; kurz vor dem Verdursten:
Krise (eventuell Pubertätskrise, als begonnen
wurde zu rauchen)
Kleine Palme: Der verletzliche, in seinem Wohlergehen gefährdete
Anteil des Klienten.
Steinwurf verursacht Verletzung der kleinen
Palme:
Inadäquate Bewältigungsstrategien (zum Beispiel
beginnen zu rauchen), die krank machen
können.
Steckenbleiben des Steins und Versteinern der
Palme:
Die inadäquate Bewältigungsstrategie wird beibehalten.
Jahre vergehen: Jahre vergehen ...
Der Mann kommt an der Ort des Geschehens
zurück:
Der Klient setzt sich heute mit den problematischen
Verhaltensweisen (dem Rauchen) auseinander.
Menschen, die sich dort versammelt haben,
und alter Mann:
Nichtrauchergruppe und Therapeutinnen.
Bitte um Vergebung: Revidierung alter Verhaltensweisen.
Der Stein löst sich aus der Palme: Die Folgen dieses unfruchtbaren Musters können
rückgängig gemacht werden (das Rauchen
kann beendet werden).
Wasser verwandelt den Ort in eine fruchtbare
Oase:
Durch die Auflösung des alten Musters werden
Ressourcen aktiviert; möglicherweise lassen sich
dadurch auch in Lebensbereichen, die nicht
unmittelbar mit dem Rauchen zu tun haben,
positive Veränderungen einleiten.
Tabelle 6: „Die Steinpalme"
KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS 126
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Die Metapher von der Steinpalme soll an dieser Stelle die Auseinandersetzung mit möglichen
Funktionen des Rauchens und die Auflösung überholter Muster fördern. Insbesonders wird dabei
auf die Verarbeitung alter Verletzungen und Revidierung unfruchtbarer Bewältigungsstrategien,
die in Bezug auf das erfolgreiche Abstinentwerden noch hinderlich sein könnten, fokussiert.
Abschluß der Trance: Zeitprogression
Als weitere Technik wird die Zeitprogression angewandt: Die Hypnotisanden werden ein Jahr in
die Zukunft „geschickt", um zu sehen, wie gesund der „Lungenwald" zu diesem Zeitpunkt -
nach einem Jahr ohne zu rauchen - schon aussehen wird.
Der Klient wird einerseits als Gärtner dieses Waldes, der für dessen Pflege verantwortlich wäre,
bezeichnet, aber auch auf die natürlichen Ressourcen des einzelnen wird hingewiesen:
„... die Bäume wachsen von allein ...". Anschließend erfolgt die Reorientierung durch Rückwärtszählen
und eine kurze Nachbesprechung.
5. 3. 4. 2 Die zweite Sitzung
Thema der zweiten Sitzung ist primär die Bearbeitung von Ambivalenzen: Die Raucherseite soll
zur Koalition bewegt werden, damit keine „Untergrundorganisation" aus dem unbewußten
Wunsch, weiter zu rauchen, entsteht. Mit Hilfe der Technik der „magnetischen Hände" werden
die Raucher- und die Nichtraucherseite - welche im Grunde beide etwas Gutes für den Klienten
wollen - integriert.
Weitere Themen sind die Aktivierung von Ressourcen sowie Versuchungssituationen, in die der
noch nicht gefestigte Nichtraucher vermutlich früher oder später geraten würde.
Vertiefung und magnetische Hände
Nachdem den Klienten zunächst das Aufsuchen des sicheren Ortes suggeriert wurde, werden sie
reorientiert. Anschließend wird ausführlich auf die Notwendigkeit eingegangen, sich immer wieder
mit dem Wunsch, zu rauchen, zu konfrontieren. Den Klienten wird anhand eines Beispiels
aus der Politik erläutert, dass „Oppositionsparteien, denen kein Gehör geschenkt wird, zur Untergrundbewegung
werden können". Die folgende Übung wird als eine Möglichkeit, mit der
"Opposition", das heißt dem Rauchwunsch, ins innere Gespräch zu kommen. Anschließend wird
eine kurze Erklärung des Prinzips der Unwillkürlichkeit und dessen Bedeutung für die folgende
Übung gegeben.
Dann erfolgt die Anweisung, die Hände so vor den Oberkörper zu halten, als hielte man einen
Ball mit beiden Händen fest. Die Vertiefung wird hier hauptsächlich mit Hilfe der Einstreuungs127
KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS
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technik, indem wiederholt Begriffe wie „tief", „Tiefe" oder auch „Motief" verwendet werden,
realisiert.
Eingestreut in die Vertiefung erfolgen Suggestionen zur Handleviation: „... fühlen Sie ein Kribbeln
in den Händen, das die Trance ankündigt, oder diese ganz gewisse Art von Kälte, die angenehm leicht
sein kann, wie ein leichter, kühler Wind..." und zur Regression: „... Ball, den Sie als Kind zum Spielen
hatten, festhalten... als wollten Sie einen Ball umfassen, mit dem Sie als Kind gespielt haben...". Die
Katalepsie und der damit einhergehende Eindruck von Unwillkürlichkeit dienen dabei zunächst
der Tranceratifikation. Weiter wird ausgeführt, dass ein Säugling unwillkürlich und reflexhaft umklammere,
was ihm wohl tut, seine Arme jedoch auseinandergehen, wenn er erschrickt oder etwas
nicht möchte.
Nutzung der Trance: Ambivalenzarbeit
In der Folge wird suggeriert, dass die beiden Hände jeweils für eine bestimmte Seite im Klienten
stünden, welche unterschiedliche Dinge zu realisieren wünschen, deren gemeinsamer Nenner
jedoch das Gute sei, welches beide Seiten für die Person wollen. Weiter werden die Klienten angeleitet
zu spüren, welche Hand für welchen inneren Anteil stehe, beispielsweise die eine Hand
für den Wunsch nach Genuß (derzeit über die Sucht realisiert) und die andere Hand für den
Wunsch nach Gesundheit. Beide Seiten sollen zudem als Gestalten, Personen oder Symbole visualisiert
werden, für die es wichtig sei, in einen Dialog zu kommen.
In Analogie zum Verhalten des Säuglings wird anschließend suggeriert, dass sich beide Hände -
wie magnetisch angezogen - einander nähern und schließlich berühren werden, wenn das Unbewußte
Möglichkeiten der Umsetzung, bei welchen sich beide Anteile ergänzen, findet. Im Moment
der Berührung sollen dem Klienten diese Integrationsmöglichkeiten bewußt zugänglich
werden. Bei Klienten, die „hängen bleiben", also die Annäherung der Hände nicht oder nicht
vollständig vollziehen, werden an dieser Stelle Fragen ans Unbewußte gestellt, welche wiederum
durch ein Sichannähern der Hände bei Zustimmung und ein Auseinandergehen bei Ablehnung
beantwortet werden.
Die Fragen lauten:
KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS 128
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Hier folgt die Instruktion, dass die Hände in den Schoß sinken sollen, wenn der nächste notwendige
Schritt klar geworden sei. Im Anschluß wird die folgende Metapher erzählt:
Ressourcenaktivierung - Metapher 2: „Der Adler" (nach Revenstorf)
Ein Bauer findet einen jungen Adler, nimmt ihn mit und zieht in auf dem Hühnerhof auf. Eines Tages
kommt ein Fremder vorbei und stellt fest, dass der Vogel im Hühnerhof doch ein Adler und kein
Huhn sei; er möchte dem Adler das Fliegen beibringen. Der Bauer dagegen meint, das wie ein Huhn
aufgezogene Tier fühle und benehme sich eben wie ein Huhn. Der Fremde bleibt bei seinem Vorsatz
und versucht mit sich täglich steigernden Bemühungen, den Adler das Fliegen zu lehren. Schließlich,
beim dritten Versuch, fliegt der Adler.
Handlung der Geschichte Therapeutisch intendierte Analogien
Adler: Klient.
Bauer: Pessimismus oder hindernde Umwelteinflüsse.
Fremder: Optimismus oder Therapeutin.
Mißglückte Versuche, dem Tier das Fliegen
beizubringen:
Blockade natürlicher Ressourcen oder mißglückte
Versuche, das Rauchen aufzugeben.
Weitere, sich steigernde Bemühungen: Erste Therapie- oder Lösungsversuche.
Flug des Adlers: Entfaltung natürlicher Ressourcen (Abstinent
werden).
Tabelle 7: „Der Adler"
Die Adlermetapher dient der Überwindung der Blockade natürlicher Ressourcen, letzte Zweifel
bezüglich des Erfolgs der Bemühungen, das Rauchen aufzugeben, sollen beseitigt werden.
Gleichzeitig wird der Aufbau einer „neuen Identität" angeregt und diese positiv besetzt; der Adler
übertrifft das Huhn in Bezug auf Schönheit und Fähigkeiten und hat eine höhere Lebensqualität.
Aufsuchen von Versuchungssituationen
Die Klienten werden nun angeleitet, „Versuchungssituationen" aufzusuchen. Dazu werden
„rückfallträchtige" Situationen detailliert beschrieben; Sinn dieses Vorgehens ist, dass die Klienten
später nicht unvorbereitet in solche Situationen kommen, vielmehr sollen sie die Möglichkeit
haben, im Rahmen der Trance alternative Reaktionsweisen zu erarbeiten und zu erleben. Die
Hypnose wurde hier also als Konditionierung in sensu eingesetzt, wobei zusätzlich als posthypnotische
Suggestion Unwillkürlichkeit suggeriert wird, mit welcher sich das neue Wissen, Ziga129
KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS
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retten nicht zu brauchen, immer dann vor die „Sehn-Sucht" schieben würde, wenn diese überhand
zu nehmen drohe.
Als Suggestion bezüglich des erlebten Genusses beim Rauchen wird dargelegt, dass dieser Genuß
als lediglich in die Zigarette projiziert zu bewerten sei und die Klienten nun den Genuß von der
Zigarette durch die Hand zurück in den Körper strömen lassen könnten. Als Reframe zur Beibehaltung
des Genusses ohne zu rauchen wird weiter suggeriert, dass Raucher „Genußspezialisten"
seien, denen das Genießen ohne Zigarette noch leichter fallen würde als unter Verwendung einer
„Krücke", wie das Rauchen sie darstelle.
Bezug nehmend auf die Prämisse, dass der Abschied vom Rauchen zugleich der Beginn einer
Lebensphase sein kann, die mit einem höheren Maß an Unabhängigkeit und Freiheit einhergeht,
wird abschließend ausgeführt, dass die Klienten nach dem Loslassen der Zigarette „die Hand
wieder frei haben, für die Dinge, die sie wirklich tun möchten".
Anschließend erfolgt die Reorientierung.
Klienten, die zu diesem Zeitpunkt zu Hause noch Zigaretten vorrätig haben, werden am Ende
der Sitzung gebeten, sie in der nächsten Stunde mitzubringen.
5. 3. 4. 3 Die dritte Sitzung
Themen der dritten Sitzung sind Rückfallprophylaxe, der endgültige Abschied von der Zigarette
sowie die Möglichkeit, den damit verbundenen Neuanfang zugleich für eine Neuorientierung in
anderen Lebensbereichen zu nutzen und die in der Therapie gewonnenen Erfahrungen und Ressourcen
weiter auszubauen.
Außerdem wird eine stärker an direktiven Hypnoseformen orientierte Progression in die Zukunft
durchgeführt, in der die Klienten sich als Nichtraucher erleben können.
Vertiefung: Rutsche
Nach der Etablierung des Ruhebildes, das sich in der dritten Sitzung weitgehend an den von den
Klienten eingebrachten Motiven orientiert, erfolgt die Vertiefung hier, indem die Klienten sich
vorstellen, eine Rutsche hinunterzugleiten. Mit dieser Vorstellung, die zumeist aus der Kindheit
vertraut sein dürfte, wird gleichzeitig über die Regression eine größere Trancetiefe erzielt. Gleichzeitig
werden durch die Regression alte Ressourcen reaktiviert.
Das Bild der Rutsche erfüllt dabei noch einen weiteren Zweck: Die Rutsche entspricht zugleich
der Linie, die als graphische Darstellung der Kohlenmonoxidwerte in der Ausatemluft der Klienten,
die zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr rauchen, entstanden ist. Verstärkt wird diese
Vorstellung durch die Beschreibung der wechselnden Farbe dieser Rutsche - anfangs ist sie rot,
KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS 130
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
dann gelb, und schließlich wird sie grün. Der Farbverlauf entspricht den Farben im Diagramm,
beziehungsweise an der Anzeige des CO-Meßgeräts: Für Raucher (rot), leichte oder Passivraucher
(gelb) bis zur grünen Farbe, die für Nichtraucher steht. Die grüne Farbe erlaubt dabei auch die
Assoziation mit dem grünen „Lungenwald" und stellt damit die Verbindung zu den Themen der
ersten Sitzung her.
Nutzung der Trance: Im grünen Bereich und Begegnung mit dem Rauchwunsch
Den Klienten wird suggeriert, dass sie nun endgültig im „grünen Bereich" angekommen seien
und es ihnen von nun an leicht fiele, dort zu bleiben. Als Körperanker wird das Atmen verwendet:
„...sich selbst immer und immer wieder in Ihren eigenen grünen Bereich zu bringen, wenn Sie einmal
tief durchatmen, und Sie können dann ganz tief in Ihrem Inneren spüren, wie gut das tut - im grünen
Bereich zu sein..."
Den Klienten wird weiter - im Sinne einer Rückfallprophylaxe - beschrieben, dass auch im „grünen
Bereich" die Konfrontation mit dem eigenen Wunsch zu rauchen, möglich und wahrscheinlich
sei. Methaphorisch beschrieben wird die Begegnung mit dem Rauchwunsch als ein Treffen
mit einer Person, als ein Besuch, der auch uneingeladen kommt und der mit gebührendem Respekt
freundlich und entschieden wieder verabschiedet sein will.
Dabei wird im Besonderen darauf fokussiert, dass es nicht möglich sei, solche „Besuche eines
alten Bekannten" völlig zu unterbinden, dass es aber wichtig sei, mit ihm in Kontakt zu treten,
um ihn auch wieder zum Gehen zu bewegen. Dieser Vorgehensweise liegt die Idee zugrunde,
dass ein Symptom (hier die Sucht) nur solange Symptomcharakter behält, wie der Kontakt zur
entsprechenden Verhaltensweise gestört ist; gelingt es dem Klienten, die innere Verbindung wieder
aufzunehmen, gewinnt er die Kontrolle darüber zurück. Anschließend wird übergeleitet zur
folgenden Metapher:
Metapher 3: „Der Maler" (mündliche Weitergabe)
Ein König beauftragt den besten Maler des Landes, ein Bild seines Lieblingsvogels zu erstellen. Der
Maler bedingt sich ein Jahr Zeit für die Fertigstellung aus, das der König ihm unwillig zubilligt. Nach
Ablauf des Jahres kommt der König zum Maler, und dieser malt das Bild vor den Augen des Königs
innerhalb von wenigen Minuten. Als der König daraufhin wegen der langen Wartezeit ärgerlich wird,
zeigt ihm der Maler einen Schrank voller Skizzen, die Voraussetzung für das schnelle Gelingen des
Werks waren.
131 KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Handlung der Geschichte Therapeutisch intendierte Analogien
König: Anteil des Klienten, der ein bestimmtes Ziel,
zum Beispiel mit dem Rauchen aufzuhören,
ungeduldig verfolgt.
Maler: Weitere Anteile des Klienten, die für die Zielumsetzung
aktiviert werden.
Bild seines Lieblingsvogels erstellen: Ziel des Klienten (zum Beispiel Nichtrauchen).
Ein Jahr Zeit: Raum oder Zeit, die notwendig sind, um ein
Ziel erreichen zu können.
Schrank voller Skizzen, die Voraussetzung für
das schnelle Gelingen des Werks waren:
Bemühungen, die nicht sofort offensichtlich,
aber unumgänglich sind, um das Ziel erreichen
zu können.
Tabelle 8: „Der Maler"
Die Metapher vom Maler dient an dieser Stelle der Bekräftigung der Tatsache, dass die von den
Klienten geleistete „Vorarbeit" - beispielsweise in Form der Auseinandersetzung mit den Funktionen
des Rauchens während der vorangegangenen Hypnosesitzungen - gleichzeitig eine Gewähr
für das Gelingen dieses Vorhabens sei.
Nutzung der Trance: Red Balloon und Schatzkiste
Im letzten Teil der dritten Sitzung wird die „Red Balloon" Technik nach Walch (1976) angewandt:
Bei dieser auch von Stanton (1986) verwendeten Suggestion wird den Klienten der Aufenthalt
auf einer grünen Wiese beschrieben, auf der ein roter Heißluftballon bereit zur Abfahrt
wartet. Der Hypnotisand wird dann aufgefordert, alles, was er an „Päckchen" loswerden möchte,
in den Ballonkorb zu legen. Die Formulierung wird dabei vage gehalten, um verschiedene Interpretationen,
welcher Art diese „Päckchen" sein könnten, zu ermöglichen. Dadurch entsteht die
Möglichkeit, die Trance nicht lediglich im Sinne eines Abschließens mit dem Rauchen zu nutzen,
sondern den Abschied von weiteren alten Mustern oder Belastungen zu vollziehen.
Weiter wird suggeriert, dass die Klienten, nachdem sie sich von jeder der abgelegten Lasten sorgfältig
„verabschiedet" haben, die Befestigungsseile des Ballons lösen, so dass dieser davon
schwebt und schließlich ganz verschwindet. An dieser Stelle werden wiederholt Einstreuungen
eingesetzt, die „das Aufatmen", „die Erleichterung" im Zusammenhang mit dem Wegschweben
des Ballons betonen.
Anschließend wird Bezug genommen auf mögliche neu gewonnene Fähigkeiten oder Einsichten;
diese können zum Beispiel in einer Schatzkiste an einem sicheren Ort verwahrt werden, von dem
suggeriert wird, dass der Klient hier jederzeit Zugriff auf seine „Schätze" habe.
KAPITEL 5 ENTWICKLUNG DES EIGENEN PROGRAMMS 132
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Hierdurch soll gewährleistet werden, dass die Klienten auch nach Beendigung der Therapie den
Kontakt zu ihren neuen Ressourcen sicher halten können.
Zeitprogression
Abschließend erfolgt eine Zeitprogression in die Zukunft des Klienten, in deren Rahmen direktiv
im Sinne einer posthypnotischen Suggestion, die aber indirekt über das Ansprechen des „grünen
Bereichs" erfolgt, das Abstinentbleiben vorgegeben wird.
Reorientierung und Abschlußritual
Nachdem die Klienten reorientiert worden sind, werden sie auf die Möglichkeit hingewiesen, ihre
zu dieser letzen Sitzung mitgebrachten Zigaretten in eine entsprechend der Farbe des Ballons
rote Schachtel zu legen und sich in Form dieses Rituals endgültig vom Rauchen zu verabschieden.
5. 3. 4. 4 Katamnesetermin
Im Rahmen des Katamnestermins wird zum Abschluß der Sitzung eine kurze Entspannungstrance
durchgeführt, die sich an den Suggestionen vom „sicheren Ort" aus den vorangegangen Sitzungen
orientiert. Zusätzlich werden hier jedoch noch Einstreuungen zum Reframing eines möglichen
Rückfalls eingesetzt, indem beschrieben wird, wie jedes Kind, wenn es laufen lernt, auch
gelegentlich taumelt und fällt, dies jedoch nie zum Anlaß nimmt, aufzugeben, sondern im Gegenteil
sich stets sofort wieder aufrichtet.
Da die Nachbesprechung - obgleich allein die Tatsache ihrer Existenz sicherlich Einfluß auf die
Behandlung nimmt - sonst nicht als Teil der Behandlung konzipiert wurde, wird der Ablauf der
Katamnesesitzung im Kapitel 7. 3 beschrieben.
133 KAPITEL 6 ERFOLGSPARAMETER UND HYPOTHESEN
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II Empirischer Teil
Wirkung eines nondirektiven Hypnoseprogramms auf die Nikotinabstinenz
„Die große Tragödie der Wissenschaft;
die Ermordung einer schönen Hypothese
durch eine schmutzige Tatsache."
Thomas Henry Huxley
Biogenesis and Abiogenesis (1870)
Kapitel 6
Erfolgsparameter und Hypothesen
6. 1 Erfolgsparameter
Der Erfolg der Behandlung wird in der vorliegenden Studie primär an den Abstinenzraten zu
unterschiedlichen Meßzeitpunkten (nach vier Wochen, drei und zwölf Monaten) gemessen.
Weitere Erfolgsparameter sind:
KAPITEL 6 ERFOLGSPARAMETER UND HYPOTHESEN 134
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
6. 2 Hypothesen
Haupthypothese 1: Hypnosetherapie versus Kontrollgruppenbehandlung
Kohlenmonoxidmessung und Nikotinpflaster) sind signifikant erfolgreicher als die der Kontrollgruppe
(verhaltenstherapeutische Elemente, Kohlenmonoxidmessung und Nikotinpflaster).
Haupthypothese 2: Einzel- versus Gruppenbehandlung
Hypothese 3: Suggestibilität
und HGSHS (zur Beschreibung der Meßinstrumente siehe 7. 4) ist signifikant höher als die
der nicht Abstinenten.
zum Gespräch mit den Therapeutinnen oder innerhalb der Gruppe als wesentlicher gegenüber
Klientinnen mit geringen Werten.
Hypothese 4: Abstinenztage
die während der Abstinenztage rauchten.
Hypothese 5: Nikotinpflaster
Experimentalgruppe, die zusätzlich Pflaster verwendeten), ist erfolgreicher als eine Behandlung
ohne Hypnose, aber mit Nikotinpflaster (Kontrollgruppe) oder eine solche mit Hypnose,
aber ohne Nikotinpflaster (Klientinnen der Experimentalgruppe, die kein Pflaster verwendeten).
135 KAPITEL 6 ERFOLGSPARAMETER UND HYPOTHESEN
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Hypothese 6: Vermutete / tatsächliche schwierige Situationen
sie leicht rückfällig werden könnten, in der Mehrzahl der Fälle nicht korrekt voraus.
Hypothese 7: Rauchverhalten
rauchen bereits länger und haben mehr erfolglose Aufhörversuche hinter sich als die
Abstinenten.
für die zu erwartende Abstinenz dar; je höher diese sind, desto weniger erfolgreich ist
die Klientin.
Hypothese 8: Demographische Variablen
Hypothese 9: Psychische Symptombelastung, Ärger und Depression
7. 4) sind Prädiktoren für weniger Erfolg.
SCL-90-R.
Hypothese 10: Allgemeine Veränderungen
dem Nichtrauchen entwickelt (siehe Katamnesebogen unter 7. 4), ist der Erfolg höher.
ihres Erlebens und Verhaltens (erhoben mit der VEV, siehe Beschreibung der
Meßinstrumente unter 7. 4) als Klientinnen der Kontrollgruppe.
Hypothese 11: Motivation
weniger erfolgreichen Klientinnen unterscheidet sich signifikant: Höher motivierte Personen
sind erfolgreicher.
KAPITEL 6 ERFOLGSPARAMETER UND HYPOTHESEN 136
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Hypothese 12: Soziale Unterstützung
Das erfahrene Ausmaß an sozialer Unterstützung ist entscheidend für den Behandlungserfolg:
Klientinnen, die
wahrnehmen
sind erfolgreicher als solche, bei denen das nicht der Fall ist.
Hypothese 13: Behandlungszeitraum
mit nur fünf Sitzungen.
Hypothese 14: Therapeutinnenvariable
Hypothese 15: Glaubwürdigkeit der Klientinnenangaben
137 KAPITEL 7 METHODE
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Kapitel 7
Methode
Die methodische Konzeption der Studie orientierte sich an den im Kapitel 4. 5 dargestellten
Überlegungen zur Gestaltung hypnotherapeutischer Forschung beziehungsweise von Studien zur
Raucherentwöhnung.
7. 1 Untersuchungsdesign
Für die Durchführung der Untersuchung wurde folgendes Forschungsdesign konzipiert:
7. 1. 1 Experimentalgruppe
7. 1. 1. 1 Gruppenhypnosebedingung
Die Teilnehmer der Experimentalgruppe in der Gruppenhypnosebedingung erhielten die Hypnosebehandlung
sowie verhaltenstherapeutische Therapieelemente, Gruppengespräche und die
Möglichkeit, im Rahmen einer „Patenschaft" Kontakt mit anderen Teilnehmern zu halten, außerdem
die Kohlenmonoxidmessung und Nikotinpflaster. Alle Teilnehmer waren zudem aufgefordert,
die beiden Abstinenztage vor Behandlungsbeginn einzuhalten.
7. 1. 1. 2 Einzelhypnosebedingung
In der Einzelhypnosebedingung erhielten die Klienten ebenfalls die Hypnosebehandlung sowie
verhaltenstherapeutische Therapieelemente, außerdem die Kohlenmonoxidmessung und Nikotinpflaster.
Gruppengespräche und die Möglichkeit, sich mit anderen Teilnehmern zu treffen,
fielen hier jedoch weg. Alle Teilnehmer wurden auch in dieser Bedingung gebeten, die beiden
Abstinenztage vor Behandlungsbeginn einzuhalten.
7. 1. 2 Kontrollgruppe
Die Teilnehmer der Kontrollgruppe erhielten die erwähnten Therapieelemente (VT, Nikotinpflaster
und CO- Messung) in gleicher Weise wie die Experimentalgruppe, mit Ausnahme der Hypnose.
KAPITEL 7 METHODE 138
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Eine Darstellung der Versuchsgruppen findet sich in untenstehender Tabelle:
Experimentalgruppe I Experimentalgruppe II Kontrollgruppe
Gruppenhypnosebedingung
mit VT- Elementen, Nikotinpflaster,
CO- Messung, Gruppengesprächen
und Patenschaften.
Einzelhypnosebedingung mit
VT- Elementen, Nikotinpflaster
und CO- Messung.
VT- Elemente, Nikotinpflaster
und CO- Messung
n = 60 n = 46 n = 43
gesamt: n = 149
Tabelle 9: Überblick über die Versuchsgruppen
7. 2 Stichprobe
7. 2. 1 Stichprobenrekrutierung
Die Probanden wurden über mehrere Pressenotizen angeworben (der genaue Wortlaut ist im
Anhang wiedergegeben).
Dabei wurden zunächst, ohne spezifische Angaben zu machen, Raucherentwöhnungskurse angeboten.
Nach der telephonischen Anfrage der Interessenten sollten die Probanden nach Alter,
Geschlecht und Rauchverhalten parallelisiert und den Experimental- beziehungsweise Kontrollgruppen
zugeordnet werden. Erst im Anschluß an die Gruppenzuordnung sollten die potentiellen
Teilnehmer Briefe erhalten, in welchen Art und Dauer der Behandlung detaillierter beschrieben
werden sollten.
Dieses methodisch korrekte Vorgehen erwies sich jedoch als ungünstig; das unspezifische Angebot
einer nicht näher beschriebenen Art von Raucherentwöhnung stieß nur auf sehr mäßiges
Interesse.
Daher war es, um die Studie anhand einer ausreichend großen Stichprobe durchführen zu können,
notwendig, getrennte Pressenotizen für Experimental- beziehungsweise Kontrollgruppen zu
veröffentlichen; die Resonanz auf die Pressenotizen stieg daraufhin merklich an.
Als zusätzliche Aquisemaßnahme wurde ein Flyer verfaßt und in circa 50 Tübinger Arztpraxen
(vorzugsweise bei Internisten und Herz-Lungenspezialisten) ausgelegt; allerdings meldete sich die
Mehrzahl der Klienten weiterhin aufgrund der Pressenotizen an.
139 KAPITEL 7 METHODE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Die Interessenten, die auf die Pressenotizen hin im Psychologischen Institut anriefen, wurden
zunächst gebeten, sich schriftlich zu melden. Auf diese Weise sollte die Anzahl von Anfragen auf
diejenigen Personen reduziert werden, bei denen eine ausreichende Motivation vermutet werden
konnte, weil sie sich die Mühe machten, eine schriftliche Anfrage zu verfassen.
Auf diese Anfrage hin wurden Informationsbriefe versandt, in denen Art, Dauer und Kosten der
Behandlung genau beschrieben wurden (siehe Anhang). Dieses Schreiben enthielt außerdem Informationen
zu möglichen Kontraindikationen der Nikotinpflasterverwendung.
Zum Informationsschreiben gehörte außerdem ein Anmeldeformular und der SCL-90-RFragebogen
(siehe Beschreibung der Meßinstrumente), mit der Bitte, beides zur verbindlichen
Anmeldung ausgefüllt und zusammen mit einem Paßfoto zurückzusenden. Der SCL-90-R-Bogen
diente dabei einem ersten Screening, um eventuell stark belastete Interessenten, für die die standardisierte
Behandlung nicht sinnvoll gewesen wäre, einer individuellen Einzeltherapie zuzuführen.
Von dieser Möglichkeit wurde allerdings kein Gebrauch gemacht.
Von den insgesamt etwas über 1000 Anfragen kamen ungefähr 180 zur verbindlichen Anmeldung
zurück; diese erhielten anschließend einen Termin für das Vorgespräch. Ein Teil dieser potentiellen
Klienten meldete sich jedoch kurzfristig vor dem ersten Treffen wieder ab oder erschien
nicht zum vereinbarten Termin.
149 Personen wurden insgesamt behandelt, davon 60 in der Gruppenhypnose-, 46 in der Einzelhypnose-
und 43 in der Kontrollgruppenbedingung.
7. 2. 2 Eingangsvoraussetzungen, Zusammensetzung und Umfang der Stichprobe
Schon im Anschreiben war darauf hin gewiesen worden, dass der feste Wille, das Rauchen zu
beenden, Voraussetzung für die Teilnahme an der Studie sei. Der mit der Anmeldung zurückzusendende
SCL-90-R Fragebogen wurde außerdem bei allen Klienten einem Screening unterzogen,
um Personen mit starken psychischen Beeinträchtigungen gegebenenfalls einer individuellen Behandlung
außerhalb der Studie zuzuführen. Von dieser Möglichkeit wurde allerdings in keinem
Fall Gebrauch gemacht, so dass die Klienten letztendlich keine speziellen Eingangsvoraussetzungen
zu erfüllen hatten.
Von den insgesamt 149 Klienten wurden 52 im Rahmen einer vorangegangen Studie zur Gruppenhypnose
mit identischen oder vergleichbaren Therpieelementen (Schlarb & Schweizer, 1999,
2001) behandelt; hiervon entfallen 40 auf die Gruppenhypnosebedingung und zwölf auf die
Kontrollgruppe.
KAPITEL 7 METHODE 140
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Der Stichprobenumfang ging mit 149 Probanden etwas über den gemäß Cohen für Häufigkeitsdifferenzen
notwendigen Wert von n = 143 bei maximal fünf Freiheitgraden für mittlere Effektgrößen
- ein Signifikanzniveau von α = 0,05 vorausgesetzt - hinaus. Für die Berechnung von
multiplen Korrelationen oder Varianzanalysen sind nach Cohen jeweils nur deutlich kleinere
Stichprobenumfänge notwendig, sofern ebenfalls von einer mittleren Effektstärke und und einem
Signifikanzniveau von α = 0,05 ausgegangen wird (Cohen in Bortz & Döring, 2002).
Die geringere Anzahl von Probanden in der Kontrollgruppenbedingung kam dadurch zustande,
dass es äußerst schwierig blieb, Personen für die Nikotinpflasterbehandlung zu finden.
Bezüglich der Ungleichverteilung der Klientenanzahl zwischen Kontroll- und Experimentalgruppe
ist außerdem anzumerken, dass die vorangehende Studie für die Kontrollgruppe nach vier
Wochen eine Abstinenzrate von lediglich 33 Prozent - im Vergleich zu 83 Prozent in der Experimentalgruppe
- ergab. Aus ethischen Überlegungen wurde daher angestrebt, die deutlich weniger
erfolgsversprechende Kontrollgruppenbehandlung bei nicht mehr Klienten als notwendig
durchzuführen, obwohl die methodische Aussagekraft der Studie dadurch etwas leidet.
7. 2. 3 Beschreibung der Stichprobe
7. 2. 3. 1 Demographische Variablen
Von den insgesamt 149 Teilnehmern waren 74 weiblich und 75 männlich.
Zur Altersverteilung siehe folgende Tabelle:
Alter Anzahl
21-30 Jahre n = 5 (3,4 Prozent)
31-40 Jahre n = 41 (27,5 Prozent)
41-50 Jahre n = 54 (36,2 Prozent)
51-60 Jahre n = 39 (26,2 Prozent)
61-70 Jahre n = 10 (6,7 Prozent)
Tabelle 10: Altersverteilung der Teilnehmer
Die Altersverteilung in Relation zum Geschlecht gestaltete sich wie in Grahik 2 dargestellt:
141 KAPITEL 7 METHODE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Graphik 2: Altersverteilung der Teilnehmer
21,6 Prozent der Teilnehmer waren unverheiratet, 59,5 Prozent verheiratet, 15,5 Prozent geschieden
und 3,4 Prozent verwitwet; 54,7 Prozent lebten zu zweit mit einem Partner, 25 Prozent mit
Verwandten, Kindern oder Freunden zusammen, 19,6 Prozent allein und eine Person machte
keine Angaben zu ihrer Wohnsituation.
Die folgende Tabelle zeigt die Verteilung des jeweils höchsten Schulabschlusses der Teilnehmer:
Schulabschluß Anzahl
Hauptschule n = 33 (22,1 Prozent)
Realschule n = 47 (31,5 Prozent)
Abitur n = 26 (17,4 Prozent)
Hochschule n = 41 (27,5 Prozent)
Keine Angaben n = 2 (1,3 Prozent)
Tabelle 11: Höchster Bildungsabschluß der Teilnehmer
2
20
30
17
3 6
21 24 22
4
0
10
20
30
40
21 - 30 31 - 40 41 - 50 51 - 60 über 60
Alter (Jahre)
Anzahl
Männer
Frauen
KAPITEL 7 METHODE 142
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Die Verteilung der Erwerbstätigkeit der Teilnehmer setzte sich folgendermaßen zusammen:
Erwerbstätigkeit Anzahl
Voll Berufstätige n = 87 (58,4 Prozent)
Teilweise Berufstätige n = 28 (18,4 Prozent)
Im Haushalt Tätige n = 13 (8,7 Prozent)
Auszubildende n = 2 (1,3 Prozent)
Rentner n = 11 (7,4 Prozent)
Arbeitslose n = 6 (4,0 Prozent)
Keine Angaben n = 2 (1,3 Prozent)
Tabelle 12: Erwerbstätigkeit
7. 2. 3. 2 Rauchverhalten der Teilnehmer
Gemäß dem FTND waren:
19 Prozent psychisch-, aber nicht nikotinabhängig (Score 0 - 2)
21 Prozent nicht zuzuordnen (Score 3 - 4)
60 Prozent nikotinabhängig (Score 5 - 10)
Die Klienten rauchten - bei einer Spanne von acht bis 80 - durchschnittlich 27,77 Zigaretten pro
Tag; in der Kontrollgruppe mit 27,50 Zigaretten täglich unwesentlich weniger als in der Experimentalgruppe
mit durchschnittlich 28,04 Zigaretten pro Tag. 89 Prozent der Klienten hatten
schon mindestens einen Abstinenzversuch hinter sich.
Bezüglich keiner der oben erwähnten Variablen gab es signifikante Unterschiede zwischen Kontroll-
und Experimentalgruppe, der Gruppen- und der Einzelbehandlung oder zwischen den Klienten,
die im Rahmen der Diplomarbeit beziehungsweise der vorliegenden Studie behandelt
wurden.
143 KAPITEL 7 METHODE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
7. 3 Behandlungsablauf
7. 3. 1 Experimentalgruppe
Die Behandlung fand in den Räumen des Psychologischen Instituts statt und umfaßte fünf Sitzungen:
7. 3. 1. 1 Gruppenhypnosebedingung
Die Gruppengröße lag bei durchschnittlich sechs Teilnehmern. Um allen Gruppenmitgliedern
das erforderliche Maß an Aufmerksamkeit zukommen lassen zu können, wurden die Sitzungen
von zwei Therapeutinnen gemeinsam geleitet.
Vorbesprechung
Zu Beginn der ersten Sitzung stellten sich zunächst die Therapeutinnen und anschließend die
Klienten vor. Letztere wurden ermuntert, außer Namen, Alter, Familienstand und Beruf anzugeben
möglichst auch etwas über ihre „Raucherkarriere", momentane Rauchgewohnheiten, frühere
Abstinenzversuche und Aufhörmotivation zu berichten. Weiter wurde das Gruppengespräch
genutzt, um die Motivation, das Rauchen zu beenden und das Vertrauen in die eigene Fähigkeit
zur Abstinenz zu stärken. Anschließend wurde den Teilnehmern der Behandlungsablauf noch
einmal erläutert.
Danach wurden die Nikotinpflaster verteilt und deren Wirkung und Handhabung sowie mögliche
Kontraindikationen erklärt. Die Teilnehmer erhielten außerdem das „Tipps & Tricks-Blatt"; Fragen
zu dessen Inhalt wurden in der Gruppe besprochen. Anschließend wurden den Klienten die
Prinzipien der Klinischen Hypnose und deren Abgrenzung von der vielen bekannten Bühnenhypnose
kurz erläutert.
Als wichtigen Bestandteil des Vorgesprächs hatten die Klienten ausführlich Gelegenheit, Befürchtungen
und Ängste zum Thema Hypnose zu formulieren, und die Therapeutinnen hatten
die Möglichkeit, entsprechende Aufklärungsarbeit zu leisten. Im Anschluß an diesen Gesprächsteil
wurde den Klienten die Möglichkeit, „Patenschaften" einzugehen, erläutert. Die Teilnehmer
wurden aufgefordert, sich paarweise zusammen zu finden, und die Einwilligung wurde eingeholt,
in der nächsten Sitzung eine Telefonliste mit den Nummern der Klienten zu verteilen, um so den
KAPITEL 7 METHODE 144
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Austausch zu erleichtern. Schließlich wurde der CO-Test durchgeführt und die Ergebnisse an der
Flipchart durch ein Diagramm visualisiert.
Zum Abschluß des Vorgesprächs füllten die Klienten das STAXI und die ADS-L aus. Der Test
zur Messung der Suggestibilität (CIS) wurde den Teilnehmern erläutert und die Audiokassette mit
dem Fragebogen zur Durchführung mit nach Hause gegeben (Beschreibung der Meßinstrumente
siehe unter 7. 4).
Insgesamt dauerte die Vorbesprechung in Abhängigkeit von der Gruppengröße zwei bis zweieinhalb
Stunden.
Abstinenztage
Zwischen der Vorbesprechung und der ersten Hypnosesitzung sollten die Teilnehmer aufhören
zu rauchen. Die erste Hypnosesitzung fand am Abend des dritten Tages nach dem Aufhören
statt. Die weiteren beiden Sitzungen folgten mit jeweils einwöchigem Abstand.
Die erste Hypnosesitzung
Nach der Begrüßung der Teilnehmer fand ein Gruppengespräch statt, in dessen Rahmen sich die
Teilnehmer über die Erfahrungen während der ersten Nichtrauchertage austauschten. Wenn Klienten
von schwierigen Situationen berichteten, wurde versucht, den Auslösestimulus für das
Rauchverlangen zu erarbeiten und unter Einbeziehung der Ideen und Ressourcen der Gruppe
alternative Bewältigungsstrategien zu etablieren.
Gab es Gruppenmitglieder, die noch nicht aufgehört hatten, zu rauchen, wurde versucht zu erarbeiten,
welche Schritte oder Maßnahmen für sie hilfreich sein könnten, um das Rauchen zu beenden.
Anschließend erfolgte die CO-Messung und das Eintragen ins Schaubild. Nach einer kurzen
Pause fand die eigentliche Hypnose statt (zu deren Inhalten siehe Kapitel 5).
Nach der Reorientierung gaben die Klienten Rückmeldung über ihre Tranceerfahrungen und
hatten Gelegenheit, sich hierüber auszutauschen. Zum Abschluß der Sitzung füllten die Teilnehmer
den Feedbackbogen aus (vgl 7. 4). Die Sitzungsdauer betrug etwa zwei bis zweieinhalb Stunden.
Im Anschluß an die Sitzung tauschten die Therapeutinnen sich in einer kurzen Nachbesprechung
aus und bearbeiteten den Therapeutenfragebogen (siehe Meßinstrumente, 7. 4).
Die zweite Hypnosesitzung
Die Sitzung entsprach in Struktur, Dauer und Ablauf der ersten Sitzung. Für die inhaltliche Gestaltung
der Hypnose siehe „Entwicklung des eigenen Programms".
145 KAPITEL 7 METHODE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Die dritte Hypnosesitzung
Die Sitzung entsprach in Struktur und Ablauf ebenfalls den vorigen Sitzungen. Im Gruppengespräch
wurde hier insbesonders die Aufrechterhaltung der Abstinenz thematisiert.
Am Ende der Behandlung erfolgte ein Abschiedsritual. Die Klienten konnten, wenn sie dies
wünschten, ihre Zigarettenschachtel in ein Kästchen legen. Anschließend wurde besprochen, was
mit den abgegebenen Zigaretten geschehen sollte, weil die Art der „Entsorgung" vielen Teilnehmern
wichtig war.
Katamnesetermin
Drei Monate nach der letzten Hypnosesitzung fand der Katamnesetermin statt. Mit der Einladung
zum Katamnesegespräch wurde der VEV-Bogen mit der Bitte versandt, diesen zum letzten
Termin ausgefüllt mitzubringen. Ihm Rahmen der Sitzung berichteten die Teilnehmer über die
vergangenen Monate, danach wurde die CO-Messung durchgeführt und die Werte ins Diagramm
eingetragen. Anschließend wurde besprochen, welche Situationen in der nächsten Zeit noch problematisch
sein könnten und was für Vorsichtsmaßnahmen möglich wären, um nicht rückfällig
zu werden, und eine kurze Entspannungstrance wurde durchgeführt. Teilnehmer, die wieder begonnen
hatten zu rauchen, wurden, falls vorhanden, in ihrem Vorsatz bestärkt, einen weiteren
Abstinenzversuch zu machen und entsprechende Möglichkeiten erörtert.
Abschließend füllten die Klienten die STAXI- und ADS-L-Bögen sowie den Katamnesebogen
aus (siehe 7. 4). Die Dauer der Nachbesprechung betrug etwa zwei Stunden.
7. 3. 1. 2 Einzelhypnosebedingung
Die Einzelhypnosebehandlung entsprach inhaltlich weitgehend der oben beschrieben Gruppenhypnose.
Unterschiede zwischen Einzel- und Gruppenbehandlung waren jedoch:
kein Erfahrungsaustausch mit anderen Teilnehmern möglich. Lediglich das Vorgespräch
und die Katamnensesitzung fanden aus organisatorischen Gründen in kleinen Gruppen
von durchschnittlich drei Teilnehmern statt. Die Möglichkeit zu Gesprächen mit anderen
Klienten während dieser Sitzungen wurde jedoch sehr begrenzt gehalten.
eingerichtet.
einzelnen Klienten eingegangen; häufig nutzten die Klienten im Einzelsetting auch eher die
Möglichkeit, nicht unmittelbar mit dem Rauchen zusammenhängende Probleme (beispielsweiKAPITEL
7 METHODE 146
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
se in der Partnerschaft) mit ihrer Therapeutin zu erörtern. Von therapeutischer Seite wurde
diese Nutzung der Therapie begrüßt; allerdings blieben - um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten
- die Suggestionen auch im Einzelsetting prinzipiell standardisiert, jedoch mit der Option,
bei Bedarf spezifischer auf individuelle Themen der Klienten einzugehen.
identischer Suggestionen kürzere Dauer der Einzelsitzungen kam durch das Fehlen der Gesprächsrunden
zustande, die in der Gruppenbedingung viel Zeit in Anspruch nahmen.
7. 3. 2 Kontrollgruppe
Die Treffen der Kontrollgruppe fanden in Gruppen mit etwa zehn Teilnehmern statt. Die Klienten
bekam alle Behandlungselemente (VT, Nikotinpflaster und CO- Messung) in gleicher Weise
wie die Experimentalgruppe, mit Ausnahme der Hypnose selbst und der Möglichkeit, Patenschaften
einzugehen. Auch die Testung der Suggestibilität wurde bei der Kontrollgruppe nicht
durchgeführt. Durch den Wegfall der Hypnose reduzierte sich in dieser Bedingung die Sitzungsanzahl
auf zwei etwa zweistündige Sitzungen im Abstand von drei Monaten.
7. 4 Meßinstrumente
7. 4. 1 Anmeldebogen
Der Bogen wurde entwickelt, um bereits vor dem ersten persönlichen Klientenkontakt die folgenden
Informationen erheben zu können:
Die Klienten werden außerdem über mögliche Kontraindikationen in Bezug auf die Nikotinpflasterbehandlung
informiert und gebeten, gegebenenfalls mit ihrem Hausarzt Rücksprache zu hal-
Datenerhebung im Anmeldebogen:
1. Demographische Variablen
2. Aktuelles Rauchverhalten (FTND, siehe unten)
3. Beginn und Dauer des Rauchens
4. Art und Dauer bisheriger Abstinenzversuche
5. Bevorzugte Rauchsituationen
6. Zuversichtlichkeit, in bestimmten Situationen abstinent bleiben zu können
7. Aufhörmotivation
8. Soziale Unterstützung bezüglich des Abstinenzvorhabens
147 KAPITEL 7 METHODE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
ten. Personen, bei denen aufgrund medizinischer Kontraindikationen die Nikotinpflasterbehandlung
nicht angebracht ist, wird eine Behandlung außerhalb der Studie vorgeschlagen.
Dem Anmeldebogen ist außerdem die Bitte beigefügt, dem ausgefüllten Bogen ein aktuelles Passfoto
beizulegen; die korrekte Zuordnung der Informationen zu den einzelnen Klienten während
des Vorgesprächs ist dadurch wesentlich erleichtert.
7. 4. 2 Fagerström Test Nicotine Dependence: FTND
Der FTND ist ein Instrument zur Bestimmung des Grades der Nikotinabhängigkeit von Rauchern
(Heatherton, Fagerström et al. 1991). Die sechs Items wurden für die vorliegende Untersuchung
in den Anmeldebogen integriert.
Die Items des FTND:
1. Wann nach dem Aufwachen rauchen Sie Ihre erste Zigarette?
2. Finden Sie es schwierig, an Orten, wo das Rauchen verboten ist, das Rauchen sein zu lassen?
3. Auf welche Zigarette würden Sie nicht verzichten wollen?
4. Wieviel Zigaretten rauchen Sie im allgemeinen pro Tag?
5. Rauchen Sie am Morgen im allgemeinen mehr als am Rest des Tages?
6. Kommt es vor, dass Sie rauchen, wenn Sie krank sind und tagsüber im Bett bleiben müssen?
Die einzelnen Items sind unterschiedlich gewichtet; insgesamt ergibt sich ein Summenscore von
null bis zehn. Die Konsumhöhe und der Zeitraum zwischen Erwachen und erster Zigarette liefern
66 Prozent des möglichen Gesamtscores.
Fagerström hat die Summenscores folgendermaßen gruppiert (Schoberberger, 1972):
KAPITEL 7 METHODE 148
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
7. 4. 3 Symptom-Checkliste von Derogatis: SCL-90-R
Die heute gültige Form des SCL-90-R wurde 1977 von Derogatis (Derogatis, 1977) an einer
Stichprobe von 1002 ambulanten Psychiatriepatienten entwickelt.
Der Test bietet einen Überblick über die psychische Symptombelastung der Person in Bezug auf
neun Skalen und drei globale Kennwerte. Die Beantwortung erfolgt mittels Ankreuzen der zutreffenden
Aussagen.
7. 4. 3. 1 Die neun Skalen beschreiben die Bereiche:
Skala 1: Somatisierung:
Zwölf Items umfassen einfache körperliche Belastung bis hin zu funktionellen Störungen. Die
Skala fokussiert auf Distress, der durch die Wahrnehmung körperlicher Dysfunktionen bedingt
ist. Diese Symptome haben erwiesenermaßen eine hohe Prävalenz bei Störungen mit
funktioneller Ätiologie, können aber auch tatsächliche körperliche Störungen widerspiegeln.
Personen mit hohen Werten leiden unter anderem unter:
Kopfschmerzen, Herz- und Brustschmerzen, Kreuzschmerzen, Übelkeit, Muskelschmerzen,
Schwierigkeiten beim Atmen, Hitzewallungen oder Kälteschauern, Taubheit in einzelnen
Körperteilen und Schweregefühlen in Armen und Beinen.
Skala 2: Zwanghaftigkeit
Zehn Items beschreiben leichte Konzentrations- und Arbeitsstörungen bis hin zur ausgeprägten
Zwanghaftigkeit. Skala zwei berücksichtigt Symptome, die eng mit dem klinischen
Syndrom der Zwanghaftigkeit zusammenhängen; Gedanken, Impulse und Handlungen, die
einerseits als ich-fremd, anderseits als konstant vorhanden erlebt werden.
Personen mit hohen Werten leiden unter anderem unter:
Gedächtnisschwierigkeiten, Beunruhigung wegen Nachlässigkeit, der Notwendigkeit, alles sehr
langsam zu tun, dem Zwang, nachzukontrollieren, Leere im Kopf und zwanghafter Wiederholung
derselben Tätigkeiten.
Skala 3: Unsicherheit im Sozialkontakt
Neun Items beinhalten leichte soziale Unsicherheit bis hin zum Gefühl völliger Unzulänglichkeit.
Die Skala bezieht sich auf Minderwertigkeitsgefühle, Selbstabwertung und Unwohlsein in
interpersoneller Kommunikation.
149 KAPITEL 7 METHODE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Personen mit hohen Werten leiden unter anderem unter:
Schüchternheit, dem Gefühl, dass andere Leute unfreundlich sind, einem unbehaglichen Gefühl,
wenn andere Leute sie beobachten und Befangenheit beim Essen oder Trinken in der
Öffentlichkeit.
Skala 4: Depression
Dreizehn Items umfassen Traurigkeit bis hin zur schweren Depression. In Skala vier geht es
um die Manifestationen der klinischen Depression mit Motivationsverlust, dysphorischer
Stimmung und Suizidgedanken sowie weiterer kognitiver und somatischer Depressionskorrelate.
Personen mit hohen Werten leiden unter anderem unter:
Verminderung des Interesses an Sexualität, Energielosigkeit, Neigung zum Weinen, Selbstvorwürfen,
Einsamkeitsgefühlen und unter dem Gefühl, dass alles hoffnungslos und sehr anstrengend
ist.
Skala 5: Ängstlichkeit
Zehn Items beschreiben ein Spektrum von leichter Nervosität bis hin zu tiefer Angst. Kognitive
Komponenten wie Besorgnis und Furcht und somatische Korrelate werden berücksichtigt.
Personen mit hohen Werten leiden unter anderem unter:
Erschrecken ohne Grund, innerem Zittern, Furchtsamkeit, Herzklopfen, starker Ruhelosigkeit,
dem Gedanken, dass ihnen etwas Schlimmes zustoßen könnte und schreckerregenden
Vorstellungen.
Skala 6: Aggressivität/ Feindseligkeit
Sechs Items beschreiben Reizbarkeit und Unausgeglichenheit bis hin zu ausgeprägter Aggressivität.
Skala sechs bezieht sich auf die für Ärger, Zorn und Aggression typischen Gedanken,
Gefühle und Handlungen.
Personen mit hohen Werten leiden unter anderem unter:
Gefühlsausbrüchen, dem Drang, jemanden zu schlagen oder Dinge zu zerbrechen, der Neigung,
immer wieder in Auseinandersetzungen zu geraten und unter dem Bedürfnis, laut zu
schreien oder mit Gegenständen zu werfen.
KAPITEL 7 METHODE 150
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Skala 7: Phobische Angst
Sieben Items beinhalten ein leichtes Bedrohungsgefühl bis hin zur massiven phobischen
Angst. Die Items fokussieren vor allem auf die unangemessene Furcht vor bestimmten Objekten,
Situationen oder Orten.
Personen mit hohen Werten leiden unter anderem unter:
Furcht auf offenen Plätzen, Befürchtungen, wenn sie allein aus dem Haus gehen, unter der
Notwendigkeit, bestimmte Dinge und Tätigkeiten zu meiden und unter Abneigung gegen
Menschenmengen.
Skala 8: Paranoides Denken
Sechs Items umfassen Mißtrauen bis hin zu ausgeprägtem paranoidem Denken, wobei paranoides
Verhalten als Denkstörung verstanden wird.
Personen mit hohen Werten leiden unter anderem unter:
Ideen, die andere nicht mit ihnen teilen, mangelnder Anerkennung ihrer Leistungen durch andere,
dem Gefühl, dass man den meisten Leuten nicht trauen kann, und dem Gefühl, dass andere
Leute über sie reden.
Skala 9: Psychotizismus
Zehn Items beschreiben das Gefühl der Entfremdung und Isolation bis hin zu psychotischen
Episoden. Die Skala umfaßt einen verzerrten, isolierten Lebensstil bis hin zu den Primärsymptomen
der Schizophrenie.
Personen mit hohen Werten leiden unter anderem unter:
Ideen, die andere nicht mit ihnen teilen, mangelnder Anerkennung ihrer Leistungen durch andere,
dem Gefühl, dass man den meisten Leuten nicht trauen kann und dem Gefühl, dass andere
Leute über sie reden.
Zusatzfragen, die keiner Skala zugeordnet und bei Bedarf separat ausgewertet werden, sind Fragen nach:
151 KAPITEL 7 METHODE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
7. 4. 3. 2 Die globalen Kennwerte
Die drei globalen Kennwerte geben Auskunft über das Antwortverhalten über alle Items:
GSI (global severity index) mißt die grundsätzliche psychische Belastung
PSDI (positive symptom distress index) mißt die Intensität der Antworten
PST (positive symptom total): gibt die Anzahl der Symptome an, bei denen eine
Belastung vorliegt
7. 4. 4 Creative Imagination Scale: CIS
Zur Überprüfung der Suggestibilität wurde die CIS von Wilson (1976) und Barber (1978) verwendet.
7. 4. 4. 1 Aufbau der CIS
Die Skala besteht aus zwei motorischen und acht kognitiven Items, deren Inhalt sich die Klienten
vorzustellen angewiesen werden.
Die Suggestionen betreffen folgende Bereiche:
7. 4. 4. 2 Durchführung
Bei der Durchführung der CIS muß keine vorherige Hypnoseinduktion durchgeführt werden;
nach Straus (1980), zitiert nach Krause (2001) verändert eine traditionelle Hypnoseinduktion mit
Augenfixation und Entspannungssuggestionen die Werte der CIS nicht wesentlich. Allerdings ist
es möglich, dass manche Klienten aufgrund einer Aufmerksamkeitsfokussierung während der
Testdurchführung spontan in Trance gehen.
KAPITEL 7 METHODE 152
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Für die vorliegende Studie ist die CIS günstig, weil sie vom Klienten mit Hilfe einer Audiokassette
zu Hause selbst durchgeführt werden kann.
Die Datenerhebung erfolgt mittels retrospektiver Selbstbeobachtung der Teilnehmenden bezüglich
ihrer Reaktionen auf die vorgegebenen Suggestionen: Auf dem Auswertungsbogen wird auf
einer fünffach gestuften Skala geantwortet. Hohe Werte entsprechen einer ausgeprägten Suggestibilität.
7. 4. 4. 3 Beispielitems
1. In einem ersten Test wurden Sie gebeten, sich zunächst ein, dann zwei und drei Wörterbücher vorzustellen,
die auf Ihrer Handfläche gestapelt wurden. Verglichen mit dem, was Sie erlebt hätten, wenn tatsächlich
Wörterbücher auf Ihrer Hand gestapelt worden wären, war Ihre erlebte Vorstellung:
0 1 2 3 4
__________________________________________________________________________________
0% 25% 50% 75% 100%
überhaupt geringfügig ähnlich ziemlich fast
nicht ähnlich ähnlich ähnlich identisch
2. In einem zweiten Test wurden Sie gebeten, sich vorzustellen, wie Ihre Hand von einem starken Wasserstrahl
eines Gartenschlauchs angehoben wird. Verglichen mit dem, was Sie erlebt hätten, wenn Ihre Hand
tatsächlich von einem Wasserstrahl in die Höhe gehoben worden wäre, war Ihre erlebte Vorstellung:
0 1 2 3 4
__________________________________________________________________________________
0% 25% 50% 75% 100%
überhaupt geringfügig ähnlich ziemlich fast
nicht ähnlich ähnlich ähnlich identisch
3. In einem dritten Test wurden Sie gebeten, sich vorzustellen, wie ein lokales Betäubungsmittel in Ihre
Hand injiziert wurde, worauf zwei Finger taub wurden. Verglichen mit dem, was Sie erlebt hätten, wenn
tatsächlich zwei Finger aufgrund eines Betäubungsmittels taub geworden wären, war Ihre erlebte Vorstellung:
0 1 2 3 4
__________________________________________________________________________________
0% 25% 50% 75% 100%
überhaupt geringfügig ähnlich ziemlich fast
nicht ähnlich ähnlich ähnlich identisch
153 KAPITEL 7 METHODE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
7. 4. 5 Allgemeine Depressions Skala: ADS
Der Fragebogen (Hautzinger & Bailer, 1992) stellt ein an repräsentativen Stichproben normiertes
Selbstbeurteilungsinstrument zur Erfassung des Vorhandenseins und der Dauer von Beeinträchtigungen
durch depressive Affekte, körperliche Beschwerden, motorische Hemmung und negative
Denkmuster.
Es handelt sich dabei um die deutschsprachige Form der „Centre for Epidemiological Studies
Depression Scale" (CES-D) (Radloff, 1977), welche speziell für den Einsatz an nicht-klinischen
Stichproben, Bevölkerungsgruppen und epidemiologischen Gemeindestichproben entwickelt
wurde.
7. 4. 5. 1 Die beiden Formen der ADS
Die ADS existiert in zwei Versionen: Der Langform ADS-L mit 20 Items, welche damit weitgehend
der amerikanischen CES-D Skala vergleichbar ist und der Kurzform ADS-K mit 15 Items.
In der vorliegenden Studie wurde die ADS-L Skala verwendet, welche im folgenden näher beschrieben
werden soll.
7. 4. 5. 2 Die 20 Item- Version der ADS: ADS-L
Die mittels der ADS erfragten Depressionsmerkmale sind unter anderem:
KAPITEL 7 METHODE 154
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Die Symptome werden durch einfache Sätze erfragt. Der Bezugszeitraum ist „die letzte Woche".
Daraus ergibt sich eine vierstufige Beantwortungsmöglichkeit jeder Frage:
7. 4. 5. 3 Die Items der ADS-L
Die 20 Items der ADS-L lauten:
1. haben mich Dinge beunruhigt, die mir sonst nichts ausmachen
2. hatte ich kaum Appetit
3. konnte ich meine trübsinnige Laune nicht loswerden, obwohl mich meine
Freunde/Familie versuchten, aufzumuntern
4. kam ich mir genauso gut vor wie andere
5. hatte ich Mühe, mich zu konzentrieren
6. war ich deprimiert/niedergeschlagen
7. war alles anstrengend für mich
8. dachte ich voller Hoffnung an die Zukunft
9. dachte ich, mein Leben ist ein einziger Fehlschlag
10. hatte ich Angst
11. habe ich schlecht geschlafen
12. war ich fröhlich gestimmt
13. habe ich weniger als sonst geredet
14. fühlte ich mich einsam
15. waren die Leute unfreundlich zu mir
16. habe ich das Leben genossen
17. mußte ich weinen
18. war ich traurig
19. hatte ich das Gefühl, dass mich die Leute nicht leiden können
20. konnte ich mich zu nichts aufraffen
0 selten oder überhaupt nicht weniger als ein Tag
1 manchmal ein bis zwei Tage lang
2 öfters drei bis vier Tage lang
3 meistens, die ganze Zeit fünf oder mehr Tage lang
155 KAPITEL 7 METHODE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
7. 4. 5. 4 Lügenkriterium
16 der 20 Items der ADS-L sind so ausgerichtet, dass die Beantwortung mit „meistens" auf eine
deutliche depressive Beeinträchtigung hinweist. Vier Items sind umgekehrt gepolt; eine Beantwortung
mit „selten" drückt demnach eine depressive Symptomatik aus.
Die vier umgekehrt gepolten Items dienen als Lügenkriterium: Personen, die stereotyp in der
Antwortspalte „selten oder überhaupt nicht" ihre Antwortkreuze setzen, erzielen bei den umgekehrt
gepolten Items hohe Werte, die nicht zu den sonstigen Antworten passen.
Zur Bestimmung noch akzteptabler beziehungsweise nicht mehr als glaubwürdig zu betrachtender
Angaben dient die folgende Formel:
Σ positiv gepolte Items minus 4x Σ negativ gepolte Items
Wird ein kritischer Wert von < -28 Punkten erreicht, so sollte der Fragebogen nicht länger als
glaubwürdig angesehen werden.
7. 4. 6 State-Trait-Ärgerausdrucks-Inventar: STAXI
Der Fragebogen von Schwenkmezger, Hodapp (Schwenkmezger et al., 1992) ist ein kurzes und
ökonomisches Verfahren zur Erfassung von Ärger und Ärgerausdruck.
Die Skala basiert auf der gleichnamigen amerikanischen Fassung, dem State-Trait-Anger-
Expression-Inventory (Spielberger, 1988), stellt jedoch nicht eine einfache Übersetzung der Orginalitems,
sondern eine Neuentwicklung unter Ausweitung des ursprünglichen Itempools dar.
Hierfür wurde der Test um für die der deutschen Sprache spezifischen Beschreibungen von Ärger
und Ärgerausdruck erweitert und eine bevölkerungsrepräsentative Normierung durchgeführt.
7. 4. 6. 1 Überblick über Fragebogen zur Erfassung von Emotionskonstrukten nach Spielberger
Die Ärgerausdrucksskalen des STAXI sind in den Kontext der umfassenden Bemühungen Spielbergers,
grundlegende Emotionen zu analysieren, einzuordnen. Hintergrund der Analyse dieser
Konstrukte aus der Tradition der Trait-State-Dimensionen - zu denen außer Ärger auch Angst
und Neugier gehören - ist die Auffassung, dass es sich hier um sehr grundlegende Emotionsund
Motivationssysteme handle, anhand derer Forschungsanliegen aus der Allgemeinen Psychologie
mit persönlichkeits- und differentialpsychologischen Fragestellungen verknüpft werden
können. Aus der anwendungsorientierten Perspektive ergibt sich eine hohe Relevanz durch die
Tatsache, dass Auftretenshäufigkeit und Intensität sowie Ausdrucks- und Verarbeitungsformen
von Emotionen eine zentrale Bedeutung bei Ätiologie und Verlauf psychosomatischer ErkranKAPITEL
7 METHODE 156
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
kungen zugesprochen wird. Außer der STAXI wurden von Spielberger das State-Trait-
Angstinventar (STAI, Spielberger, 1966, 1972) sowie das State-Trait-Persönlichkeitsinventar
(STIP, Spielberger, 1979) entwickelt.
7. 4. 6. 2 Überblick über die Skalen des STAXI
Das STAXI umfaßt insgesamt 44 Items, die fünf Skalen und zwei Zusatzskalen bilden:
Die Ärger-Zustands-Skala (State-Anger S-A) umfaßt zehn Items, welche die Intensität des subjektiven
Ärgerzustands zu einem bestimmten Zeitpunkt abbilden.
Die Ärger-Dispositions-Skala (Trait-Anger T-A), bestehend aus
enthält zehn Items und erfaßt die Bereitschaft, in Ärger provozierenden Situationen mit einer
Erhöhung des Zustandsärgers zu reagieren. Dabei erfaßt die Ärger-Temperaments-Unterskala
(TA/T) die eher allgemeine Neigung, Ärger ohne spezifische Provokation zu erfahren und die
Ärger-Reaktions-Unterskala (TA/R) die Bereitschaft, Ärger dann zu äußern, wenn man sich
unfair behandelt fühlt.
Die Skala zur Erfassung von nach innen gerichtetem Ärger (Anger-in AI) umfaßt acht Items zur Messung
der Häufigkeit, mit der ärgerliche Gefühle unterdrückt werden.
Die Skala zur Erfassung von nach außen gerichtetem Ärger (Anger-out AO) besteht aus acht Items und
erfaßt die Häufigkeit, mit der Ärger nach außen gegen Personen oder Objekte gerichtet wird.
Die Ärger-Kontroll-Skala (Anger Control AC) stellt mit ebenfalls acht Items einen Indikator für die
Häufigkeit von Versuchen, Ärger nicht aufkommen zu lassen, dar.
Der Fragebogen ist in drei Teile untergliedert:
Inhalt Instruktion
Teil I
Zehn Zustandsitems
(S-A)
„Wählen Sie diejenige Antwort, die Ihren
augenblicklichen Gefühlszustand am besten
beschreibt."
Teil II
Zehn Dispositionsitems
(TA/T und TA/R)
„Wählen Sie diejenige Antwort, die am besten
beschreibt, wie Sie sich im allgemeinen
fühlen."
Teil III
24 Items aus den drei Ausdrucksskalen
(AI, AO, AC)
„Wählen Sie diejenige Antwort, die am besten
beschreibt, wie Sie im allgemeinen handeln
oder fühlen."
Tabelle 13: Überblick über die drei Teile des STAXI
157 KAPITEL 7 METHODE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
7. 4. 6. 3 Zuordnung der Items zu den Skalen
Items der Ärger-Zustands-Skala (S-A):
Items der Ärger-Dispositions-Temperaments-Skala (TA/T):
Items der Ärger-Dispositions-Reaktions-Skala (TA/R):
Items der Skala zur Erfassung von nach innen gerichtetem Ärger (AI):
... koche innerlich, zeige es aber nicht,
... empfinde Groll, rede aber mit niemand darüber,
... bin ärgerlicher, als ich es zugeben möchte,
... bin weit mehr erzürnt als andere es wahrnehmen,
... könnte platzen, lasse es aber niemanden merken,
... ziehe mich vor anderen Menschen zurück,
... bin ärgerlicher als ich es mir anmerken lasse.
Items der Skala zur Erfassung von nach außem gerichtetem Ärger (AO):
... mache Dinge wie Türen zuschlagen,
... mache häßliche Bemerkungen,
KAPITEL 7 METHODE 158
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
... werde wütend,
... platze heraus, so dass andere meinen Ärger zu spüren bekommen,
... werde laut,
... fahre aus der Haut,
... verliere die Fassung.
Items der Ärger-Kontroll-Skala (AC):
... bewahre meine Ruhe,
... kontrolliere mein Verhalten,
... kann mich selbst daran hindern, wütend zu werden,
... kontrolliere meinen Ärger,
... versuche, tolerant und verständnisvoll zu reagieren,
... sage mir: Reg´ dich nicht auf.
7. 4. 6. 4 Testdurchführung und Auswertung
Die Beantwortung erfolgt jeweils auf einer Vier-Punkte-Rating-Skala mit den verbalen Verankerungen:
Teil I: „überhaupt nicht" (1) Teil II und III: „fast nie" (1)
„ein wenig" (2) „manchmal" (2)
„ziemlich" (3) „oft" (3)
„sehr" (4) „fast immer" (4)
Das STAXI wird ausgewertet, indem die Punktwerte pro Item jeder Skala addiert werden.
Iteminversionen sind nicht notwendig, da alle Items unidirektional verrechnet werden: Ein hoher
Skalenwert gibt dabei eine hohe Ärgerausprägung wieder.
159 KAPITEL 7 METHODE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Der Wertebereich streut für die Skalen S-A und T-A zwischen 10 und 40 und für TA/T sowie
TA/R zwischen fünf und 20. Bei den Skalen AI, AO und AC sind Werte zwischen acht und 32
möglich.
7. 4. 6. 5 Interpretationshinweise anhand der Beschreibungen von Personen mit hohen Skalenwerten
Die Ärger-Zustands-Skala (State-Anger S-A): Personen mit hohen Skalenwerten erfahren relativ intensive
Ärgergefühle. Erhöht sich S-A entsprechend der Höhe von T-A, so ist es wahrscheinlich,
dass die Erhöhung situationsspezifisch bedingt ist. Bei gleichzeitig hohen AI-Werten
können hohe Zustandsärgerwerte auch chronische Ärgerreaktionen widerspiegeln.
Die Ärger-Dispositions-Skala (Trait-Anger T-A): Personen mit hohen T-A-Werten erfahren relativ
häufig Ärger und fühlen sich oft durch andere unfair behandelt. Es ist zudem wahrscheinlich,
dass sie häufig Frustrationen ausgesetzt sind. Ob sie Ärger unterdrücken oder nach innen
wenden, nach außen abreagieren oder Kontrollversuche unternehmen, ist über die AI-, AO-
und AC- Skalen zu beurteilen.
Die Ärger-Temperaments-Skala (angry temperament TA/T): Personen mit hohen Werten haben ein
hitziges Temperament und erleben bei bereits geringer Provokation Ärger. Sie sind oft impulsiv,
und es mangelt ihnen an Ärgerkontrolle.
Die Ärger-Reaktions-Skala (angry-reaction TA/R): Personen mit hohen Werten sind gegenüber Kritik,
wahrgenommener Ablehnung und negativer Bewertung durch andere überaus empfindlich.
Unter solchen Umständen erleben sie intensive Ärgergefühle.
Die Skala zur Erfassung von nach innen gerichtetem Ärger (Anger-in AI): Personen mit hohen Werten
erleben zwar oft Ärger, zeigen dies aber nicht nach außen oder unterdrücken die Ärgergefühle,
anstatt sie nach außen physisch oder verbal abzureagieren. Da AI von AO unabhängig ist,
können Personen in beiden Skalen hohe Werte aufweisen. Welche Ausdrucksform in einer
Situation dominiert, hängt von den situativen Umständen, insbesonders aber von der sozialen
Stellung anwesender Personen ab.
Die Skala zur Erfassung von nach außem gerichtetem Ärger (Anger-out AO): Personen mit hohen Werten
erleben häufig Ärger und äußern dies gegenüber anderen Personen oder Objekten in aggressiver
Weise. Dies kann durch die Bedrohung anderer Personen erfolgen, aber auch durch Verhaltensweisen
wie Türen zuschlagen. Häufig sind auch verbale Ausdrucksformen wie Kritik,
Sarkasmus, Bedrohung, Beschimpfung, Beleidigung.
KAPITEL 7 METHODE 160
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Die Ärger-Kontroll-Skala (Anger Control AC): Personen mit hohen Werten wenden viel Energie zur
Steuerung und Kontrolle von Emotionen in ärgerprovozierenden Situationen auf. Da Ärgerkontrolle
eine in hohem Maße sozial erwünschte Verhaltensweise darstellt, kann die Kontrolle
im Extremfall auch zu Passivität, Rückzug und Depression führen. Dies trifft möglicherweise
besonders auf Personen zu, die gleichzeitig hohe T-A- und niedrige AO-Werte aufweisen.
7. 4. 7 Protokollbogen
Um insbesonders bei den Gruppenbehandlungen die Protokollführung zu erleichtern, wurde ein
Formblatt entwickelt, in welches neben Namen und Codenummer der Klienten deren Konsumhöhe
und Kohlenmonoxidwerte zu den fünf Meßzeitpunkten, die erfolgte Rückgabe der Tests
und Vergabe beziehungsweise Nutzung der Nikotinpflaster vermerkt wurden.
7. 4. 8 Klienten-Feedbackbogen
Nach jeder Hypnosesitzung füllten die Klienten einen Rückmeldungsbogen aus. Dieser diente
nicht in allen Teilen der statistischen Auswertung, sondern sollte vorrangig den Therapeutinnen
die Möglichkeit geben, ein Feedback der Klienten über ihre Befindlichkeit zu erhalten.
Intention dabei war, auf der Basis dieser zusätzlichen Informationen das weitere therapeutische
Vorgehen optimal auf die Bedürfnisse des jeweiligen Klienten abstimmen zu können.
Der Rückmeldungsbogen enthält Fragen über die Bereiche:
1. Rauchverhalten
2. Motivationale Lage bezüglich des Abstinenzvorhabens
3. Behandlung allgemein
4. Hypnose (nur in der Experimentalgruppe)
5. Allgemeine Befindlichkeit (fokussiert werden hier die Bereiche Depression und Aggressivtät)
Die Teile eins und zwei wurden ausgewertet, Teil drei bis fünf dienten der Rückmeldung an die
Therapeutinnen.
161 KAPITEL 7 METHODE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
7. 4. 8. 1 Rauchverhalten
Zum gegenwärtigen Rauchverhalten aller Klienten wurden erhoben:
Bei abstinenten Klienten:
Bei Klienten, die nicht aufgehört haben zu rauchen:
Bei Klienten, die rückfällig geworden sind:
Abstinente Klienten übersprangen letztere Fragen und gingen direkt zum nächten Block über.
7. 4. 8. 2 Motivationale Lage bezüglich des Abstinenzvorhabens
Bezüglich der momentanen Motivation der Klienten wurden durch Ankreuzen auf einer 10-
Punkte-Skala mit den verbalen Verankerungen „1 = niedrigste Ausprägung des Merkmals; zum Beispiel:
gar nicht zwiespältig, gar nicht zuversichtlich, gar nicht sicher..." und „10 = höchste Ausprägung des Merkmals;
zum Beispiel: vollkommen zwiespältig, vollkommen zuversichtlich, vollkommen sicher..." Antworten auf die
folgenden Fragen erhoben:
Die Klienten wurden außerdem aufgefordert, kurz zu skizieren, woran sie bemerken oder bemerkt
haben, dass für Sie der richtige Zeitpunkt aufzuhören, da ist, beziehungsweise gewesen ist.
KAPITEL 7 METHODE 162
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
7. 4. 8. 3 Behandlung allgemein
Zu allgemeinen Behandlungsvariablen wurde ebenfalls auf der 10-Punkte-Skala erfragt:
Außerdem wurde in der Gruppenbedingung die Frage „Haben Sie Kontakt zu einem anderen
Mitglied der Gruppe aufgenommen (Patenschaft)?" durch Ankreuzen von „Ja" beziehungsweise
„Nein" beantwortet.
7. 4. 8. 4 Hypnose
Bei der Experimentalgruppe wurden zudem (ebenfalls anhand der 10-Punkte-Skala) Informationen
zum Erleben des Trancezustands erhoben:
Die Klienten wurden außerdem gebeten, kurz zu beschreiben, welches Bild oder welche Methapher
während der Hypnose für sie am wichtigsten war.
In der Gruppenbedingung war zusätzlich die folgende Frage zu beantworten: „Wie wirksam war
für Sie in dieser Sitzung die Hypnose in Relation zum Gruppengespräch und dem Kontakt zu
den anderen Gruppenmitgliedern?"
Dabei konnte auf einer fünfstufigen Skala angekreuzt werden:
vor allem Hypnose wirksam beides gleich wirksam vor allem Gruppe wirksam
1 ----------------------- 2 ----------------------- 3 ----------------------- 4 ------------------------ 5
Für die Einzeltherapiebedingung lautete die Frage: „Wie wirksam war für Sie in dieser Sitzung die
Hypnose in Relation zum Gespräch" mit entsprechnender Antwortskala.
163 KAPITEL 7 METHODE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
7. 4. 8. 5 Allgemeine Befindlichkeit
Auf einer fünf-Punkte-Skala mit den verbalen Verankerungen „1= gar nicht" und „5 = sehr" wurden
alle Klienten gebeten, Fragen zu Ihrer derzeitigen Befindlichkeit zu beantworten.
Die verwendeten Items stammen aus den Unterskalen des SCL-90-R zu den Bereichen Depression
sowie Aggressivität/Feindseligkeit.
7. 4. 9 Therapeutenfragebogen
Ebenfalls nicht für die statistische Auswertung sondern als Instrument der therapeutischen Reflexion
verwendet wurde der Therapeutenfragebogen, der von den Therapeutinnen nach jeder
Sitzung ausgefüllt wurde. Der Bogen erfragt die von therapeutischer Seite wahrgenommenen
hypnotischen Reaktionen beim Klienten und zum Rapport während der vorangegangen Sitzung:
Die Beantwortung erfolgte auf einer 10-Punkte-Skala: Eins entspricht dabei einer sehr geringen,
zehn einer sehr hohen Ausprägung des Merkmals.
7. 4. 10 Veränderungsfragebogen des Erlebens und Verhaltens: VEV
Der VEV wurde 1978 von Zielke & Kopf-Mehnert entwickelt. Er dient dazu, Stärke und Richtung
der Veränderung von Verhalten und Erleben bei Klienten nach Beendigung einer Therapie
zu messen.
7. 4. 10. 1 Besonderheiten und Aufbau des VEV
Beim VEV wird Veränderung nicht, wie häufig praktiziert, über die Differenz zweier zu unterschiedlichen
Zeitpunkten erhobenen Meßwerte erschlossen, sondern mit einer einzigen Messung
retrospektiv erfaßt.
KAPITEL 7 METHODE 164
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Die Items erfassen einen bipolaren Veränderungsfaktor mit den Polen "Entspannung, Gelassenheit,
Optimismus" auf der einen und "Spannung, Unsicherheit und Pessimismus"auf der anderen
Seite.
Der VEV besteht aus 42 Items. Über die erfolgte Veränderung innerhalb eines bestimmten Zeitraums
geben die Befragten auf einer siebenfach gestuften Skala mit den beiden Extremen „starke
Veränderung in der angegebenen Richtung" beziehungsweise „starke Veränderung in der entgegengesetzten
Richtung" Auskunft.
Veränderung
in gleicher Richtung keine in entgegengesetzter Richtung
+3 ------------ +2 ------------ +1 ------------ 0 ------------ -1 ------------ -2 ------------ -3
stark mittel schwach schwach mittel stark
7. 4. 10. 2 Beispielitems
7. 4. 10. 3 Auswertung
Die Auswertung des VEV ist auf eine mögliche Veränderung im Vergleich zur sogenannten.
„Nullveränderung" gerichtet.
Ein Wert von 168 (Summe über alle 42 Items) entspricht einer „Nullveränderung". Testwerte, die
über dieser Grenze liegen, werden als Zunahme von Entspannung, Gelassenheit und Optimismus
interpretiert; liegen sie unter diesem Wert, deutet dies auf eine Zunahme von Spannung,
Unsicherheit und Pessimismus hin.
165 KAPITEL 7 METHODE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Die Autoren geben kritische Grenzen an, die erreicht werden müssen, damit die Veränderungen
auf einem gewählten Signifikanzniveau (p>= 0,05, beziehungsweise p<= 0,01) als statistisch bedeutsam
aufgefaßt werden können.
Die Retestreliabiltät nach acht Wochen ist mit r = .61 als eher niedrig zu bewerten. Dabei ist jedoch
zu beachten, dass der Test ein fluktuierendes Merkmal erfassen soll. Die Übereinstimmungsvalidität
mit konstruktnahen Skalen wird als sehr brauchbar bezeichnet (Zielke, Kopf-
Mehnert, 1978).
7. 4. 11 Katamnesebogen
Alle Klienten füllten bei der Katamnesesitzung einen kurzen Katamnesebogen aus.
Dieser enthält Fragen über die Bereiche:
1. Gegenwärtiges Rauchverhalten
2. Motivationale Lage bezüglich des Abstinenzvorhabens
3. Einschätzung und Nutzung der unterschiedlichen Behandlungsbausteine
7. 4. 11. 1 Rauchverhalten
Zum gegenwärtigen Rauchverhalten aller Klienten wurde erhoben:
Bei abstinenten Klienten:
Bei Klienten, die nicht aufgehört haben, zu rauchen:
Bei Klienten, die rückfällig geworden sind:
rauchen
Abstinente Klienten übersprangen die letzten Fragen und gingen direkt zum nächsten Block
über.
KAPITEL 7 METHODE 166
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
7. 4. 11. 2 Motivationale Lage bezüglich des Abstinenzvorhabens
Bezüglich der momentanen Motivation der Klienten wurden durch Ankreuzen auf einer 10-
Punkte-Skala mit den verbalen Verankerungen „1 = niedrigste Ausprägung des Merkmals; zum Beispiel:
gar nicht zwiespältig, gar nicht zuversichtlich, gar nicht sicher..." und „10 = höchste Ausprägung des Merkmals;
zum Beispiel: vollkommen zwiespältig, vollkommen zuversichtlich, vollkommen sicher..." Antworten auf
die folgenden Fragen erhoben:
Durch Ankreuzen von „Ja" oder „Nein" sollten die Klienten außerdem angeben, ob sie Rituale
oder spezielle Verhaltensweisen entwickelt haben, die Ihnen in schwierigen Situationen helfen,
nicht zu rauchen.
7. 4. 11. 3 Fragen zur Behandlung
Kontakt zu anderen Gruppenmitgliedern: In der Gruppenbedingung wurde zudem die Frage „Haben
Sie Kontakt zu einem anderen Mitglied der Gruppe aufgenommen (Patenschaft)?" durch Ankreuzen
von „Ja" beziehungsweise „Nein" beantwortet.
Einschätzung der Wirksamkeit der Hypnose: In der Gruppenhypnosebedingung war außerdem die
folgende Frage zu beantworten: „Wie wirksam war für Sie die Hypnose in Relation zum
Gruppengespräch und dem Kontakt zu den anderen Gruppenmitgliedern?"
Dabei konnte auf einer fünfstufigen Skala angekreuzt werden:
vor allem Hypnose wirksam beides gleich wirksam vor allem Gruppe wirksam
1 ----------------------- 2 ----------------------- 3 ----------------------- 4 ------------------------ 5
Für die Einzelhypnosebedingung lautete die Frage: „Wie wirksam war für Sie die Hypnose in
Relation zum Gespräch" mit entsprechender Antwortskala.
167 KAPITEL 7 METHODE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
7. 5 Vorgehen bei der Datenerhebung
Der zeitliche Ablauf der Datenerhebung soll im Folgenden zusammenfassend skizziert werden.
7. 5. 1 Zeitlicher Ablauf der Datenerhebung
Mit dem Informationsschreiben erhielten die Interessenten den Anmeldebogen, in den der
FTND integriert war, sowie den SCL-90-R-Bogen; beides wurde zur verbindlichen Anmeldung
ausgefüllt zurück gesendet. Beim Vorgespräch wurde den Klienten der Hypnosegruppe die
Durchführung der CIS erläutert und die Audiokassette sowie der CIS-Bogen mit nach Hause
gegeben. Bei den Kontrollgruppen wurde keine Suggestibilitätstestung durchgeführt. Alle Klienten
füllten beim Vorgespräch außerdem den ADS-L und den STAXI-Fragebogen aus. Die Kohlenmonoxidtestungen
fanden zu allen fünf Zeitpunkten, bei denen die Klienten im Institut waren,
statt. Ebenso wurde zu allen Meßzeitpunkten Protokoll geführt. Nach jeder Hypnosesitzung
füllten die Klienten den Hypnose-Feedback-Bogen und die Therapeutinnen den Therapeuten-
Fragebogen aus. Mit der Einladung zum Katamnesegespräch wurde der VEV-Bogen mit der
Bitte versandt, diesen zum letzten Termin ausgefüllt mitzubringen. Beim Katamnesetermin füllten
die Teilnehmer den Katamnesebogen, in welchen der FTND wiederum integriert war, sowie
zum zweiten mal die STAXI und ADS-L-Bögen aus.
7. 5. 2 Ablaufschema
Vorbesprechung 1. Hypnose 2. Hypnose 3. Hypnose Katamnese
Anmeldebogen mit
FTND
FTND FTND FTND Katamnesebogen
mit FTND
SCL-90 VEV
CIS
STAXI (1) STAXI (2)
ADS-L (1) ADS-L (2)
CO-Messung CO-Messung CO-Messung CO-Messung CO-Messung
Protokollbogen Protokollbogen Protokollbogen Protokollbogen Protokollbogen
Klienten-Feedbackbogen
Klienten-Feedbackbogen
Klienten-Feedbackbogen
Therapeutenfragebogen
Therapeutenfragebogen
Therapeutenfragebogen
Zeit
KAPITEL 8 ERGEBNISSE 168
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Kapitel 8
Ergebnisse
8. 1 Datenauswertung und statistische Methoden
Die Datenauswertung erfolgte auf SPSS (Version 10.0) für Windows.
Für die im Zusammenhang mit dem Behandlungserfolg relevanten Haupthypothesen 1 und 2
(Überprüfung der Wirksamkeit von Hypnosetherapie im Vergleich zur Kontrollgruppenbehandlung
beziehungsweise von Einzel- versus Gruppensetting) wurde als abhängige Variable primär
das Kriterium der vollständigen Abstinenz eingesetzt. Da belegt ist, wie schnell abhängige Raucherinnen
nach zeitweiliger Reduktion meist wieder das alte Konsumniveau erreichen, war hier
inhaltlich nur dieses konservative Vorgehen sinnvoll; die Reduktion des Konsums wird für die
Haupthypothesen daher nur zusätzlich dargestellt. Zudem fanden bei den Haupthypothesen zur
Sicherung möglicher Effekte die Reduktion der FTND- und Kohlenmonoxid-Werte Verwendung.
Bei Hypothesen, deren Fokus weniger auf dem Erfolg der Behandlung, sondern auch auf
der Überprüfung möglicher Unterschiede bezüglich anderer unabhängiger Variablen lag, wurde
aufgrund des höheren Skalenniveaus primär die Reduktion des Konsums als abhängige Variable
verwendet.
Da im Vorfeld eine randomisierte Zuteilung zu den einzelnen Behandlungsgruppen nicht möglich
war, wurden - um Unterschiede vor Behandlungsbeginn auszuschließen - Experimentalversus
Kontrollgruppe, Einzel- versus Gruppenbehandlung sowie die Ergebnisse der Klientinnen
der vorangegangenen versus der neu durchgeführten Studie jeweils bezüglich aller interessierender
Variablen verglichen, ohne dass sich hier signifikante Unterschiede ergeben hätten. Für entsprechende
Fragestellungen wurden anschließend die Daten zusammengefaßt, um die statistische
Power zu erhöhen.
Wenn nicht anders angegeben, erfolgte die Testung zweiseitig. Einige der im folgenden noch
einmal formulierten Hypothesen zielen auf die Bestätigung der Nullhypothese ab. Da dabei aufgrund
der Unkontrollierbarkeit des β-Fehlers von einer hohen β-Fehler-Wahrscheinlichkeit ausgegangen
werden muß, wird gemäß Erdfelder und Mausfeld (1996) auf einem α-Fehler-Niveau
von 20 Prozent geprüft, und damit die β-Fehler-Wahrscheinlichkeit reduziert. Bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit
p größer 0,2 wird also von der Bestätigung der Nullhypothese ausgegangen, p
169 KAPITEL 8 ERGEBNISSE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
zwischen 0,05 und 0,2 wird als Indifferenzbereich gewertet, in dem keine verläßlichen Aussagen
gemacht werden können, und p kleiner oder gleich 0,05 gilt als Beleg für die Sicherung eines signifikanten
Unterschieds.
Als Verfahren zur statistischen Auswertung kamen zur Verwendung:
Chi-Quadrat-Tests für nominalskalierte Daten
t-Tests für Mittelwertsvergleiche von intervallskalierten Daten zwischen zwei Gruppen
Mehrfaktorielle Varianzanalysen mit Meßwiederholung wurden zur Überprüfung des Einflusses unterschiedlicher
Faktoren auf die abhängige Variable Konsumhöhe mit der unabhängigen Variable
Meßwiederholung zu verschiedenen Zeitpunkten (bei Beginn und im Verlauf der Behandlung)
verwendet. Dabei gingen zwischen den Personen variierende Faktoren wie die Art der durchlaufenen
Behandlung, die Nikotinpflasterverwendung oder der Grad der Abhängigkeit in die Berechnung
ein. Hierzu wurden nach Greenhouse-Geisser korrigierte Freiheitsgrade und F-Werte
verwendet.
Diskriminanzanalysen wurden dann verwendet, wenn der Vorhersagewert von dichotomen oder
intervallskalierten Prädiktoren als unabhängigen Variablen bezüglich der dichtiomen abhängigen
Variable Behandlungsabbruch zu bestimmen war.
Bei den tabellarischen Darstellungen werden für die Variablenbezeichungen teilweise Kürzel gebraucht,
die jedoch selbsterklärend sein dürften; sonst aber orientieren sich Abkürzungen an der
üblichen Terminolgie (AV: Abhängige Variable, UV: unabhängige Variable, n: Anzahl, chi²: Chi-
Quadrat-Wert, t: t-Wert, F: F-Wert, M: Mittelwert, s: Standardabweichung, s²: Varianzschätzung,
df: Freiheitsgrade, p: Irrtumswahrscheinlichkeit, r: Korrelationskoeffizient). Der leichteren Übersichtlichkeit
halber werden die Irrtumswahrscheinlichkeiten am Zeilenende mit Sternen gekennzeichnet;
dabei stehen ein Stern für p<=0,05, zwei Sterne für p<=0,01 und drei Sterne für
p<=0,001.
Auf die Überprüfung der intervallskalierten Daten auf ihre Normalverteilung wurde verzichtet:
Aufgrund der Größe der Stichprobe kann von einer ausreichenden Robustheit der statistischen
Verfahren gegen die Verletzung der Normalverteilungsannahme ausgegangen werden. Variierende
Versuchspersonenanzahlen oder Freiheitsgrade hängen mit fehlenden Daten zusammen. Die
Bezeichnung Drop-out wird im folgenden nicht nur für Klienten verwendet, von denen ab einem
bestimmten Zeitpunkt keine Daten mehr erhoben werden konnten, sondern auch synonym mit
Behandlungsabbruch, da die entsprechenden Zahlen bis zur Drei-Monats-Katamnese identisch
sind. Die Drop-out-Raten wurden für alle Hypothesen in die statistische Auswertung einbezogen;
die Ergebnisse sind unter 8. 2. 16 zusammenfassend dargestellt.
KAPITEL 8 ERGEBNISSE 170
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
8. 2 Darstellung der Ergebnisse
8. 2. 1 Haupthypothese I: Hypnosetherapie versus Kontrollgruppenbehandlung
Die zugrunde gelegte Hypothese lautet:
Die Klientinnen der Experimentalgruppe (Hypnose, verhaltenstherapeutische Elemente, Kohlenmonoxidmessung
und Nikotinpflaster) sind signifikant erfolgreicher als die der Kontrollgruppe
(verhaltenstherapeutische Elemente, Kohlenmonoxidmessung und Nikotinpflaster).
8. 2. 1. 1 Abstinenzraten nach drei und zwölf Monaten
Innerhalb der Experimentalgruppe waren beim Katamnesetermin nach drei Monaten 66,3 Prozent
abstinent im Vergleich zu nur 27,3 Prozent Abstinenten in der Kontrollgruppe. Zum Zeitpunkt
der Zwölf-Monats-Katamnese waren 48,1 Prozent der Teilnehmerinnen der Experimentalgruppe
und 22,6 Prozent der Probandinnen der Kontrollgruppe abstinent.
Die folgende Tabelle stellt dieses wichtige Ergebnis der Studie dar.
abstinent nicht abstinent
3 Monate 12 Monate 3 Monate 12 Monate
Experimentalgr.
n = 61
66,3 %
n = 37
48,1 %
n = 31
33,7 %
n = 40
51,9 %
Kontrollgr.
n = 9
27,3 %
n = 7
22,6 %
n = 24
72,7 %
n = 24
77,4 %
Gesamt
n = 70
56 %
n = 44
40,7 %
n = 55
44 %
n = 64
59,3 %
Tabelle 13: Abstinenzraten in der Experimental- und Kontrollgruppe bei der Drei- und Zwölf-Monats-Katamnese
Im Chi-Quadrat-Test erwies sich die Unterschiedlichkeit der Abstinenzraten zwischen Experimental-
und Kontrollgruppe bei der Drei-Monats-Katamnese als signifikant (chi² = 15,02 df = 1,
p = 0,000). In der Hypnosegruppe war zu diesem Zeitpunkt demnach der Anteil an Abstinenten
signifikant höher als in der Kontrollgruppe.
Für die Zwölf-Monats-Katamnese belegte der Chi-Quadrat-Test ebenfalls signifikante Unterschiede
der Raten von Experimental- und Kontrollgruppe: (chi² = 5,93 df = 1, p = 0,015): Auch
nach zwölf Monaten war in der Hypnosegruppe der Anteil an Abstinenten signifikant höher als
in der Kontrollgruppe.
171 KAPITEL 8 ERGEBNISSE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Die folgende Graphik veranschaulicht diese Ergebnisse:
Graphik 3: Abstinenzraten in der Experimental- und Kontrollgruppe bei der Drei- und Zwölf-Monats-Katamnese
Werden die Therapieabbrecher (Drop-outs) in die Berechnung mit einbezogen, und wird zudem
bei den Nichtabstinenten zwischen Personen, die das Rauchen nicht beendet haben und solchen,
die rückfällig geworden sind, unterschieden, so präsentieren sich die Ergebnisse von Experimental-
und Kontrollgruppe nach vier Wochen, nach drei und zwölf Monaten wie in Tabelle 14 zusammenfassend
dargestellt:
Status nach
Vier Wochen (t1) Drei Monaten (t2) Zwölf Monaten (t3)
ExGr KG ExGr KG ExGr KG
abstinent
n = 67
63,8 %
n = 11
25,6 %
n = 61
58,1 %
n = 9
20,9 %
n = 37
38,9 %
n = 7
16,3 %
rückfällig
n = 16
15,2 %
n = 8
18,6 %
n = 25
23,8 %
n = 12
27,9 %
n = 34
35,8 %
n = 14
32,6 %
nicht aufgehört
n = 6
5,7 %
n = 14
32,6 %
n = 6
5,7 %
n = 12
27,9 %
n = 6
6,3 %
n = 10
23,3 %
drop-out
n = 16
15,2 %
n = 10
23,3 %
n = 13
12,4 %
n = 10
23,3 %
n = 18
18,9 %
n = 12
27,9 %
Tabelle 14: Ergebnisse von Experimental- und Kontrollgruppe nach vier Wochen, drei und zwölf Monaten
66,3%
48,1%
27,3% 22,6%
0%
20%
40%
60%
80%
3 Monate 12 Monate
Anteil Abstinente
Experimentalgruppe
Kontrollgruppe
KAPITEL 8 ERGEBNISSE 172
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Die folgende Graphik veranschaulicht dieses Ergebnis:
Graphik 4: Ergebnisse von Experimental- und Kontrollgruppe nach vier Wochen, drei und zwölf Monaten
8. 2. 1. 2 Konsumhöhe
Tabelle 15 und Graphik 5 stellen die durchschnittliche Konsumhöhe von Experimental- und
Kontrollgruppe zu den drei Meßzeitpunkten (Behandlungsbeginn, nach drei und zwölf Monaten)
dar:
M s n
AV
ExGr KG ExGr KG ExGr KG
Konsumhöhe bei Beginn 28,04 27,50 14,23 13,30 46 22
Konsumhöhe nach 3 Monaten 5,09 18,00 8,93 14,41 46 22
Konsumhöhe n. 12 Monaten 11,37 20,91 12,67 16,02 46 22
Tabelle 15: Konsumhöhe von Experimental- und Kontrollgruppe bei Behandlungsbeginn, Drei- und Zwölf-
Monats-Katamnese
64%
26%
58%
21%
39%
16%
15%
19%
24%
28%
36%
33%
15% 23% 23% 19% 6% 6% 28%
33% 23%
6%
28%
12%
0%
25%
50%
75%
100%
ExGr KG ExGr KG ExGr KG
4 Wochen 3 Monate 12 Monate
abstinent rückfällig nicht aufgehört drop-out
173 KAPITEL 8 ERGEBNISSE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Graphik 5: Konsumhöhe von Experimental- und Kontrollgruppe bei Behandlungsbeginn, nach drei und zwölf
Monaten
Die Ergebnisse der zwei-faktoriellen Varianzanalyse für die abhängige Variable „Konsumhöhe"
mit dem Meßwiederholungsfaktor „Zeit" in den drei Stufen „Behandlungsbeginn", „Drei-
Monats-Katamnese" und „Zwölf-Monats-Katamnese" und den zwischen den Versuchspersonen
variierenden Faktoren „Experimental- und Kontrollgruppe" werden in der folgenden Tabelle
dargestellt:
Quelle df s² F p
Zeit 1,71 4871,6 44,64 0,000 ***
Gruppe 1 2381,21 7,45 0,008 **
Zeit * Gruppe 1,71 853,3 7,82 0,001 ***
Tabelle 16: Ergebnisse der ANOVA für die abhängige Variable „Konsumhöhe" mit dem Meßwiederholungsfaktor
„Zeit" und den zwischen den Versuchspersonen variierenden Faktoren „Experimental- und Kontrollgruppe".
Die Fehlervarianz beträgt 112,85.
Während bei Behandlungsbeginn Experimental- und Kontrollgruppenmitglieder nahezu gleich
viel rauchen, fällt die Konsumhöhe bei Klientinnen der Experimentalgruppe bis zur Drei-
Monats-Katmnese deutlicher ab und steigt anschließend bis zur Zwölf-Monats-Katmnese wieder
etwas mehr als bei der Kontrollgruppe an. Dabei zeigen sich sowohl für die beiden Haupteffekte
„Zeit" und „Gruppe" als auch für deren Wechselwirkung signifikante Ergebnisse: Die Konsumhöhe
von Experimental- und Kontrollgruppe entwickelt sich demnach über die Zeit hinweg signifikant
unterschiedlich.
28
5
11
27
18 20
0
10
20
30
Beginn 3 Monate 12 Monate
Konsumhöhe
Experimentalgruppe
Kontrollgruppe
KAPITEL 8 ERGEBNISSE 174
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Die Unterschiedlichkeit in der Konsumhöhe zwischen den beiden Gruppen erwies sich im t-Test
für unabhängige Stichproben zu Behandlungsbeginn als nicht signifikant, nach drei beziehungsweise
zwölf Monaten jedoch als signifikant(t = 0,74, df = 92, p = 0,462 für t1, t = -4,92, df = 78,
p = 0,000 für t2 und t = -2,71, df = 106, p = 0,008 für t3): In der Experimentalgruppe wurde
also zu den Meßzeitpunkten t2 und t3 signifikant weniger als in der Kontrollgruppe geraucht.
8. 2. 1. 3 Reduktion des Kohlenmonoxidwerts
Als im t-Test für unabhängige Stichproben nicht signifikant unterschiedlich zeigten sich die Reduktionsraten
der Kohlenmonoxidwerte von Experimental- versus Kontrollgruppe mit M =
23,93, s = 12,44 für Experimental- und M = 22,80, s = 15,22 für die Kontrollgruppe (t = 0,26, df
= 71, p = 0,759). Dieses zunächst überraschende Ergebnis wird allerdings dadurch verständlich,
dass in der Kontrollgruppe lediglich zehn Personen zur Katamnese (und damit zur Kohlenmonoxidmessung
kamen), während in der Experimentalgruppe bei 63 Probandinnen die Messung
durchgeführt werden konnte.
Außerdem besteht ein enger Zusammenhang zwischen Behandlungsabbruch und Konsumhöhe
zum Zeitpunkt der Katamnese: Der t-Test für unabhängige Stichproben ergab eine mittlere Konsumhöhe
von 2,24 Zigaretten (s = 5,73) für Personen, die alle Sitzungen einschließlich der Katamnese
besuchten, im Vergleich zu 7,08 Zigaretten (s = 10,10) bei Therapieabbrechern. Dies
entspricht einem signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen (t = -2,09, df = 48, p
= 0,041): Das Nichtzustandekommen signifikanter Unterschiede in den Kohlenmonoxidwerten
zwischen Experimental- und Kontrollgruppe - trotz belegter Differenzen im Zigarettenkonsum
- könnte also damit zusammenhängen, dass in beiden Fällen lediglich eine nach der Konsumhöhe
vorselegierte - und damit bezüglich der Kohlenmonoxidewerte homogene Gruppe - zum
Katamnesetermin erscheint.
8. 2. 1. 4 FTND-Werte
Die Reduktion der FTND-Werte zeigte sich signifikant unterschiedlich zwischen Experimentalund
Kontrollgruppe: Während sich der Wert der Experimentalgruppe von der Messung bei Behandlungsbeginn
zur Katamnesemessung im Mittel um 1,78 Punkte reduzierte (s = 1,54), waren
in der Kontrollgruppe lediglich 0,78 Punkte (s = 0,80). Dies entspricht im t-Test für unabhängige
Stichproben folgendem Ergebnis: t = 2,21, df = 31, p = 0,035: Die Experimentalgruppe reduzierte
ihre FTND-Werte also signifikant deutlicher.
175 KAPITEL 8 ERGEBNISSE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
8. 2. 2 Haupthypothese II: Einzel- versus Gruppenbehandlung
Die zugrunde gelegte Hypothese lautet:
Die Erfolgsrate der Gruppenbehandlung ist nicht signifikant geringer als die der Einzelbehandlung.
8. 2. 2. 1 Abstinenzraten nach drei und zwölf Monaten
Von den Klientinnen der Gruppenbehandlung waren beim Katamnesetermin nach drei Monaten
54,5 Prozent abstinent im Vergleich zu 59,5 Prozent Abstinenten in der Einzelbehandlung, während
bei der Zwölf-Monats-Katamnese von den in der Gruppe behandelten Personen 42,5 Prozent
und im Einzelsetting 35,7 Prozent abstinent waren. Die folgende Tabelle stellt diese Ergebnisse
dar.
abstinent nicht abstinent
3 Monate 12 Monate 3 Monate 12 Monate
Gruppenbeh.
n = 48
54,5 %
n = 34
42,5 %
n = 40
45,5 %
n = 46
57,5 %
Einzelbeh.
n = 22
59,9 %
n = 10
35,7 %
n = 15
40,5 %
n = 18
64,3 %
Gesamt
n = 70
56 %
n = 44
40,7 %
n = 55
44 %
n = 64
59,3 %
Tabelle 17: Abstinenzraten in der Gruppen- und Einzelbehandlung bei der Drei- und Zwölf-Monats-Katamnese
Im Chi-Quadrat-Test erwies sich die Unterschiedlichkeit der Abstinenzraten zwischen Gruppenund
Einzelbehandlung nach drei Monaten als nicht signifikant (chi² = 0,26, df = 1, p = 0,613).
Für die Zwölf-Monats-Katamnese ergab der durchgeführte Chi-Quadrat-Test folgende Werte:
chi² = 0,39, df = 1, p = 0,529. Auch bei der Zwölf-Monats-Katamnese ist also davon auszugehen,
dass die Abstinenzraten von Gruppen- versus Einzelbehandlung sich nicht signifikant unterscheiden.
Gemäß Erdfelder und Mausfeld (1996) kann demnach davon ausgegangen werden,
dass die Abstinenzraten von Gruppen- versus Einzelbehandlung sich nicht signifikant unterscheiden.
KAPITEL 8 ERGEBNISSE 176
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Die folgende Graphik veranschaulicht obige Ergebnisse:
Graphik 6: Abstinenzraten in der Gruppen- und Einzelbehandlung bei der Drei- und
Zwölf-Monats-Katamnese
Werden die Drop-outs in die Berechnung mit einbezogen und zudem bei den Nichtabstinenten
zwischen Personen, die das Rauchen nicht beendet haben und solchen, die rückfällig geworden
sind, unterschieden, so präsentieren sich die Ergebnisse von Gruppen- und Einzelbehandlung
nach vier Wochen, nach drei und zwölf Monaten wie in Tabelle 18 zusammenfassend dargestellt:
Status nach
Vier Wochen (t1) Drei Monaten (t2) Zwölf Monaten (t3)
Gruppe Einzel Gruppe Einzel Gruppe Einzel
abstinent
n = 53
51,5 %
n = 25
55,6 %
n = 48
46,6 %
n = 22
48,9 %
n = 34
33,0 %
n = 10
28,6 %
rückfällig
n = 15
14,6 %
n = 9
20,0 %
n = 26
25,2 %
n = 11
24,4 %
n = 35
34,0 %
n = 13
37,1 %
nicht aufgehört
n = 16
15,5 %
n = 4
8,9 %
n = 14
13,6 %
n = 4
8,9 %
n = 11
10,7 %
n = 5
14,3 %
drop-out
n = 19
18,4 %
n = 7
15,6 %
n = 15
14,6 %
n = 8
17,8 %
n = 23
22,3 %
n = 7
20,0 %
Tabelle 18: Ergebnisse von Gruppen- und Einzelbehandlung nach vier Wochen, drei und zwölf Monaten
54,5%
42,5%
59,9%
35,7%
0%
20%
40%
60%
3 Monate 12 Monate
Anteil Abstinente
Gruppenbehandlung
Einzelbehandlung
177 KAPITEL 8 ERGEBNISSE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Die folgende Graphik veranschaulicht dieses Ergebnis:
Graphik 7: Ergebnisse von Gruppen- und Einzelbehandlung nach vier Wochen, drei und zwölf Monaten
8. 2. 2. 2 Konsumhöhe
Die durchschnittliche tägliche Zigarettenkonsumhöhe bei Behandlungsbeginn war bei den Probandinnen
der Gruppen- versus der Einzelbehandlung nahezu gleich (27,88 versus 27,85 Zigaretten).
Die Werte reduzierten sich bis zur Katamnese nach drei Monaten auf 11,27 bei der
Gruppen- und 6,22 Zigaretten in der Einzelbehandlung. Nach zwölf Monaten wurden von in der
Gruppe behandelten Personen durchschnittlich 14,88 und von einzeln behandelten 13,81 Zigaretten
täglich konsumiert. Graphik 8 stellt die durchschnittliche Konsumhöhe der beiden Gruppen
zu den drei Meßzeitpunkten (Behandlungsbeginn, nach drei und zwölf Monaten) dar.
Graphik 8: Konsumhöhe von Gruppen- und Einzelbehandlung bei Behandlungsbeginn, nach drei und
zwölf Monaten
27
11
15
27
6
14
0
10
20
30
Beginn 3 Monate 12 Monate
Konsumhöhe
Gruppenbehandlung
Einzelbehandlung
52% 56% 47% 49%
33% 29%
15%
20%
25% 24%
34% 37%
16% 14%
18% 16% 15% 18% 22% 20%
9%
11% 14%
9%
0%
25%
50%
75%
100%
Gruppe Einzel Gruppe Einzel Gruppe Einzel
4 Wochen 3 Monate 12 Monate
abstinent rückfällig nicht aufgehört drop-out
KAPITEL 8 ERGEBNISSE 178
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Um eine mögliche Unterschiedlichkeit in der Konsumhöhe zwischen Gruppen- und Eizelbehandlung
zu belegen, wurde eine zwei-faktorielle Varianzanalyse für die abhängige Variable
„Konsumhöhe" mit dem Meßwiederholungsfaktor „Zeit" in den drei Stufen „Behandlungsbeginn",
„Drei-Monats-Katamnese" und „Zwölf-Monats-Katamnese" und den zwischen den Versuchspersonen
variierenden Faktoren „Gruppen- und Einzelbehandlung" gerechnet. Die Ergebnisse
werden in der folgenden Tabelle dargestellt:
Quelle df s² F p
Zeit 1,65 7612,68 61,31 0,000 ***
Gruppe 1 204,27 0,58 0,449
Zeit * Gruppe 1,65 138,34 1,11 0,323
Tabelle 19: Ergebnisse der ANOVA für die abhängige Variable „Konsumhöhe" mit dem Meßwiederholungsfaktor
„Zeit" und den zwischen den Versuchspersonen variierenden Faktoren „Gruppen- und Einzelbehandlung". Die
Fehlervarianz beträgt 109,08.
Während bei Behandlungsbeginn von in der Gruppe und einzeln behandelten Klientinnen nahezu
gleich viel geraucht wird, fällt die Konsumhöhe bei Klientinnen des Einzelsettings bis zur
Drei-Monats-Katamnese etwas steiler ab, steigt aber anschließend bis zur Zwölf-Monats-
Katamnese auf beinahe dasselbe Niveau wie bei den Klientinnen der Gruppenbehandlung an.
Dabei zeigt sich für den Haupteffekt „Zeit" ein signifikantes Ergebniss, nicht jedoch für den
Haupteffekt „Gruppe" oder die Wechselwirkung.
Die Unterschiedlichkeit in der Konsumhöhe zwischen den beiden Gruppen erwies sich im t-Test
für unabhängige Stichproben zu allen drei Meßzeitpunkten als nicht signifikant, wobei bei der
Drei-Monats-Katamnese beinahe ein signifikanter Wert erreicht wird. Das Einzelsetting scheint
also zunächst eine etwas höhere Wirksamkeit zu haben, zwölf Monate nach der Behandlung ist
dieser Effekt jedoch nicht mehr nachzuweisen. Siehe dazu die folgende Tabelle:
M s t df p
AV
Gruppe Einzel Gruppe Einzel
Konsumhöhe bei Beginn 27,86 28,21 12,44 14,85 -0,12 92 0,902
Konsumhöhe nach 3 Monaten 11,67 6,46 13,25 9,95 1,95 78 0,053
Konsumhöhe n. 12 Monaten 12,29 14,04 14,04 13,26 -0,58 106 0,567
Tabelle 20: Ergebnisse der t-Tests zum Vergleich der Konsumhöhe von Gruppen- und Einzelbehandlung bei
Behandlungsbeginn, nach drei und zwölf Monaten
179 KAPITEL 8 ERGEBNISSE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
8. 2. 2. 3 Reduktion des Kohlenmonoxidwerts
Bezüglich der Reduktion des Kohlenmonoxidwerts zeigten sich keine signifikanten Unterschiede
zwischen Gruppen- und Einzelbehandlung (M = 23,10, s = 11,97 beziehungsweise M = 25,16, s
= 14,37): t = -0,64, df = 71, p = 0,52). Allerdings sind auch diese Ergebnisse, wie unter 8. 2. 1. 3
bereits dargelegt, kaum interpretierbar.
8. 2. 2. 4 FTND-Werte
Die Reduktion der FTND-Werte war zwischen Gruppen- und Einzelbehandlung nicht signifikant
unterschiedlich: Der Wert der in der Gruppe Behandelten reduzierte sich von der Messung
bei Behandlungsbeginn bis zur Katamnese im Mittel um 1,05 Punkte (s = 0,97), im Einzelsetting
waren es 1,78 Punkte (s = 1,71). Dies entspricht im t-Test für unabhängige Stichproben folgendem
Ergebnis: t = -1,55, df = 31, p = 0,129.
8. 2. 3 Suggestibilität
Die zugrunde gelegten Hypothesen lauten:
und HGSHS (zur Beschreibung der Meßinstrumente siehe 7. 4) ist signifikant höher als die
der nicht Abstinenten.
zum Gespräch mit den Therapeutinnen oder innerhalb der Gruppe als wesentlicher gegenüber
Klientinnen mit geringen Werten.
Die Mittelwerte der Zigarettenreduktion in Abhängigkeit von der Suggestibilität (hier und im
folgenden mit Mediansplit gerechnet) stellten sich wie folgt dar: Die überdurchschnittlich suggestiblen
Personen reduzierten ihren Konsum um durchschnittlich 26,60 Zigaretten (s = 12,97),
während die unterdurchschnittlich Suggestiblen nur um 9,43 Zigaretten (s = 12,66) täglich reduzierten.
Ein t-Test für unabhängige Stichproben zeigte, dass damit die überdurchschnittlich suggestiblen
Klientinnen im Vergleich zu den unterdurchschnittlich Suggestiblen ihren Konsum signifikant
deutlicher reduzierten (t = 5,90, df = 74, p = 0,000).
Ebenso zeigten sich signifikante Unterschiede im t-Test für unabhängige Stichproben bezüglich
den Einschätzungen der Klientinnen der von ihnen erreichten Trancetiefe zwischen über- und
KAPITEL 8 ERGEBNISSE 180
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
unterdurchschnittlich suggestiblen Personen (t = 2,46, df = 45, p = 0,018): Die Suggestibleren
schätzten ihre Trance als tiefer ein (M = 6,76, s = 1,78) als die weniger suggestiblen (M = 5,21, s
= 2,50).
Keine signifikanten Unterschiede ergaben sich für die Einschätzung der Hypnose in Relation
zum Gespräch mit den Therapeutinnen oder innerhalb der Gruppe in Abhängigkeit von der Höhe
der Suggestibilität der Probandinnen: Über- und unterdurchschnittlich Suggestible schätzten
die Wirksamkeit der Hypnose nahezu gleich ein (M = 3,03, s = 0,94 beziehungsweise M = 3,29, s
= 1,27). Der t-Test für unabhängige Stichproben erbrachte Werte von t = -0,73, df = 41, p =
0,469).
8. 2. 4 Abstinenztage
Die zugrunde gelegte Hypothese lautet:
Klientinnen, die während der Abstinenztage nicht geraucht haben, sind erfolgreicher als solche,
die während der Abstinenztage rauchten.
76,7 Prozent der bei der Katamnese Abstinenten hatten die beiden Abstinenztage vor Behandlungsbeginn
durchgehalten, ohne zu rauchen, im Vergleich zu nur 26,3 Prozent Abstinenten in
der Gruppe derer, die die Abstinenzzeit vor Behandlungsbeginn nicht einhielten. Tabelle 21 stellt
diesen Zusammenhang dar.
abstinent nicht abstinent
Abstinenztage eingehalten n = 56 (76,7 %) n = 17 (23,3 %)
Abstinzenztage nicht eingeh. n = 5 (26,3 %) n = 14 (73,7 %)
Gesamt n = 61 (66,3 %) n = 31 (33,7 %)
Tabelle 21: Einhaltung der Abstinenztage vor Behandlungsbeginn und spätere Abstinenz
Der Chi-Quadrat-Test ergab einen signifikanten Unterschied der Abstinenzraten zum Katamnesezeitpunkt
zwischen denjenigen, die die Abstinenzzeit zu Beginn eingehalten hatten, und solchen
Teilnehmerinnen, bei denen das nicht der Fall gewesen war (chi² = 17,13, df = 1, p =
0,000).
181 KAPITEL 8 ERGEBNISSE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
8. 2. 5 Nikotinpflaster
Die zugrunde gelegten Hypothesen lauten:
Experimentalgruppe, die zusätzlich Pflaster verwendeten), ist erfolgreicher als eine Behandlung
ohne Hypnose, aber mit Nikotinpflaster (Kontrollgruppe) oder eine solche mit Hypnose,
aber ohne Nikotinpflaster (Klientinnen der Experimentalgruppe, die kein Pflaster verwendeten).
Um eine mögliche Unterschiedlichkeit in der Konsumhöhe zwischen Personen in der Hypnosegruppe,
die Nikotinpflaster verwendeten, solchen, die die Hypnosebehandlung durchliefen, ohne
Pflaster zu benutzen und den Klientinnen der Kontrollgruppe, die Nikotinpflaster, aber keine
Hypnose bekamen, zu belegen, wurde eine 2-faktorielle Varianzanalyse für die abhängige Variable
„Konsumhöhe" mit dem Meßwiederholungsfaktor „Zeit" in den drei Stufen „Behandlungsbeginn",
„Drei-Monats-Katamnese" und „Zwölf-Monats-Katamnese" und den zwischen den Versuchspersonen
variierenden Faktoren „Hypnose und Pflaster", „Hypnose ohne Pflaster" und „nur
Pflaster" (Kontrollgruppenbehandlung) gerechnet; siehe dazu die folgenden Tabellen.
M s
AV
Hyp & Pfl Hypnose Pflaster Hyp & Pfl Hypnose Pflaster
Konsum Beginn 28,05 28,00 27,50 14,85 8,37 13,30
nach 3 Monaten 4,98 6,00 18,00 8,46 13,42 14,41
nach 12 Monaten 12,02 6,00 20,91 12,59 13,42 16,02
Tabelle 22: Konsumhöhe von Hypnosebehandelten, die Pflaster verwenden, Hypnosebehandelten, die keine
Pflaster verwenden und Probandinnen der Kontrollgruppe (nur Pflaster) bei Behandlungsbeginn, Drei- und Zwölf-
Monats-Katamnese. Die Versuchspersonenanzahlen betragen jeweils n = 41 für die Hypnose & Pflasterbedingung,
n = 5 für die Nur-Hypnosebedingung und n = 22 für die Nur-Pflasterbedingung
Quelle df s² F p
Zeit 1,69 3684,59 33,39 0,000 ***
Gruppe 2 1209,54 3,73 0,029 *
Zeit * Gruppe 3,39 467,22 4,23 0,005 **
Tabelle 23: Ergebnisse der ANOVA für die abhängige Variable „Konsumhöhe" mit dem Meßwiederholungsfaktor
„Zeit" und dem zwischen dem Versuchspersonen variierenden Faktor „Behandlungsart in Verbindung mit der
Pflasterverwendung". Die Fehlervarianz beträgt 65.
KAPITEL 8 ERGEBNISSE 182
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Die varianzanalytische Auswertung belegte signifikante Ergebnisse sowohl für die beiden Haupteffekte
„Zeit" und „Gruppe" als auch für deren Wechselwirkung. Die folgende Graphik veranschaulicht
die Ergebnisse: Die Konsumhöhe sinkt in der Hypnosebehandlung sowohl mit als
auch ohne Pflaster bis zur Drei-Monats-Katamnese etwa gleich stark ab, während in der Kontrollgruppe
deutlich weniger reduziert wird. Bis zur Zwölf-Monats-Katamnese steigt der Konsum
in der Gruppe, die Hypnose in Verbindung mit Pflastern bekam, jedoch wieder an, während er in
der Nur-Hypnosbedingung konstant bleibt.
Graphik 9: Konsumhöhe und Pflasterverwendung
Weiter wurde ein t-Test für unabhängige Stichproben für die beiden Gruppen Hypnose mit und
Hypnose ohne Pflaster und die abhängige Variable Konsumhöhe gerechnet. Die Ergebnisse sprachen
nicht für signifikante positive Effekte der Pflasterverwendung, zeigten sich dabei jedoch
teilweise inkonsistent mit denen der Varianzananalyse, was vor allem mit den stark unterschiedlichen
Konsummittelwerten zum Zeitpunkt der Zwölf-Monats-Katamnese zusammenhängen
dürfte. Siehe dazu die folgende Tabelle:
M s t df p
AV
Pflast. Kein Pf. Pflast. Kein Pf.
Konsumhöhe bei Beginn 29,1 25,2 14,7 8,3 0,68 61 0,498
Konsumhöhe nach 3 Monaten 5,5 5,0 8,6 12,2 0,12 54 0,898
Konsumhöhe n. 12 Monaten 10,7 9,7 12,3 14,1 0,30 75 0,760
Tabelle 24: Ergebnisse der t-Tests zum Vergleich der Konsumhöhe von Pflasterverwendern und Nichtverwendern
innerhalb der Hypnosegruppe bei Behandlungsbeginn, nach drei und zwölf Monaten
28
5
12
28
6 6
18
21
28
0
10
20
30
Beginn 3 Monate 12 Monate
Konsumhöhe
Hypnose und Pflaster
Nur Hypnose
Nur Pflaster
183 KAPITEL 8 ERGEBNISSE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Wie die Differenz in der Konsumhöhe zwischen Personen der Hypnosebehandlung mit beziehungsweise
ohne Pflasterverwendung bei der Zwölf-Monats-Katamnese einzuschätzen ist, läßt
sich anhand des vorhandenen Datenmaterials nicht abschließend beurteilen.
Um den zweiten Teil der Hypothese, der sich auf den unterschiedlich hohen Nutzen bezieht, den
gemäß FTND körperlich versus psychisch abhängige Raucherinnen von der Pflasterverwendung
haben, zu überprüfen, war die Berechnung von zwei Varianzanalysen vorgesehen: In die erste
sollten nur die Pflasterverwender eingehen, in die zweite nur Personen, die keine Pflaster verwendeten.
Ein Vergleich der Ergebnisse hätte Aufschluß über einen möglichen höheren Nutzen
des Pflasters für körperlich abhängige Raucherinnen erbringen können. Aufgrund der zu geringen
Fallzahlen für die zweite Berechnung konnte die Varianzanalyse jedoch nur für die Gruppe der
Pflasterverwender durchgeführt werden; die Daten der Personen, die keine Pflaster verwendeten,
werden daher nur deskriptiv dargestellt. Bei der durchgeführten Berechnung handelt es sich um
eine 2-faktorielle Varianzanalyse für die abhängige Variable „Konsumhöhe" mit dem Meßwiederholungsfaktor
„Zeit" in den drei Stufen „Behandlungsbeginn", „Drei-Monats-Katamnese"
und „Zwölf-Monats-Katamnese" und den zwischen den Versuchspersonen variierenden Faktoren
„körperliche versus psychische Abhängigkeit". Die Ergebnisse werden in den folgenden Tabellen
dargestellt:
M s
AV
Körperlich abh. Psychisch abh. Körperlich abh. Psychisch abh.
Konsum Beginn 33,00 18,38 15,55 5,74
nach 3 Monaten 12,14 5,38 14,25 8,53
nach 12 Monaten 18,33 6,54 16,22 8,26
Tabelle 25: Pflasterverwender: Konsumhöhe von körperlich versus psychisch Abhängigen bei Behandlungsbeginn,
Drei- und Zwölf-Monats-Katamnese. Die Versuchspersonenanzahlen betragen n = 36 für die körperlich Abhängigen
und n = 13 für die psychisch Abhängigen.
Quelle df s² F p
Zeit 1,68 3602,10 26,43 0,000 ***
Abhängigkeit 1 3501,67 10,22 0,002 **
Zeit * Abhängigkeit 1,68 180,07 1,32 0,270
Tabelle 26: Pflasterverwender: Ergebnisse der ANOVA für die abhängige Variable „Konsumhöhe" mit dem
Meßwiederholungsfaktor „Zeit" und dem zwischen dem Versuchspersonen variierenden Faktor „Art der Abhängigkeit".
Die Fehlervarianz beträgt 79.
KAPITEL 8 ERGEBNISSE 184
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Die varianzanalytische Auswertung belegte signifikante Ergebnisse für die beiden Haupteffekte
„Zeit" und „Abhängigkeit", nicht jedoch für deren Wechselwirkung. Die folgende Graphik veranschaulicht
die Ergebnisse: Die Konsumhöhe ist bei den körperlich Abhängigen von Beginn an
höher als bei den psychisch Abhängigen, sinkt bis zur zur Drei-Monats-Katamnese steiler ab und
steigt danach wieder etwas deutlicher an als bei den psychisch Abhängigen.
Graphik 10: Pflasterverwender: Konsumhöhe und Art der Abhängigkeit
Im folgenden werden die Daten der Klientinnen, die kein Pflaster verwendeten, tabellarisch und
graphisch dargestellt:
M
AV
Körperlich abhängig Psychisch abhängig
Konsum Beginn 33,33 20,00
nach 3 Monaten 10,00 0,00
nach 12 Monaten 10,00 0,00
Tabelle 27: Klientinnen ohne Pflaster: Konsumhöhe von körperlich versus psychisch Abhängigen bei Behandlungsbeginn,
Drei- und Zwölf-Monats-Katamnese. Die Versuchspersonenanzahlen betragen n = 3 für die körperlich
Abhängigen und n = 1 für die psychisch Abhängigen.
33
12
18 18
5 7
0
10
20
30
40
Beginn 3 Monate 12 Monate
Konsumhöhe
Körperlich abhängig
Psychisch abhängig
185 KAPITEL 8 ERGEBNISSE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Graphik 11: Klientinnen ohne Pflaster: Konsumhöhe und Art der Abhängigkeit
Die rein deskriptive Durchsicht der Daten spricht für folgende, der Hypothese konträre Vermutung:
Körperlich abhängige Raucherinnen, die Nikotinpflaster verwenden, profitieren nicht mehr
davon als psychisch Abhängige. Eine endgültige Aussage läßt sich jedoch wegen der fehlenden
Berechnungen aufgrund der zu geringen Fallzahlen bei den Klientinnen, die kein Pflaster verwendeten,
nicht machen.
8. 2. 6 Vermutete / tatsächliche schwierige Situationen
Die zugrunde gelegte Hypothese lautet:
Die Klientinnen sagen Situationen, in denen es ihnen schwer fallen wird, nicht zu rauchen und sie
leicht rückfällig werden könnten, in der Mehrzahl der Fälle nicht korrekt voraus.
Weder die Korrelationen zwischen dem Ausmaß der Zuversichtlichkeit, in einer bestimmten Situation
abstinent zu bleiben und der tatsächlichen Rückfallsituation, noch der Chi-Quadrat-Test
zum Vergleich der Situationen, in denen viel geraucht worden war mit den Bedingungen, unter
denen der Rückfall tatsächlich statt fand, ergaben signifikante Ergebnisse: Der Vorhersagewert
der als schwierig eingeschätzten Situationen oder der Situationen, in denen viel geraucht wurde
auf den tatsächlichen Rückfall scheint also gering zu sein. Wegen des großen Umfangs und der
weniger hohen Relevanz wird auf eine ausführliche Darstellung aller Werte der entsprechenden
Tests an dieser Stelle verzichtet. Eine deskriptive Darstellung findet sich auf den nächsten Seiten:
33
10 10
20
0 0
0
10
20
30
40
Beginn 3 Monate 12 Monate
Konsumhöhe
Körperlich abhängig
Psychisch abhängig
KAPITEL 8 ERGEBNISSE 186
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Situation (Mehrfachnennung möglich)
Tatsächlich
häufig geraucht
Als kritisch eingeschätzt
Rückfällig geworden
Stress 36 (21,05 %) 52 (15,29 %) 8 (27,59 %)
Bei Alkohol, in Gesellschaft 33 (19,30 %) 26 (7,65 %) 2 (6,90 %)
Langeweile, Warten, Pausen 24 (14,04 %) * 0
Anspannung, Nervosität, Angst 18 (10,53 %) 47 (13,82 %) 0
Konzentration und Kreativität 17 (9,94 %) 17 (5,00 %) 0
Entspannung, Feierabend 10 (5,85 %) 36 (10,59 %) 2 (6,90 %)
Emotionale Anspannung 9 (5,26 %) * 0
Wut, Ärger, Streit 8 (4,68 %) 47 (13,82 %) 6 (20,69 %)
Lange nicht geraucht 5 (2,92 %) 48 (14,12 %) 7 (24,14 %)
Zum Kaffee, nach dem Essen 5 (2,92 %) * 0
Depression, Traurigkeit 3 (1,75 %) 27 (7,94 %) 4 (13,79 %)
Morgens 2 (1,17 %) 40 (11,76 %) 0
Bei Müdigkeit 1 (0,58 %) * 0
Verstopfung, Gewichtsprobl. * * 3 (10,34 %)
Genuss * * 1 (3,45 %)
Feiheit, tun was man will * * 2 (6,90 %)
Bei Hunger * 16 (4,71 %) 0
Wenn Partner raucht * 37 (10,88 %) 0
Tabelle 28: Situationen, in denen viel geraucht wurde, als kritisch eingeschätzte Situationen und tatsächlich erfolgter
Rückfall. Ein Stern bedeutet, dass der entsprechende Wert nicht erhoben wurde.
187 KAPITEL 8 ERGEBNISSE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Graphik 12: Situationen, in denen viel geraucht wurde, als kritisch eingeschätzte Situationen und tatsächlich erfolgter
Rückfall
8. 2. 7 Rauchverhalten
Die zugrunde gelegten Hypothesen lauten:
rauchen bereits länger und haben mehr erfolglose Aufhörversuche hinter sich als die
Abstinenten.
7. 4) stellen einen Prädiktor für die zu erwartende Abstinenz dar; je höher diese sind, desto
weniger erfolgreich ist die Klientin.
Das mittlere Einstiegsalter der Teilnehmenden betrug 17 Jahre, bei einer Spanne von elf bis 30
Jahren. Am häufigsten (22,7 Prozent) wurde mit 16 Jahren begonnen zu rauchen. Die folgende
Tabelle stellt die Altersverteilung beim Beginn des Rauchens zusammenfassend dar.
0%
10%
20%
30%
Stress
mit Alkohol, in Gesellschaft
Langeweile, Warten, Pausen
Anspan., Nervosität, Angst
Konzentration, Kreativität
Entspannung, Feierabend
emotionale Anspannung
Wut, Ärger, Streit
lange nicht geraucht
zum Kaffee, nach dem Essen
Depression, Traurigkeit
morgens
bei Müdigkeit
Verstopf., Gewichtsprobleme
Genuss
Freiheit, tun was man will
bei Hunger
wenn Partner raucht
Anteil Nennungen
viel geraucht
vermutet schwierig
rückfällig geworden
KAPITEL 8 ERGEBNISSE 188
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Einstiegsalter beim Rauchen
11 - 15 Jahre 16 - 20 Jahre 21- 25 Jahre 26 - 30 Jahre
n = 48
32,6 %
n = 83
56,4 %
n = 12
8,2 %
n = 4
2,8 %
Tabelle 29: Einstiegsalter beim Rauchen
Die mittlere Dauer der mit Rauchen verbrachten Jahre betrug (bei einer Spanne von drei bis 55)
27,12 Jahre (siehe die folgende Tabelle).
Rauchdauer
1 - 5 Jahre n = 1 0,7 %
6 - 10 Jahre n = 3 2,1 %
11 - 15 Jahre n = 11 7,6 %
16 - 20 Jahre n = 28 18,7 %
21 - 25 Jahre n = 28 18,7 %
26 - 30 Jahre n = 28 18,7 %
31 - 35 Jahre n = 19 12,7 %
36 - 40 Jahre n = 23 15,4 %
41 - 45 Jahre n = 3 2 %
46 - 50 Jahre n = 4 2,7 %
51 - 55 Jahre n = 1 0,7 %
Tabelle 30: Rauchdauer
89 Prozent der Klientinnen hatten schon mindestens einen Abstinenzversuch hinter sich. Die
Anzahl der Aufhörversuche stellt die folgende Tabelle dar:
Anzahl der Aufhörversuche
0 1 - 5 6 - 10 11 - 15 16 - 20
n = 16
11 %
n = 112
77,3 %
n = 11
7,5 %
n = 2
1,4 %
n = 4
2,8 %
Tabelle 31: Anzahl der Aufhörversuche
189 KAPITEL 8 ERGEBNISSE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Die Reduktionsmittelwerte von Personen, die schon Aufhörversuche hinter sich hatten und solchen,
die noch nie versucht hatten, aufzuhören, unterschieden sich im t-Test für unabhängige
Stichproben signifikant (t = 2,16, df = 78, p = 0,033): Wer früher bereits versucht hatte, das Rauchen
zu beenden, reduzierte im Mittel um 19,76 Zigaretten (s = 15,22) im Vergleich zu nur 7,75
Zigaretten Reduktion bei denen, bedie erstmals eine Entwöhnungsversuch versuchten (s =
10,71).
Keine signifikanten Ergebnisse hingegen erbrachten die t-Tests für unabhängige Stichproben
beim Vergleich von Einstiegsalter, Anzahl der als Raucherin verbrachten Jahre und der bisherigen
Aufhörversuche zwischen bei der Katamnese abstinenten und nicht abstinenten Personen. Siehe
dazu auch die folgende Tabelle:
M s t df p
AV
abst. n. abs. abst. n. abs.
Einstiegsalter 17,07 17,13 3,11 3,36 0,09 122 0,925
Rauchdauer 27,90 25,44 9,29 8,89 1,50 123 0,136
Anzahl der Aufhörversuche 3,51 3,48 3,39 4,77 0,04 120 0,964
Tabelle 32: Ergebnisse der t-Tests zum Vergleich von Einstiegsalter, Rauchdauer und Anzahl bisheriger Aufhörversuche
von bei der Katamnese Abstinenen und nicht Abstinenten
Gemäß dem FTND waren zu Behandlungsbeginn:
19 Prozent psychisch-, aber nicht nikotinabhängig (Score 0 - 2)
21 Prozent nicht zuzuordnen (Score 3 - 4)
60 Prozent nikotinabhängig (Score 5 - 10)
Da die Erhebung der Konsumhöhe einen Teil des FTND darstellt, konnte hier keine Berechnung
anhand der Reduktionsraten durchgeführt werden; deshalb wurde das Kriterium der Abstinenz
angewendet. Von den körperlich Abhängigen waren bei der Katamnese 51,3 Prozent abstinent
im Vergleich zu 59,1 Prozent der psychisch abhängigen Probandinnen. Die Verteilung der Abstinenz
in Relation zur Art der Abhängigkeit stellt die folgende Tabelle dar:
KAPITEL 8 ERGEBNISSE 190
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
abstinent nicht abstinent
Körperlich Abhängig n = 39 (51,3 %) n = 37 (48,7 %)
Psychisch Abhängig n = 13 (59,1 %) n = 9 (40,9 %)
Gesamt n = 52 (53,1 %) n = 46 (46,9 %)
Tabelle 33: Art der Abhängigkeit und Abstinenz
Der durchgeführte Chi-Quadrat-Test zeigte, dass es keine signifikanten Unterschiede in den Abstinenzraten
der körperlich versus der psychisch Abhängigen gab (chi² = 0,41, df = 1, p = 0,52).
Die zu Behandlungsbeginn bei durchschnittlich 28 Zigaretten pro Tag liegende Konsumhöhe ist
in der folgenden Tabelle im einzelnen dargestellt:
Konsumhöhe
1 - 10 n = 4 4,2 %
11 - 20 n = 40 42,6 %
21 - 30 n = 26 27,7 %
31 - 40 n = 12 12,8 %
41 - 50 n = 7 7,4 %
51 - 60 n = 4 4,2 %
61 - 70 n = 0 0 %
71 - 80 n = 1 1,1 %
Tabelle 34: Konsumhöhe zu Behandlungsbeginn
Bezüglich der Konsumhöhe zu Behandlungsbeginn zeigten sich im t-Test für unabhängige Stichproben
keine Unterschiede zwischen bei der Katamnese abstinenten und nicht abstinenten Klientinnen
(t = -0,85, df = 77, p = 0,398): Die später Abstinenten rauchten vor der Therapie
durchschnittlich 26,61 Zigaretten täglich (s = 12,98); während diejenigen, die bei der Katamnese
noch oder wieder rauchten, zu Beginn im Mittel 29,21 Zigaretten täglich konsumiert hatten (s =
14,22).
191 KAPITEL 8 ERGEBNISSE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
8. 2. 8 Demographische Variablen
Die zugrunde gelegten Hypothesen lauten:
Im Kapitel 7. 2. 3 wurde die Stichprobe bereits unter demographischen Gesichtspunkten beschrieben.
Im Chi-Quadrat-Test zeigte sich für keine der untersuchten demographischen Variablen
ein Zusammenhang mit der Abstinenz zum Katamnesezeitraum. Untersucht wurden dabei
die Variablen Geschlecht, Alter, Familienstand, Schulabschluß, Berufsausbildung und Erwerbstätigkeit.
Da die Signifikanz-Werte dabei durchgängig größer als 0,2 waren, kann davon ausgegangen werden,
dass das Programm unabhängig von allen untersuchten demographischen Variablen gleich
erfolgreich angewendet werden kann.
Auf eine ausführliche Darstellung aller Werte und Tabellen wird an dieser Stelle aus Platzgründen
verzichtet.
8. 2. 9 Psychische Symptombelastung, Ärger und Depression
Die zugrunde gelegten Hypothesen lauten:
7. 4) sind Prädiktoren für weniger Erfolg: Bei der Katamnese nicht abstinente Teilnehmerinnen
haben daher zu Behandlungsbeginn höhere Werte als Abstinente.
SCL-90-R.
Symptom-Checkliste von Derogatis: SCL-90-R
Im t-Test für unabhängige Stichproben zur Erhebung möglicher Unterschiede im SCL-90-R zwischen
bei der Katamnese Abstinenten versus nicht Abstinenten zeigten sich folgende signifikante
Ergebnisse: Bei der Katamnese abstinente Teilnehmerinnen hatten im Vergleich zu den nicht
abstinenten bei Behandlungsbeginn signifikant geringere t-Werte in den Skalen Depression,
Ängstlichkeit und der globalen psychischen Belastung, außerdem einen signifikant geringeren
Roh-Wert in der Skala für phobische Angst. Siehe dazu die folgende Tabelle:
KAPITEL 8 ERGEBNISSE 192
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
M s t df p
AV
abst. n. abs. abst. n. abs.
Depression 54,60 59,29 12,15 13,01 -2,02 117 0,045 *
Ängstlichkeit 52,25 57,90 10,65 11,96 -2,71 117 0,008 **
phobische Angst 0,15 0,29 0,21 0,46 -2,28 117 0,024 *
globale psych. Belastung 53,49 59,06 12,65 13,77 -2,28 117 0,024 *
Tabelle 35: Ergebnisse der t-Tests zum Vergleich der SCL-90-R-Werte von bei der Katamnese Abstinenen und
nicht Abstinenten
Im t-Test für eine Stichprobe zum Vergleich mit der Eichstichprobe des SCL-90-R ergaben sich
keine signifikanten Unterschiede.
State-Trait-Ärgerausdrucks-Inventar: STAXI
Bezüglich des Vergleichs der STAXI-Werte zwischen Abstinenten und nicht Abstinenten belegte
der t-Test für unabhängige Stichproben signifikant geringere Wert der Abstinenten in der Ärger-
Dispositions-Skala bei Messung bei Behandlungsbeginn und bei der Katamnese. Die Abstinenten
erfuhren demnach weniger Ärger und fühlten sich seltener ungerecht behandelt oder Frustrationen
ausgesetzt. Weiter unterschieden sich die Mittelwerte bezüglich der Ärger-Reaktions-Skala,
einer Unterskala der oben erwähnten Ärger-Dispositionsskala, jedoch nur bei der Katamnesemessung:
Zum ersten Meßzeitpunkt zeigte sich hier noch kein signifikanter Unterschied. Bei der
Katamnese waren die Abstinenten signifikant weniger empfindlich gegenüber Kritik, wahrgenommener
Abwertung und negativer Bewertung durch andere, während sie sich bei Behandlungsbeginn
von den später nicht Abstinenten diesbezüglich noch nicht signifikant unterschieden.
Siehe dazu auch die folgende Tabelle und Graphik 13:
M s t df p
AV
abst. n. abs. abst. n. abs.
Ärger-Disposition Behandlungsbeginn
17,95 20,35 4,44 4,91 -2,26 76 0,026 *
Ärger-Disposition
Katamnese
16,97 19,67 4,63 5,48 -2,12 62 0,037 *
Ärger-Reaktion Behandlungsbeginn
9,98 11,05 3,76 3,64 -1,28 76 0,203
Ärger-Reaktion Katamnese
8,89 10,74 2,70 3,12 -2,53 62 0,014 *
Tabelle 36: Ergebnisse der t-Tests zum Vergleich der STAXI-Werte von bei der Katamnese Abstinenen und nicht
Abstinenten
193 KAPITEL 8 ERGEBNISSE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Graphik 13: Werte im STAXI und Abstinenz
Hier ergaben sich außerdem bei den Abstinenten signifikante Unterschiede im t-Test für abhängige
Stichproben bezüglich der Mittelwerte der Ärger-Zustands-Skala der Messung bei Behandlungsbeginn
im Vergleich zur Katamnesemessung: Zum Meßzeitpunkt zwei (M = 13,76, s =
5,07) erlebten die Abstinenten signifikant intensivere Ärgergefühle als zum Meßzeitpunkt eins (M
= 11,70, s = 3,33), während dies bei den nicht abstinenten nicht der Fall war (M = 13,37, s =
3,99 für t2 und M = 12,04, s = 2,60 für t1). Der t-Test erbrachte für die Gruppe der Abstinenten
einen Wert von t = -2,376 mit df = 36 und p = 0,023.
Im t-Test für eine Stichprobe zum Vergleich mit der Eichstichprobe des STAXIs ergaben sich
folgende Ergebnisse (aus Platzgründen werden nur die signifikanten Werte dargestellt): Zum
Meßzeitpunkt bei Behandlungsbeginn hatten die hier behandelten Personen, und zwar insbesonders
die später nicht Abstinenten sowie Frauen, signifikant höhere Mittelwerte in der Ärger-
Reaktions-Skala als die Eichstichprobe. Die Probandinnen waren also gegenüber Kritik, wahrgenommener
Ablehnung und negativer Bewertung durch andere besonders empfindlich und erlebten
unter solchen Umständen intensive Ärgergefühle.
Gleichzeitig hatten die Klientinnen signifikant höhere Werte als die Eichstichprobe in der Ärgerkontroll-
Skala, hier waren insbesonders Männer und die später Abstinenten betroffen. Dieser
Personenkreis wendete demnach viel Energie zur Steuerung und Kontrolle von Emotionen in
ärgerprovozierenden Situationen auf.
Die entsprechenden Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle und Graphik 14 dargestellt:
18 17
10 9
20 20
11 11
0
5
10
15
20
25
Beginn Katamnese Beginn Katamnese
Ärger Disposition Ärger Reaktion
Mittelwerte
Abstinent
Nicht Abstinent
KAPITEL 8 ERGEBNISSE 194
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
AV Test-
Wert
M s t df p
Ärger-Reaktion für alle 18,10 19,17 4,75 2,17 92 0,032 *
Ärger-Reaktion nur für Frauen 18,01 20,33 4,86 3,20 44 0,003 **
Ärger-Reaktion nur für nicht Abstinente 18,10 20,35 4,91 2,791 36 0,008 **
Ärger-Kontrolle für alle 22,40 23,30 3,98 2,18 92 0,032 *
Ärger-Kontrolle nur für Männer 22,94 24,63 3,66 3,19 47 0,003 **
Ärger-Kontrolle nur für Abstinente 22,4 23,83 3,22 2,84 40 0,007 **
Tabelle 37: Ergebnisse der t-Tests zum Vergleich der Klientinnenmittelwerte mit der Eichstichprobe bei Behandlungsbeginn
Graphik 14: Werte im STAXI im Vergleich mit der Eichstichprobe bei Behandlungsbeginn
Bei der Katamnesemessung hatten sich die oben beschriebenen Befunde bezüglich des Umgangs
mit Ärgergefühlen verändert: In der Ärgerreaktions-Skala ergab sich nun nur noch für abstinente
Personen ein diesmal jedoch deutlich erhöhter Mittelwert. In der Ärger-Kontrollskala hatten die
Männer signifikant niedrigere Werte als die Eichstichprobe, schienen also Ärgergefühle nun weniger
zu kontrollieren.
Die Frauen dagegen erreichten extrem hohe Werte in der Skala für nach innen gerichteten Ärger.
Sie erlebten demnach zwar oft Ärger, zeigten dies aber nicht nach außen, sondern unterdrückten
die Ärgergefühle, anstatt sie physisch oder verbal abzureagieren. Dementsprechend hatten die
Klientinnen bei der Katamnese außerdem signifikant niedrigere Werte als die Eichstichprobe in
der Skala für nach außen gerichteten Ärger. Sie äußerten demnach ihren Ärger gegenüber anderen
Personen oder Objekten seltener in aggressiver Weise. Tabelle 38 stellt die Ergebnisse der t-
Tests bei der Katmnese dar (siehe dazu auch Graphik 15):
18 18 18
22 23 22
19 20 20
23 25 24
0
10
20
30
Alle Nur Frauen Nicht Abst. Alle Nur Männer Nur Abst.
Ärger-Reaktion Ärger-Kontrolle
Mittelwerte
Eichstichprobe
Klienten
195 KAPITEL 8 ERGEBNISSE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
AV Test-
Wert
M s t df p
Ärger-Reaktion nur für Abstinete 13,00 16,97 4,63 5,21 36 0,000 ***
Ärger-Kontrolle nur für Männer 13,10 11,37 3,61 -2,63 29 0,013 *
n. innen gerichteter Ärger nur für Frauen 16,07 63,09 27,58 9,93 33 0,000 ***
nach außen gerichteter Ärger für alle 13,00 11,95 3,23 -2,59 63 0,012 *
Tabelle 38: Ergebnisse der t-Tests zum Vergleich der Klientinnenmittelwerte mit der Eichstichprobe bei der
Katamnese
Graphik 15: Werte im STAXI im Vergleich mit der Eichstichprobe bei der Katamnese
Allgemeine Depressions Skala: ADS
Im Ausmaß der Depressivität ließen sich weder bei der Messung bei Behandlungsbeginn noch
bei der Katamnese zwischen Abstinenten und nicht Abstinenten signifikante Unterschiede im
Vergleich mit der Eichstichprobe feststellen. Siehe dazu die folgende Tabelle:
M s t df p
AV
abst. n. abs. abst. n. abs.
ADS Behandlungsbeginn 48,33 49,76 9,38 10,57 0,62 72 0,537
ADS Katamnese 47,31 49,68 12,74 12,21 -0,721 58 0,474
Tabelle 39: Ergebnisse der t-Tests zum Vergleich der ADS-Werte von bei der Katamnese Abstinenen und nicht
Abstinenten
13 17 13 11 16 13
63
12
0
20
40
60
80
Ärger Reaktion
nur Abst.
Ärger Kontrolle
nur Männer
Ärger intern
nur Frauen
Ärger extern
alle
Mittelwerte
Eichstichprobe
Klienten
KAPITEL 8 ERGEBNISSE 196
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
8. 2. 10 Allgemeine Veränderungen
Die zugrunde gelegten Hypothesen lauten:
dem Nichtrauchen entwickelt (siehe Katamnesebogen unter 7. 4), ist der Erfolg höher.
ihres Erlebens und Verhaltens (erhoben mit der VEV, siehe Beschreibung der
Meßinstrumente unter 7. 4), als Klientinnen der Kontrollgruppe.
81,8 Prozent der bei der Katamnese Abstinenten, aber nur 40 Prozent der nicht Abstinenten
gaben an, Rituale oder spezielle Verhaltensweisen entwickelt zu haben, um sich selbst vom Rauchen
abzuhalten. Der Chi-Quadrat-Test zeigte, dass dieser Unterschied signifikant war (chi² =
10,02, df = 1, p = 0,002). Siehe dazu auch Tabelle 40.
abstinent nicht abstinent
Rituale entwickelt n = 18 (81,8 %) n = 4 (18,2 %)
Keine Rituale entwickelt n = 16 (40,0 %) n = 24 (60,0 %)
Gesamt n = 34 (54,8 %) n = 28 (45,2 %)
Tabelle 40: Entwicklung von Ritualen und Abstinenz
Bezüglich des zweiten Teils der Hypothese (höheres Maß an positiven Veränderungen des Erlebens
und Verhaltens in der Hypnose- als in der Kontrollgruppe) wurden keine signifikanten Unterschiede
festgestellt (chi² = 0,11, df = 2, p = 0,946). Siehe dazu folgende Tabelle:
Veränderung des Erlebens und Verhaltens
besser keine Änderung schlechter
Experimentalgruppe n = 15 (30 %) n = 31 (62,0 %) n = 4 (8,0 %)
Kontrollgruppe n = 4 (26,7 %) n = 10 (66,7 %) n = 1 (6,7 %)
Gesamt n = 19 (29,2 %) n = 41 (63,1 %) n = 5 (7,7 %)
Tabelle 41: Erlebtes Maß an Veränderung in Experimental- versus Kontrollgruppe
197 KAPITEL 8 ERGEBNISSE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
8. 2. 11 Motivation
Die zugrunde gelegte Hypothese lautet:
Die Höhe der Motivation (gemessen mit dem Anmeldebogen; vgl. 7. 4) von erfolgreichen und
weniger erfolgreichen Klientinnen unterscheidet sich signifikant: Höher motivierte Personen sind
erfolgreicher.
Der mit Mediansplit (für hoch und niedrig Motivierte) gerechnete t-Test für unabhängige Stichproben
für das Erfolgskriterium Reduktion ergab keine signifikanten Unterschiede zwischen den
beiden Gruppen (M = 18,57, s = 12,57 für hoch Motivierte und M = 14,20, s = 11,53 für niedrig
Motivierte): t = 1,15, df = 48, p = = 0,255.
8. 2. 12 Soziale Unterstützung
Die zugrunde gelegte Hypothese lautet:
Das erfahrene Ausmaß an sozialer Unterstützung ist entscheidend für den Behandlungserfolg:
Klientinnen, die
wahrnehmen
sind erfolgreicher als solche, bei denen das nicht der Fall ist.
Bezüglich der Wohnsituation der Probandinnen ergab sich, dass von den Klientinnen, die bei der
Katamnese nicht rauchten, 57,8 Prozent mit Partnern, Kindern oder Freunden im gleichen
Haushalt lebten, im Vergleich zu 45,5 Prozent Abstinenten in der Gruppe derer, die allein lebten.
Tabelle 42 stellt diesen Zusammenhang dar.
abstinent nicht abstinent
Wohnt mit anderen n = 59 (57,8 %) n = 43 (42,2 %)
Wohnt alleine n = 10 (45,5 %) n = 12 (54,5 %)
Gesamt n = 69 (55,6 %) n = 55 (44,4 %)
Tabelle 42: Wohnsituation und Abstinenz
KAPITEL 8 ERGEBNISSE 198
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Der Chi-Quadrat-Test ergab keine signifikanten Unterschiede für den Zusammenhang zwischen
Wohnsituation und Abstinenz (chi² = 2,12, df = 1, p = 0,289).
Ebenso wenig signifikant wurde ein t-Test für unabhängige Stichproben zum Vergleich der Reduktionsraten
zwischen allein und nicht allein lebenden Versuchspersonen (t = -0,25, df = 77, p
= 0,80): Die mittlere Reduktion der Alleinlebenden betrug mit 19,21 Zigaretten (s = 11,38) sogar
etwas mehr als die der mit Partnern oder Familien Lebenden mit 18,09 Zigaretten (s = 15,87).
Auch bezüglich des Ausmaßes der bei Behandlungsbeginn erwarteten beziehungsweise später
tatsächlich erfahrenen sozialen Unterstützung des Abstinenzvorhabens durch Angehörige unterschieden
sich die Gruppen der Abstinenten und nicht Abstinenten im t-Test für unabhängige
Stichproben nicht. Siehe dazu Tabelle 43:
M s t df p
AV
abst. n. abst. abst. n. abst.
Erwartete soziale
Unterstützung
4,10 4,00 1,25 1,18 0,36 76 0,719
Erfahrene soziale
Unterstützung
7,72 6,46 2,79 3,41 1,56 58 0,123
Tabelle 43: Ergebnisse der t-Tests zum Vergleich der sozialen Unterstützung von bei der Katamnese Abstinenen
und nicht Abstinenten
Für den letzten Teil der Hypothese, der sich auf die in der Entwöhnungsgruppe in Anspruch
genommene soziale Unterstützung in Form von Patenschaften bezieht, konnten ebenfalls weder
im t-Test für unabhängige Stichproben bezüglich der Reduktion (M = 29,00, s = 12,94 für diejenigen,
die die die Patenschaft in Anspruch genommen hatten, beziehungsweise M = 25, 85, s =
12,88 für diejenigen, die es nicht taten, t = 0,47, df = 17, p = 0,646) noch im Chi-Quadrat-Test
für die Abstinenzraten Belege gefunden werden (chi² = 1,00, df = 1, p = 0,316).
Bezüglich der erwarteten oder erfahrenen sozialen Unterstützung durch Angehörige beziehungsweise
Paten innerhalb der Entwöhnungsgruppe konnte also kein Zusammenhang mit dem Behandlungserfolg
belegt werden.
199 KAPITEL 8 ERGEBNISSE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
8. 2. 13 Behandlungszeitraum
Die zugrunde gelegte Hypothese lautet:
Eine Behandlung mit sieben Sitzungen ist nicht signifikant erfolgreicher als eine Behandlung mit
nur fünf Sitzungen.
Weder im t-Test für unabhängige Stichproben bezüglich der Reduktion (M = 21,52, s = 17,25 für
fünf Sitzungen und M = 24,50, s = 11,65 für sieben Sitzungen; t = -0,71, df = 54, p = 0,482)
noch im Chi-Quadrat-Test für die Abstinenzraten (chi² = 0,742, df = 1, p = 0,389) ließ sich zwischen
sieben und fünf Sitzungen ein Unterschied im Erfolg feststellen.
Demnach ist davon auszugehen, dass sieben Sitzungen im Vergleich zu nur fünf keinen höheren
Behandlungserfolg erwarten lassen.
8. 2. 14 Therapeutinnenvariable
Die zugrunde gelegte Hypothese lautet:
Im Behandlungserfolg des vorliegenden Programms gibt es keine signifikanten Unterschiede in
Abhängigkeit davon, welche Therapeutin die Therapie durchführt.
Der t-Test für unabhängige Stichproben ergab keinen Unterschied bezüglich der Reduktionsraten
in Abhängigkeit von der jeweils behandelnden Therapeutin (M = 16,12 versus 17,52, s = 17,64
versus 11,73, t = -0,315, df = 58, p = 0,754). Gemäß Erdfelder und Mausfeld (siehe 8. 1) kann
hier also davon ausgegangen werden, dass die Klientinnen bei den beiden Therapeutinnen nicht
unterschiedlich erfolgreich waren.
8. 2. 15 Glaubwürdigkeit der Klientinnenangaben
Die zugrunde gelegte Hypothese lautet:
Die Kohlenmonoxidwerte-Werte korrelieren durchgängig mit den Klientinnenangaben zum
Rauchverhalten.
Beim Vorgespräch belegte die Berechnung der Korrelation zwischen angegebener Konsumhöhe
und gemessenem CO-Wert einen geringen Zusammenhang: r = 0,438, p = 0,000, n = 94. Für die
- um den Behandlungserfolg zu belegen - wichtigere CO-Messung bei der Katamnese ergab sich
eine mittlere Korrelation von r = 0,709 (p = 0,000, n = 40) zwischen der angegegeben Konsumhöhe
und dem gemessenen CO-Wert. Es kann also davon ausgegegangen werden, dass die Angaben
der Klientinnen zu ihrem Rauchverhalten hinreichend der Realität entsprechen.
KAPITEL 8 ERGEBNISSE 200
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
8. 2. 16 Prädiktoren für Drop-out
Als abhängige Variable wurde der Besuch aller fünf Behandlungssitzungen einschließlich der
Katamnesesitzung nach drei Monaten („kein Drop-out") versus den vorzeitigen Abbruch
(„Drop-out") gewählt. Die unabhängigen Variablen lagen teils intervallskaliert vor, teils wurden
mehrstufige nominalskalierte Variablen dichotomisiert. Dichotomisierte Variablen sind mit 1
beziehungsweise 2 codiert; die jeweilige Bedeutung wird in der Tabellenbeschriftung erläutert.
Welche Prädiktorvariablen jeweils zusammen in eine Diskriminanzanalyse eingingen, orientierte
sich an deren inhaltlichem Zusammenhang; der Übersichtlichkeit halber liegt die maximale Anzahl
an Prädiktoren pro Analyse bei elf. Zur zusätzlichen Absicherung wurden für alle folgenden
Diskriminanzanalysen zusätzlich t-, beziehungsweise Chi-Quadrat-Tests gerechnet. Wenn nicht
anders erwähnt, ergaben die Berechnungen mit denen der Diskriminanzanalyse ein konsistentes
Bild.
8. 2. 16. 1 Hypnosetherapie versus Kontrollgruppenbehandlung, Einzel- versus Gruppenbehandlung und Suggestibilität
Zum Vergleich von Klientinnen, die alle Behandlungssitzungen besuchten, mit denjenigen, die
vor Behandlungsende abbrachen, wurden zunächst die Variablen „Gruppenzugehörigkeit" (Hypnosetherapie
versus Kontrollgruppenbehandlung, beziehungsweise Einzel- versus Gruppenbehandlung)
und „Suggestibilität" betrachtet. Um ihre Trennfähigkeit zu prüfen, wurde für jede der
unabhängigen Variablen einzeln ein F-Test durchgeführt. Tabelle 44 stellt die Ergebnisse dar:
M s F p
UV Kein
Drop
Drop-out Kein
Drop
Drop-out
Exp.gruppe vs. KG 1,14 1,00 0,35 0,00 3,31 0,072
Gruppe vs. Einzel 1,30 1,45 0,46 0,51 1,46 0,230
Suggestibilität 1,21 1,55 0,41 0,51 8,94 0,004 **
Tabelle 44: Univariate Diskriminanzprüfung der Merkmale „Hypnotherapie versus Kontrollgruppenbehandlung"
(1 = Experimentalgruppe, 2 = Kontrollgruppe) , „Gruppen- versus Einzelbehandlung" (1 = Gruppe, 2 = Einzelsetting)
und „Suggestibilität"
Einen signifikanten Beitrag an der Diskriminanzfunktion leistete hier nur die Variable „Suggestibilität"
mit einem standardisierten kanonischen Diskriminanzfunktionskoeffizienten von 0,898.
201 KAPITEL 8 ERGEBNISSE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Die Prüfung der Diskriminanzfunktion im Gesamten durch das Diskriminanzkriterium und den
Eigenwert ergab, dass die Diskriminanzfunktion signifikant trennt zwischen Klientinnen, die an
der gesamten Behandlung teilnahmen und solchen, die sie abbrachen. Der Wilks´-Lambda-Wert
beträgt 0,840, dies entspricht einem Chi-Quadrat-Wert von 14,87 und einem Signifikanzniveau
von 0,002. Siehe dazu die folgende Tabelle:
Funktion Eigenwert Kanonische Korrelation Wilks´Lambda χ² p
1 0,190 0,40 0,840 14,87 0,002 **
Tabelle 45: Eigenwerte und Wilks´Lambda
Die Prüfung der Diskriminanzfunktion anhand richtiger und falscher Klassifizierungen zeigt, dass
78,7 Prozent der Fälle korrekt klassifiziert wurden (siehe Tabelle 46).
Vorhergesagte Gruppenzugehörigkeit
Kein Drop-out Drop-out
Kein Drop-out n = 59 (85,5 %) n = 10 (14,5 %)
Drop-out n = 9 (45 %) n = 11 (55 %)
Tabelle 46: Klassifizierungsergebnisse
Innerhalb des signifikanten Gesamtmodells liefert demnach die Variable „Suggestibilität" einen
Beitrag zur Trennung zwischen Personen, die die ganze Behandlung durchliefen und solchen, die
vorzeitig beendeten: Höher Suggestible brachen die Behandlung häufiger ab.
8. 2. 16. 2 Abstinenztage und Rauchverhalten
Zum Vergleich von Personen, die alle Behandlungssitzungen besuchten und solchen, die vor
Behandlungsende abbrachen, wurden bezüglich des Rauchverhaltens die Kohlenmonoxid-Werte
beim Vorgespräch, die erfolgte Einhaltung der beiden Abstinenztage vor Behandlungsbeginn,
bisherige Aufhörversuche und deren Anzahl analysiert. Um ihre Trennfähigkeit zu prüfen, wurde
für jede der unabhängigen Variablen einzeln ein F-Test durchgeführt. Tabelle 47 stellt die Ergebnisse
dar:
KAPITEL 8 ERGEBNISSE 202
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
M s F p
UV Kein
Drop
Drop-out Kein
Drop
Drop-out
CO-Wert 29,42 23,05 12,18 11,30 4,75 0,032 *
Abstinenztage 0,94 1,36 0,47 0,49 12,92 0,001 **
Aufhörversuche 1,07 1,00 0,26 0,00 1,63 0,205
Anzahl Aufhörver. 3,23 5,64 3,09 5,40 6,92 0,010 **
Tabelle 47: Univariate Diskriminanzprüfung der Merkmale „Höhe des CO-Werts beim Vorgespräch", „Einhaltung
der Abstinenztage" (1 = eingehalten, 2 = nicht eingehalten), „bisherige Aufhörversuche" (1 = ja, 2 = nein) und
„Anzahl" (der bisherigen Aufhörversuche)
Einen signifikanten Beitrag an der Diskriminanzfunktion leisteten hier die Variablen „CO-Wert"
mit negativem Vorzeichen, „Abstinenztage" mit positivem Vorzeichen und „Anzahl der bisherigen
Aufhörversuche" ebenfalls mit positivem Vorzeichen, wie die folgende Tabelle darstellt:
Funktion
1
CO-Wert -0,367
Abstinenztage 0,711
Anzahl der bisherigen Aufhörversuche 0,505
Tabelle 48: Standardisierte kanonische Diskriminanzfunktionskoeffizienten
Die Prüfung der Diskriminanzfunktion im Gesamten anhand des Diskriminanzkriteriums beziehungsweise
des Eigenwerts zeigt, dass die Diskriminanzfunktion signifikant zwischen Personen,
die die gesamte Behandlung durchliefen und solchen, die sie abbrachen, zu trennen vermag. Der
Wilks´-Lambda-Wert beträgt 0,079, dies entspricht einem Chi-Quadrat-Wert von 20,09 und einem
Signifikanzniveau von 0,000. Siehe dazu Tabelle 49.
Funktion Eigenwert Kanonische Korrelation Wilks´Lambda χ² p
1 0,253 0,45 0,798 20,09 0,000 ***
Tabelle 49: Eigenwerte und Wilks´Lambda
203 KAPITEL 8 ERGEBNISSE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Die Prüfung der Diskriminanzfunktion anhand richtiger und falscher Klassifizierungen zeigt, dass
73,3 Prozent der Fälle korrekt klassifiziert wurden (siehe Tabelle 50).
Vorhergesagte Gruppenzugehörigkeit
Kein Drop-out Drop-out
Kein Drop-out n = 54 (76,1 %) n = 7 (23,9 %)
Drop-out n = 8 (36,4 %) n = 14 (63,6 %)
Tabelle 50: Klassifizierungsergebnisse
Die Höhe des Kohlenmonoxid-Werts beim Vorgespräch, die Einhaltung der Abstinenztage und
die Anzahl der bisherigen Aufhörversuche stellen demnach Prädiktoren für den behandlungsabbruch
dar: Bei höheren CO-Werten zu Behandlungsbeginn, Einhaltung der Abstineztage und
einer geringeren Anzahl bisheriger Aufhörversuche ist die Abbruchrate niedriger.
8. 2. 16. 3 Vermutete / tatsächliche schwierige Situationen
Beim Vergleich der Klientinnen, die alle Sitzungen besucht hatten, mit den Abbrecherinnen bezüglich
der Zuversichtlichkeit vor Behandlungsbeginn, in bestimmten Situationen abstinent zu
bleiben, gingen folgende Items des Anmeldebogens in die Berechnung ein:
Bitte kreuzen Sie an, wie zuversichtlich Sie sind, in den folgenden Situationen nicht zu rauchen:
(1=gar nicht zuversichtlich, 2=wenig zuversichtlich, 3=einigermaßen zuversichtlich, 4=zuversichtlich, 5=völlig zuversichtlich)
Wenn Sie sich in geselliger Runde befinden und Alkohol trinken. 1----2----3----4----5
Wenn Sie ängstlich und nervös sind. 1----2----3----4----5
Wenn Sie sich nach einer eher unangenehmen Tätigkeit belohnen wollen. 1----2----3----4----5
Wenn Sie Hungergefühle dämpfen möchten. 1----2----3----4----5
Wenn Sie Ihre Konzentration steigern wollen. 1----2----3----4----5
Wenn Sie sehr verärgert über etwas oder jemand sind. 1----2----3----4----5
Wenn Sie spüren, daß Sie eine Aufmunterung brauchen. 1----2----3----4----5
Wenn Sie morgens gerade aufstehen. 1----2----3----4----5
Wenn Sie sich überarbeitet und gestreßt fühlen und sich entspannen wollen. 1----2----3----4----5
Wenn Ihnen bewußt wird, daß Sie eine Weile nicht geraucht haben. 1----2----3----4----5
Wenn Sie mit Partner/in oder Freund/in zusammen sind und er/sie raucht. 1----2----3----4----5
KAPITEL 8 ERGEBNISSE 204
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
Um sie auf ihre Trennfähigkeit hin zu überprüfen, wurde für jede der unabhängigen Variablen ein
F-Test durchgeführt. Tabelle 51 stellt die Ergebnisse dar:
M s F p
UV Kein
Drop
Drop-out Kein
Drop
Drop-out
Geselligkeit 2,65 2,54 1,48 1,51 0,05 0,819
Angst 2,73 2,54 1,15 1,51 0,22 0,636
Belohnung 2,92 2,08 1,12 0,95 5,67 0,019 *
Hunger 3,95 3,46 1,18 1,56 1,36 0,248
Konzentration 3,32 3,08 1,06 1,19 0,49 0,485
Ärger 2,78 2,69 1,16 1,38 0,05 0,817
Aufmunterung 3,38 2,38 1,11 0,96 8,17 0,006 **
Morgens 3,27 2,08 1,50 1,38 6,31 0,015 *
Stress / zur Entsp. 2,46 2,31 1,02 1,11 0,20 0,653
Weile n. geraucht 3,35 3,15 1,23 1,46 0,22 0,638
Andere rauchen 2,97 3,00 1,19 1,58 0,00 0,949
Tabelle 51: Univariate Diskriminanzprüfung des Merkmals „Zuversichtlichkeit"
Einen signifikanten Beitrag an der Diskriminanzfunktion leisteten hier die Variablen „Belohnung",
„Aufmunterung" und „morgendliches Rauchen", jeweils mit positivem Vorzeichen, wie
die folgende Tabelle darstellt:
Funktion
1
Belohnung 0,428
Aufmunterung 0,909
Morgens 0,485
Tabelle 52: Standardisierte kanonische Diskriminanzfunktionskoeffizienten
Die Prüfung der Diskriminanzfunktion im Gesamten durch das Diskriminanzkriterium beziehungsweise
des Eigenwerts zeigt, dass die Diskriminanzfunktion nicht signifikant zwischen Personen,
die die gesamte Behandlung durchliefen und solchen, die sie abbrachen, zu trennen ver205
KAPITEL 8 ERGEBNISSE
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
mag: Der Wilks´-Lambda-Wert beträgt 0,757, der Chi-Quadrat-Wert 11,81, die Irrtumswahrscheinlichkeit
beträgt 0,378. Siehe dazu Tabelle 53.
Funktion Eigenwert Kanonische Korrelation Wilks´Lambda χ² p
1 0,320 0,49 0,757 11,81 0,378
Tabelle 53: Eigenwerte und Wilks´Lambda
Die Prüfung der Diskriminanzfunktion anhand richtiger und falscher Klassifizierungen zeigt, dass
70,0 Prozent der Fälle korrekt klassifiziert wurden. Siehe dazu die folgende Tabelle:
Vorhergesagte Gruppenzugehörigkeit
Kein Drop-out Drop-out
Kein Drop-out n = 25 (67,6 %) n = 12 (32,4 %)
Drop-out n = 3 (23,1 %) n = 10 (76,9 %)
Tabelle 54: Klassifizierungsergebnisse
Aufgrund des nicht signifikanten Gesamtmodelles sind die Ergebnisse für die Variablen „Belohnung",
„Aufmunterung" und „morgendliches Rauchen" nur sehr vorsichtig interpretierbar: Personen,
die die Behandlung abbrechen, scheinen bezüglich dieser Situationen jeweils weniger zuversichtlich
zu sein, das Rauchen unterlassen zu können, als Klientinennen, die alle Sitzungen
besuchen.
8. 2. 16. 4 Demographische Variablen, Motivation, soziale Unterstützung und Rituale
Für demographische Variablen, Komponeten der Motivation und sozialen Unterstützung sowie
die Durchführung von Ritualen ergab die Diskriminanzanalyse keine siginfikanten Ergebnisse.
Die Tabellen auf den folgenden Seiten stellen dies dar:
KAPITEL 8 ERGEBNISSE 206
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
M s F p
UV
Kein Drop Drop-out Kein Drop Drop-out
Geschlecht 1,42 1,60 0,50 0,51 0,92 0,341
Wohnsituation 1,21 1,30 0,41 0,48 0,31 0,575
Stärke der
Motivation
4,21 4,50 0,89 0,70 0,86 0,357
Sicherheit,
es zu schaffen
3,72 3,40 1,00 0,84 0,86 0,358
Zwiespältigkeit b.
Gedanken daran
2,60 2,30 1,14 0,94 0,59 0,447
Soziale
Unterstützung
4,24 3,90 0,96 1,37 0,78 0,381
Durchführung
von Ritualen
1,51 1,80 0,50 0,42 2,59 0,115
Tabelle 55: Univariate Diskriminanzprüfung der Merkmale „Wohnsituation", „Stärke der Motivation", „Sicherheit,
es zu schaffen", „Zwiespältigkeit beim Gedanken daran", „soziale Unterstützung" und „Durchführung von
Ritualen"
Die Prüfung der Diskriminanzfunktion im Gesamten durch das Diskriminanzkriterium beziehungsweise
des Eigenwerts zeigt, dass die Diskriminanzfunktion nicht signifikant zwischen Personen,
die die gesamte Behandlung durchliefen und solchen, die sie abbrachen, zu trennen vermag.
Siehe dazu Tabelle 56:
Funktion Eigenwert Kanonische Korrelation Wilks´Lambda χ² p
1 0,287 0,472 0,777 9,45 0,222
Tabelle 56: Eigenwerte und Wilks´Lambda
Die Prüfung der Diskriminanzfunktion anhand richtiger und falscher Klassifizierungen zeigt, dass
76,7 Prozent der Fälle korrekt klassifiziert wurden. Siehe dazu die folgende Tabelle:
Vorhergesagte Gruppenzugehörigkeit
Kein Drop-out Drop-out
Kein Drop-out n = 26 (78,8 %) n = 7 (21,2 %)
Drop-out n = 3 (30,0 %) n = 7 (70,0 %)
Tabelle 57: Klassifizierungsergebnisse
207 KAPITEL 8 ERGEBNISSE
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Diese Ergebnisse waren teilweise inkonsistent mit denen der durchgeführten t-, beziehungsweise
Chi-Quadrat-Tests, die daher kurz dargestellt werden sollen, obwohl ihre Aussagekraft aufgrund
der anderslautenden Aussage der Diskriminanzanlayse beschränkt ist:
Bezüglich der Wohnsituation der Probandinnen ergab sich, dass von den Klientinnen, die alle
Sitzungen besucht hatten, 79,7 Prozent mit Partnern, Kindern oder Freunden im gleichen Haushalt
lebten, im Vergleich zu nur 57,9 Prozent in der Gruppe derer, die die Behandlung vorzeitig
abbrachen. Der Chi-Quadrat-Test ergab einen signifikanten Unterschiede für den Zusammenhang
zwischen Wohnsituation und Drop-out (chi² = 3,87, df = 1, p = 0,049). Siehe dazu auch
Tabelle 58.
Kein Drop-out Drop-out
Wohnt mit anderen n = 59 (79,7 %) n = 15 (20,3%)
Wohnt alleine n = 11 (57,9 %) n = 8 (42,1 %)
Gesamt n = 70 (75,3 %) n = 23 (24,7 %)
Tabelle 58: Wohnsituation und Drop-out
Ein t-Test für unabhängige Stichproben zum Vergleich des Maßes an sozialer Unterstützung zwischen
Klientinnen, die die ganze Behandlung durchliefen und solchen, die sie abbrachen, zeigte
außerdem, dass Personen, die von den Angehörigen mehr unterstützt werden, seltener abbrechen
(t = 2,26, df = 48, p = 0,028). Die mittlere soziale Unterstützung der Klientinnen, die nicht abbrachen,
betrug 4,30 (s = 0,94) im Vergleich zu 3,46 (s = 3,46) bei den Personen, die nicht alle
Sitzungen besuchten.
8. 2. 16. 5 psychische Symptombelastung, Ärger, Depression und allgemeine Veränderungen
Für die Überprüfung eines möglichen Zusammenhangs zwischen den Skalen des SCL-90-R,
STAXI, ADS und VEV mit den Drop-out-Raten wurden der Übersichtlichkeit halber wegen der
großen Anzahl an Variablen keine Diskriminanzanalyse, sondern t-Tests für unabhängige Stichproben
gerechnet. Die Ergebnisse sind des großen Umfangs wegen im folgenden nur auszugsweise
für diejenigen Variablen dargestellt, bei denen sich signifikante Effekte nachweisen ließen.
Die folgende Tabelle stellt die Ergebnisse der t-Tests für unabhängige Stichproben zusammenfassend
dar.
KAPITEL 8 ERGEBNISSE 208
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AV M s t df p
Kein D.
o.
Dropout
Kein D.
o.
Dropout
SCL Skala 1 0,48 0,85 0,46 0,51 -3,15 88 0,002 **
SCL Skala 5 0,41 0,68 0,45 0,47 -2,46 88 0,016 *
SCL Zusatzfr. 3,60 6,57 3,52 4,36 -3,27 88 0,002 **
SCL GSI 53,96 62,57 13,78 11,22 -2,70 88 0,008 **
SCL PST 54,54 62,35 13,36 10,62 -2,53 88 0,013 *
SCL PSDI 54,03 60,74 11,77 9,80 -2,45 45 0,016 *
STAXI AC 24,08 20,36 4,59 7,28 2,03 45 0,048 *
Tabelle 59: Ergebnisse der t-Tests zum Vergleich der SCL-90-R- und STAXI-Werte von Personen, die die
ganze Behandlung durchliefen und Therapieabrechnern
Bezüglich der Skalen des SCL-90-R zeigten sich damit folgende Zusammenhänge zu den Dropout-
Raten: Personen, die nicht alle Sitzungen besuchten, hatten im Vergleich zu denjenigen, die
die gesamte Behandlung einschließlich der Katamnese durchliefen, signifikant höhere Werte in
den Bereichen Somatisierung (Skala 1), Ängstlichkeit (Skala 5) und bei Zusatzfragen, die keiner
Skala zugeordnet wurden (schlechter Appetit, Gedanken ans Sterben, Schlafstörungen, Drang,
sich zu überessen, Schuldgefühle), außerdem in der grundsätzlichen psychischen Belastung (GSI),
der Anzahl der Symptome, wo eine Belastung vorliegt (PST) und der Intensität der Antworten
(PSDI).
Im STAXI ergab sich für die Messung bei der Katamnese, dass Klientinnen, die die Behandlung
abgebrochen hatten, signifikant niedrigere Werte in der Ärger-Kontroll-Skala (AC) hatten als
diejenigen, die alle Sitzungen besucht hatten.
209 KAPITEL 9 DISKUSSION UND AUSBLICK
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Kapitel 9
Diskussion und Ausblick
9. 1 Diskussion der Ergebnisse
Die Abstinenzquoten von 66,3 Prozent nach drei und 48,1 Prozent nach zwölf Monaten in der
Experimentalgruppe im Vergleich zu nur 27,3 Prozent nach drei, beziehungsweise 22,6 Prozent
nach zwölf Monaten in der Kontrollgruppe sprechen für eine signifikante Überlegenheit der hypnotherapeutischen
Vorgehensweise gegenüber der Nikotinpflasterbehandlung mit verhaltenstherapeutischen
Elementen. Signifikante Unterschiede zwischen Kontroll- und Experimentalgruppe
zeigten sich auch in der Reduktion des Konsums und der Werte im FTND; auch hier erwies sich
die hypnotherapeutische Behandlung als erfolgreicher als die der Kontrollgruppe. Dies steht im
Widerspruch zu den Aussagen Stumpfes (1990), der von einer vergleichbaren Effizienz der verschiedenen
Verfahren zur Raucherentwöhnung bei Erfolgsraten von etwa 30 Prozent ausgeht,
oder Hausteins (2001), der der Hypnotherapie in diesem Bereich keine wesentlichen Erfolge zuschreibt.
Als aus hypnotherapeutischer Sicht erfreulich zu bewerten sind diese Ergebnisse insbesonders
auch deshalb, weil sich die erwähnten Zahlen auch bei einer konservativen Betrachtungsweise
unter Berücksichtigung der Drop-outs nicht wesentlich verschlechtern (58 Prozent nach drei
beziehungsweise 39 Prozent Abstinente nach zwölf Monaten in der Experimentalgruppe versus
21 beziehungsweise 16 Prozent in der Kontrollgruppe) und außerdem anhand der Kohlenmonoxidwerte
der Klienten operationalisiert wurden.
Die Ergebnisse zum Gruppen- versus Einzelbehandlungssetting belegten keine signifikant
besseren Ergebnisse für die Einzelbehandlung: Von den in der Gruppe behandelten Klienten
waren nach drei Monaten 55 Prozent und nach zwölf Monaten 43 Prozent abstinent, im Einzelsetting
waren es 60 beziehungsweise 36 Prozent. Zu keinem Meßzeitpunkt erwies sich die Unterschiedlichkeit
in den Abstinenzraten als signifikant, ebenso wenig ergab sich ein Unterschied in
der Reduktion der FTND-Werte oder der Konsumhöhe zwischen Gruppen- und Einzelbehandlung.
Auffällig ist jedoch, dass in der Einzelbehandlung die Abstinenzrate bei der Drei-Monats-
Katamnese höher war als in der Gruppenbehandlung, und hier für die Differenz der KonsumhöKAPITEL
9 DISKUSSION UND AUSBLICK 210
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he ein fast signifikanter Wert zustande kam, dann jedoch steiler abfiel als in der Gruppenbehandlung
und nach zwölf Monaten einen niedrigeren Wert als den der Gruppe erreichte. Eine
mögliche Erklärung hierfür wäre, dass die Klienten im Einzelsetting eine stärkere Bindung an
„ihre" Therapeutin entwickeln und daher im Sinne einer sozialen Erwünschtheit möglichst versuchen,
bis zur Katamnese abstinent zu bleiben, danach jedoch, da dieser Motivator anschließend
nicht mehr vorhanden ist, rückfällig werden, während die Teilnehmer der Gruppenbehandlung
von Anfang an mehr auf ihre intrinsische Motivation angewiesen sind und daher auch nach dem
Katamnesetreffen keinen Einbruch erleben. Letztlich kann darüber, wie dieses Ergebnis zu interpretieren
ist, jedoch nur spekuliert werden, da in der bisherigen Forschung derartige Befunde
keine Erwähnung finden:
Festzuhalten bleibt jedoch, dass die vorliegende Studie keine Hinweise dafür erbringt, dass eine
Behandlung im Einzelsetting der Gruppenbehandlung langfristig überlegen ist. Dies widerspricht
auf den ersten Blick der vorherrschenden Meinung in der Literatur, welche meist von einer höheren
Effizienz des Einzelsettings ausgeht; allerdings wird hier häufig Gruppenbehandlung mit
vollständig standardisierten Suggestionen gleichgesetzt und übersehen, dass Gruppensetting und
individualisiertes Vorgehen sich nicht ausschließen müssen. Angesichts der Millionen potentiell
entwöhnungswilliger Raucher ist die hier belegte Gleichrangigkeit der Gruppenbehandlung im
Vergleich zum Einzelsetting ein überaus positives Ergebnis.
Das Ergebnis, dass das Ausmaß der Zigarettenreduktion im Zusammenhang mit der Suggestibilität
der Probanden stand (die überdurchschnittlich Suggestiblen reduzierten ihren Konsum
signifikant deutlicher), entspricht der Tatsache, dass laut modernen Hypnosetheoretikern eine
Hypnosebehandlung nur wirksam werden kann, wenn die betreffende Person ausreichend suggestibel
ist: Dies wurde auch im Bereich der Raucherentwöhnung bereits verschiedentlich gezeigt:
Barabasz et al. (1984) stellten zum Bespiel einen beinahe linearen Zusammenhang zwischen
Trancetiefe und Abstinenzrate fest (Barabasz, Baer, Sheehan und Barabasz, 1984). Auch Evans
(1983) zeigte eine Beziehung zwischen Hypnotisierbarkeit und dem Erfolg der Behandlung auf,
ebenso Basker (1982), der einen signifikanten Zusammenhang zwischen Hoch- beziehungsweise
Niedrigsuggestiblen und deren Abstinenz in einem Sechs-Monats-follow-up nachwies.
Der hier gefundenen Zusammenhang des Erfolgs mit der Suggestibilität spricht außerdem dafür,
dass die Klienten der Hypnosebehandlung auch tatsächlich eine solche erfahren haben.
Überraschend ist, dass die über- und unterdurchschnittlich Suggestiblen die Wirksamkeit der
Hypnose in Relation zum Gespräch mit der Therapeutin oder innerhalb der Behandlungsgruppe
als nahezu gleich einschätzten. Zudem zeigten sich signifikante Zusammenhänge zwischen Drop211
KAPITEL 9 DISKUSSION UND AUSBLICK
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out-Raten und Suggestibilität: Die höher Suggestiblen brachen die Hypnosebehandlung häufiger
vorzeitig ab; wobei unklar bleibt, wie dieses Ergebnis zu interpretieren ist.
Die Selbsteinschätzung der Klienten bezüglich der Tiefe der erlebten Trance zeigte sich konsistent
mit den Ergebnissen des verwendeten Suggestibilitätstest (CIS): Die laut CIS suggestibleren
Personen bewerteten die Tiefe ihrer Trance als signifikant tiefer als die weniger suggestiblen. Bei
der Planung der Suggestibilitätsmessung wird es häufig schwierig, zur therapeutsichen Vorgehensweise
„passende" Suggestibilitätstests zu finden: Ein auf vornehmlich motorischen Items
basierender Test wie die HGSHS ist beispielsweise nur dann einzusetzen, wenn auch die verwendeten
therapeutischen Suggestionen motorische Trancephänomene einbeziehen. Bei der hier
gebrauchten CIS stellt sich die Frage, ob die direktiv formulierten Items zur Messung der Suggestibilität
bei Personen, die nondirektiv hypnotherapeutisch behandelt werden, sinnvoll sein kann
und ob der Test grundsätzlich nicht an Stelle der Suggestibiltät eher die Imaginationsfähigkeit
mißt (Krause in Revenstorf & Peter, 2001). Zwar lassen sich diese Fragen anhand der vorliegenden
Daten nicht abschließend beantworten; die Tatsache, dass die Selbsteinschätzung der Klienten
konsistent mit den Suggestibiltätstestergebnissen ist, belegt jedoch, dass die CIS hier ein adäquates
Meßinstrument darstellte.
Gerl und Freund (1999) halten die beiden Abstinenztage, die die Klienten vor der ersten Hypnosesitzung
einzuhalten haben, einerseits für aussagekräftige Prädiktoren hinsichtlich der längerfristigen
Abstinenz und andererseits für ein wichtiges Instrument zur Motivationsüberprüfung.
Ihrer Meinung nach ist eine Therapie wenig sinnvoll, wenn der Klient nicht in der Lage ist, während
der beiden Abstinenztage „rauchfrei" zu bleiben.
Die vorliegende Untersuchung stützt diese Ansicht insofern, als sich signifikante Unterschiede in
den Abstinenzraten zum Katamnesezeitpunkt zwischen Klienten, die die zwei Tage durchgehalten
hatten, und solchen, die es nicht geschafft hatten, zeigten: Letztere waren signifikant seltener
abstinent. Wer die zweitägige Abstinenzzeit nicht durchgehalten hatte, brach die Behandlung
zudem auch häufiger ab. Das Durchhalten der Abstinenzzeit ist insofern ein Prädiktor für den
Behandlungserfolg. Allerdings waren immerhin 26,3 Prozent derer, die die Abstinenztage nicht
durchgehalten hatten, bei der Katamnese abstinent. Davon, dass eine Behandlung bei nicht
durchgehaltenen Abstinenztagen in jedem Fall aussichtlos sei, kann nach diesen Befunden also
nicht ausgegangen werden.
Interessant waren die Ergebnisse zur Nikotinpflasterverwendung: Bei der Drei-Monats-
Katamnese rauchten die Klienten, die die Hypnosebehandlung ohne Pflaster durchlaufen hatten,
etwa gleich viel wie diejendigen, die zusätzlich Pflaster verwendeten, während die in der Kontrollgruppe
(also mit Pflaster, aber ohne Hypnose) Behandelten deutlich mehr rauchten. Die Tatsache,
KAPITEL 9 DISKUSSION UND AUSBLICK 212
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dass das Nikotinpflaster die Wirksamkeit der Hypnose nicht zusätzlich steigerte, widersprach
bereits den Erwartungen: Noch inkonsistenter mit bisherigen Befunden war jedoch die Tatsache,
dass bis zur Zwölf-Monats-Katamnese die Klienten der Nur-Hypnose-Gruppe ihren Konsum nicht
mehr steigerten, die Klienten, die zusätzlich Pflaster verwendet hatten, ihren Konsum jedoch mehr
als verdoppelten. Die vorliegenden Ergebnisse widersprechen damit der vorherrschenden Meinung
vom positiven Effekt des Nikotinpflasters (zum Beispiel Haustein, 2001); allerdings ist einschränkend
anzumerken, dass bei den vorliegenden Daten starke Abweichungen der mittleren
Konsumhöhe in Abhängigkeit vom verwandten statistischen Verfahren zu beobachten waren, die
die Aussagekraft der Berechnungen einschränken7.
Weiter war vorhergesagt worden, dass insbesonders körperlich abhängige Raucher (im Verglich
zu den nur psychisch Abhängigen) von der Pflasterverwendung profitieren würden. Aufgrund zu
geringer Fallzahlen in der Gruppe der Klienten, die kein Pflaster verwendeten, konnten hier nicht
alle zur endgültigen Beurteilung notwendigen Berechnungen durchgeführt werden; die deskriptive
Durchsicht des Datenmaterials spricht jedoch auch hier gegen die genannte Hypothese.
Weiter wurden Situationen, in denen viel geraucht wurde und die Klienten wenig zuversichtlich
waren, abstinent zu bleiben, verglichen mit Situationen, in denen sich der tatsächliche
Rückfall ereignete, und die Häufigkeit der entsprechenden Nennungen betrachtet: In
keinem Fall wurde ein Zusammenhang festgestellt; ein Vorhersagewert der als schwierig eingeschätzten
Situationen oder Gelegenheiten, in denen viel geraucht worden war, auf die tatsächliche
Rückfallsituation scheint also nicht gegeben zu sein. Einzig die recht allgemeine Angabe „bei
Stress" tauchte sowohl in den „Vielrauchsituationen" wie den als kritisch eingeschätzten Situationen
und als Begleitumstand des Rückfalls als häufigste Nennung (bei den Rückfallsituationen in
28 Prozent der Fälle) auf. Als zweithäufigster Rückfallgrund (24 Prozent) wurde das „lange nicht
geraucht zu haben" angeführt, dicht gefolgt von den Nennungen „bei Wut, Ärger, Streit" (21
Prozent) und „bei Depression, Traurigkeit" (14 Prozent). Rückfälle aufgrund einer Gewichtszunahme
nach dem Abstinentwerden, die in der Literatur verschiedentlich als entscheidender Faktor
genannt wird (Kohaut, Brochhaben, Bölczkei, 1996), wurde hier nur in 10 Prozent aller Fälle
angegeben. Auch der häufig als besonders „rückfallträchtig" angesehene „gesellige Anlaß" in
Verbindung mit Alkoholgenuß wurde lediglich in 6,9 Prozent der Fälle als wesentlicher Grund
für den Rückfall genannt. Rückfällig geworden zu sein, weil sie nicht auf den Genuss beim Rau-
7 Der Konsummittelwert nach zwölf Monaten lag in der Varianzanalyse bei 12 Zigaretten in der Hypnose-und-Pflaster-
Gruppe versus sechs Zigaretten in der Nur-Hypnose-Gruppe; beim t-Test jedoch bei 11, beziehungsweise 10 Zigaretten.
213 KAPITEL 9 DISKUSSION UND AUSBLICK
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chen verzichten wollte, gab nur eine einzige Person an - ein krasser, (wenn auch nicht überraschender)
Gegensatz zur von der Zigarettenindustrie vorgegaukelten Intention beim Rauchen.
Bezüglich der Drop-out-Raten zeigte sich hier, dass Klienten, die bei Behandlungsbeginn weniger
zuversichtlich waren, in Situationen, in denen sie das Rauchen als Belohnung oder als Mittel zur
Stimmungsaufhellung eingesetzt hatten oder morgens nach dem Aufstehen in Zukunft nicht
mehr zu rauchen, die Behandlung häufiger abbrachen.
Zum Rauchverhalten vor der Behandlung wurde folgendes festgestellt: Personen, die schon
Aufhörversuche hinter sich hatten, reduzierten ihren Konsum signifikant deutlicher als Klienten,
die noch keine Versuche unternommen hatten, das Rauchen zu beenden. Die Anzahl der bereits
unternommenen Aufhörversuche stand zudem im Zusammenhang mit den Drop-out-Raten: Mit
sinkender Anzahl der bisherigen Aufhöversuche nahm auch die Drop-out-Rate ab.
Im Zusammenhang mit der Drop-out-Rate stand ebenso die Höhe des Kohlenmonoxid-Werts
beim Vorgespräch: Klienten mit höheren Werten brachen die Behandlung seltener ab. Dieser
Befund entspricht der Erfahrung, dass Klienten häufig schockiert auf hohe Werte bei der Kohlenmonoxid-
Messung reagieren, und dies als zusätzlicher Motivator wirken kann, auf alle Fälle zu
versuchen, das Rauchen zu beenden.
Bezüglich der Anzahl der bisherigen Aufhörversuche, des Einstiegsalters beim Rauchen, der als
Raucher verbrachten Jahre, der bisherigen Konsumhöhe und der Art der Abhängigkeit (körperlich
versus psychisch abhängig gemäß dem FTND) ergaben sich keine signifikanten Unterschiede
zwischen bei der Katamnese abstinenten und nicht abstinenten Probanden. Dieses Ergebnis entspricht
zwar nicht der Hypothese und bisherigen Untersuchungen zu diesem Bereich, ist jedoch
erfreulich insofern, als es belegt, dass das vorliegende Programm auch bei starken Rauchern mit
einer deutlich ausgeprägten körperlichen Abhängigkeit erfolgreich ist.
Der Vergleich des Behandlungserfolgs über alle demographischen Variablen hinweg ergab
zudem keine Unterschiede der Abstinenzraten: Das Programm scheint demnach gleichermaßen
unabhängig von Alter, Geschlecht, Familienstand, Schulabschluß, Berufsausbildung und Erwerbstätigkeit
für die unterschiedlichsten Personen geeignet zu sein.
Interressant waren auch die Ergebnisse bezüglich psychischer Symptombelastung (Erhebungsinstrument:
SCL-90-R), Ärgerausdruck (Erhebungsinstrument: STAXI) und Depression
(Erhebungsinstrument: ADS):
Im SCL-90-R hatten bei der Katamnese abstinente Teilnehmer in der Messung bei Behandlungsbeginn
signifikant geringere Werte in den Skalen Depression, Ängstlichkeit, phobischer
Angst und globaler psychischer Belastung als später nicht abstinente Teilnehmer.
KAPITEL 9 DISKUSSION UND AUSBLICK 214
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Bezüglich der Drop-out-Raten zeigte sich außerdem, dass Personen, die nicht alle Sitzungen besuchten,
signifikant höhere Werte in den Bereichen Somatisierung, Ängstlichkeit, und bei Zusatzfragen,
die keiner Skala zugeordnet wurden (zum Beispiel schlechtem Appetit, dem Gedanken
ans Sterben, Schlafstörungen, dem Drang, sich zu überessen, Schuldgefühlen) aufwiesen, außerdem
in der grundsätzlichen psychische Belastung, der Anzahl der Symptome, wo eine Belastung
vorliegt und in der Antwortintensität. Wie diese Befunde genau zu interpretieren sind, bleibt unklar,
und auch die Literatur gibt diesbezüglich keine Interpretationshinweise. Festgehalten werden
kann jedoch, dass ein höheres Maß an psychischer Gesundheit dem Behandlungserfolg zugute zu
kommen scheint, und daher eine Raucherentwöhnungsbehandlung unter Umständen an Wirksamkeit
gewinnen könnte, wenn Klienten ermutigt werden, nicht nur das unmittelbare Problem
des Abstinentwerdens, sondern auch die oben angeführten Bereiche therapeutisch zu bearbeiten.
Im STAXI wurde außerdem bei den Abstinenten ein signifikant niedrigerer Wert in der Ärger-
Dispositions-Skala im Vergleich zu den nicht Abstinenten festgestellt; und zwar sowohl bei Behandlungsbeginn
als auch bei der Katamnese: Die abstinenten Klienten erfuhren also weniger
Ärger und fühlten sich seltener ungerecht behandelt oder frustriert. Auch in der Ärger-Reaktions-
Skala des STAXI wurde in der Katamnesemessung bei den Abstinenten ein signifikant niedrigerer
Wert erhoben, während sich bei der Messung zu Behandlungsbeginn hier noch keine Unterschiede
gezeigt hatten. Bei der Katamnese waren demnach abstinente Personen weniger empfindlich
gegenüber Kritik und Abwertung als nicht abstinente, während sie sich zu Behandlungsbeginn
nicht von letzteren unterschieden hatten.
Sehr interessant war auch folgendes Ergebnis: In der Ärger-Zustands-Skala gaben die Abstinenten
bei der Katamnese signifikant intensivere Ärgergefühle im Vergleich zum Behandlungsbeginn
an, was bei den nicht Abstinenten nicht der Fall war. Dies könnte so interpretiert werden, dass
nach dem Wegfall des Rauchens als Mittel, erlebten Ärger zu dämpfen, dessen erlebte Intensität
deutlich ansteigt, während diese sich bei denjenigen, die ihre Wut sich sozusagen weiterhin in
Rauch auflösen lassen, gleich bleibt.
Bezüglich der STAXI ergab sich außerdem, dass Klienten, die die Behandlung abgebrochen hatten,
signifikant niedrigere Werte in der Ärger-Kontroll-Skala (als einem Indikator für die Häufigkeit
von Versuchen, Ärger nicht aufkommen zu lassen) ziegten als diejenigen, die alle Sitzungen
besucht hatten. Da die Ärger-Kontroll-Skala einen engen Zusammenhang mit Faktoren der sozialen
Erwünschtheit aufweist, kann dieser Befund unter Umständen so interpretiert werden, dass
Personen, die sich in ihrem Verhalten in geringerem Maß von dessen sozialer Erwünschtheit leiten
lassen, die Behandlung eher abbrechen: Dass dies eine vom Therapeuten oder den anderen
215 KAPITEL 9 DISKUSSION UND AUSBLICK
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Gruppenmitgliedern unerwünschte Verhaltensweise darstellt, wäre für diese Menschen weniger
ausschlaggebend.
Beim Vergleich mit der Eichstichprobe des STAXIs ergaben sich folgende Ergebnisse: Zum
Meßzeitpunkt bei Behandlungsbeginn hatten die hier behandelten Personen, und zwar insbesonders
die später nicht Abstinenten, ebenso Frauen, signifikant höhere Mittelwerte in der Ärger-
Reaktions-Skala als die Eichstichprobe. Diese Klienten waren demnach gegenüber Kritik, wahrgenommener
Ablehnung und negativer Bewertung durch andere besonders empfindlich und erlebten
unter solchen Umständen intensive Ärgergefühle. Gleichzeitig hatten die Probanden signifikant
höhere Werte als die Eichstichprobe in der Ärgerkontroll-Skala, hier waren insbesonders
Männer und die später Abstinenten betroffen. Dieser Personenkreis wendete demnach viel Energie
zur Steuerung und Kontrolle von Emotionen in ärgerprovozierenden Situationen auf. Da
Ärgerkontrolle eine in hohem Maße sozial erwünschte Verhaltensweise darstellt, könnte diese
Kontrolle im Extremfall auch zu Passivität, Rückzug und Depression führen. Dies trifft hier
möglicherweise besonders zu, da die Probanden gleichzeitig hohe Werte in der Ärger-Reaktions-
Skala aufweisen.
Bei der Katamnesemessung hatten sich die oben beschriebenen Befunde bezüglich des Umgangs
mit Ärgergefühlen verändert: In der Ärgerreaktions-Skala zeigten sich nun nur noch für abstinente
Personen ein diesmal jedoch deutlich erhöhter Mittelwert. In der Ärger-Kontrollskala hatten
die Männer signifikant niedrigere Werte als die Eichstichprobe, schienen Ärgergefühle nun
also weniger zu kontrollieren.
Nur die Frauen dagegen hatten extrem hohe Werte in der Skala für nach innen gerichteten Ärger.
Sie erlebten demnach zwar oft Ärger, zeigten dies aber nicht nach außen, sondern unterdrückten
die Ärgergefühle, anstatt sie physisch oder verbal abzureagieren. Dementsprechend hatten die
Frauen bei der Katamnese außerdem signifikant niedrigere Werte als die Eichstichprobe in der
Skala für nach außen gerichteten Ärger. Sie äußerten demnach ihren Ärger gegenüber anderen
Personen oder Objekten seltener in aggressiver Weise, was wiederum im Zusammenhang mit den
hohen Werten in der Skala für nach innen gerichteten Ärger als bedenklich bewertet werden
könnte.
Darüber, wie diese Vielzahl an Einzelergebnissen zum Umgang mit Ärger zu deuten sind, kann
nur spekuliert werden. Um verläßliche Aussagen machen zu können, wären weitere Forschungsarbeiten
wünschenswert. Festzuhalten bleibt jedoch, dass es signifikante Unterschiede in der Art
der Ärgerverarbeitung zwischen den hier untersuchten Rauchern und der Eichstichprobe, innerhalb
der Klientenstichprobe zwischen Männern und Frauen sowie zwischen den bei der Katamnese
abstinenten und nicht abstinenten Teilnehmern zu geben scheint. Lediglich in der ÄrgerKAPITEL
9 DISKUSSION UND AUSBLICK 216
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Temperaments-Skala (einem Indikator für Impulsivität und das Erleben von Ärger bei bereits
geringer Provokation) gab es weder innerhalb der Klientenstichprobe noch im Vergleich mit der
Eichstichprobe signifikante Unterschiede.
Es erscheint daher notwendig, in der therapeutischen Arbeit im Raucherentwöhnungssektor verstärkt
auch den Umgang mit aggressiven Gefühlen zu thematisieren, da das Rauchen - unter
Umständen in Ermangelung anderer Bewältigungsstrategien - eingesetzt wird, um Ärger und
Wut leichter steuern zu können.
Überraschenderweise, und konträr zur diesbezüglichen Hypothese konnten keine Zusammenhänge
zwischen Depressiviät, erhoben mit der ADS, und dem Behandlungserfolg aufgezeigt werden.
Zur erlebten allgemeinen Veränderung (erhoben mit dem VEV) im Verlauf der Behandlung
und der Frage, ob Klienten Rituale entwickelt haben, um sich vom Rauchen abzuhalten, ergaben
sich folgende Ergebnisse: 82 Prozent der bei der Katamnese abstinenten Teilnehmer hatten Rituale
oder spezielle, für sie hilfreiche Verhaltensweisen entwickelt, aber nur 18 Prozent der nicht
Abstinenten. Dieses Ergebnis unterstreicht, wie wichtig es ist, Klienten im Therapieverlauf immer
wieder zu ermuntern, eigene Rituale zur Bewältigung des Rauchwunsches zu entwickeln.
Bezüglich des zweiten Teils der Hypothese, in der ein höheres Maß an positiven Veränderungen
des Erlebens und Verhaltens in der Hypnose- im Vergleich zur Kontrollgruppe vorhergesagt
worden war, wurden keine signifikanten Unterschiede festgestellt. Dies widerspricht den mündlichen
Aussagen vieler Teilnehmer der Hypnosegruppe, die häufig von einer Verbesserung der
Lebensqualität durch die erhöhte Fähigkeit, mit Streßsituationen umzugehen und sich zu entspannen
berichtet hatten. Möglicherweise meinten die Klienten in diesem Fall jedoch andere
Veränderungen als die, die der VEV erhob.
Obgleich aufgrund der bisherigen Forschungsbefunde zum Thema Aufhörmotivation weiterhin
anzunehmen ist, dass die Höhe und Art der Motivation einen entscheidenden Prädiktor für die
spätere Abstinenz darstellt, konnte anhand der hier erfassten Daten kein diesbezüglicher Zusammenhang
hergestellt werden. Erfasst worden war die Motivation beziehungsweise die Stärke
ambivalenter Gefühle beim Gedanken ans Aufhören anhand folgender Fragen im Anmeldebogen:
Wie stark ausgeprägt ist ihre Absicht, aufzuhören? (1=sehr schwach 5=sehr stark) 1---2---3---4---5
Wie sicher sind Sie, daß Sie es schaffen, aufzuhören? (1=sehr unsicher 5=sehr sicher) 1---2---3---4---5
Wie zwiespältig sind Ihre Gefühle beim Gedanken, nie mehr zu rauchen? (1=gar nicht zwiespältig 5=sehr ) 1--2--3--4--5
217 KAPITEL 9 DISKUSSION UND AUSBLICK
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Möglicherweise hängt der hier erhobene Befund mit der Art der Fragestellung zusammen: Perry
(1975) erhob die Motivation anhand von Fragen nach dem Wunsch, mit dem Rauchen aufzuhören,
dem gegenwärtigen Verlangen nach Zigaretten, den Gründen fürs Rauchen, und als wichtigster
Variable der eigenen Überzeugung, motiviert zu sein, das Rauchen zu beenden. Er kam dabei
zu Ergebnissen, die den Vorhersagewert dieser Variablen bezüglich der späteren Abstinenz belegten.
Obwohl die Untersuchungen zur Motivation in der vorliegenden Studie insgesamt wenig aufschlußreich
waren, bleibt jedoch eines festzuhalten: Hundt und Bespalec (1974) gehen davon aus,
dass letzlich die Motivation zählt und die Wahl der Therapie unerheblich wird, sofern diese hoch
genug ist. Dem widersprechen die vorliegenden Ergebnisse: Obwohl zwischen Kontroll- und
Experimenatlgruppe keine signifikanten Unterschiede in der Motivationshöhe vorlagen, unterschieden
sich diese signifikant im Erfolg.
Zur Untersuchung des Stellenwerts der sozialen Unterstützung für den Behandlungserfolg
wurde folgendes festgestellt: Gemäß den Ergebnissen der vorhergehenden Studie (Schlarb &
Schweizer, 1999) ist die Tatsache, ob eine Personen allein oder mit ihrem Partner zusammen lebt,
von entscheidendem Einfluß auf den Behandlungserfolg. Um die hier gegebene soziale Unterstützung
auch für allein lebende Klienten zu gewährleisten, wurden in der vorliegenden Arbeit
Patenschaften innerhalb der Behandlungsgruppen initiiert. Obgleich viele Klienten im Gespräch
berichteten, von der Patenschaft zu profitieren, ließen sich positive Effekte auf den Behandlungserfolg
nicht nachweisen. Insgesamt war die Akzeptanz dieses Angebotes ohnehin gering:
Nur 13 Prozent der Klienten gaben an, die Patenschaft genutzt zu haben. Auch bezüglich der
erwarteten beziehungsweise erfahrenen oder durch das Zusammenleben im selben Haushalt erlebten
Unterstützung durch Angehörige ließ sich kein Zusammenhang zu Abstinenzraten oder
der Konsumreduktion erheben. Allerdings zeigte sich, dass ein signifikant höherer Anteil der
Therapieabbrecher allein lebte, und dass Personen, die die Behandlung abbrachen, sich außerdem
weniger unterstützt von ihren Angehörigen sahen als solche, die das gesamte Programm absolvierten.
Wie erwartet ergaben sich durch die Variation der Anzahl der Sitzungen (sieben versus fünf)
keine Unterschiede in den Abstinenz- oder Reduktionsmaßen. Relevant ist dieses Ergebnis vor
allem für die Praxis; eine zeitlich komprimierte Therapie kann ohne Bedenken hinsichtlich eines
möglichen Effektivitätsverlusts durchgeführt werden.
Ebensowenig unterschied sich der Behandlungserfolg in Abhängigkeit von der jeweils behandelnden
Therapeutin. Die guten Behandlungsergebnisse scheinen demnach nicht auf der gelegentlich
in der Literatur (zum Beispiel Gerl in Revenstorf & Peter, 2001) erwähnten Tatsache zu
KAPITEL 9 DISKUSSION UND AUSBLICK 218
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beruhen, dass immer wieder einzelne Therapeuten hervorragende Ergebnisse erzielen, sondern
läßt zumindest vermuten, dass diese eher auf den Qualitäten des Programms an sich beruhen.
Schließlich wurde noch die Glaubwürdigkeit der Klientenangaben zum Rauchverhalten überprüft.
Es zeigte sich, dass die Angaben der Klienten zur Konsumhöhe mit den Meßergebnissen
des CO-Meßgeräts korrelierten, es kann also - wie schon von Rabkin et al. (1984) angenommen
- von einer guten Übereinstimmung der Selbstberichte mit den objektiven Messungen ausgegangen
werden. Aufgrund des geringen technischen Aufwands und der Tatsache, dass viele Klienten
die CO-Messung als ausgesprochen motivationsfördernd erleben, scheint das Vornehmen einer
solchen Messung innerhalb von Raucherentwöhnungsbehandlungen also weiterhin empfehlenswert.
Dies gilt insbesonders auch deshalb, weil zweifelhaft bleibt, ob auch Klienten, die nicht
davon ausgehen, dass ihre CO-Werte „kontrolliert" werden, wirklich wahrheitsgemäß über ihr
Rauchverhalten Auskunft geben.
9. 2 Methodische Mängel
Im Kapitel 4. 5. 1 wurden methodische Standards für Raucherentwöhnungsverfahren beziehungsweise
Wirksamkeitsstudien zur Hypnose vorgestellt. Für eine methodisch einwandfreie
Studie im Sektor der hypnotherapeutischen Raucherentwöhnung müssen demnach folgende
Kriterien erfüllt sein (Haustein, 2001; Chambless & Hollon, 1998; Lynn et al., 2000):
in der Exspirationsluft.
durchzuführen - in der Raucherentwöhnung gilt als Erfolgskriterium eine Abstinenzzeit
von mindestens sechs Monaten.
von einer hohen Anzahl potentiell entwöhnungswilliger Rauchern auszugehen ist.
oder als Einzelfallstudie mit mindestens drei Probanden konzipiert sein.
pro Gruppe vorgeschlagen, oder es muß die notwendige Mindestgröße der Stichprobe unter
Einbeziehung der gewünschten Effektstärke im voraus ermittelt werden.
219 KAPITEL 9 DISKUSSION UND AUSBLICK
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
nachvollziebar zu machen.
und spezifiziert werden.
werden.
Ausscheiden diskutiert werden.
Die vorliegende Studie erfüllt alle aufgeführten Kriterien bis auf eines: Die randomisierte Zuteilung
der Klienten zur Experimental- beziehungsweise Kontrollgruppe. Wie unter 7. 2. 1 bereits
beschrieben, war die Randomisierung zunächst zwar vorgesehen, erwies sich aber unter praktischen
Gesichtspunkten als nicht praktikabel: Zur Aquise waren zunächst, ohne spezifische Angaben
zu machen, über Pressenotizen Raucherentwöhnungskurse angeboten worden. Nach der
telephonischen Anfrage der Interessenten sollten die Probanden nach Alter, Geschlecht und
Rauchverhalten parallelisiert und der Experimental- beziehungsweise Kontrollgruppe zugeordnet
werden. Erst im Anschluß an die Gruppenzuordnung sollten die potentiellen Teilnehmer Briefe
erhalten, in welchen Art und Dauer der Behandlung detaillierter beschrieben werden sollten. Dieses
methodisch korrekte Vorgehen erwies sich jedoch als nicht durchführbar; das unspezifische
Angebot einer nicht näher beschriebenen Art von Raucherentwöhnung stieß nur auf sehr mäßiges
Interesse; eine genügend große Stichprobe auf diesem Weg zu rekrutieren wäre innerhalb der
zur Verfügung stehenden Zeit unmöglich gewesen. Daher war es für die Durchführung der Studie
notwendig, getrennte Pressenotizen für Experimental- beziehungsweise Kontrollgruppen zu
veröffentlichen; die Resonanz stieg daraufhin merklich an. Das methodische Manko dieser fehlenden
Randomisierung wird teilweise jedoch dadurch ausgeglichen, daß die beiden Gruppen sich
in keinem der erhobenen Parameter unterschieden.
Ein weiterer - unter methodischem Aspekt - nicht optimal gelöster Punkt war die im Vergleich
zur Experimentalgruppe kleinere Stichprobe in der Kontrollgruppenbedingung: Diese Ungleichverteilung
geht darauf zurück, dass die Kontrollgruppenbehandlung sich bereits in der vorangeKAPITEL
9 DISKUSSION UND AUSBLICK 220
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gangenen Studie bei einer kleinen Stichprobe von zwölf Personen als nicht sonderlich effektiv
erwiesen hatte, und deshalb vermieden wurde, diese Behandlung mehr Probanden anzubieten, als
für die endgültige Wirksamkeitsüberprüfung unbedingt notwendig war.
9. 3 Zusammenfassung und Ausblick
Die vorliegende Studie weist vielfältige Implikatioen für die therapeutische Arbeit im Raucherentwöhnungssektor
auf: Die Überlegenheit der ressourcenorientierten Hypnotherapie gegenüber
der Nikotinpflasterbehandlung mit verhaltenstherapeutischen Elementen konnte ebenso
belegt werden wie die die nahezu gleichen Erfolgsraten im Einzelsetting gegenüber der ökonomisch
effizienteren Gruppenbehandlung. Wichtig ist hierbei auch, dass sich das Programm unabhängig
von demographischen Variablen der Klienten oder deren vorherigem Rauchverhalten als
gleichbleibend wirksam erwies, und auch kein Zusammenhang zur Person der behandelnden
Therapeutin hergestellt werden konnte.
Wichtige Hinweise gab die Studie zudem für das konkrete therapeutische Vorgehen: Sowohl die
Angaben der Klienten zu den Situationen, in denen sie rückfällig wurden, als auch die Ergebnisse
zum Umgang mit Ärger im STAXI belegen die Notwendigeit, zur Rückfallprophylaxe in der
Raucherentwöhnung nicht nur die „gängigen" Anlässe für Rückfälle bei geselligen Anlässen in
Verbindung mit Alkoholgenuß oder aufgrund der Gewichtszunahme nach dem Rauchstop zu
bearbeiten, sondern auch Elemente wie Stressbewältigung und insbesonders den Umgang mit
aggressiven Gefühlen. Wesentlich erscheint es zudem, Klienten zu ermutigen, eigene Rituale im
Umgang mit dem Rauchwunsch zu entwickeln und anzuwenden.
Inkonsistent mit bisherigen Forschungsarbeiten waren die Befunde zur Nikotinpflasterverwendung:
In der vorliegenden Studie ließen sich keine positiven Effekte nachweisen; für eine abschließende
Beurteilung sollten jedoch weitere Forschungsergebnisse abgewartet werden.
Ein für die Hypnoseforschung wichtiges Ergebnis dieser Studie ist die Tatsache, dass mit der
vorliegenden Arbeit eine umfassende und methodisch so weitgehend korrekte Überprüfung der
Wirksamkeit von Hypnotherapie vorgenommen wurde, wie es innerhalb der übergeordneten
ethischen Prinzipien möglich war. Dabei wurden eindeutig positive Effekte der Hypnose auf den
Behandlungserfolg nachgewiesen. Um diese Ergebnisse weiter zu untermauern und damit im
Sinne der im Kapitel 4. 5. 1 erwähnten Prinzipien von Chambless und Hollon (1998) Hypnose
bei Nikotinabusus zu den erwiesenermaßen effektiv und spezifisch wirksamen Verfahren zählen
zu können, sind weitere methodisch einwandfreie Studien in diesem Sektor notwendig und wünschenswert.
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235 ANHANG
Anhang I
Klientenanfragen
ANHANG 236
237 ANHANG
Anhang II
Anwerbung der Probanden
Pressenotizen
Informationsbriefe für Experimental- und Kontrollgruppe
ANHANG 238
Hypnotherapeutische Raucherentwöhnungskurse
am Psychologischen Institut in Tübingen
Am Psychologischen Institut in Tübingen beginnen ab Februar / März 2001 im Rahmen einer
wissenschaftlichen Studie neue hypnotherapeutische Raucherentwöhnungskurse.
Bei einer vorangegangenen Studie hat sich gezeigt, daß beim Einsatz dieser Methode nach vier
Wochen 83 Prozent der Teilnehmer abstinent waren; 55 Prozent hielten ein Jahr durch und nach
20 Monaten waren noch 42 Prozent der ehemaligen Raucher nikotinfrei.
Das derzeit untersuchte Entwöhnungsprogramm enthält neben hypnotherapeutischen auch verhaltenstherapeutische
Elemente; zusätzliche Unterstützung bietet außerdem die Verwendung von
Nikotinpflastern. Die Probanden werden im Rahmen der Studie über einen Zeitraum von vier
Monaten von Diplompsychologinnen betreut und besuchen in dieser Zeit insgesamt fünf Sitzungen
im Psychologischen Institut.
Voraussetzung für die Teilnahme ist der Vorsatz, das Rauchen zu beenden, sowie die Bereitschaft,
einige Fragebögen zu diesem Thema auszufüllen.
InteressentInnen wenden sich bitte schriftlich (Postkarte genügt) an die folgende
Adresse:
Psychologisches Institut
Abteilung Prof. Revenstorf
Stichwort: Raucherhypnose
Gartenstraße 29
72074 Tübingen
Sie bekommen unser Infomaterial dann schnellstmöglich zugeschickt.
239 ANHANG
Ihr Neujahrsvorsatz: Rauchfrei ins neue Jahr?!
Wer den Vorsatz gefaßt hat, 2001 mit dem Rauchen aufzuhören, kann sich Unterstützung beim Psychologischen
Institut in Tübingen holen.
Dort gibt es im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie die Möglichkeit, bei einem Treffen im Psychologischen
Institut durch eine Kohlenmonoxidmessung, welche mittels eines einfachen Atemtests
erfolgt, etwas über das Ausmaß der eigenen rauchbedingten körperlichen Schädigungen zu erfahren.
Ein zweites Treffen findet statt, wenn die Probanden bereits drei Monate nicht mehr rauchen- wiederum
werden ihre Kohlenmonoxidwerte bestimmt, welche zu diesem Zeitpunkt die bereits eingetretene
merkliche gesundheitliche Besserung wieder spiegeln.
Unterstützt werden die Teilnehme außerdem mit Nikotinpflastern, welche sie gegen Erstattung eines
Unkostenbeitrags erhalten.
Voraussetzung für die Teilnahme ist der Vorsatz, das Rauchen zu beenden, sowie die Bereitschaft,
einige Fragebögen zu diesem Thema auszufüllen.
InteressentInnen wenden sich bitte schriftlich (Postkarte genügt) an die folgende Adresse:
Psychologisches Institut
Abteilung Prof. Revenstorf
Stichwort: Neujahrsvorsatz (bitte unbedingt angeben)
Gartenstraße 29
72074 Tübingen
Sie bekommen unser Infomaterial dann schnellstmöglich zugeschickt.
ANHANG 240
U T
EBERHARD-KARLS-UNIVERSITÄT
TÜBINGEN
PSYCHOLOGISCHES INSTITUT
ABTEILUNG KLINISCHE UND PHYSIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE
Prof. Dr. Dirk Revenstorf, Dipl. Psych. Cornelie Schweizer
Abteilung Klinische & Physiologische Psychologie
Gartenstraße 29 . D-72074 Tübingen
Sehr geehrte Damen und Herren,
Sie interessieren sich für unser Hypnose-Raucherentwöhnungsprogramm; nachfolgend stellen wir
Ihnen unsere Arbeitsweise vor, um Ihnen die Entscheidung, ob Sie teilnehmen möchten, zu ermöglichen.
Wer „Hypnose" hört, denkt häufig an Bühnenshows und Scharlatanerie, an die Gefahr, den eigenen
Willen zu verlieren und dem Hypnotiseur ausgeliefert zu sein. Mit diesen Vorstellungen hat
die Klinische Hypnose jedoch nichts zu tun: Sie ermöglicht vielmehr einen Zustand tiefer Entspannung,
in dem der eigene Wille nicht geschwächt, sondern - im Gegenteil - gestärkt wird,
um ein Ziel, in diesem Fall die Abstinenz von der Zigarette, sicherer zu erreichen.
Studien haben gezeigt, daß Hypnose ein in der Raucherentwöhnung sehr erfolgreiches Verfahren
darstellt: Zwischen 50% und 70% der Behandelten hören mit dem Rauchen auf, während Versuche
im Alleingang nur bei 3% bis 15% zum Erfolg führen.
Der erste Behandlungsschritt unseres Programms besteht in einem Vorgespräch; hier werden Sie
Gelegenheit haben, Fragen zur Hypnosebehandlung zu stellen. Sie erhalten zudem Nikotinpflaster
für die folgenden drei Wochen und ein Blatt mit einigen wichtigen Tips und Tricks, die Ihnen
helfen werden, die erste rauchfreie Zeit gut durchzustehen.
Bei jedem Treffen werden wir mit einem einfachen Atemtest Ihre Kohlenmonoxidwerte bestimmen,
um die merkliche gesundheitliche Besserung, welche eintritt, sobald Sie aufgehört haben, zu
rauchen, messen zu können.
Etwa eine Woche nach dem Vorgespräch kommen Sie zur ersten Gruppenhypnose; der zweite
Termin findet eine Woche danach und eine dritte Sitzung in einem Abstand von nochmals ein bis
zwei Wochen statt. Dabei handelt es sich um Hypnosesitzungen mit maximal acht Teilnehmern
unter Leitung Ihrer zwei Therapeutinnen. Die ersten drei Hypnosetermine dauern jeweils circa
zwei Stunden. Danach ist noch eine kürzere Auffrischungssitzungen im Abstand von zwei Monaten
geplant.
241 ANHANG
Es ist möglich, daß Sie sich nach der Hypnosesitzung zunächst etwas benommen fühlen, daher
ist es wichtig, daß Sie sich nicht unmittelbar anschließend ans Steuer eines Wagens setzen. Planen
Sie also eine halbe Stunde für einen Spaziergang ein oder lassen Sie sich abholen, falls Sie nicht zu
Fuß kommen können.
Die Treffen finden im Psychologischen Institut,
Gartenstraße 29, Raum 06, EG statt.
Mit der Anmeldebestätigung erhalten Sie Ihren genauen Termin.
Da Sie mit der Behandlung an einer wissenschaftlichen Studie teilnehmen, ist Ihre Bereitschaft,
bei jeder Sitzung einige Fragebögen auszufüllen und uns später auch telephonisch Auskunft über
ihr Befinden bzgl. des Nichtrauchens zu geben, Voraussetzung für die Teilnahme an unserem
Entwöhnungsprogramm. Selbstverständlich werden die erhobenen Daten streng vertraulich behandelt.
Wichtig ist außerdem, daß Sie sich die Zeit nehmen, alle Hypnosesitzungen zu besuchen
und daß bereit sind, Nikotinpflaster zu benutzen.
Die wichtigste Bedingung für Ihre erfolgreiche Teilnahme ist jedoch Ihr fester Vorsatz, das Rauchen
vollständig und endgültig zu beenden. Machen Sie sich deshalb rechtzeitig vor Ihrer Anmeldung
Gedanken darüber, ob für Sie gerade der richtige Zeitpunkt ist, das Rauchen aufzuhören:
Wie Sie vielleicht aus früheren Abstinenzversuchen wissen, ist eine gewisse Gewichtszunahme
nach dem Aufhören wahrscheinlich. Wenn eine anfängliche Gewichtszunahme für Sie zur Zeit
nicht akzeptabel ist, sollten Sie Ihre Entscheidung, zum jetzigen Zeitpunkt mit dem Rauchen
aufzuhören, nochmals überdenken.
Auch wenn Sie sich zur Zeit in einer akuten Lebenskrise befinden, ist es unter Umständen sinnvoller,
Ihren Entschluß, mit dem Rauchen aufzuhören, auf eine weniger stressreiche Phase zu
verschieben.
Ganz besonders erfolgversprechend ist es dagegen, wenn Sie sich gleichzeitig mit Freunden,
Partnern oder Kollegen entschließen, mit dem Rauchen aufzuhören. Falls diese Möglichkeit für
Sie besteht, sollten Sie sie nutzen!
Die Kosten für die Raucherentwöhnung betragen 600,00 DM. Eine Hypnosebehandlung wird
von den Krankenkassen normalerweise leider nicht finanziert.
Wegen der großen Nachfrage nach unserem Entwöhnungsprogramm sind Wartezeiten manchmal
nicht zu vermeiden; wir versuchen jedoch, Ihnen einen Termin zum bald möglichsten Zeitpunkt
zu geben.
Mit freundlichen Grüßen
Cornelie Schweizer
ANHANG 242
U T
EBERHARD-KARLS-UNIVERSITÄT
TÜBINGEN
PSYCHOLOGISCHES INSTITUT
ABTEILUNG KLINISCHE UND PHYSIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE
Prof. Dr. Dirk Revenstorf, Dipl. Psych. Cornelie Schweizer
Abteilung Klinische & Physiologische Psychologie
Gartenstraße 29 . D-72074 Tübingen
Sehr geehrte Damen und Herren,
Sie interessieren sich für unser Hypnose-Raucherentwöhnungsprogramm; nachfolgend stellen wir
Ihnen unsere Arbeitsweise vor, um Ihnen die Entscheidung, ob Sie teilnehmen möchten, zu ermöglichen.
Wer „Hypnose" hört, denkt häufig an Bühnenshows und Scharlatanerie, an die Gefahr, den eigenen
Willen zu verlieren und dem Hypnotiseur ausgeliefert zu sein. Mit diesen Vorstellungen hat
die Klinische Hypnose jedoch nichts zu tun: Sie ermöglicht vielmehr einen Zustand tiefer Entspannung,
in dem der eigene Wille nicht geschwächt, sondern - im Gegenteil - gestärkt wird,
um ein Ziel, in diesem Fall die Abstinenz von der Zigarette, sicherer zu erreichen.
Studien haben gezeigt, daß Hypnose ein in der Raucherentwöhnung sehr erfolgreiches Verfahren
darstellt: Zwischen 50% und 70% der Behandelten hören mit dem Rauchen auf, während Versuche
im Alleingang nur bei 3% bis 15% zum Erfolg führen.
Der erste Behandlungsschritt unseres Programms besteht in einem Vorgespräch zusammen mit
einigen weiteren Klienten; hier werden Sie Gelegenheit haben, Fragen zur Hypnosebehandlung
zu stellen. Sie erhalten zudem Nikotinpflaster für die folgenden drei Wochen und ein Blatt mit
einigen wichtigen Tips und Tricks, die Ihnen helfen werden, die erste rauchfreie Zeit gut durchzustehen.
Bei jedem Treffen werden wir mit einem einfachen Atemtest Ihre Kohlenmonoxidwerte bestimmen,
um die merkliche gesundheitliche Besserung, welche eintritt, sobald Sie aufgehört haben, zu
rauchen, messen zu können.
Etwa eine Woche nach dem Vorgespräch kommen Sie zur ersten Einzelypnose; der zweite Termin
findet eine Woche danach und eine dritte Sitzung in einem Abstand von nochmals ein bis
zwei Wochen statt. Zwei Monate später kommen Sie noch zu einer Auffrischungssitzung in der
Gruppe. Die Sitzungen dauern jeweils circa eine Stunde.
243 ANHANG
Es ist möglich, daß Sie sich nach der Hypnosesitzung zunächst etwas benommen fühlen, daher
ist es wichtig, daß Sie sich nicht unmittelbar anschließend ans Steuer eines Wagens setzen. Planen
Sie also eine halbe Stunde für einen Spaziergang ein oder lassen Sie sich abholen, falls Sie nicht zu
Fuß kommen können.
Die Treffen finden im Psychologischen Institut,
Gartenstraße 29, Raum 06, EG statt.
Mit der Anmeldebestätigung erhalten Sie Ihren genauen Termin.
Da Sie mit der Behandlung an einer wissenschaftlichen Studie teilnehmen, ist Ihre Bereitschaft,
bei jeder Sitzung einige Fragebögen auszufüllen und uns später auch telephonisch Auskunft über
Ihr Befinden bzgl. des Nichtrauchens zu geben, Voraussetzung für die Teilnahme an unserem
Entwöhnungsprogramm. Selbstverständlich werden die erhobenen Daten streng vertraulich behandelt.
Wichtig ist außerdem, daß Sie sich die Zeit nehmen, alle Hypnosesitzungen zu besuchen
und bereit sind, Nikotinpflaster zu benutzen.
Die wichtigste Bedingung für Ihre erfolgreiche Teilnahme ist jedoch Ihr fester Vorsatz, das Rauchen
vollständig und endgültig zu beenden. Machen Sie sich deshalb rechtzeitig vor Ihrer Anmeldung
Gedanken darüber, ob für Sie gerade der richtige Zeitpunkt ist, das Rauchen aufzuhören:
Wie Sie vielleicht aus früheren Abstinenzversuchen wissen, ist eine gewisse Gewichtszunahme
nach dem Aufhören wahrscheinlich. Wenn eine anfängliche Gewichtszunahme für Sie zur Zeit
nicht akzeptabel ist, sollten Sie Ihre Entscheidung, zum jetzigen Zeitpunkt mit dem Rauchen
aufzuhören, nochmals überdenken.
Auch wenn Sie sich zur Zeit in einer akuten Lebenskrise befinden, ist es unter Umständen sinnvoller,
Ihren Entschluß, mit dem Rauchen aufzuhören, auf eine weniger stressreiche Phase zu
verschieben.
Ganz besonders erfolgversprechend ist es dagegen, wenn Sie sich gleichzeitig mit Freunden,
Partnern oder Kollegen entschließen, mit dem Rauchen aufzuhören. Falls diese Möglichkeit für
Sie besteht, sollten Sie sie nutzen!
Die Kosten für die Raucherentwöhnung betragen 306,- Euro. Eine Hypnosebehandlung wird
von den Krankenkassen normalerweise leider nicht finanziert.
Wegen der großen Nachfrage nach unserem Entwöhnungsprogramm sind Wartezeiten manchmal
nicht zu vermeiden; wir versuchen jedoch, Ihnen einen Termin zum bald möglichsten Zeitpunkt
zu geben.
Mit freundlichen Grüßen
Cornelie Schweizer
ANHANG 244
U T
EBERHARD-KARLS-UNIVERSITÄT
TÜBINGEN
PSYCHOLOGISCHES INSTITUT
ABTEILUNG KLINISCHE UND PHYSIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE
Prof. Dr. Dirk Revenstorf, Dipl. Psych. Cornelie Schweizer
Abteilung Klinische & Physiologische Psychologie
Gartenstraße 29 . D-72074 Tübingen
Sehr geehrte Damen und Herren,
Sie möchten mit dem Rauchen aufhören und interessieren sich für unsere Raucherentwöhnungstreffen.
Im Rahmen einer psychologischen Studie haben Sie bei uns die Möglichkeit, bei
einem Treffen mit ca. 20 Personen durch eine Kohlenmonoxidmessung, welche mittels eines
einfachen Atemtests erfolgt, etwas über das Ausmaß Ihrer rauchbedingten körperlichen Schädigungen
zu erfahren. Unterstützt werden Sie außerdem mit Nikotinpflastern, welche Sie von uns
erhalten. Sie bekommen zudem ein Infoblatt mit einigen wichtigen Tips, die Ihnen helfen werden,
die erste Zeit durchzustehen.
Ein zweites Treffen findet statt, wenn Sie bereits drei Monate nicht mehr rauchen- wiederum
werden Ihre Kohlenmonoxidwerte bestimmt, welche zu diesem Zeitpunkt die bereits eingetreten
merkliche gesundheitliche Besserung wiederspiegeln werden. Nach weiteren drei bzw. sechs Monaten
werden wir uns nochmals telephonisch nach Ihrem Befinden erkundigen. Voraussetzung
für die Teilnahme ist Ihr Vorsatz, das Rauchen vollständig zu beenden, sowie die Bereitschaft,
einige Fragebögen zu diesem Thema auszufüllen und uns später telephonisch Auskunft über ihr
Befinden bzgl. des Rauchens zu geben.
Die Treffen finden im Psychologischen Institut,
Gartenstraße 29, Raum 313, 3. Stock statt.
Mit der Anmeldebestätigung erhalten Sie Ihren genauen Termin.
Wie Sie vielleicht aus früheren Abstinenzversuchen wissen, ist eine gewisse Gewichtszunahme
nach dem Aufhören wahrscheinlich. Wenn eine anfängliche Gewichtszunahme für Sie zur Zeit
nicht akzeptabel ist, sollten Sie Ihre Entscheidung, zum jetzigen Zeitpunkt mit dem Rauchen
aufzuhören, nochmals überdenken. Auch wenn Sie sich zur Zeit in einer akuten Lebenskrise befinden,
ist es unter Umständen sinnvoller, Ihren Entschluß, mit dem Rauchen aufzuhören, auf
eine weniger stressreiche Phase zu verschieben. Ganz besonders erfolgversprechend ist es dagegen,
wenn Sie sich gleichzeitig mit Freunden, Partnern oder Kollegen entschließen, mit dem Rauchen
aufzuhören. Falls diese Möglichkeit für Sie besteht, sollten Sie sie nutzen! Die Kosten für
die Raucherentwöhnung betragen eine Beteiligung in Höhe von 60,00 DM an den Unkosten für
die Nikotinpflaster.
Mit freundlichen Grüßen
Cornelie Schweizer
245 ANHANG
Anhang III
Meßinstrumente
Anmeldebogen
Fagerström Test Nicotine Dependence
Symptom-Checkliste von Derogatis
Selbsteinschätzungsbogen der Creative Imagination Scale: CIS
State-Trait-Ärgerausdruckinventar: STAXI
Allgemeine Depressions Skala: ADS
Veränderungsfragebogen des Erlebens und Verhaltens: VEV
Protokollbogen
Klienten-Feedbackbogen
Therapeutenfragebogen
Katamnesebogen
ANHANG 246
ANMELDUNG
HINWEIS!
Für unsere Teilnehmerinnen: Falls Sie schwanger sind oder zur Zeit stillen, können Sie
kein Nikotinpflaster verwenden.
Wenn Sie unter einer oder mehrerer der folgenden Erkrankungen leiden oder gelitten
haben, besprechen Sie mit Ihrem Hausarzt, ob Sie trotzdem ein Pflaster verwenden können.
➙Überempfindlichkeit gegen Pflaster oder Nikotin auf der Haut
➙Herzinfarkt
➙Schlaganfall
➙allgemeine Hauterkrankungen
➙Angina Pectoris
➙Hirngefäßerkrankungen
➙Herzrhythmusstörungen
➙Durchblutungsstörungen
➙stark erhöhtem Blutdruck
➙Herzmuskelschwäche
➙Nieren-und Leberfunktionsstörungen
➙Schilddrüsenüberfunktion
➙Diabetes
➙Magenschleimhautentzündung
➙Magen- und Darmgeschwüre
➙regelmäßige Medikamenteneinnahme
Mit dieser Anmeldung bestätigen Sie uns, nötigenfalls mit Ihrem Hausarzt vor Behandlungsbeginn
abzuklären, ob eine Pflasterbehandlung bei Ihnen möglich ist.
Wenn eine Pflasterbehandlung bei Ihnen aus den oben genannten Gründen nicht in Frage
kommt, können wir Ihnen in dringenden Fällen eine Behandlung außerhalb der eigentlichen Studie
(in diesem Fall ohne Nikotinpflaster) anbieten.
DEN INFORMATIONSBRIEF HABE ICH GELESEN UND ZUR KENNTNIS GENOMMEN.
HIERMIT MELDE ICH MICH VERBINDLICH FÜR DAS BESCHRIEBENE PROGRAMM AN.
Name: _____________________________________________________________________
Adresse: ___________________________________________________________________
Phon/Fax: _________________________________________________________________
Datum, Unterschrift: __________________________________________________________
Bitte legen Sie Ihrer Anmeldung
ein aktuellesPassfoto bei
und füllen Sie den umseitigen
Fragebogen vollständig aus.
Code:
247 ANHANG
Geschlecht: ❑ männl. Alter:_____________________
❑ weibl.
Familienstand: ❑ unverheiratet Wohnsituation: ❑ allein lebend
❑ verheiratet ❑ mit PartnerIn
❑ geschieden ❑ mit Verwandten/Kindern/Freunden
❑ verwitwet
Schulabschluß: ❑ keiner
❑ Hauptschule
❑ Realschule
❑ Abitur
❑ Hochschulabschluß
Berufsausbildung: ❑ keine
❑ Lehre abgeschlossen
❑ Fachschule abgeschlossen
❑ Fachhochschule/ Universität abgeschlossen
Erwerbstätigkeit: ❑ voll
❑ teilweise
❑ Hausfrau/-mann
❑ in Ausbildung
❑ RentnerIn
❑ arbeitslos
Was rauchen Sie? ❑ Zigaretten ❑ Pfeife ❑ Zigarren
Wieviele Zigaretten rauchen Sie durchschnittlich am Tag ? _______
Wie hoch ist der Nikotingehalt Ihrer Zigaretten? ______________
Finden Sie es schwierig, Rauchverbote in Kinos oder anderen öffentlichen Gebäuden einzuhalten? ❑ ja ❑ nein
Welche Zigarette im Verlauf eines Tages ist Ihnen am wichtigsten? ❑ die erste am Morgen ❑ andere
Rauchen Sie mehr während der ersten Stunden nach dem Erwachen als während des übrigen Tages ❑ ja ❑ nein
Rauchen Sie auch, wenn Sie krank im Bett liegen müssen? ❑ ja ❑ nein
In welchem Zeitraum nach dem Erwachen rauchen Sie Ihre erste Zigarette?
Innerhalb von: ❑ 5 Min ❑ 6-30 Min. ❑ 31-60 Min. ❑ Nach über 60 Min.
Wie alt waren Sie, als Sie begonnen haben, zu rauchen? ________
Wieviele Jahre Ihres Lebens haben Sie geraucht? _____________
Hatten Sie früher schon versucht, das Rauchen aufzuhören: ❑ ja ❑ nein Anzahl der Versuche: ______
Haben Sie schon einmal an einem Raucherentwöhnungsprogramm teilgenommen? ❑ ja ❑ nein
In welchen Situationen oder Stimmungen rauchen Sie besonders viel?
__________________________________________________________________________________________
Bitte kreuzen Sie an, wie zuversichtlich Sie sind, in den folgenden Situationen nicht zu rauchen:
(1=gar nicht zuversichtlich, 2=wenig zuversichtlich, 3=einigermaßen zuversichtlich, 4=zuversichtlich, 5=völlig zuversichtlich)
Wenn Sie sich in geselliger Runde befinden und Alkohol trinken. 1----2----3----4----5
Wenn Sie ängstlich und nervös sind. 1----2----3----4----5
Wenn Sie sich nach einer eher unangenehmen Tätigkeit belohnen wollen. 1----2----3----4----5
Wenn Sie Hungergefühle dämpfen möchten. 1----2----3----4----5
Wenn Sie Ihre Konzentration steigern wollen. 1----2----3----4----5
Wenn Sie sehr verärgert über etwas oder jemand sind. 1----2----3----4----5
Wenn Sie spüren, daß Sie eine Aufmunterung brauchen. 1----2----3----4----5
Wenn Sie morgens gerade aufstehen. 1----2----3----4----5
Wenn Sie sich überarbeitet und gestreßt fühlen und sich entspannen wollen. 1----2----3----4----5
Wenn Ihnen bewußt wird, daß Sie eine Weile nicht geraucht haben. 1----2----3----4----5
Wenn Sie mit Partner/in oder Freund/in zusammen sind und er/sie raucht. 1----2----3----4----5
Wie stark ausgeprägt ist ihre Absicht, aufzuhören? (1=sehr schwach 5=sehr stark) 1----2----3----4----5
Wie sicher sind Sie, daß Sie es schaffen, aufzuhören? (1=sehr unsicher 5=sehr sicher) 1----2----3----4----5
Wie zwiespältig sind Ihre Gefühle bei dem Gedanken, nie mehr zu rauchen?
(1=gar nicht zwiespältig 5=sehr ) 1---2---3---4---5
Fühlen Sie sich von Familie/Freunden in Ihrem Aufhörvorhaben unterstützt?
(1= gar nicht 5=sehr) 1----2----3----4----5
Vielen Dank fürs Ausfüllen!
ANHANG 248
Fagerström Test Nicotine Dependence
1. Wann nach dem Erwachen rauchen Sie Ihre erste Zigarette?
Innerhalb von: ❑ 5 Min ❑ 6-30 Min. ❑ 31-60 Min. ❑ Nach über 60 Min.
2. Finden Sie es schwierig, an Orten, wo das Rauchen verboten ist (z. B. Kino usw.) das
Rauchen sein zu lassen?
❑ ja ❑ nein
3. Auf welche Zigarette würden Sie nicht verzichten wollen?
❑ die erste am Morgen ❑ andere
4. Wieviel Zigaretten rauchen Sie im allgemeinen pro Tag?
_______________________
5. Rauchen Sie am Morgen im allgemeinen mehr als am Rest des Tages?
❑ ja ❑ nein
6. Kommt es vor, daß Sie rauchen, wenn Sie krank sind und tagsüber im Bett bleiben
müssen?
❑ ja ❑ nein
249 ANHANG
ANHANG 250
251 ANHANG
ANHANG 252
253 ANHANG
ANHANG 254
255 ANHANG
ANHANG 256
257 ANHANG
Selbsteinschätzungsbogen der Creative Imagination Scale (Barber & Wilson, 1978/79)
Name: _____________________ Geburtsdatum: ______________ Code: ____________
Bitte beantworten Sie jedes Item, so ehrlich wie möglich. Es gibt keine richtigen oder falschen
Antworten.
Lesen Sie die nachfolgenden Statements zu jedem Item. Dann kreuzen Sie die Zahl an
(0, 1, 2, 3 oder 4), welche der Erfahrung, die Sie gemacht haben, am ehesten entspricht.
1. In einem ersten Test wurden Sie gebeten, sich zunächst ein, dann zwei und drei Wörterbücher vorzustellen,
die auf Ihrer Handfläche gestapelt wurden. Verglichen mit dem, was Sie erlebt hätten, wenn tatsächlich
Wörterbücher auf Ihrer Hand gestapelt worden wären, war Ihre erlebte Vorstellung:
0 1 2 3 4
__________________________________________________________________________________
0% 25% 50% 75% 100%
überhaupt geringfügig ähnlich ziemlich fast
nicht ähnlich ähnlich ähnlich identisch
2. In einem zweiten Test wurden Sie gebeten, sich vorzustellen, wie Ihre Hand von einem starken Wasserstrahl
eines Gartenschlauchs angehoben wird. Verglichen mit dem, was Sie erlebt hätten, wenn Ihre Hand
tatsächlich von einem Wasserstrahl in die Höhe gehoben worden wäre, war Ihre erlebte Vorstellung:
0 1 2 3 4
__________________________________________________________________________________
0% 25% 50% 75% 100%
überhaupt geringfügig ähnlich ziemlich fast
nicht ähnlich ähnlich ähnlich identisch
3. In einem dritten Test wurden Sie gebeten, sich vorzustellen, wie ein lokales Betäubungsmittel in Ihre
Hand injiziert wurde, worauf zwei Finger taub wurden. Verglichen mit dem, was Sie erlebt hätten, wenn
tatsächlich zwei Finger aufgrund eines Betäubungsmittels taub geworden wären, war Ihre erlebte Vorstellung:
0 1 2 3 4
__________________________________________________________________________________
0% 25% 50% 75% 100%
überhaupt geringfügig ähnlich ziemlich fast
nicht ähnlich ähnlich ähnlich identisch
4. In einem vierten Test wurden Sie gebeten, sich vorzustellen, wie Sie eine Tasse kühles, klares Wasser
aus einem Bergbach trinken. Verglichen mit der tatsächlichen Erfahrung kühles, klares Wasser zu trinken,
war Ihre erlebte Vorstellung:
0 1 2 3 4
__________________________________________________________________________________
0% 25% 50% 75% 100%
überhaupt geringfügig ähnlich ziemlich fast
nicht ähnlich ähnlich ähnlich identisch
5. In einem fünften Test wurden Sie gebeten, eine Orange zu riechen und zu
schmecken. Verglichen mit der tatsächlichen Erfahrung eine Orange zu riechen und schmecken, war Ihre
erlebte Vorstellung:
ANHANG 258
0 1 2 3 4
__________________________________________________________________________________
0% 25% 50% 75% 100%
überhaupt geringfügig ähnlich ziemlich fast
nicht ähnlich ähnlich ähnlich identisch
6. In einem sechsten Test wurden Sie gebeten, sich an eine wundervolle Melodie zu erinnern und diese in
der Vorstellung zu hören. Verglichen mit der tatsächlichen Erfahrung diese Musik zu hören, war Ihre
erlebte Vorstellung:
0 1 2 3 4
__________________________________________________________________________________
0% 25% 50% 75% 100%
überhaupt geringfügig ähnlich ziemlich fast
nicht ähnlich ähnlich ähnlich identisch
7. ln einem siebten Test wurden Sie gebeten, sich vorzustellen, wie die Sonne auf
Ihre Hand scheint und diese dadurch warm wurde. Verglichen mit dem, was Sie erlebt hätten, wenn Ihre
Hand tatsächlich von der Sonne beschienen worden wäre, war Ihre erlebte Vorstellung:
0 1 2 3 4
__________________________________________________________________________________
0% 25% 50% 75% 100%
überhaupt geringfügig ähnlich ziemlich fast
nicht ähnlich ähnlich ähnlich identisch
8. In einem achten Test wurden Sie gebeten, sich vorzustellen, wie sich die Zeit
verlangsamt. Verglichen mit der tatsächlichen Erfahrung, daß die Zeit nur langsam vorübergeht, war Ihre
erlebte Vorstellung:
0 1 2 3 4
__________________________________________________________________________________
0% 25% 50% 75% 100%
überhaupt geringfügig ähnlich ziemlich fast
nicht ähnlich ähnlich ähnlich identisch
9. In einem neunten Test wurden Sie gebeten, an die Zeit zurückzudenken, als Sie
in der Grundschule waren. Verglichen mit den Empfindungen, die Sie gehabt hätten, wenn Sie tatsächlich
in der Grundschule gewesen wären, war Ihre erlebte Vorstellung:
0 1 2 3 4
__________________________________________________________________________________
0% 25% 50% 75% 100%
überhaupt geringfügig ähnlich ziemlich fast
nicht ähnlich ähnlich ähnlich identisch
10. In einem zehnten Test wurden Sie gebeten, sich in der Sonne am Strand liegend vorzustellen und sich
dabei sehr zu entspannen. Verglichen mit dem, was Sie erlebt hätten, wenn Sie sich tatsächlich am Strand
entspannen würden, war Ihre erlebte Vorstellung:
0 1 2 3 4
__________________________________________________________________________________
0% 25% 50% 75% 100%
überhaupt geringfügig ähnlich ziemlich fast
nicht ähnlich ähnlich ähnlich identisch
259 ANHANG
ANHANG 260
261 ANHANG
ANHANG 262
Veränderungsfragebogen des Erlebens und Verhaltens VEV
Name: Vorname: Datum:
Anleitung:
Bitte stellen Sie sich den Zeitpunkt, kurz bevor Sie an der Raucherentwöhnung teilgenommen
haben, vor. Das war vor ungefähr drei Monaten; am __________. Überlegen
Sie, was Sie zu diesem Zeitpunkt machten und wie Sie sich fühlten. Überblicken Sie
nunmehr den Zeitraum vom obigen Datum bis heute. Bitte prüfen Sie bei den nachfolgenden
Fragen immer, ob sich bei Ihnen innerhalb dieses Zeitraums eine Änderung in die eine
oder andere Richtung vollzogen hat. Das Ausmaß der Änderung geben Sie bitte durch
das Ankreuzen einer Zahl an.
Hier ein Beispiel:
Änderung
in in
gleicher keine entgegengesetzter
Richtung Richtung
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
stark mittel schwach schwach mittel stark
Ich bin ruhiger geworden. +3 +2 +1 0 -1 -2 -3
Wenn Sie innerhalb des Zeitraums keine Änderung erlebt haben, wenn Sie also weder
ruhiger noch unruhiger geworden sind, durchkreuzen Sie bitte die 0.
Wenn Sie eine starke Änderung in entgegengesetzter Richtung erlebt haben, wenn Sie
also während des Zeitraums unruhiger geworden sind, durchkreuzen Sie bitte die -3.
Wenn Sie eine starke Änderung in die gleiche Richtung erlebt haben, wenn Sie also während
des Zeitraums ruhiger geworden sind, durchkreuzen Sie bitte die +3.
Wichtig ist: Es geht nicht darum, ob die Aussage als solche für Sie zutrifft, sondern um
die Änderung Ihres Erlebens. Ein Beispiel: „Ich kann jetzt freier sprechen" Wenn freies
Sprechen für Sie ein großes Problem ist und sich daran nichts verändert hat, kreuzen Sie
die 0 an. Wenn freies Sprechen für Sie noch nie ein Problem war und sich in diesem Bereich
nichts verändert hat, kreuzen Sie ebenfalls die 0 an. Bitte füllen sie den Bogen vollständig
aus, und zwar auch dann, wenn der entsprechende Bereich als solcher für Sie
nicht zutrifft.
Beantworten Sie bitte zügig und spontan alle Fragen!
Code:
263 ANHANG
Änderung
in in
gleicher keine entgegengesetzter
Richtung Richtung
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
stark mittel schwach schwach mittel stark
1 Ich fühle mich weniger gehetzt.
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
2 Ich rege mich über viele Dinge nicht mehr auf.
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
3 Ich weiß jetzt eher, was ich tun will und tun kann.
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
4 Ich habe jetzt das Gefühl, in einer Sackgasse zu stecken,
aus der ich nicht mehr herauskomme. +3 +2 +1 0 -1 -2 -3
5 Das Leben hat für mich keinen rechten Inhalt mehr.
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
6 Ich bin mit mir zufrieden und mache mir weniger Gedanken
über mich selbst. +3 +2 +1 0 -1 -2 -3
7 Ich sehe Schwierigkeiten gelassener entgegen.
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
8 Ich bin innerlich ruhiger geworden.
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
9 Alle Dinge haben jetzt mehr Bedeutung und Leben für mich.
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
10 Ich habe weniger Ausdauer und gebe schneller auf.
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
11 Ich bin heiterer geworden.
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
12 Meine Stimmungen schwanken jetzt stärker als früher.
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
13 Ich fühle mich unabhängiger von anderen.
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
14 Ich leide nicht mehr unter meiner Unsicherheit.
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
15 Im Umgang mit anderen Menschen bin ich ruhiger geworden.
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
16 Ich fühle mich weniger beunruhigt, wenn ich an die Zukunft
denke. +3 +2 +1 0 -1 -2 -3
17 Diese quälende Ungewißheit ist stärker geworden.
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
18 Unerwartete Ereignisse nehme ich gelassener hin.
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
19 Ich fühle mich stärker isoliert als früher.
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
20 Ich weiß jetzt manchmal nicht mehr, wie es weitergehen
soll. +3 +2 +1 0 -1 -2 -3
21 Ich kann es noch nicht verstehen, aber mir geht es seit
einiger Zeit besser. +3 +2 +1 0 -1 -2 -3
ANHANG 264
22 Ich kann jetzt freier sprechen.
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
23 Ich habe weniger Selbstvertrauen.
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
24 Irgendwie sehe ich wieder mehr Sinn in meinem Leben. +3 +2 +1 0 -1 -2 -3
25 Ich fühle mich freier.
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
26 Mit Personen des anderen Geschlechts kann ich schlechter
Kontakt aufnehmen. +3 +2 +1 0 -1 -2 -3
27 Meine Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen
haben zugenommen. +3 +2 +1 0 -1 -2 -3
28 Ich bin häufiger niedergestimmt.
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
29 Ich fühle mich meinen Aufgaben nicht mehr gewachsen.
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
30 Ich bin entspannter. +3 +2 +1 0 -1 -2 -3
31 Ich fühle mich ruhiger und ausgeglichener.
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
32 Ich habe ein klareres Bild von mir und meiner Zukunft.
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
33 Irgendwie bin ich froh und sehe die Dinge optimistischer.
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
34 Ich glaube, daß ich jetzt eher weiß, was für mich wichtig ist.
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
35 Ich kann mich jetzt mit meinen Problemen besser abfinden.
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
36 Im Gespräch mit anderen fühle ich mich nicht mehr so unsicher.
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
37 Ich komme mit mir selbst schlechter aus.
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
38 Ich kann das Ungemach des alltäglichen Lebens besser
ertragen. +3 +2 +1 0 -1 -2 -3
39 Ich habe keine Angst mehr, in einer Sache zu versagen,
die mir gelingen soll. +3 +2 +1 0 -1 -2 -3
40 Es macht mich nicht mehr so unsicher, wenn sich ein anderer
mir gegenüber selbstbewußt gibt. +3 +2 +1 0 -1 -2 -3
41 Ich liege nicht mehr im Kriegszustand mit mir selber.
+3 +2 +1 0 -1 -2 -3
42 Ich habe immer größere Schwierigkeiten, mich mit anderen
Menschen zu unterhalten. +3 +2 +1 0 -1 -2 -3
Vielen Dank fürs Ausfüllen!
ANHANG 265
SITZUNGSPROTOKOLL GRUPPE:_____________
Vorgespräch am um
Code:
Name:
Telnummer:
Bezahlt:
Konsumhöhe
Seit:
Farbe:
CO in ppm:
Pflaster vergeben:
SCL back:
ADS:
STAXI:
Extras& Prognose:
Hypno I am um
Name:
Konsumhöhe
Seit:
Pflaster benutzt:
Patenschaft:
CO in ppm:
CIS back:
Reak. In Trance:
Feedbackbogen:
Extras:
ANHANG 266
Hypno II am um
Name:
Konsumhöhe
Seit:
Pflaster benutzt:
Patenschaft:
CO in ppm:
Reak. In Trance:
Feedbackbogen:
Extras:
Hypno III am um
Name:
Konsumhöhe
Seit:
Pflaster benutzt:
Patenschaft:
CO in ppm:
Reak. In Trance:
Feedbackbogen:
Extras:
ANHANG 267
Kata am um
Name:
Konsumhöhe
Seit:
CO in ppm:
ADS:
STAXI:
Veränd.bogen:
Reak. in Trance:
Feedbackbogen:
Extras:
ANHANG 268
HYPNOSE-FEEDBACKBOGEN
Name: ___________________________________ Hypnosesitzung Nummer: _____
Zum Rauchen:
Mein Kohlenmonoxidwert betrug heute: ___________
Das Nikotinpflaster habe ich benutzt: ❑ ja ❑ nein
Die Abstinenztage vor der ersten Hypnosesitzung habe ich eingehalten: ❑ ja ❑ nein
❏ Ich rauche nicht seit : _______ Tagen / Wochen.
Wenn Sie nicht rauchen, weiter mit „Wie stark ausgeprägt ist Ihre..."
❏ Ich habe nicht aufgehört, zu rauchen.
❏ Ich rauche wieder seit: _______________ Tagen / Wochen.
Wieviele Zigaretten rauchen Sie durchschnittlich am Tag ? ________
Finden Sie es schwierig, Rauchverbote z. B. in Kinos oder anderen öffentlichen Gebäuden einzuhalten?
❑ ja ❑ nein
Welche Zigarette im Verlauf eines Tages ist Ihnen am wichtigsten?❑ die erste am Morgen❑ andere
Rauchen Sie mehr während der ersten Stunden nach dem Erwachen als während des übrigen Tages?
❑ ja ❑ nein
Rauchen Sie auch, wenn Sie krank im Bett liegen müssen? ❑ ja ❑ nein
In welchem Zeitraum nach dem Erwachen rauchen Sie Ihre erste Zigarette?
Innerhalb von: ❑ 5 Min ❑ 6-30 Min. ❑ 31-60 Min. ❑ Nach über 60 Min.
Wie stark ausgeprägt ist Ihre Absicht, aufzuhören / abstinent zu bleiben? 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10
Wie sicher sind Sie, daß Sie es schaffen, aufzuhören / abstinent zu bleiben? 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10
Wie zwiespältig sind Ihre Gefühle bei dem Gedanken, nie mehr zu rauchen? 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10
Fühlen Sie sich von Familie/Freunden in Ihrem Aufhörvorhaben unterstützt?1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10
Woran merken Sie oder haben Sie bemerkt, daß für Sie der richtige Zeitpunkt, aufzuhören, da ist?
__________________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________________
Zur Behandlung allgemein:
Die Sitzung heute hat mich zufriedengestellt 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10
Ich habe mich in der Gruppe wohl gefühlt 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10
Ich fühle mich von den Therapeutinnen verstanden 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10
Ich sehe Möglichkeiten, anders zu handeln 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10
Haben Sie Kontakt zu einem anderen Mitglied der Gruppe aufgenommen (Patenschaft)? ❑ ja ❑ nein
Code:
1 = niedrigste Ausprägung des Merkmals z. B.: gar nicht zwiespältig, gar nicht zuversichtlich, gar nicht sicher...
10 = höchste Ausprägung des Merkmals z. B.: vollkommen zwiespältig, vollkommen zuversichtlich, vollkommen sicher...
269 ANHANG
Zur Hypnose:
Ich konnte mich während der Sitzung „fallen" lassen 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10
Ich hatte während der Hypnose lebhafte bildliche Vorstellunge 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10
Ich hatte während der Hypnose ungewöhnliche Körperempfindunge 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10
Die Tiefe der Trance in dieser Sitzung schätze ich ein 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10
Beschreiben Sie kurz, welches Bild oder welche Methapher während der Hypnose für Sie am wichtigsten
war:
__________________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________________
Wie wirksam war für Sie in dieser Sitzung die Hypnose in Relation zum Gruppengespräch und dem Kontakt
zu den anderen Gruppenmitgliedern?
vor allem Hypnose wirksam beides gleich wirksam vor allem Gruppe wirksam
1 ----------------------- 2 ----------------------- 3 ----------------------- 4 ------------------------ 5
Zu Ihrem Befinden: Wie sehr litten während der letzten drei Tage unter....? 1= gar nicht 5 = sehr
Verminderung Ihres Interesses an Sexualität 1 - 2 - 3 - 4 - 5
Dem Gefühl, leicht reizbar zu sein 1 - 2 - 3 - 4 - 5
Energielosigkeit oder Verlangsamung in den Bewegungen oder im Denken 1 - 2 - 3 - 4 - 5
Gedanken, sich das Leben zu nehmen 1 - 2 - 3 - 4 - 5
Neigung zum Weinen 1 - 2 - 3 - 4 - 5
Der Befürchtung, ertappt oder erwischt zu werden 1 - 2 - 3 - 4 - 5
Gefühlsausbrüchen, denen gegenüber Sie machtlos waren 1 - 2 - 3 - 4 - 5
Selbstvorwürfen über bestimmte Dinge 1 - 2 - 3 - 4 - 5
Einsamkeitsgefühlen 1 - 2 - 3 - 4 - 5
Schwermut 1 - 2 - 3 - 4 - 5
Dem Gefühl, sich viele Sorgen machen zu müssen 1 - 2 - 3 - 4 - 5
Dem Gefühl, sich für nichts zu interessieren 1 - 2 - 3 - 4 - 5
Einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit angesichts der Zukunft 1 - 2 - 3 - 4 - 5
Dem Drang, jemanden zu schlagen, zu verletzten oder ihm Schmerz zuzufügen 1 - 2 - 3 - 4 - 5
Dem Drang, Dinge zu zerbrechen 1 - 2 - 3 - 4 - 5
Einem Gefühl, daß alles sehr anstrengend ist 1 - 2 - 3 - 4 - 5
Der Neigung, immer wider in Erörterungen und Auseinandersetzungen zu geraten 1 - 2 - 3 - 4 - 5
Dem Gefühl, wertlos zu sein 1 - 2 - 3 - 4 - 5
Dem Bedürfnis, laut zu schreien oder mit Gegenständen zu werfen 1 - 2 - 3 - 4 - 5
Vielen Dank fürs Ausfüllen!
ANHANG 270
HYPNOSE-THERAPEUTENFRAGEBOGEN GRUPPE:_____________
Hypno I
Name:
Ausmaß der Amnesie 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10
Abwesender Eindruck
1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10
Guter Rapport 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10
Hat sich gut aufgehoben
gefühlt
1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10
War entspannt 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10
Katalepsie, motor.
Reaktionen
1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10
Trancetiefe gesamt 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10
Sitzung hat Klient
befriedigt
1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10
Hypno II
Ausmaß der Amnesie 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10
Abwesender Eindruck
1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10
Guter Rapport 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10
Hat sich gut aufgehoben
gefühlt
1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10
War entspannt 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10
Katalepsie, motor.
Reaktionen
1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10
Trancetiefe gesamt 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10
Sitzung hat Klient
befriedigt
1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10
Hypno III
Ausmaß der Amnesie 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10
Abwesender Eindruck
1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10
Guter Rapport 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10
aufgehoben gefühlt 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10
War entspannt 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10
Katalepsie 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10
Trancetiefe gesamt 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10
Sitzung befriedigt 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10 1-2-3-4-5-6-7-8-9-10
271 ANHANG
KATAMNESEBOGEN
Name: ______________________________ Datum: ______________
Mein Kohlenmonoxidwert betrug heute: ________
❏ Ich rauche nicht seit : _______ Tagen / Wochen.
Wenn Sie nicht rauchen, weiter mit „Wie stark ausgeprägt ist Ihre..."
❏ Ich habe nicht aufgehört, zu rauchen.
❏ Ich rauche wieder seit: ____________ Tagen / Wochen.
Beschreiben Sie kurz, in welcher Situation Sie sich dafür entschieden haben, wieder zu rauchen:
__________________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________________
Wieviele Zigaretten rauchen Sie durchschnittlich am Tag ? ________
Finden Sie es schwierig, Rauchverbote z. B. in Kinos oder anderen öffentlichen Gebäuden einzuhalten?
❑ ja ❑ nein
Welche Zigarette im Verlauf eines Tages ist Ihnen am wichtigsten? ❑ die erste am Morgen ❑ andere
Rauchen Sie mehr während der ersten Stunden nach dem Erwachen als während des übrigen Tages?
❑ ja ❑ nein
Rauchen Sie auch, wenn Sie krank im Bett liegen müssen? ❑ ja ❑ nein
In welchem Zeitraum nach dem Erwachen rauchen Sie Ihre erste Zigarette?
Innerhalb von: ❑ 5 Min ❑ 6-30 Min. ❑ 31-60 Min. ❑ Nach über 60 Min.
Wie stark ausgeprägt ist Ihre Absicht, aufzuhören / abstinent zu bleiben? 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10
Wie sicher sind Sie, daß Sie es schaffen, aufzuhören / abstinent zu bleiben? 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10
Wie zwiespältig sind Ihre Gefühle bei dem Gedanken, nie mehr zu rauchen? 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10
Fühlen Sie sich von Familie/ Freunden in Ihrem Aufhörvorhaben unterstützt? 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10
Haben Sie für sich Rituale oder spezielle Verhaltensweisen entwickelt, die Ihnen in schwierigen Situationen
helfen, nicht zu rauchen? ❑ ja ❑ nein
Haben Sie den Kontakt zu anderen Gruppenmitgliedern gehalten (Patenschaft)? ❑ ja ❑ nein
Wie wirksam war für Sie die Hypnose in Relation zum Gruppengespräch und dem Kontakt zu den anderen
Gruppenmitgliedern?
vor allem Hypnose wirksam beides gleich wirksam vor allem Gruppe wirksam
1 ----------------------- 2 ----------------------- 3 ----------------------- 4 ------------------------ 5
Vielen Dank fürs Ausfüllen!
Code:
1 = niedrigste Ausprägung des Merkmals z. B.: gar nicht zwiespältig, gar nicht zuversichtlich, gar nicht sicher...
10 = höchste Ausprägung des Merkmals z. B.: vollkommen zwiespältig, vollkommen zuversichtlich, vollkommen sicher...
ANHANG 272
Anhang IV
Kohlenmonoxidmessung
Gerätebeschreibung
CO-Graphik
273 ANHANG
ANHANG 274
275 ANHANG
ANHANG 276
277 ANHANG
ANHANG 278
279 ANHANG
ANHANG 280
Anhang V
Nicotinell
281 ANHANG
ANHANG 282
283 ANHANG
Anhang VI
"Tipps & Tricks"
ANHANG 284
Tipps & Tricks
Diese Zusammenstellung wertvoller Tipps soll Ihnen zunächst das Durchstehen
der ersten beiden Abstinenztage erleichtern - beherzigen Sie die Ratschläge
jedoch am besten auch während der folgenden Wochen; die erste
Nichtraucherzeit wird Ihnen damit auf jeden Fall leichter fallen.
Klein, aber oho! - Wichtige Sätze
1. Kleben Sie sich Sprüche an Stellen, an denen Sie sich jeden Tag aufhalten (Küche,
Bad, Arbeitsplatz etc.) mit Leitsätzen, die Ihnen helfen können, z. B. Du
schaffst es!! Oder: Ich will aufhören, weil ...
2. Prägen Sie sich genauso wichtige Sätze ein, die Sie sich sagen können, wenn Sie
in einer Versuchungssituation sind, z. B. „Denk an Deinen rasselnden Atem." etc.
3. Schließen Sie Wetten oder Verträge mit Freunden oder Kollegen ab - die
Wetteinsätze sollten sich dabei in realistischer Höhe bewegen. Fixieren Sie den
Vertrag schriftlich, legen Sie die Bedingungen genau fest und hängen Sie ihn an die
Wand.
Belohnung
4. Belohnen Sie sich immer wieder mit einer Kleinigkeit fürs Nichtrauchen.
5. Führen Sie einen Nichtraucherkalender, in den Sie die wachsende Zahl der
rauchfreien Tage eintragen, hängen Sie ihn gut sichtbar auf und lassen Sie sich von
Ihrer Familie oder Freunden für Ihr Durchhaltevermögen loben.
6. Wenn Sie einer Versuchungssituation erfolgreich widerstanden haben, belohnen
Sie sich. Sagen Sie sich, wie stolz Sie auf sich sind.
7. Kleben Sie ein Nichtraucherschild auf eine Sparbüchse und werfen Sie jeden Tag
das durchs Nichtrauchen ersparte Geld hinein. Stellen Sie die Dose gut sichtbar auf
und kaufen Sie sich etwas davon, was Sie sich schon lange gewünscht haben. Oder
eröffnen Sie ein Nichtraucher-Konto mit einem Dauerauftrag und überweisen Sie
Ihr durchs Nichtrauchen ersparte Geld (eine Schachtel pro Tag entspricht: 1800,-
DM im Jahr!!!) jeden Monat.
8. Sie haben nun viel mehr Zeit für Neues! Nutzen Sie Ihre neugewonnene Zeit,
um persönliche Wünsche und Hobbys zu realisieren.
Vorsicht! - Gefährliche Situationen
9. Meiden Sie Orte und Situationen, die Sie mit dem Rauchen verbinden.
10. Räumen Sie Aschenbecher, Zigaretten, Feuerzeug und alles, was Sie sonst noch
ans Rauchen erinnern könnte, beiseite.
285 ANHANG
11. Gestalten Sie Ihre traditionellen „Rauchzeiten" um: Statt der Zigarette nach
dem Essen machen Sie einen Spaziergang, in der Badewanne lesen Sie, anstatt zu
rauchen ...
12. Besuchen Sie solche Plätze, an denen viel geraucht wird, wie Kneipen oder
Skatabende, einige Zeit nicht.
13. Vermeiden Sie Getränke, die Lust auf Zigaretten machen, wie Kaffee oder Alkohol.
14. Überbrücken Sie Ihren Rauchwunsch mit zuckerfreiem Kaugummi, Pfefferminz
oder Lakritze.
15. Erklären Sie Ihren Bekannten und Kollegen, daß Sie nicht mehr rauchen und
keine Zigaretten mehr angeboten haben möchten. Bitten Sie um Verständnis dafür,
daß zumindest die nächsten Wochen über in Ihrer Nähe nicht geraucht werden
soll. Erklären Sie Ihre Wohnung zur rauchfreien Zone.
Gesundheit und Ernährung
16. Halten Sie sich möglichst wenig in geschlossenen Räumen auf: Bewegen Sie
sich viel an der frischen Luft.
17. Sorgen Sie für ausreichend Schlaf und Entspannung; wenn Sie ein Entspannungsverfahren
gelernt haben, wenden Sie es an.
18. Fangen Sie etwas Neues an! Besuchen Sie einen Volkshochschulkurs, fangen Sie
mit Joggen, Tennis, Schwimmen an!! Sport ist nicht nur geeignet, eine Gewichtszunahme
zu verhindern, sondern lindert auch die Nervosität, die Sie anfangs vielleicht
manchmal erleben. Stellen Sie sich ihren Körper vor, wie er in ein paar Wochen
sein wird!
19. Manche nehmen am Anfang 1 - 2 kg zu; wenn Sie einige Tips beachten, können
Sie dem jedoch entgegenwirken. In der ersten Tagen sollten Sie immer eine
kalorienarme Kleinigkeit zu essen, z. B. etwas Obst oder eine Karotte, bei sich haben.
Trinken Sie vor jeder Mahlzeit viel Wasser oder ein anderes kalorienarmes
Getränk. Ernähren Sie sich ausgewogen und vollwertig, hungern Sie auf keinen
Fall, sondern essen Sie etwas, wenn Ihnen danach ist.
Stress
20. Wenn Sie das Gefühl haben, gestresst zu sein, atmen Sie einmal tief und ganz
bewußt durch, lassen die den Atem langsam aus dem Brustkorb entweichen.
21. Denken Sie sich eine Geste aus, die nur Sie allein kennen. Wenn Sie dann in
eine schwierige Situation kommen, wenden Sie ihre individuelle Geste an, anstatt
zu rauchen.
22. Beginnen Sie in „traditionellen" Rauchzeiten eine völlig andere Tätigkeit.
Pflaster
23. Wenn Sie ein Pflaster verwenden, benutzen Sie es wirklich genau nach beiliegender
Gebrauchsanweisung während des dort angegebenen Zeitraums. Die Erfahrung
lehrt, daß der Behandlungserfolg durch falsche Handhabung gefährdet wird.
ANHANG 286
Anhang VII
Suggestionen und Methaphern
Sitzung 1:
Themen: Vertrauen in die Hypnosebehandlung und in eigene Ressourcen
Erste Tranceerfahrung und Ratifizierung: Pendelübung
Sicherer Ort und Wohlfühlkugel
Vertiefung und Rückholanker
Nutzung der Trance und Motivationsüberprüfung: "Im Wald und innerer Heiler"
Schachtelgeschichte: Steinpalme
Reorientierung
Sitzung 2:
Themen: Ambivalenzen bearbeiten: Die Raucherseite zur Koalition bewegen, damit
keine „Untergrundorganisation" aus dem unbewußten Wunsch, weiter zu
rauchen, entsteht. Versuch, die Raucher- und die Nichtraucherseite - welche
beide im Grunde genommen etwas Gutes für den Klienten wollen- zu integrieren.
Sicherer Ort, Wohlfühlkugel und Rückholanker
Magnetische Hände und Vertiefung
Nutzung der Trance: Ambivalenzarbeit
Ressourcenaktivierung: Adlermetapher
Versuchungssituationen üben
Reorientierung
Sitzung 3:
Themen: Endgültiges Loslassen und Zeitprogression zur Rückfallprophylaxe
Sicherer Ort, Wohlfühlkugel und Rückholanker
Vertiefung
Nutzung der Trance: "Im grünen Bereich und Begegnung mit dem Rauchwunsch"
Malermethapher
Nutzung der Trance: "Red Ballon und Schatzkästchen"
Reorientierung
287 ANHANG
Sitzung 1:
Erste Tranceerfahrung und Ratifizierung: Pendelübung
Einführende Worte: Nicht nur bewußte Bemühungen helfen, weiterhin rauchfrei zu bleiben, sondern auch
Ihr Unbewußtes wird Ihnen helfen, ganz sicher Nichtraucher zu bleiben. Hierfür machen wir jetzt eine
Pendelübung...austeilen, Haltung erklären...fokussieren auf inneren Prozeß...direktiv auffordern: Kreisbewegung
initiieren und Konzentration auf das Pendel, direkt die Bahn des Pendels verfolgen und die Vorstellung
forcieren...nichts bewußt absichtlich tun dabei... Aufgehende Sonne... Ball... Karussell fahren...
(Kindheitserinnerung)... Schauen Sie bitte Ihr Pendel genau an, richten sie Ihre ganze Wahrnehmung, Ihre
ganze Aufmerksamkeit auf das Pendel. Und das Pendel kann beginnen zu schwingen, und es kann eine
Kreisbewegung beschreiben, oder aber zuerst eher eine ungerichtete Bewegung beginnen, die sich erst
später einschwingt... und es ist ganz gleichgültig, ob es ein kleiner Kreis ist, den man fast nicht bemerkt,
oder ein großer, der immer größer wird. Und Sie können sich wundern, über diese Kraft, die da scheinbar
von selbst kommt und es kann schön sein, diese neue Beweglichkeit zu sehen und zu fühlen und Sie können
dabei in Trance gehen oder so tun, als wären Sie in Trance und Sie können darüber nachdenken, wohin
Sie diese neue Beweglichkeit führen kann, wo Sie schon immer hin wollten, und wie viele Ziele oder
Dinge in Ihrem Leben gibt, wofür sie diese neu entdeckte Kraft nutzen wollen. Und genauso wie das Unbewußte
diese Kraft hat, so hat es auch das Wissen um den Weg, dieses Ziel zu erreichen, und Sie können
das alles für sich nutzen, ohne Mühe und es kann sogar Spaß machen, daß es wie von selbst geht. Sie können
genauso wie das Pendel schwungvoll das erreichen, was Sie sich vorgenommen haben. Und es können
auch ganz kleine Bewegungen sein, in denen sich die große Kraft zeigt, die konzentriert ihre Ziele verfolgt....
und es kann sein, daß das Unbewußte den Weg schon genau weiß und es kann Ihnen den Weg
beschreiben, den Sie gehen werden. Und vielleicht wird es Ihnen zeigen, indem das Pendel sich hin- und
her bewegt. Vielleicht wie das Pendel einer großen Uhr sich hin und her bewegt, wenn eine neue Zeit
beginnt, oder wie eine Schiffschaukel auf dem Jahrmarkt, und es gibt viele Dinge die wieder neu entdeckt
werden wollen und darauf warten, daß Sie sie genießen. Vielleicht aber beschreibt das Pendel auch eine
andere Form der Bewegung.... und Sie können staunen über diese Beweglichkeit. Und Sie können gleichzeitig
den Gegensatz entdecken zwischen der Unbeweglichkeit, und dieser erfreulichen neuen Beweglichkeit,
die Ihnen ganz neue Möglichkeiten und Räume eröffnet. Und genauso, wie das Pendel sich den
Raum um sich herum erobert hat, können Sie neue Räume, die Sie schon lange erobern wollten, für sich
gewinnen...und es kann genauso gut sein, daß äußerlich nichts zu sehen ist, während sich im Unbewußten
schon sehr viel verändert hat, und genau weiß, wann es sich nach außen wendet. Und so wie sich Ihr Bewußtes
entschieden hat, nicht mehr zu rauchen, weil Ihr Unbewußtes schon lange weiß, was für Sie gut ist,
können Sie jetzt von alten Dingen Abschied nehmen und Ihr Pendel kann wieder in die ruhige Position
des Aufbruchs stehen bleiben, um noch einmal zurückzuschauen und sich von alten Gewohnheiten, die
Ihnen früher vielleicht einmal lieb waren, zu verabschieden. Gerade so wie der Abschied von einem
Freund, der einen über lange Zeit ihres Lebens begleitet hat, aber irgendwann nicht mehr zu Ihnen paßte,
und so wie alles seine Zeit hat, gibt es auch eine richtige Zeit, um Abschied zu nehmen. Und Sie können
auf ihre ganz eigene Weise Abschied nehmen, Sie können sich vielleicht an die guten und an die schlechten
Seiten dieses vergangenen Freundes entsinnen, und es ist wichtig, dem allem noch einmal nachzugehen
um dann wirklich für immer Abschied zu nehmen und hinter sich lassen zu können.... und Sie werden
ganz sicher sein, daß ihr Unbewußtes, das jetzt das Pendel bewegt hat auf diesem Weg des Abschiednehmens
immer bei Ihnen sein wird und daß Sie einen starken Helfer an Ihrer Seite haben
Sicherer Ort und Wohlfühlkugel
Mit jedem Atemzug können Sie tiefer und tiefer entspannen, sich aus Ihrem Atem eine Wohlfühlkugel
entstehen lassen, nehmen Sie die Farbe war, dieses Wohlfühlbereichs, der sich um sie erstreckt, atmen Sie
den Duft ein, fühlen Sie... mit jedem Atemzug... mehr Sicherheit... mehr Wohlgefühl... Erinnerungen, die
Ihnen gut tun, Ihnen diese Sicherheit geben....
Vertiefung und Rückholanker
Treppe, Fahrstuhl... mit Farben untermalen: und auf jeder Stufe wird die Luft besser, besser atmen
1 eins sein mit sich selbst
2 Seiten hat jede Tür
3 Schritte sind schon getan
4 Richtungen hat der Himmel
5 Finger an der Nichtraucherhand
ANHANG 288
und Sie spüren die Sicherheit, immer tiefer gehen zu können, neue, ungewöhnliche Erfahrungen zu
machen, Mut dazu zu haben und dabei die Sicherheit, gut geführt zu werden und auch sich selbst ein
guter Führer zu sein, Ihr Unbewußtes weiß ganz genau, welche neuen Wege gut für Sie sind, und wann
immer etwas Ihnen nicht so gut tut, haben Sie Ihr Unbewußtes als starken Helfer, und Sie werden von
selbst und mit Leichtigkeit wissen, welcher Weg der Richtige für Sie ist, und diesen Weg einschlagen,
ganz von selbst, vorwärts, zurück und in immer genau die Richtung, die für Sie die Beste ist,... mit dieser
Sicherheit fühlen Sie sich mutig und stark, haben Lust, etwas ungewöhnliches zu erleben und zu
probieren... wie ein neues Gericht, das sie probieren, aber nicht aufessen müssen, wenn Sie nicht mögen,
und mit dieser Sicherheit gehen Sie weiter und tiefer...
6 die Hälfte ist längst geschafft
7 ist eine magische Zahl
8 zwei Nullen aufeinander
9 wie eine umgedrehte sechs
10 wie eine halbe Packung Zigaretten
Nutzung der Trance und Motivationscheck: "Im Wald und innerer Heiler"
... können Sie jetzt tiefer wandern, während Sie tiefer in Trance gehen...eine neue Welt, die sich dort unten
auftut... wie im Märchen...Und mit jedem Atemzug wird es Ihnen möglich sein, besser und besser zu atmen
und die Luft mehr zu genießen... Sie können den Atem verfolgen bis zu Ihrer Lunge... Noch vor drei
Tagen sah Ihre Lunge aus wie die Bäume nach einem Waldbrand - schwarz und scheinbar tot... tote Bäume...
im Nebel... unklar, was der Nebel verschleiern soll... in angenehmer Betäubung und mit weichen
Konturen.... oder... wie besinnungslos und, wenn der Nebel sich langsam lichtet, sich besinnen, was wirklich
wichtig ist... auf die Stimme des Körpers hören, die Ihnen das sagen kann, was Ihnen gut tut... und das
genau weiß, wie ein Baby, das wir alle mal waren., das schreit, wenn es Hunger hat und weiß, wann es satt
ist, wann es reicht und genug ist und dann einfach aufhört... das ist gut, es so genau zu wissen, wann es
reicht... und es ist so einfach, nur auf dieses innere Wissen zu hören, das Sie alle haben, das nie verloren
gehen kann, weil Sie es mal so genau, so sicher wußten, ohne Nachzudenken, Ihr Körper hat noch immer
und für immer dieses Wissen... immer... einfach von selbst und ganz leicht und sicher... jedes Kind, wenn
es geboren wird, weiß ganz genau, was im wohl tut, und nimmt von allem nur so lange, wie es ihm gut
tut... jedes Baby hört genau dann auf, wenn es reicht, nicht früher, nicht später, genau dann hört es auf,
wenn es reicht... einfach auf die Stimme des Körpers hören...
Schachtelgeschichte: Steinpalmenmetapher
Ein Mann verirrte sich in der Wüste. Die Sonne brannte vom Himmel und er war kurz vor dem Verdursten.
Endlich erreichte er Wasser und trank davon, aber es war salzig und bekam ihm nicht. Mit der Wut
seiner Verzweiflung nahm er einen Stein, warf ihn auf eine kleine Palme, die da stand, und wurde ohnmächtig.
Der Stein blieb im Palmenherzen stecken. Die Palme überlebte und kam allmählich wieder zu
Kräften.
Wenn Sie weiter durch diesen Wald gehen.... immer den Wegen folgen, die die Ihren sind... und Sie erkennen
sie... das geht so leicht, wie ein Baby erkennt, das es reicht... an ein schmiedeeisernes Tor kommen...
dahinter... Sie sehen es schon... Sie kennen es gut... von früher her... sehr gut... ein junger Wald... kleine
frische gesunde grüne Blätter, in denen die Kraft der Zukunft schon vorhanden ist... freie Sicht, der Nebel
hat sich verzogen, gibt die Sicht frei, auf die wirklich wichtigen Dinge... ein frischer Wind sorgt für Klarheit
und Genuß, das gute Gefühl, der Freiheit und Klarheit... und die Sicherheit zuhaben, einfach zu spüren,
wann der richtige Zeitpunkt für Sie da ist ...den einen oder anderen Weg für sich zu wählen.... und Sie
wissen ganz sicher, welcher der Richtige für Sie ist... viele Arten, viele Wege, ein gutes Ziel für sich zu
verwirklichen...
Sie wuchs größer und kräftiger als zuvor. Jedoch hatte sie eine harte Rinde, wie aus Stein und war ganz
starr und unbeweglich. Vielleicht war es gerade ihre eigenartige Erscheinung, die die Menschen aus der
Umgebung anlockte und zu der Palme zog. Jeden Abend versammelten sie sich unter ihr und erzählten
sich die Ereignisse des Tages. Eines Abends saß eine Gruppe von Menschen unter der Palme und erzählte.
Als alle gegangen waren, blieben ein alter Mann und ein Fremder zurück. Der Fremde fragte: „Wieso
ist die Palme so hart wie Stein?"
... die wichtigen Fragen... wie kommen Sie auf die andere Seite... viele Möglichkeiten... viele Wege dorthin...
manche sind Sie gegangen... manche liegen noch vor Ihnen... mit der Sicherheit eines Kindes den
richtigen wählen... der nur auf Sie gewartet hat... das Tor... vielleicht schon offen... einfach durchgehen...
drüber steigen... vielleicht gibt es Brücken, die darüber führen... die zwei Seiten verbinden, in Ihnen, zwei
289 ANHANG
Seiten, die beide etwas Gutes für Sie wollen.... die Verbindung der beiden inneren Seiten... um auf die
andere Seite zu kommen, oder schon lange dort zu sein, jeder auf seine oder ihre Weise... im eigenen
Tempo... auf die eigene Art... und wenn Sie selbst es jetzt noch nicht wissen, können Sie Hilfe suchen...
und finden.... den Schlüssel suchen... und finden... wer suchet, der findet.... vielleicht gibt es dort jemand,
den Sie fragen können, wie und wo der Schlüssel zu finden ist oder... was es noch aus dem Weg zu räumen
gibt... eine Person... die Sie schon erwartet... Sie können diesen anderen kennen... Sie kennen Sie
schon lange...schon immer vielleicht... oder aber es ist jemand, der Sie an jemanden erinnert, oder den Sie
noch nie gesehen haben... ganz neu und neugierig... das ist nicht so wichtig. Und Sie können sich auf diesen
anderen zu bewegen, ihm entgegen gehen, langsam oder schnell, ganz so wie es ihrem Tempo entspricht
und vielleicht sehen Sie der anderen Person dabei in die Augen...nehmen Sie ganz genau wahr....
ihr aussehen... ihre Eigenarten... und das Wohlwollen, das Sie Ihnen entgegenbringt.... Ihre Fragen stellen,
und dabei die Antworten schon wissen... oder bald wissen... die Antworten wissen, und die Frage noch gar
nicht gestellt haben.... die Antwort sagt etwas über die Frage und diese Person sagt etwas.... für Sie bestimmt...
Sie können genau zuhören und nur Sie kennen die Bedeutung dessen, was diese andere Person
sagt. Und Sie wissen, daß es wichtig ist, dies zu behalten, denn darum sind Sie hier. Jetzt wissen Sie ganz
genau, warum Sie hier hin gegangen sind. Und so wie sich so oft am Ende ein Sinn zeigt in dem was war,
so können Sie auch jetzt und hier diesen Sinn erkennen.
Da erzählte der alte Mann ihm die Geschichte von der Steinpalme. Dem Fremde wurde ganz anders und
zum Schluß sagte er: „Der Fremde, der den Stein warf, das bin ich. Was kann ich dafür tun um das wieder
gutzumachen?" Darauf entgegnete der alte Mann: „Du kannst die Schuld tragen, wie die Palme den Stein
trägt, der immer noch in ihrem Herzen steckt, oder du kannst sie m Verzeihung bitten", und der Fremde
bat um Verzeihung. Da war ein Geräusch zu hören, wie das Knallen eines Sektkorkens, der Stein sprang
aus dem Herzen und fiel auf die Erde mit solcher Wucht, daß er im Boden verschwand. Dabei traf er eine
Wasserader, denn es strömte Wasser aus und verwandelte den Fleck um die Palme in ein fruchtbares,
lebendiges Stück Land. So entstand eine Oase, zu der die Menschen noch viel lieber kamen um sich im
Anblick der grünen Wiesen und Büsche auszuruhen, und Schutz zu suchen. .
Die Frage, wie Sie da rüber kommen... die Antwort geschenkt bekommen und es tun... auf die andere
Seite gehen... jetzt oder schon bald... endgültig und doch im Bewußtsein dessen, was Sie zurück lassen...
jetzt gehen oder schon längst dort sein... neue Wege... immer wieder...jeder geht genau den für Sie bestimmten...
in Ihrem Tempo... Und Sie können stolz sein auf sich, daß Sie es geschafft haben, bis hierher
zu kommen und den Entschluß gefaßt zu haben, von nun an gesünder und besser zu leben. Und dieses
Gefühl kann Ihnen eine tiefe innere Befriedigung geben, die Sie stärkt und Ihnen neue Kraft gibt. Kraft,
um weiterzumachen und immer weiter Ihren Weg zu gehen. Immer weiter. Und Sie können sich weiter
vorstellen, wie es ist in einem Jahr in diesen Wald zu kommen und zu sehen, wie groß die Zweige geworden
sind und sich kleine Bäume neu entwickelt haben. Die Luft in diesem neu erblühenden Wald wird
frisch und gesund sein und von Tag zu Tag besser werden. Und Sie können sich vorstellen, daß genauso
wie ein Baum eigentlich von alleine wächst, er aber mit Pflege und Fürsorge noch besser gedeiht, dieser
Wald immer grüner und grüner und gesünder werden kann, worauf Sie stolz sein können, denn Sie sind
der Gärtner dieses Waldes, der aufpaßt, daß die Bäume immer die richtige Stütze und Nahrung bekommen.
Genauso wie Sie für sich sorgen können... die richtige Stütze und Nahrung. Und während Sie sich in
diesem Wald aufhalten, können Sie sich ganz stark und frisch fühlen.
Reorientierung
Lassen Sie sich die Zeit, die sie brauchen, um hierher zurückzukommen in diesen Raum und das kann
jetzt oder aber auch in zwei Minuten sein. Ich werde jetzt von 10 bis eins rückwärts zählen und mit jeder
Zahl können Sie sich wacher und frischer fühlen und hierher zurückkehren.
10 und mit jeder Zahl werden Sie mehr zum Nichtraucher
9
8 Achtsam sein, achtgeben auf sich
765
4 und Sie können tief durchatmen
3 und die frische Luft in Ihren Lungen spüren
2
1 und wach hier ankommen.
ANHANG 290
Sitzung 2:
Sicherer Ort, Wohlfühlkugel und Rückholanker
Mit jedem Ausatmen Anspannung loslassen und mit jedem Einatmen Entspannung einatmen... Atemluft
und Atemlust im Körper strömen lassen... Ressourcenbild.... Wohlfühlkugel... dieses Bild wird genau dann
da sein, wenn Sie es brauchen.... Und Sie können dieses Bild zu jeder Zeit wieder auftauchen lassen, wenn
Sie es brauchen. Mit jedem Atemzug können Sie tiefer und tiefer entpannen, sich aus Ihrem Atem eine
Wohlfühlkugel entstehen lassen, nehmen Sie die Farbe war, dieses Wohlfühlbereichs, der sich um sie erstreckt,
atmen Sie den Duft ein, fühlen Sie... mit jedem Atemzug... mehr Sicherheit... mehr Wohlgefühl...
Erinnerungen, die Ihnen gut tun, Ihnen diese Sicherheit geben... und Sie spüren die Sicherheit, immer
tiefer gehen zu können, neue, ungewöhnliche Erfahrungen zu machen, Mut dazu zu haben und dabei
die Sicherheit, gut geführt zu werden und auch sich selbst ein guter Führer zu sein, Ihr Unbewußtes weiß
ganz genau, welche neuen Wege gut für Sie sind, und wann immer etwas Ihnen nicht so gut tut, haben Sie
Ihr Unbewußtes als starken Helfer, und Sie werden von selbst und mit Leichtigkeit wissen, welcher Weg
der Richtige für Sie ist, und diesen Weg einschlagen, ganz von selbst, vorwärts, zurück und in immer genau
die Richtung, die für Sie die Beste ist,... mit dieser Sicherheit fühlen Sie sich mutig und stark, haben
Lust, etwas ungewöhnliches zu erleben und zu probieren... wie ein neues Gericht, das sie probieren, aber
nicht aufessen müssen, wenn Sie nicht mögen, und mit dieser Sicherheit gehen Sie immer so und genauso
weit, wie es Ihnen gut tut.
Magnetische Hände und Vertiefung
Bild vom Ball, den Sie als Kind zum Spielen hatten... festhalten... als wollten Sie einen Ball umfassen, mit
dem Sie als Kind gespielt haben... halten sie ihn fest, spüren Sie seine Größe, das Material... riechen Sie,
den Gummigeruch des Balls... und Sie fühlen, wie Ihre beiden Hände in umfassen, sich entgegen kommen,
indem Sie diesen Fall halten, so wie ein Baby, das einfach aus seinem Reflex heraus, umklammert,
was es sich wünscht und was ihm wohl tut, und die Arme auseinander wirft, wenn es erschreckt wird, und
etwas nicht haben will, und was ihm gut tut, das hält es fest.... Sie können sich jetzt vorstellen, daß es diese
beiden Seiten in Ihnen gibt, beide Seiten wollen... von denen jede etwas Gutes für Sie will... wollen, daß es
Ihnen gut geht... das Gute... und Sie können nachfühlen, welche der beiden Seiten es ist, die den Wunsch
nach Gesundheit vertritt, welche Hand diese Seite vertritt und.... Anregung... welche die andere Seite ist...
der Wunsch nach Genuß, nach Ruhe und die andere Seite: Sich frei fühlen... und klar... rein... der reine
Genuß... oder Anregung... nach Halt.... und Sicherheit....die Sehnsucht... das Sehnen... die Sucht.... Fühlen
Sie dem nach, welche Hand,... welche Seite vertritt... Und beide Seiten können dann... tiefer und tiefer in
Trance gehen, und ich weiß nicht, ob es für Sie am leichtesten ist, sich vorzustellen, wie Sie mit jedem
Ausatmen tiefer in Trance gehen, oder ob Sie intuitiv die aktive Weise wählen, tiefer und weiter in Trance
zu gehen....In Trance gehen... Aber Sie wissen genau, was Ihnen guttut und wie Sie am besten und tiefer in
Trance gehen können. Und Sie können sich vorstellen, daß Sie sich in einem Haus befinden, und ich weiß
nicht, welche Farbe die Wände haben, ob es Tapeten an den Wänden gibt und welche Struktur sie haben.
Und Sie können vielleicht Geräusche hören, Geräusche, die Ihnen bekannt vorkommen, die Sie genau
kennen, oder aber es sind Geräusche, die Ihnen fremd sind und Sie neugierig machen können. Und Sie
können sich soviel Zeit lassen... Sich Zeit lassen... wie Sie brauchen, um sich umzusehen in diesem
Haus...vielleicht ist es das Haus, in dem Sie groß geworden sind... vielleicht riechen Sie auch etwas bestimmtes,
vielleicht können Sie den Duft der Wände, des Bodens oder einen anderen Geruch wahrnehmen.
Und wie Sie sich so umschauen in diesem Haus, können sie eine Tür entdecken. Diese Türe kennen
Sie zwar, sie ist ihnen jedoch noch nie so deutlich geworden wie heute. Sie können an diese Tür herantreten
und sie aufmachen und Sie können sehen, daß sich dahinter eine schöne Treppe befindet. Und vielleicht
befinden sich links und rechts der Treppe alte Leuchter, oder aber es gibt eine andere Art, Licht zu
machen. Und Sie können spüren, daß Sie den Wunsch haben, dort hinunterzusteigen und zu schauen, was
sich dort unten befindet. Sie können Schritt für Schritt, langsam, Stufe für Stufe hinabsteigen und mit
jeder Etappe tiefer und tiefer in Trance gehen.... Tiefer gehen... Aber mit jeder Stufe können Sie tiefer und
weiter in Trance gehen und nur Sie können sehen oder wissen, wie viele Stufen sie hinabsteigen müssen,
um unten anzukommen- mit jeder Stufe tiefer in Trance gehen... fühlen Sie ein Kribbeln in den Händen,
das die Trance ankündigt, oder diese ganz gewisse Art von Kälte, die angenehm leicht sein kann, wie ein
leichte, kühler Wind... und vielleicht ist es wieder Ihre ganz spezielle Art, in Trance zu gehen, die niemand
bemerkt, auch Sie nicht, während Sie tiefer und tiefer in Trance gehen und es schon längst sind. Und als
Sie dort angekommen sind und Sie wissen, daß Sie ganz entspannt und interessiert sein können, in Sicherheit
und so voller Mut... und Neugier...
291 ANHANG
Nutzung der Trance: Ambivalenzarbeit
und Sie fühlen weiter die Kraft beider Seiten in sich, die Seite, die den Genuß will... den Genuß... und die
Seite, die die Gesundheit will... die Gesundheit... jede der beiden Seiten will das Beste für Sie, will das fest
halten, umfassen, was Ihnen gut tut... beide Seiten haben ihr eigenes Aussehen... ihre eigenen Ansichten...s
chauen Sie genau hin... genau sehen... wie die beiden Seiten aussehen, die Gestalt der Seite, die den Genuß
will... den Genuß... und der Seite, die die Gesundheit will... die Gesundheit.... und Sie können sich nun auf
die Suche begeben, nach dem, was Ihnen am besten tut. Und wenn Sie herausfinden, in Ihrem Tempo
und mit so viel Zeit, wie Sie dafür brauchen, wie Sie es vereinbaren können.... den Genuß... die Gesundheit...
werden sich Ihre Hände aneinander annähern, immer näher, bis sie sich berühren, ganz fest halten
und in Ihren Schoß sinken... den Genuß... die Gesundheit....
Nur bei Hängenbleiben:
1. Gibt es noch ein Hindernis
2. Gibt Ihr Unbewußtes die Zustimmung, diese näher zu betrachten
3. Erfahrungen in den letzten 5, 10,...Jahren, die damit zusammenhängen
4. Nächster Schritt, um das Hindernis aus dem Weg zu räumen...wenn der Schritt klar ist, sinken Hände
in Schoß
Ressourcenaktivierung: Adlermetapher
Ein junger Adler fiel aus seinem Nest. Ein Bauer fand ihn und nahm ihn mit auf seinen Hühnerhof. Dort
wuchs er mit Hühnern auf. Eines Tages kam ein Fremder vorbei und sagte: „Der Vogel dort zwischen
den Hühnern ist ein Adler." Aber der Bauer lächelte und sagte: „Ich habe ihn aufgezogen wie ein Huhn,
deshalb benimmt und fühlt er sich wie ein Huhn."Der Fremde setzte den Adler auf seinen Arm und sagt:
„Breite deine Schwingen aus und fliege, du bist der König der Lüfte." Der Adler jedoch sprang vom Arm,
lief auf den Hühnerhof und pickte Körner. Am nächsten Morgen kletterte der Fremde mit dem Adler auf
das Dach und sagte: „Breite deine Schwingen aus und fliege, du bist der König der Lüfte." Der Adler
jedoch rutschte das Dach hinunter, sprang auf den Boden, lief auf den Hühnerhof und pickte Körner. Der
Bauer lächelte und sagte: „Sehen Sie, er benimmt und fühlt sich wie ein Huhn." Am dritten Tag stieg der
Fremde mit dem Adler auf einen Berg. Auf dem Gipfel angekommen sagte er: „Breite deine Schwingen
aus und fliege, du bist der König der Lüfte." Der Adler schaute in das Tal. Er sah den Bauernhof und er
sah die Hühner und zu seiner Verwunderung auch die Körner, so scharf war sein Auge. Plötzlich begannen
seine Flügel zu zittern. Da wiederholte der Fremde: „Breite deine Schwingen aus und fliege, du bist
der König der Lüfte." Und das Zittern in den Flügeln des Adlers verstärkte sich , er breitete seine Flügel
aus und flog davon.
Versuchungssituationen üben
...und noch einmal können Sie sich vorstellen, und diesmal wird alles noch viel deutlicher, wie das war,
Ihre Lieblingszigarette zu rauchen. Vielleicht war es die Zigarette nach dem Essen, die am allerbesten
geschmeckt hat, die Ihnen den höchste Genuß zu geben schien mit ihrem Geruch oder ihrem Geschmack,
mit dem Gefühl, sich an ihr zu halten... oder es war eine der vielen anderen Zigaretten, die Sie am meisten
geliebt haben, die am Morgen, die so angenehm munter machen konnte, oder die bei der Arbeit, die den
Streß zu verscheuchen half oder die nach einem Streit mit dem Partner, die Ihnen Souveränität zurückgeben
sollte oder die abends vor dem Fernseher oder in der Kneipe... vielleicht war es auch die Zigarette, die
die Langeweile vertreiben sollte, die am wichtigsten gewesen war.... und ich weiß nicht, wie sehnsüchtig
Sie werden, wenn Sie sich dies alles vor Ihrem inneren Auge vorbei ziehen lassen und fühlen, riechen,
schmecken, wie es war und es ganz genau empfinden.... aber jedes mal, wenn Sie diese Sehnsucht empfinden,
wird sich vor diese Sehnsucht ein neues, starkes und sehr hilfreiches Gefühl schieben, ein ganz sicheres
Wissen, so stark und unwillkürlich, ohne daß Sie sich dafür besonders anstrengen mußten. Und Sie
werden jetzt schon ganz genau wissen, daß dieser Genuß und diese Geselligkeit und all das Erstrebenswerte,
dem Sie jetzt nachgespürt haben, in Wahrheit nicht in der Zigarette steckt, sondern in Ihnen selbst
und Sie haben es in die Zigarette gelegt, all das, von dem sie meinten, die Zigarette hätte es Ihnen gegeben...
Sie haben es in die Zigarette gelegt und holen es sich heute wieder zurück.... und Sie werden sich
weiter all den Genuß, all die Ruhe, alles weiter geben, wie Sie es sich wünschen und wie Sie es stets getan
haben, aber ohne Zigarette. Denn es kann nichts von einem Gegenstand kommen, was Sie nicht selbst
hineingelegt haben, und jetzt ist es an der Zeit, dies wieder zurückzunehmen, zu sich, wo es hingehört.
Und Sie können sich in Zukunft genau das, was Sie sich bisher mit der Zigarette geholt haben, auf eine
neue Art und Weise holen und Sie wissen ganz genau, wie Sie gut für sich sorgen können, ohne dabei auf
eine äußerliche Sie schädigende Krücke angewiesen zu sein. Und vielleicht haben Sie in den letzen Tagen
ANHANG 292
schon für sich eine Art entdecken können, wie Sie mit den für Sie gefährlichen Situationen umgehen können
und eine neue individuellere und fantasievollere und vor allem gesündere Art gefunden, wie Sie in
Zukunft leben werden. Sie können sich auch Zeit lassen, und in Ruhe nachspüren, welches die passende
und für Sie geeignete Art und Weise ist, sich in diesen Situationen auszudrücken. Und Sie werden ganz
genau wissen, wie Sie sich den Genuß verschaffen können - ohne Zigarette und Sie haben all die Jahre
über genossen und wer gelernt hat, mit Zigarette zu genießen, der kann das ohne Zigarette erst recht und
es geht viel leichter. Und vielleicht spüren Sie all diesen Genuß in Ihrer Hand pulsieren und sich in Ihrem
Körper ausbreiten, in Sie selbst zurück, während die Zigarette nur noch eine leere Hülle ist, die Sie genauso
gut für immer fallen lassen können, um die Hand wieder frei zu haben für die Dinge, die Sie wirklich
tun möchten.
Reorientierung
Lassen Sie sich die Zeit, die sie brauchen, um hierher zurückzukommen in diesen Raum...
10 und mit jeder Zahl können sie mehr zum Nichtraucher werden
9 ist eins mehr
8 achtsam sein
7 ist eine magische Zahl
6 Adler in einem Nest
5 Klauen an jeder Hand
4 und sie können tief durchatmen
3 und die frische Luft in ihren Lungen spüren
2 und immer wacher werden
1 eins sein mit sich und in sich alles haben, was Sie brauchen
293 ANHANG
Sitzung 3:
Sicherer Ort, Wohlfühlkugel und Rückholanker
Nach Möglichkeit Klientengeschichten verwenden und einbauen. Mit jedem Ausatmen Anspannung loslassen
und mit jedem Einatmen Entspannung einatmen... Atemluft und Atemlust im Körper strömen
lassen... Ressourcenbild.... Wohlfühlkugel... dieses Bild wird genau dann da sein, wenn Sie es brauchen....
Und Sie können dieses Bild zu jeder Zeit wieder auftauchen lassen, wenn Sie es brauchen. Mit jedem
Atemzug können Sie tiefer und tiefer entpannen, sich aus Ihrem Atem eine Wohlfühlkugel entstehen lassen,
nehmen Sie die Farbe war, dieses Wohlfühlbereichs, der sich um sie erstreckt, atmen Sie den Duft ein,
fühlen Sie... mit jedem Atemzug... mehr Sicherheit... mehr Wohlgefühl... Erinnerungen, die Ihnen gut tun,
Ihnen diese Sicherheit geben... und Sie spüren die Sicherheit, immer tiefer gehen zu können, neue, ungewöhnliche
Erfahrungen zu machen, Mut dazu zu haben und dabei die Sicherheit, gut geführt zu werden
und auch sich selbst ein guter Führer zu sein, Ihr Unbewußtes weiß ganz genau, welche neuen Wege gut
für Sie sind, und wann immer etwas Ihnen nicht so gut tut, haben Sie Ihr Unbewußtes als starken Helfer,
und Sie werden von selbst und mit Leichtigkeit wissen, welcher Weg der Richtige für Sie ist, und diesen
Weg einschlagen, ganz von selbst, vorwärts, zurück und in immer genau die Richtung, die für Sie die Beste
ist... mit dieser Sicherheit fühlen Sie sich mutig und stark, haben Lust, etwas ungewöhnliches zu erleben
und zu probieren... wie ein neues Gericht, das sie probieren, aber nicht aufessen müssen, wenn Sie nicht
mögen, und mit dieser Sicherheit gehen Sie immer so und genauso weit, wie es Ihnen gut tut.
Vertiefung
Und während Sie Ihren Empfindungen nachgehen, können Sie weiter und tiefer in Trance gehen. Und
vielleicht mag ein Teil von Ihnen tiefer nachspüren, wo sich die Trance vertieft und welches Motiv Sie
brauchen, um besser und tiefer in Trance zu gelangen. Und die einfachste Art in Trance zu gehen ist, hinein
zu rutschen, ganz ohne Anstrengung, scheinbar von alleine. Und dabei brauchen Sie nichts zu tun, so
wie auf einer Rutsche - wenn Sie einmal angefangen haben. Und Sie können sich diese Rutsche vorstellen,
die am Anfang eine rote Farbe hat - und vielleicht spüren Sie diese alte und immer noch vertraute Bewegung
des Körpers, wie es ist, sich auf einer Rutsche anzuschubsen. Und Sie können sich schon jetzt freuen
auf dieses schöne tiefe Hinabgleiten, ohne irgend etwas tun zu müssen und dabei tiefer und tiefer in Trance
zu gehen. Und während Sie loslassen, kenn Sie vielleicht auch schon das Motiv Ihrer Reise. Sie können
ganz in Ihrem Tempo weiter auf dieser Rutsche hinab gleiten, während Ihre Sinne sich in der Farbe dieser
Rutsche vertiefen. Und indem Sie weiter hinab rutschen, ändert sich die Farbe, jetzt wird sie orange. Und
Sie können mit Staunen und mit freudiger Überraschung dieser tiefen Empfindung nachspüren... während
Sie weiter und tiefer in Trance gehen.
Nutzung der Trance: "Im grünen Bereich"
Und wieder ändert sich die Farbe der Rutsche, jetzt wird sie grün, und Sie spüren schon jetzt, daß Sie
voller Stolz tiefer und tiefer atmen und Sie wissen in Ihrem tiefsten Inneren, daß dies gut für Sie ist. Sie
können diese tiefe Entspannung und diese entspannte Tiefe Ihres Inneren genießen. Und gerade so, wie
Sie jetzt im grünen Bereich angekommen sind, so werden Sie auch anderes erspüren können, wenn Sie
wollen. Sie haben die Kraft, sich selbst immer und immer wieder in Ihren eigenen grünen Bereich zu bringen,
wenn Sie einmal tief durchatmen und Sie können dann ganz tief in Ihrem Inneren spüren, wie gut das
tut - im grünen Bereich zu sein. Und Sie können sich alle Zeit lassen, die Sie dafür brauchen, denn es gibt
eine richtige Zeit für die Dinge...und dennoch wird Ihnen auch hier... immer mal wieder Ihr Rauchwunsch
begegnen... und das kann sein, wie einen alten Bekannten zu treffen, der eingeladen oder ohne Einladung
vorbei kommt... Stellen Sie ihn sich genau vor: Wie sieht er aus, der Gast: ein Mann, eine Frau? Wie groß,
wie klein? Wie alt, wie jung? Was für Kleidung trägt die Person, und: wie ist ihr Ausdruck... ihre Haltung?
Steht die Person mit ausgebreiteten Armen da oder verschlossen? Und die wichtigste Frage: Wie begrüßen
Sie den Rauchwunsch? Wie verabschieden Sie ihn? Was müssen Sie tun, damit er auch wieder geht? Finden
Sie es heraus... was will die Person noch von Ihnen? Welches ist die richtige Art, sie wieder zum Gehen
zu bewegen? Gehen Sie dem nach, während Sie sich eine Geschichte anhören:
ANHANG 294
Malermethapher
Und ich weiß nicht, ob Sie die Geschichte kennen von dem König und dem Maler... dieser König besaß
einen kostbaren Vogel. Als der Vogel in die Jahre gekommen war, beschloß der König, ihn in einem Portrait
verewigen zu lassen. Dazu ließ er den besten Maler seines Landes kommen. Der Maler erklärte sich
bereit, den Auftrag zu übernehmen. Allerdings erbat sich der Maler ein Jahr, um das Werk zu vollenden.
Nach einem halben Jahr schickte der König einen Gesandten aus, um sich nach dem Fortschritt der Arbeit
zu erkundigen. Dieser zurück und berichtete: „Das Bild ist noch nicht vollendet." Nach neun Monaten
beschloß der König erneut einen Gesandten auszuschicken, um die Arbeit voranzutreiben. Jedoch
auch diesmal kehrte der Gesandte unverrichteter Dinge zurück und sagte: „Erst in drei Monaten wird das
Bild vollendet sein." Drei Tage bevor die Frist abgelaufen war, zog der König mit seinem Hofstaat los,
sich sein Bild zu holen, so ungeduldig war er. Der Maler war jedoch unnachgiebig und meinte: „ Ein Jahr
und keinen Tag weniger brauche ich um das Bild zu vollenden." Das mißfiel dem König. Am Morgen des
Tages, an dem das Jahr vorbei war, drängten alle in das Atelier des Malers, um das Bild zu bewundern.
Dort fanden sie jedoch lediglich den Maler vor einem leeren Blatt Papier. Er griff nach seinen Pinseln und
brachte innerhalb von drei Minuten mit wenigen, aber gezielten Pinselstrichen den Vogel zu Papier. Alle
waren begeistert von der Schönheit seines Werks, nur der König wurde wütend und fragte: „Du hast nur
drei Minuten zur Fertigstellung des Bildes gebraucht. Warum hast Du mich ein Jahr warten lassen?" Der
Maler ging wortlos zu einem großen Schrank und öffnete die Türen. Heraus fielen über tausend Skizzen
und Studien, die alle den Vogel zum Gegenstand hatten. Da sagte der Maler: „Ein Jahr verbrachte ich
damit zu üben, um meinem König ein perfektes Abbild seines Lieblingsvogels zu erstellen."
Nutzung der Trance: "Red Ballon"
Verabschiedung vom Rauchwunsch vollziehen...Besuch wird gelegentlich wieder vorbei schauen...und Sie
können umhergehen, weiter schweifen...und ich weiß nicht, ob Sie eine kurze Strecke zurücklegen oder
einen längeren Weg vor sich sehen... können Sie vor sich einen großen roten Ballon sehen, und Sie wissen
ganz genau, daß dieser Ballon nur auf Sie gewartet hat. Vielleicht hat er schon seit Jahren auf Ihre Ankunft
gewartet, und Sie wissen, daß jetzt genau der richtige Zeitpunkt ist. Und mit jedem Schritt, den Sie weiter
auf den Ballon zugehen, wird Ihnen klarer und klarer, warum Sie hierher gekommen sind und was Sie hier
und heute an diesen Ballon an Ballast abgeben dürfen. Und ich weiß nicht, was Sie alles in den Korb des
Ballons hineinlegen werden, aber ich bin ganz sicher, daß Sie genau wissen, was da hinein gehört und daß
Platz sein wird für alles was Sie hineinlegen wollen. Und Sie wissen ganz genau, daß jetzt die Zeit gekommen
ist, all die Päckchen, die Sie immer mit sich herumgetragen haben, endlich abzugeben. Nehmen Sie
sich alle Zeit, die Sie brauchen um in Ruhe die Dinge hineinzulegen und sich in Ruhe zu verabschieden
von allem, was Sie abgeben wollen. Wenn Sie nun alle Päckchen abgegeben haben, werfen sie einen letzten
Blick darauf und machen das Seil, das den Ballon hält, los. Und Sie können die große Erleichterung
spüren, und Sie werden wieder Aufatmen können... das große Aufatmen... und vielleicht noch einmal tief
durchatmen, wenn der Ballon ganz leicht und ohne Ihr Zutun davon schwebt und immer kleiner wird...
und schließlich ganz verschwindet. Und auf der anderen Seite gibt es all die Dinge, die es lohnt, zu bewahren
und zu behalten... und all diese Schätze... können Sie in einem Schatzkästchen ablegen... wohl verwahrt...
immer da, wenn Sie sie brauchen. Und Sie werden ganz genau wissen, daß Sie von nun an im grünen
Bereich bleiben und Sie können einen Monat oder ein Jahr oder 5 oder 10 Jahre nach vorne gehen in
Ihrem Leben und sich erleben, und an allem was Sie an dieser Person wahrnehmen können, erkennen Sie,
daß sie im grünen Bereich ist... im grünen Bereich sein... denn diese Person kann tief durchatmen, sieht
gesund aus und weiß genau, was ihr gut tut und kann ihr Leben genießen...sie hat eine reine Haut...frisch
und frei...riecht gut... und kann genießen... Und der Genuß ist es, der bleibt, während die Päckchen schon
längst fort sind... Und weil die Päckchen schon fort sind, ist nachher - wenn Sie wieder zurück in diesem
Raum sind, für jeden von Ihnen die Zeit gekommen, aufzustehen und Ihr Zigaretten-Päckchen, das Sie
jetzt schon drei Tage und viele Jahre dabei hatten, in diese Kiste zu legen, die darauf wartet - auf Ihr
Päckchen.
295 ANHANG
Reorientierung
Lassen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen, um hierher zurückzukommen in diesen Raum und das kann
jetzt oder aber auch in zwei Minuten sein. Ich werde jetzt von 10 bis ein rückwärts zählen und mit jeder
Zahl können Sie sich wacher und frischer fühlen und hierher zurückkehren.
10 und mit jeder Zahl werden Sie mehr zum Nichtraucher
9
8 Achtsam sein, achtgeben auf sich
7
6 fast der halbe Weg
5
4 und Sie können tief durchatmen
3 und die frische Luft in Ihren Lungen spüren
2 und sich frisch und erholt fühlen
1 und wach hier ankommen.
LEBENSLAUF 296
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Lebenslauf
Cornelie Charlotte Schweizer
Madergasse 5
72070 Tübingen
Persönliche Daten:
Geburtstag und -ort: 29. August 1967 in Ehingen
Familienstand: unverheiratet, zwei Söhne, geboren 1989 und 1991
Ausbildung:
Schule:
1974 - 1978 Grundschule, Isny
1978 - 1985 Gymnasium, Isny
1986 - 1988 Gymnasium, Tübingen (Allgemeine Hochschulreife)
Studium:
1993 - 1999 Psychologiestudium an der Universität Tübingen
1999 Abschluß Psychologie Diplom
Zusatzqualifikationen:
1995 - 2000 Paar-und Familientherapieausbildung am IF-Weinheim
1998 - 1999 Hypnotherapieausbildung (MEG)
1999 - 2002 Ausbildung in systemischer Supervision (IFW, SG)
Berufstätigkeit:
1998 - Freiberufliche Trainerin für Kommunikation, Teamentwicklung,
Qualitätsmanagement, Moderation und Präsentation
1999 - Psychotherapeutische Tätigkeit in der Hypnotherapeutischen Ambulanz
des Psychologischen Instituts der Universität Tübingen
2001 - Assoziierte Mitarbeiterin des Instituts für Familientherapie in
Weinheim
2002 - Dozentin am Zentrum für Konfliktmanagement der Universität
Tübingen
2003 - Freiberufliche Tätigkeit als systemische Supervisorin
Auslandsaufenthalt:
1985 - 1986 Au-Pair-Aufenthalt in Marseille, Frankreich